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Viel Neues schon vor der Ankunft
Liebe Menschen aus unserem Umfeld, Silvana und Raphael, leben derzeit aus beruflichen Gründen in Kairo und das veränderte unser Denken über die Stadt. Da unklar ist, wie lange dieser Aufenthalt dauert, packten wir die Gelegenheit zeitnah beim Schopf und sagten der Einladung zu. Der Ehrlichkeit halber will ich gerne zugeben, dass ich die treibende Kraft zu dieser Reise war und Helmut mit wenig Begeisterung an diesen Trip dachte. Die unklare politische Situation durch die Nähe zum Krieg am Gazastreifen und die ganz andere Lebenskultur machten ihm Bange. Gespräche mit Raphael und Silvana konnten ihn soweit beruhigen, dass er unserer Reise zustimmte.
Beruhigend für uns war, dass wir den Hinflug mit Raphael gemeinsam buchen konnten. Er fliegt regelmäßig dorthin und kennt sich aus. Die Fahrt zum Flughafen nach Frankfurt verlief problemlos. Ein herzlicher Dank an dieser Stelle nochmal für den unkomplizierten Bring Dienst. Die Temperatur lag bei ca. 20 Grad und es regnete mal wieder. Es freute uns, diesem Wetter ein paar Tage zu entfliehen.
Bei Flügen in Nicht-EU-Länder ist das Procedere der Kontrollen am Flughafen intensiver und uns – mangels Erfahrung – natürlich nicht vertraut. So gab es in Frankfurt 2 Check-in-Kontrollen. Das zweite Mal war die Grenzkontrolle der EU. Auf längeren Flügen gibt es für jeden Sitzplatz einen Fernseher. Man kann die Route verfolgen, Filme anschauen und auch die Sicherheitsvorschriften werden darauf übertragen. Mich beeindruckte, dass kurz vor dem Start ein kurzes arabisches Gebet erklang. Ich denke nicht, dass es mit den schlechten Flugkünsten des Piloten zu tun hat, sondern mit gelebter Religiosität und das gefällt mir.

