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2024.03._Nordportugal und Galicien

Der Norden Portugals und auch Galicien waren uns gänzlich unbekannt und so kam die angebotene geführte Busrundreise gerade recht. Eine für uns sehr angenehme Abflugzeit um 13.50 Uhr versprach einen entspannten Anreisetag. Das Boarding verzögerte sich um ein paar Minuten – aber das ist ja meistens so… Unüblich war allerdings dass, nachdem die ersten Passagiere schon im Flugzeug waren, diese wieder aussteigen mussten. Es wurde uns mitgeteilt, dass das Flugzeug auf dem Hinweg eine Kollision mit einem Vogel hatte und dieses erst genauer untersucht werden muss. Wir hatten ein flugzeugnahes Gate und konnten den Mechanikern bei der Arbeit zuschauen. Mich faszinieren bei solchen Gelegenheiten immer die Menschen, die hinter der Scheibe fachkundige Ratschläge geben *lach.

Eine Mitreisende hatte eine App der Fluggesellschaft auf dem Handy und verkündete sehr laut und stolz wie Bolle jede kleinste Veränderung, die auf der App sichtbar war. Wir verließen uns lieber auf die Aussagen der Crew, die uns in regelmäßigen Abständen informierte. Ich mache es kurz: es stand die Überlegung im Raum, ob wir ein anderes Flugzeug bekommen oder ob der Schaden repariert werden sollte. Irgendwann war klar, dass wir mit einem anderen Flugzeug gen Portugal starten. Also wurde das Gate gewechselt und wieder ging die Warterei los. Ich dachte an so manches Bild im Fernsehen, in dem Familien mit Kindern in solchen Situationen waren und fand jede Meckerei von Erwachsenen absolut überflüssig.

Nach 2 Stunden bekamen wir einen Verzehrgutschein über 10 € und alle wartenden Leute waren eine Weile beschäftigt, diesen in irgendetwas Ess- oder Trinkbares einzutauschen.

Schön war, dass wir uns schon am Flughafen mit einigen Mitreisenden bekannt machen konnten. Aus einer Reisegruppe aus dem Jahr 2023 trafen wir sogar 2 Mitreisende wieder und freuten uns sehr. Wir hatten sie von damals in sehr angenehmer Erinnerung.

Nach etwas mehr als 3 Stunden Verspätung konnten wir endlich starten. Eine super freundliche Stewardess klärte uns darüber auf, dass, wenn ein Vogel ins Triebwerk gerät die Federn verbrennen und dieser Duft in die Lüftung des Flugzeugs gelangt. Mit diesem Duft nach verbrannten Federn wollten wir vermutlich alle nicht fliegen. Außerdem erfuhren wir, dass es immer Personal in Bereitschaft gibt. Diese Menschen müssen innerhalb einer Stunde am Flughafen sein, wenn z. B. ein Fall wie der unsrige eintritt. Da die Arbeitszeiten genau geregelt sind, war klar, dass die Crew des geplanten Fluges mit der Verspätung außerhalb des gesetzlichen Rahmens gewesen wäre und deshalb kam die Ersatzmannschaft zum Einsatz und deshalb entstand die lange Verspätung.

Mit diesen Erklärungen war ich zufrieden.

Anstatt nach unserer Ankunft in Porto noch einen schönen Strandspaziergang zu machen, gingen wir sofort nach der Ankunft im Hotel zum Abendessen. Während des Abendessens ging mehrere Male das Licht aus und wir saßen im Dunkeln. Erst musste ich lachen, erinnerte ich mich doch an unsere letztjährige Reise. In einem anderen Hotel in Porto ging auch mehrmals das Licht aus und sogar der Feuermelder an…. Vielleicht ist das in Porto normal??

Nach dem Essen verzogen wir uns ziemlich schnell auf unser Zimmer. Die nun doch lange Reise steckte uns spürbar in den Knochen. Im Zimmer war es dunkel = kein Strom. Mich begann es zu nerven: müde und k. o. im fremden Zimmer ohne Licht, Handy fast leer, Koffer noch nicht auf…. Ich kann ganz schön schimpfen *lach. Vermutlich hat das Schimpfen geholfen: irgendwann funktionierte alles wieder und wir sanken todmüde in die Kissen.

Über Portugals Geschichte, Kork und Portwein werde ich in diesem Bericht nicht viel schreiben, sondern ich verweise zu diesen Themen auf den Bericht von 2023, in dem ich dazu ausführlich berichtete.

Der zweite Tag begann zu einer entspannten Uhrzeit. Um 8.30 Uhr wurden wir zu einer Panoramafahrt durch Porto abgeholt. Unsere Reiseleiterin Raquel stellte sich vor und war uns gleich sympathisch. Mit viel Wissen über Land, Leute und Geschichte, gewürzt mit einer angenehmen Portion Humor begleitete sie uns durch unsere Urlaubwoche.

Wir wurden mit vielen Zahlen, Daten und Fakten versorgt, die ich zum Teil nachstehend aufführe. Vollständig ist diese Aufführung nicht und der Reihe nach ebenfalls nicht *lach.  

Porto ist mit 220.000 Einwohnern nach Lissabon die größte Stadt des Landes.

Porto und Lissabon stehen seit alter Zeit in Rivalität. Dies äußert sich in Sätzen wie:

Portugal ist Lissabon, der Rest ist Landschaft.

Das Beste an Porto ist die Autobahn nach Lissabon.