Im Flugzeug der ägyptischen Airline wird arabisch und englisch gesprochen. Es dauerte wieder mal eine kleine Weile, bis der Klick im Kopf auf Englisch umgeschaltet hatte. Spätestens bei der Essensbestellung und der Frage nach „Beef or Chicken“ konnten wir die grundsätzlich wichtigen Vokabeln wieder abrufen*lach. Das Essen war übrigens lecker!
Im Flugzeug erhielten wir einen kleinen Zettel zum Ausfüllen. Mein Englisch war schon so gut, dass ich dachte, das wäre für die Getränkebestellung…. Nein, das war es definitiv nicht, sondern die Vorbereitung für das Visum bei der Einreise in Ägypten*schäme mich ein bisschen*lach. Dank der Hilfe des netten Sitznachbarn (wir hatten leider keinen 3-er Sitz mehr erwischt und Raphael saß separat) konnten wir alles richtig ausfüllen. Eine Rubrik war nur mit arabischen Zeichen versehen und vermittelte uns eine Ahnung, wie das mit Lesen in den nächsten Tagen so werden würde…
Nach Kairo sind es nur 4 Flugstunden und die Zeitverschiebung beträgt eine Stunde nach vorne. Beim Landeanflug kurz nach 20 Uhr war es schon dunkel. Die vielen Lichter unter uns sahen super schön aus und wir staunten über die unglaubliche Größe dieser Stadt. Der Anflug bei Nacht und auch noch bei Vollmond war sehr beeindruckend!
Nach der Landung marschierten wir hinter Raphael her und freuten uns sehr, dass er dabei war. Ansonsten wären wir zwei Landeier wohl ziemlich verloren gewesen. Der erste Weg führte uns in ein Office, in dem wir das Visum beantragten. Gegen 25€ Bargeld erhielten wir nach strenger Gesichtskontrolle den Stempel in unserem Reisepass. Damit ausgestattet konnten wir an die Einreiseschalter gehen, wo wir nochmals streng begutachtet wurden. Unter diesen prüfenden Blicken hat man gleich die Neigung, seine Unschuld zu beteuern – egal für was. Die Koffer am Kofferband abzuholen war eine leichte Übung und dann machten wir uns auf den Weg aus den klimatisierten Räumen nach draußen.
Angenehm warme Luft umgab uns – ein sehr positiver Kontrast zu dem Wetter vor wenigen Stunden. Silvana holte uns ab und wir freuten uns miteinander auf spannende Tage. Mit dem Taxi fuhren wir etwa eine Stunde zur Wohnung der Beiden. Da wir viel zu erzählen hatten, verging die Zeit wie im Fluge. Uns fiel wohl auf, dass der Straßenverkehr etwas, hm, sagen wir mal unkomplizierter ablief als in Deutschland, aber darüber machten wir uns wenig Gedanken.
Im neuen Domizil angekommen staunten wir über die tolle und große Wohnung. Wir wussten von einem Gästezimmer für uns, aber dass da auch ein separates Bad und Klimaanlage dazugehörten, wussten wir nicht. Super! Das entspannt manche Situation ungemein *lach.
Ein liebevoll gedeckter Tisch lud zu einem leckeren Abendessen ein. Ausgiebige Gespräche hinderten uns daran, zu vernünftigen Zeiten ins Bett zu gehen – aber dazu haben wir ja zu Hause wieder Zeit.
Silvana musste am nächsten Tag, dem Donnerstag, arbeiten. Raphael verwöhnte uns mit einem leckeren Frühstück und frisch gestärkt starteten wir in den Tag.
Schön finde ich es immer wieder in den islamischen Ländern, wenn man morgens vor Sonnenaufgang und bis zu 5-mal am Tag den Muezzin singen hört. Es hat für mich etwas Heiliges und wir sahen auf unserer kurzen Reise oft Menschen, die irgendwo in einer Ecke knieten und beteten. Bei uns macht man das im stillen Kämmerlein und geniert sich ein wenig, wenn man zugibt zu beten…
Raphael musste noch ein paar Besorgungen machen und wir begleiteten ihn gerne dabei. Hatten wir doch die Gelegenheit, einen Einblick ins ganz normale Leben in Kairo zu bekommen. Amüsiert hat mich, als ich beobachtete, wie im Supermarkt eine Frau den Boden wischte und ein Mann mit einer großen Pappe in der Hand hinterher wedelte, damit es gleich trocken ist und niemand ausrutscht. Eigentlich praktisch und 2 Arbeitsplätze gesichert. An der Kasse musste niemand seinen Einkauf selbst einpacken. Dafür sind Menschen angestellt, die das für einen machen. Man kennt das auch aus Amerika und ich finde es gut. Viele Produkte, die ich nicht kannte nahmen mich ziemlich gefangen. Die beiden Männer wollten einkaufen und fertig – ich könnte stundenlang schauen, habe mich dann aber der Mehrheit gebeugt *lach.
Eindrücke vom Straßenverkehr
Ganz normales Leben in Kairo bedeutet auch von A nach B zu kommen. Ich will an dieser Stelle über den Straßenverkehr schreiben (das kommt noch öfters): ein absolutes Abenteuer wenn man die deutsche Mentalität in sich hat! Es gibt auf der dreispurigen Hauptstraße (einer Autobahn?) – also drei Spuren in eine Richtung, durchaus Kennzeichnungen der Spuren. Nur hält sich niemand dran. Es fahren 5 Autos nebeneinander und Mopeds düsen durch jede kleine Lücke. In den wenigen Tagen in Kairo konnte ich leider das System, nach dem gehupt wird nicht erkennen. Es gibt aber eines!!! Ich vermute mal, einmal kurz hupen bedeutet: pass auf, ich fahre rechts an dir vorbei. Zweimal kurz hupen bedeutet: ok, ich habe dich verstanden. Länger hupen bedeutet: das war jetzt aber doof. Übrigens wird in aller Regel nur kurz gehupt und Unfälle haben wir keine gesehen, obwohl wir viel unterwegs waren. Auch hat sich die Huperei nicht aggressiv angefühlt. Ach ja, ab und zu, wenn es gerade passt, wird im Kreisverkehr auch einmal abgekürzt, also nicht außen herum gefahren, sondern den kürzesten Weg genommen …
Da wir ständig mit dem Taxi unterwegs waren, beobachtete ich gerne die Fahrer. Angeschnallt wird sich nur dort, wo zügig gefahren wird und nur vorne. Kommt man in die innere Stadt, wo der Verkehr zäh fließt, schnallt man sich ab. Beide Hände am Lenkrad zu halten, geht nicht, weil eine Hand ja das Handy halten muss, mit dem auch navigiert wird. Nur wenige Fahrer hatten eine Halterung fürs Handy. Manche Fahrer hatten wirklich gepflegte Autos, ab und zu hatten wir allerdings auch sehr – sagen wir mal: benutzte Autos. Auf dem Tacho standen mehr als einmal über 600.000 km.



Daran, mit einem Taxi zu fahren, mussten wir uns erst gewöhnen. In Deutschland ist das einfach nur teuer und für uns auf absolute Ausnahmen beschränkt. In Ägypten sieht das anders aus. Für eine Stunde Taxifahrt (die km kann ich nicht abschätzen) zahlt man ca. 10 €. Über die Firma Uber, die weltweit vertreten ist, kann man an jedem Ort und zu jeder Zeit ein Taxi per App anfordern. Über die App bekommt man die Information, welcher Fahrer die Tour angenommen hat und wann er da ist. Man kann sogar genau verfolgen, wo er sich gerade befindet und dann zielgerichtet z. B. einen schattigen Platz verlassen um einzusteigen. Die Autonummer, Autotyp und Farbe, der Name und ein Foto des Fahrers werden gleich mitgeliefert. Da hätten wir ohne Raphael wieder ein Problem gehabt, denn wir konnten die Nummernschilder in arabischer Schrift nicht lesen. Auch die Zahlen sind arabische Schriftzeichen.
Pyramiden von Gizeh
Zum Straßenverkehr komme ich später noch einmal zurück. Jetzt will ich erst unseren tollen Ausflug zu den Pyramiden und der Sphinx beschreiben. Mit dem Taxi fuhren wir nur wenige Kilometer bis zu unserem Ziel. An diesem Tag waren 40 Grad Hitze gemeldet. Man bedenke, dass wir uns knapp 24 Stunden vorher noch im Regen bei 20 Grad befanden.
Von weitem konnten wir die Pyramiden schon erblicken und es fühlte sich irgendwie surreal an. Als wir dann durch den heißen Sand darauf zugingen, und die Pyramiden immer größer wurden, konnte das mein Kopf nicht mehr fassen. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, aber ein Teil von mir wusste, wo ich war und ein anderer Teil kämpfte mit der Hitze. Die Sonne brannte wirklich erbarmungslos und die Schildkappe als Sonnenschutz war zu wenig. Der Sand von unten strahlte die Hitze ab und in mir war das Gedankenkarussell: du stehst an den Pyramiden von Gizeh und fällst jeden Moment um. Szenen aus Filmen, die in der Wüste spielten, schlichen sich immer wieder in meine Wirklichkeit… und ja, für alle die sich jetzt Gedanken machen: ich hatte genügend getrunken und Wasser dabei. Ohne Wasser geht man dort nicht aus dem Haus!!

Trotz meines Zustandes konzentrierte ich mich immer wieder auf DAS Ereignis in meiner Realität: ich war in Ägypten und stand vor der Cheops-Pyramide. Die unterste Reihe der Steine der Pyramide war schon höher als ich, die gesamte Höhe beträgt 139 m. Unfassbar was Menschen vor ca. 5000 Jahren geschaffen haben. Man kann die Cheops-Pyramide auch von innen besichtigen. Wer mich kennt, weiß, dass ich mir so etwas nicht entgehen lassen möchte. Raphael sah wohl meinen Zustand und wies mich darauf hin, wie Menschen, die drinnen waren aussahen: pitschnass geschwitzt und ziemlich erschöpft. Außerdem gab es eine Warteschlange in der prallen Sonne. Er machte den Vorschlag in eine Mastaba neben den Pyramiden zu gehen. Dort wurden wichtige Menschen der damaligen Zeit begraben – aber eben keine Könige. Die Gräber sind nicht so groß, nicht so bekannt und deshalb auch nicht so überlaufen. Einen Eindruck, wie sich eine Pyramide von innen anfühlt kann man dort auch bekommen.


Auf dem Weg dorthin, wieder durch den heißen Sand, heiße Felsen und pralle Sonne wurden wir immer wieder von Händlern angesprochen, die uns zu einem Kamel-Ritt, Pferde-Ausritt, einer Kutschfahrt und allem möglichen überreden wollten. Auch allerlei Schmuck, Amulette und Tücher wurden feilgeboten – so wie überall auf der Welt, wo viele Touristen hinkommen – und doch wieder ganz anders. Ich sah nur den Eingang zu dem Grabmal und den Schatten davor – das war mein Ziel.


Zwei Araber in weißen Gewändern bewachten den Eingang. Irgendwie wirkte das wie ein Film Sie hatten eine Sitzbank für sich im Schatten stehen und da fand ich erst mal einen Platz. Auf Fotos konnte ich später meinen roten Kopf sehen – oje, kein Wunder waren die so nett zu mir. Wahrscheinlich machten sie sich Sorgen um mich *lach.
Es stellte sich heraus, dass einer der beiden Herren am Eingang schon oft in Deutschland war und gerne nach Garmisch zum Skifahren fährt. Da habe ich erst mal Bauklötze gestaunt. Was für ein Kontrastprogramm: hier bewacht er bei 40 Grad die Grabkammer und dort fährt er Ski. Er freute sich, dass er seine Deutschkenntnisse auffrischen konnte und ich freute mich, dass ich eine Erholungspause im Schatten hatte.


Der Weg in die Grabkammer überraschte mich auch: in meinem Kopf ging es nach oben – in Wirklichkeit ging es tief unter die Erde. Kleidungstechnisch hatte ich mit meinem Sommerkleid die falsche Wahl getroffen. Eine Hose wäre besser gewesen. Aber ich hatte Glück, denn auf dem Weg nach oben und nach unten war niemand hinter mir *lach.
Tief unter der Erde war es nicht kühl, sondern stickig und feucht. Das Gefühl in einer Grabkammer zu stehen fand ich nicht sehr intensiv. Das lag vermutlich auch an meinem Zustand. Wir ließen die Atmosphäre eine Weile auf uns wirken und beobachteten andere Touristen, die den gleichen Weg auf sich genommen hatten.


Als wir wieder oben ankamen, gab ich dem arabischen Skifahrer 2 Euro, dafür dass die beiden mir eine Erholungspause ermöglichten. Achje, damit hatte ich etwas losgetreten: Er lief mir nach, schenkte mir ein Beduinentuch und zeigte mir, wie das richtig zu tragen ist. Ein Amulett und einen Anhänger bekam ich auch noch. Helmut konnte sich mit Mühe entziehen, auch ein Tuch anziehen zu müssen/dürfen/sollen. Er nahm nur das blaue Amulett dankend an. Raphael brachte sich in „Sicherheit“, indem der einfach los marschierte.
Die Idee, einmal um die Pyramiden zu laufen, verwarfen wir. 40 Grad sind einfach zu heiß. Ich staunte über Helmut: ihm machte die Hitze nichts aus. Raphael offensichtlich auch nicht. Auf dem Weg Richtung Taxi gab es einen schönen Platz mit Sitzgelegenheit, Schatten und Ausblick auf Kairo. Dort legte ich mich ein wenig hin und begann Globulis gegen Hitzschlag und Überanstrengung zu futtern. Relativ zügig spürte ich eine kleine Verbesserung, aber trotzdem war mir klar, dass ich den Weg bis ganz runter zur offiziellen Straße zu Fuß durch diese sengende Hitze nicht schaffen würde. Der Alptraum war für mich, dass ich umkippe und hier ins Krankenhaus käme!!!


Wir überlegten gemeinsam, was der beste und schnellste Weg nach unten sein könnte und entschieden uns für eine Pferdekutsche (Taxis dürfen nicht so weit nach oben fahren). Raphael machte sich auf den Weg um ein passendes Gefährt zu suchen und einen guten Preis zu verhandeln.
Während ich diese Zeilen schreibe muss ich lachen: ob ich das auch gemacht hätte, wenn ich gewusst hätte ….??
Voll sportlich quälte ich mich in die Pferdekutsche, Raphael neben mir und Helmut mit halbem Podex in der Mitte. Für drei ganze Po´s war es zu eng. Ein junger stürmischer Kutscher wollte wohl zeigen, wie gut er sein Gefährt im Griff hat und zwang das Pferd zu einer engen Wende. Dabei stand eine andere Pferdekutsche im Weg und da diese nicht beladen war, wäre sie beinahe umgefallen. Ich bin kein Pferdekenner, aber so etwas macht man nicht!! In unserer Situation hieß das: Schnabel halten und hoffen, dass wir heile unten ankommen.


Ich konnte die Kutschfahrt an den Pyramiden vorbei wirklich genießen. Als der stürmische Kutscher sein Pferd zu mehr Tempo antreiben wollte, konnte ich ihn mit dem Hinweis, dass er eine alte Oma an Bord hat, die gerne langsam fahren möchte, ausbremsen. Auch alt sein hat seine Vorteile *lach.
Das Abenteuer begann, als die Teerstraße steiler wurde. Ausgewählte Reisebusse durften bis zu einem Busparkplatz, der etwa auf der Hälfte der Strecke liegt fahren und die Pferdekutschen wurden auf einen sandigen Weg umgeleitet. So weit so gut. Nach wenigen Metern waren Löcher in diesem Weg von ca. 50 cm Tiefe. Ich hatte Angst, dass die Kutsche nach links = auf meine Seite kippt und die beiden Herren neben mir auf mich fallen würden. Kurze Zeit später das Gleiche in die andere Richtung = ich würde weich fallen.
Ab und zu hatte es den Anschein, dass das Pferd die schwere Last mit uns 4 Personen nicht ausbremsen kann. Dann sprang der Kutscher ab und versuchte das Pferd wieder in eine Bahn zu lenken. Die ganzen Aktionen waren so hektisch und unkontrolliert, dass es mir himmelangst war und wir uns nur irgendwo festhielten (deshalb gibt es davon auch keine Fotos). Auf Höhe der Sphinx war unsere Fahrt zu Ende und ich konnte wieder atmen *lach. Wir überlegten später, warum man diese Löcher im Weg nicht einfach zu macht? Da plagen sich jeden Tag x Kutscher mit ihren Pferden und niemand ändert etwas.


Die Sphinx schauten wir uns vom Weg aus an. Sie stellt einen liegenden Löwen mit einem Menschenkopf dar und soll die Pyramiden, also die Grabstätten der Könige, bewachen. Die Nase fehlt tatsächlich und es stellte sich mir die Frage, ob das wirklich Obelix war?
Irgendwann laufe ich das alles einmal ab: morgens um 6 oder 7 Uhr bei unter 30 Grad mit ein paar Tagen Zeit, um mich an das Klima zu gewöhnen!!!
Unser Weg führte uns mit dem Taxi zu einer Shopping-Mall. Dort gab es etwas zu essen und zu trinken und es war alles klimatisiert. Eine Cola brachte so langsam meine Lebensgeister wieder zurück. Ich sage es immer wieder: Cola ist Medizin, kein Alltagsgetränk *lach – für mich!
Ein schönes Erlebnis hatte ich in dieser Mall. Ich muss ein wenig ausholen, weil bei uns in Deutschland die Gegebenheiten meistens anders sind. Es gibt je nach Geschmack viele verschiedene Möglichkeiten etwas zum Essen zu holen. Gegessen wird dann an einer gemeinsamen Stelle. Ich kenne das von Deutschland so, dass theoretisch jeder seinen Müll selbst weg bringt, praktisch aber alles ziemlich unappetitlich ist.
In Ägypten ist es so, dass man seinen Müll stehen lässt und eine dort angestellte Frau alles weg räumt und den Tisch abputzt. Ich finde das super! Helmut suchte eine Toilette um sich vor dem Essen die Hände zu waschen. Er konnte keine finden. Da ich das gleiche Bedürfnis hatte, überlegte ich nach einer Lösung: die gleiche Wege abzulaufen bringt nichts. Also fragte ich genau jene Frau, die die Tische abräumte nach dem Weg zur Toilette. Sie sprach arabisch – ich nicht… Das Wort Toilette verstand sie wohl und wies mit freundlichem Lächeln mit der Hand den Weg: rechts, rechts, links und da *lach. Ich wiederholte, ebenfalls nur mit der Gestik, und wir freuten uns beide über unsere Art der Völkerverständigung.
Nach dem Essen ließen wir uns nach Hause bringen und ich sank erstmal ziemlich k.o. ins Bett. Als Silvana von der Arbeit nach Hause kam, hatten wir viel zu erzählen. Sie kann von ihrem Arbeitsplatz aus übrigens jeden Tag die Pyramiden sehen.
Abends gingen wir in ein nettes Lokal zum Essen. Eigentlich wollten wir draußen sitzen, denn es waren wieder angenehme Temperaturen. Viele Fliegen hätten uns den Spaß am lecken Essen allerdings verdorben und deshalb entschieden wir uns für die klimatisierten Innenräume. Nach einer Weile fühlte sich das an wie im Kühlschrank… mir kann man auch nix recht machen *lach.
Auf dem Heimweg machten wir noch einen ausgiebigen Rundgang in dem Compound, in dem die Beiden ihre Wohnung haben. Ein Compound ist eine abgeschlossene Wohnsiedlung und es kann kein Unbefugter hinein. Solche Compounds gibt es viele und ich kann sagen, dass man sich wirklich sicher fühlen kann. Dort wo unser Domizil war gibt es 4 Pools, ein Fitness-Center und sehr gepflegte Gärten. Uns fiel auf, dass manche Autos auf den Parkplätzen innerhalb des Compounds einen Scheibenwischer nach oben gestellt hatten. Raphael klärte uns auf, dass dies das Zeichen sei, dass das Auto gewaschen werden soll. Auch cool, wenn man morgens zu seinem sauberen Wagen kommt.


Nach einem schönen gemeinsamen Abend konnten wir nach diesem erlebnisreichen Tag wirklich schlafen wie die Babys. Übrigens kühlte es nachts soweit ab, dass wir mit offenem Fenster schliefen. Die Klimaanlage brauchten wir nicht.
Fahrt im Taxi durch die Stadt
Der Freitag ist in Ägypten so, wie bei uns der Sonntag. Geschäfte haben offen, aber Ämter, Ärzte usw haben geschlossen, wie bei uns sonntags auch. Wer mich kennt, weiß dass ich ein christlicher Mensch bin und regelmäßig Gottesdienste besuche. Zu Hause ist das einfach, im Urlaub manchmal etwas umständlich, aber immer sehr bereichernd, einmal woanders reinzuschauen. Diese Gelegenheit hatten wir an jenem Freitag in einem ganz anderen Kulturkreis. In Ägypten werden Christen kritisch beobachtet, wie bei uns die Moslems. Es ist mancherorts unklug, sich zum Christentum zu bekennen und es kann heute noch Nachteile mit sich bringen. Deshalb treffen sich Christen unserer Glaubensgemeinschaft in einem normalen Wohnhaus, das von außen nicht als Kirche erkennbar ist.
Wir bestellten schon sehr früh ein Taxi und freuten uns auf das, was auf uns wartete. Tja, am frühen Freitagmorgen (man stelle sich den frühen Sonntagmorgen zu Hause vor) gibt es vermutlich nicht so viele Taxifahrer, die schon unterwegs sein wollen. Wir erwischten einen, der besser einen anderen Beruf ausüben sollte. Es dauerte sehr lange, bis er uns überhaupt fand. Auf der App konnten wir den fahrenden Punkt genau verfolgen und Silvana schüttelte ein ums andere Mal den Kopf über die sonderbare Wegstrecke, die er fuhr. Als er endlich da war, überlegten wir tatsächlich kurz, ob wir überhaupt einsteigen sollen *lach. Die Zeit, die wir bisher mit Warten verloren hatten, sprach für Einsteigen. Vermutlich wurde das Auto noch nicht oft gereinigt und ich weiß es nicht mehr genau, aber es hatte bestimmt 600.000 km auf dem Tacho. Der Fahrer fuhr recht unsicher. Es waren nur wenige andere Autos unterwegs – das war auch gut so!! In dem Stadtbezirk, in dem sich die Versammlungsstätte befindet, war er vermutlich noch nie und Navi lesen war auch nicht seine Stärke. Raphael wies ihm mehr als einmal die Richtung…
Ich versuchte mich abzulenken, indem ich die Eindrücke dieser riesengroßen Stadt auf mich wirken ließ. Mir fielen Frauen und Männer am Straßenrand auf, die Müll sammelten. Silvana erklärte uns, dass man hier seinen Müll einfach weg wirft und Müllsammler ihn sammeln und in einem Stadtteil von Kairo bringen. Dort wird er getrennt, nach Brauchbarem und Recycelbarem durchsucht, an die Schweine verfüttert und der Rest verbrannt. Wenn ich mich an die Stadt im Zurückschauen erinnere, habe ich sie als saubere Stadt in Erinnerung. Das augenscheinlich veraltete System scheint zu funktionieren. Viele Menschen haben Arbeit und der Müll wird ordentlich getrennt.

Wohlhabende Menschen stecken Müllsammlern ab und zu einen Geldschein zu. Laut Koran sollen Reiche den Armen etwas abgeben. Ich beobachtete es selbst ein paar Mal und es hatte für mich nie den Eindruck von Almosen, sondern von Achtung und Dankbarkeit, dass jemand diese Arbeit macht.
Es beeindruckten mich die Kontraste, die ich immer krasser empfand, je länger wir unterwegs waren. Tolle Häuser, Moscheen, Einkaufsmalls und daneben halb fertig gebaute oder verfallene Bauten. Raphael erklärte uns, dass man einen Bau hoch zieht, wenn man Geld hat und, wenn es knapp wird, dann hört man halt wieder auf. Da die Inflation so hoch ist, ist das immer noch besser, als das Geld auf der Bank zu lassen…. Das ist mir zu hoch um es zu verstehen und vermutlich denke ich zu deutsch.


In den Ruinen oder halbfertigen Häusern leben viele Menschen. Wir erfuhren, dass es sich hier meistens um nicht legal in Kairo lebende Leute handelt. Man konnte die provisorischen Unterkünfte zum Teil von der Straße aus sehen. Welche Schicksale, welche Träume, welche Enttäuschungen sich wohl dahinter verbergen … nicht zu fassen für einen einzelnen Menschen.



Die Straßen waren überwiegend super ausgebaut und ohne Straßenschäden, wie wir das von Deutschland kennen. Klar, die haben keine Frostschäden und brauchen niemals Streusalz… das ist meine laienhafte Theorie und kann von der Wahrheit weit entfernt sein! *lach
Entlang der Hauptverkehrsachse wird an einer Magnetschwebebahn gebaut und Raphael bewundert bei jedem seiner Aufenthalte den Baufortschritt. Wenn das riesige Bauvorhaben abgeschlossen ist, ist das bestimmt eine große Entlastung für den Autoverkehr.

Außer unzählbaren Taxen fahren genauso viele Minibusse, die absolut vollgestopft sind. Menschen stehen am Straßenrand und werden mitgenommen. Ich konnte oft keine Haltestelle erkennen, was aber nicht heißt, dass da keine war.


Übrigens ist man in Ägypten meistens sehr deutschfreundlich. Häufig erkennt man das an den Autokennzeichen, wenn unter dem ägyptischen ein deutsches Kennzeichen hervorschaut. Wir haben sogar ein Kennzeichen mit PF für Pforzheim gesehen *lach. Leider war ich zum Fotografieren zu langsam.


Die geplante Dauer der Fahrt zum Gottesdienst von 1 Stunde für 45 km verlängerte sich Dank der Fahrkünste unseres Taxifahrers um mehr als 30 Minuten. Ich machte mir nach dem Aussteigen ernsthafte Sorgen, ob er jemals ohne Hilfe wieder nach Hause finden würde.
Sorgen mussten wir uns auch machen, ob wir in den Gottesdienst kommen könnten… Silvana informierte zwar andere Gottesdienstteilnehmer von unterwegs per WhatsApp, dass wir etwas zu spät kommen würden. Leider schaute offensichtlich niemand kurz vor dem Gottesdienst auf sein Handy – eigentlich ja lobenswert *lach. So standen wir vor der abgeschlossenen Türe und hörten sie drinnen singen…. schade… Wir machten uns mit Pfiffen und am Tor rütteln bemerkbar und freuten uns sehr, dass wir gehört und eingelassen wurden.
Die anwesenden Gottesdienstteilnehmer schauten interessiert, wer denn da noch so spät dazu kommt. Die Predigt war natürlich auf Arabisch und die Seele hatte mehr Arbeit als der Verstand *lach. Ich mag das, wenn man sich einfühlen und Stimmung aufnehmen kann.


Ein kleiner Predigtteil war auf Englisch aber ich konnte nicht recht folgen, denn a) ist mein Englisch nicht gut genug, b) das Vokabular fehlt mir und c) war ich schon wieder ziemlich k.o.
Während der Predigt wird durchaus einmal kurz telefoniert (was will man machen, wenn gerade jemand anruft?). Es entsteht auch mal ein Dialog zwischen Prediger und Gottesdienstteilnehmer und wenn jemand (ein Erwachsener!) einschläft, wird er liebevoll und heiter wieder aufgeweckt…. Ganz anders als zu Hause. Ich wünschte, dass so Mancher, der sich in Deutschland an unsinnigen Regeln festbeißt, einmal so etwas miterlebt *lach.
Nach dem Gottesdienst verabschiedeten wir uns alle voneinander und wieder war diese Herzlichkeit zu spüren. Wir sprechen nicht die gleiche Sprache und sind kulturell komplett anders geprägt aber trotzdem im Herzen einander nah – wie bereits geschrieben: ich mag das.


Ägyptisches Museum
Wir hatten schon im Vorfeld besprochen, dass wir auf dem Heimweg ins bekannte ägyptische Museum gehen wollten. Das steht in jedem Reiseführer als dringende Empfehlung. Also riefen wir über die App wieder ein Taxi und wurden für die miese Hinfahrt entschädigt: ein Taxi de Luxe nahm uns mit und der Fahrer des super gepflegten und sauberen Fahrzeugs freute sich über unsere Freude *lach.
Wir fuhren zum neuen ägyptischen Museum. Es wurde bereits teileröffnet und wenn es komplett fertig ist, soll es das größte archäologische Museum der Welt werden. Die Architektur ist super beeindruckend und hat durchaus eine Dimension der Superlative. Von weitem sieht es schon super aus, aber je näher man kommt, erkennt man die Größe und kann sie kaum fassen.


Eine zentrale Rolle im Inneren dieses Bauwerkes spielt Ramses II, jener Herrscher der 93 Jahre alt wurde, 66 Jahre an der Regierung gewesen sein und über 100 Kinder gezeugt haben soll. Eine 11 Meter hohe Statue von ihm, die 3200 Jahre alt ist, steht inmitten der großen Eingangshalle. Von dort aus kann man in mehrere Hallen gehen. In einer Halle kann man einen Film in 3D ansehen und ist mitten im Geschehen der vergangenen Jahrtausende. In einer anderen Halle sind mehrere Sarkophagen ausgestellt. In dem für ägyptische Verhältnisse recht hohen Eintrittspreis war auch eine Führung auf Englisch enthalten. Silvana hat mir ein paar Eckdaten übersetzt. Mein Kopf war wieder nicht auf englischen Empfang eingeschaltet *lach. Eine weitere Halle diente der Stärkung des Leibes und einige ansprechende Lokale warteten auf Besucher.


Als wir nach diesen erlebnisreichen Stunden wieder zu Hause waren, war es dringend Zeit für Siesta, die wir auch ausgiebig nutzten. Den Abend ließen wir bei einem super leckeren Abendessen in gehobener ägyptischer Gastronomie ausklingen. Wir bezahlten zu viert übrigens etwa so viel, wie in Deutschland in einem normalen Mittelklasse-Lokal für zwei Personen.



Markt / Bazar
Der Samstag ist in Ägypten so wie der Samstag in Deutschland. Ich finde es allerdings schöner, erst einen Break der Woche zu haben, sich zu besinnen und am Samstag entspannt den freien Tag zu genießen. In Deutschland hetzt man meist am Samstag noch herum (außer man ist Rentner), besinnt sich am Sonntag und startet gleich wieder in die Woche.
Silvana hatte den Vorschlag, den Bazar in Kairos Altstadt zu besuchen. Super, ja: Markt ist immer schön zum Bummeln. Meine Idee von Bummeln auf dem Markt und die Wirklichkeit lagen wieder weit auseinander…
Schon der Weg dorthin war wieder einmal ein Erlebnis. Ich konnte nur mit offenem Mund im Taxi sitzen und staunen. Da fuhren Transporter, die hatten große und kleine Menschen, auf der Ladefläche sitzen. Einer hatte 3 Schafe auf das Dach seines Transporters gebunden – lebende Schafe – versteht sich…. Ein Moped transportierte hochkant eine Holz-Eingangstüre: der Hintermann hielt die Türe fest und sie lehnte am Rücken des Fahrers. In einem Auto zählte ich vorne 3 Personen, hinten 5 Personen und Helmut sah im Kofferraum noch 3 Kinder, niemand davon angeschnallt, logisch – dass nenne ich mal eine effektive Fahrt. Die vielen vollen Kleinbusse und Mopeds mit entweder mehreren Personen drauf oder sehr viel Gepäck irgendwohin gebunden, prägen das Straßenbild. Hammer, Hammer, Hammer *lach. Je näher wir an die Altstadt kamen, desto voller wurden die Straßen und desto langsamer war das Vorankommen. Es wurden uns irgendwelche Sachen ins Auto hinein feilgeboten. Wir mussten wirklich die Fenster schließen…




Einen Blick konnten wir auf den Nil erhaschen und wir sahen den Iconic Tower, der mit 394 Metern Höhe das höchste Gebäude Afrikas ist. Mir wurde bei dieser Erklärung erst bewusst, dass wir uns auf dem Afrikanischen Kontinent befanden.


Als uns der Taxifahrer aussteigen ließ, traf uns das ägyptische Marktleben mit voller Wucht. Wir wurden von allen Seiten angesprochen. Man wollte uns führen (natürlich zu den eigenen Leuten) und quatschte uns auf alle möglichen Sprachen an. Von Silvana kam die Order: „einfach weiter gehen und nicht beachten, das hört an der nächsten Ecke auf.“ Das war allerdings leichter gesagt, als getan, denn die Leute waren sehr anhänglich. Angst hatte ich keine, dafür gab es auch keinen Grund – ich war nur überfordert *lach.


Der Bazar Khan el-Khalili ist einer der ältesten Basare im Nahen Osten und eine beliebte Touristenattraktion. Der Markt ist 24 Stunden geöffnet und soll nachts besonders schön sein, wegen der Beleuchtung. Wir waren tagsüber dort – und das war für mich gut so! Silvana war schon mehrere Male auf dem Markt und war tatsächlich noch nicht überall. In der Recherche für diesen Bericht bin ich auf eine Größe von 5 x 2 km gestoßen. Unendlich viele Gassen mit unendlich vielen Angeboten: Klamotten, Stoffe, Bett- und Tischwäsche, Mitbringsel, Geschirr, elektronische Geräte, Galvanik-Betriebe, Schmuck usw. Ich glaube es gibt nichts, was es dort nicht gibt.



Die Gassen sind eng und voll. Trotzdem fahren Mopeds durch und es scheint ok zu sein. Man macht halt Platz, wenn ein Moped durch will. Manchmal dachte ich, dass es für das Moped zu schmal sei, aber offensichtlich wurde es schon mehrfach probiert und es passte durch die engsten Gassen und Kurven. Auch Fahrräder sind viele unterwegs. Besonders beeindruckte uns ein junger Mann, der mit seinem Fahrrad sehr geschickt durch das Gewühl steuerte und auf seinem Kopf ein Blech mit Fladenbroten transportierte (davon gibt es leider nur ein Video und kein Foto). Auch andere Waren wurden auf den Köpfen balanciert und wir staunten über die Geschicklichkeit der Träger. Das sind Bilder, die man normalerweise nur im TV sieht und dann gar nicht verinnerlichen kann. Wir haben nirgendwo Geschimpfe gehört, sondern die gesamte Atmosphäre war leicht, heiter und schön.



Irgendwann war Aufnahmestopp in meinem Kopf und ich machte den Vorschlag, ein Plätzchen zu suchen, wo wir uns hinsetzen und ausruhen könnten. Tatsächlich fanden wir dies bei einem Imbiss. Wir tranken einen leckeren Tee und Raphael versorgte uns mit einer Tüte Chips. Der Körper verliert beim Schwitzen Salz und der Ausgleich durch den Verzehr der salzigen Chips tat unwahrscheinlich gut. Das erlebte ich so auch noch nie *lach. Wir ließen das bunte Treiben auf uns wirken. Frauen mit und ohne Schleier, Kinder, Männer, Familien – alle waren an diesem Ort unterwegs um etwas zu besorgen oder um zu bummeln. Die heitere Stimmung tat wohl und ich denke heute noch gerne an diese Augenblicke inmitten des Markt-Getümmels zurück.


Mit meinem Orientierungssinn hätten wir nie wieder aus dem Markt heraus gefunden. Gottseidank hatte sich Silvana schon einige Eckpunkte gemerkt und wir schlenderten Richtung Hauptstraße, um wieder ein Taxi zu finden. Trotzdem nahmen wir zum Schluß doch noch Google Maps zur Hilfe, um nicht ständig im Kreis zu laufen. Der Fahrer des Taxis war schnell bestellt, aber an dieser Stelle, an der wir einsteigen wollten, hatten diese Idee wohl noch viele. Vielleicht ist es dort auch immer so? Für den Taxifahrer war es nicht so einfach, ein Plätzchen zum Halten zu finden. Silvana und er hatten Telefonkontakt und trotzdem dauerte es eine ganze Weile, bis wir ihn gefunden hatten. Während dieser Wartezeit hatten uns schon x andere Taxifahrer angesprochen – aber wir hatten ja den Deal mit dem Fahrer von Uber. Raphael erklärte uns, dass man mit Uber-Fahrern auf der sicheren Seite sei, da diese Fahrer zertifiziert sind und einen Führerschein haben sollen …. Okeee!!!
Als wir wieder zu Hause waren, war niemandem mehr nach Essen gehen oder kochen zumute. Deshalb ließen wir uns etwas bringen. Die Fahrer der Bringdienste hatten wir schon oft auf den Mopeds gesehen. Es scheint dort ganz normal zu sein, sich Essen bringen zu lassen. Bei uns ist es vielleicht mal eine Pizza, die man kommen lässt und meistens bin ich dann enttäuscht über Qualität und Service. In Kairo waren wir sehr positiv überrascht über das leckere Essen, das heiß auf dem Tisch stand.
Heimreise
Am Sonntag machten wir uns wieder auf den Weg nach Deutschland. Für Silvana begann die neue Arbeitswoche und Raphael bestellte auf 6.30 Uhr den Fahrer zum Flughafen. Er ließ es sich nicht nehmen, uns dort hin zu begleiten. Der Plan war, dass er, wenn wir eingecheckt haben, wieder nach Hause fährt. Der Fahrer wartete solange auf ihn.
Die Wirklichkeit war die, dass uns der Fahrer nicht zum Haupteingang des Flughafens fuhr, sondern zu einem Nebeneingang – und da durfte Raphael nicht mit hinein. Also hieß es ziemlich überhastet Abschied zu nehmen. Eine strenge Dame zeigte uns, wo wir unsere Koffer, Jacken, Taschen und Tascheninhalte hinlegen sollten, damit es auf einem Band durch den Automaten fährt, der sich die Sachen genauer anschaut. Das Problem war, dass es keine Schalen gab, in die wir z. B. unseren Tascheninhalt hinein legen konnten. Außerdem war das Band so schmutzig, als wäre vorher ein landwirtschaftlicher Hänger entladen worden. Manchen Situationen muss man sich stellen und gute Miene zum blöden Spiel machen. Die gute Miene verfinsterte sich, als wir nach der Kontrolle Helmuts Handy nicht mehr fanden. Die strengen Herrschaften brauchten eine Weile um zu verstehen, woher unsere Aufregung kam. Das Handy war durch die Schlitze gefallen und einer tastete in dem Dreck herum und fand es schließlich. Während der ganzen Zeit stand Raphael hinter der Glasscheibe und merkte nur dass etwas nicht stimmt und konnte uns nicht helfen. Das war bestimmt ein blödes Gefühl für ihn. Ein kurzes Winken und unser Weg führte uns in das Flughafengebäude. Übrigens ein toller und blitzblanker Flughafen. Keine Ahnung, was wir da für einen Eingang erwischt haben.
Problemlos fanden wir unseren Schalter und konnten unsere Koffer abgeben. Ich weiß nicht mehr, wie viele Kontrollen wir durchlaufen mussten, zum Teil auf Strümpfen, da man die Schuhe ausziehen musste. Der Heimflug war auch kein Problem – außer, dass es ziemlich spät etwas zum Essen gab *lach. In Deutschland mussten wir auch mehrere Kontrollen passieren bis wir wieder freien deutschen Boden unter den Füßen hatten.

Diese Reise hat unseren Horizont ein ganzes Stück geweitet und wir stellten wieder einmal fest: alles ist wie zu Hause, nur ganz, ganz anders! Die Eindrücke sind in unseren Herzen eingebrannt und werden so manche Betrachtung von fremden Menschen, Ländern und Situationen beeinflussen!
Ein herzliches Dankeschön an unsere Gastgeber, dass sie Geduld mit uns Landeiern hatten und uns diese tolle Gelegenheit geboten haben. Wir haben uns wirklich sehr wohl mit und bei ihnen gefühlt und diese wenigen Tage sehr genossen!