Spitzname für die Einwohner Portos ist Tripeiros = Kuttelesser. Das stammt aus einer Zeit, als sie die Seefahrer mit gepökeltem Fleisch versorgten und selber die Innereien der Tiere aßen. Man kann aus dieser kleinen Geschichte schon erahnen, das Portugal ein armes Land war. Auch heute sieht man, dass wenig Geld für nötige Sanierungen der alten Häuser vorhanden ist. Viele Häuser sind in schlechtem Zustand. Als Tourist lässt man das Flair auf sich wirken, wenn man aber einmal genauer hin schaut, fragt man sich schon, wo das hin führen soll. Das besondere Flair wird unterstrichen durch den verbauten dunklen Granit und die bergige Landschaft. Das historische Zentrum Portos zählt zum UNESCO-Welterbe.

Für manche Sachen ist dann aber doch Geld da: so wird z. B. derzeit an der U-Bahn gebaut und es gibt viele Baustellen.

Auf der einen Seite des Flusses Douro liegt Porto, auf der anderen Seite Gaia. In Gaia leben 300.000 Einwohner. Die Mieten sind dort erheblich günstiger als in Porto. Das Bruttodurchschnittsgehalt in Portugal liegt bei 1.300 €, der Mindestlohn bei 820 €. Sozialabgaben gehen natürlich auch noch ab. Für eine kleine Wohnung in Porto bezahlt man ca. 800 €.

Der Douro entspringt in der spanischen Provinz Soria und mündet nach etwa 897 Kilometern bei Porto in den Atlantik. An der Mündung des Douro ist es wunderschön und deshalb auch teuer. Grundstücke kosten etwa dreimal so viel wie im Zentrum von Porto.

Einer der größten Häfen des Landes liegt in Porto. Er heißt Porto de Leixoes und ist größter Arbeitgeber in Nordportugal. Es werden viele Waren exportiert, z. B. Hüte aus Filz (in vielen Filmen zu bewundern, z. B. Dallas), Kork, Granit und Marmor, Schuhe, Holz für Papierverarbeitung, Wein (z. B. Vinho Verde), Portwein, Kiwis uvm.

Für Touristen ist Porto durchaus sehr sehenswert. Allerdings schrecken circa 150 Regentage im Jahr Sonnenanbeter ab. Oft ist es vormittags nebelig und trübe und klart erst mittags auf.

Deshalb machen die Bewohner des Nordens Portugals meistens an der Algarve Urlaub. Dort scheint die Sonne im Jahr etwa 3.000 Stunden und das Wasser ist warm. Der Atlantik ist nach Meinung unserer Reiseleiterin sowieso nicht für Menschen, sondern eher für Pinguine zum Baden gedacht.

Die durchschnittliche Temperatur im Norden beträgt 13 Grad, im Süden 18 Grad. Unter 0 Grad ist es allerdings selten.

Etwa 800.000 Ausländer leben im Land Portugal und etwa 5 Millionen Portugiesen leben im Ausland.

Ein Thema, welches in Porto sehr wichtig ist, sind die 6 Brücken von Porto über den Douro nach Gaia. Die Namen der Brücken lauten:

  • Ponte Dom Luis I, ist die am häufigsten fotografierte Brücke und hatte den größten Brückenbogen aus Schmiedeeisen, als sie 1886 gebaut wurde. Seit 2003 fährt die Metro auf dem Oberdeck und auf dem Unterdeck öffentliche Verkehrsmittel wie Busse und Taxis.
  • Ponte Infante D Henrique, dem Namen von Heinrich dem Seefahrer, mit 4 Fahrbahnen, mit einem 280 m langen Stützbogen, der weltweit für viele Brücken als Vorbild dient. Sie wurde im Jahr 2003 erbaut und ist somit die jüngste unter den Brücken.
  • Ponte Donna Maria Pia, ist eine seit 1991 stillgelegte Eisenbahnbrücke, entworfen von Gustave Eiffel (dem Architekten des Eifelturms). 
  • Ponte de Soa Joao, eine eingleisige Eisenbahnbrücke mit minimalistischer Architektur.
  • Ponte da Arrabida, bei dieser Brücke mündet der Douro ins Meer, die Autobahn A1 verläuft darüber, in den Säulen befinden sich Aufzüge, eine Treppe führt über 262 Stufen auf 65 Meter Höhe über dem Flussbett.
  • Ponte do Freixo, wurde 1995 eröffnet, 4 Fahrbahnen werden täglich von ca. 100.000 Autos genutzt. Eigentlich sind es 2 Brücken, denn sie sind in der Mitte um 10 Zentimeter voneinander getrennt.

Auf unserer Rundfahrt durch Porto kamen wir am Haus der Musik „Casa da Musica“ vorbei. Für dieses Kunstwerk begann die Planungsphase bereits 1999, 2005 wurde es mit 4 Jahren Verspätung eingeweiht. Der Architekt Rem Koolhaas hat es entworfen und er bekam dafür einen Architekturpreis. Auf allen 1.300 Plätzen hat man das gleiche Klangerlebnis. Die Idee des Architekten war: „Ein weißer Meteorit fällt vom Himmel“… Ich bin wirklich kein Kunstkenner. Wenn Raquel uns nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, was sich Großartiges hinter diesem großen Betonklotz verbirgt, hätte ich es nicht als wertvoll erkannt.

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weißer Meteorit, der vom Himmel fällt

Eine große Menschenschlange erregte unsere Aufmerksamkeit. Die Menschen standen an, um in „Livraria Lello“, einen der schönsten Buchläden Europas zu kommen. Es wird der Buchhandlung ein Zusammenhang zu Harry-Potter-Geschichten nachgesagt. Die Autorin der Bücher lebte eine Zeitlang in Porto und soll sich gerne in der Buchhandlung Lello aufgehalten haben. Ein Grund für Harry-Potter-Fans, sich in die Warteschlange zu stellen.

Vom 75 Meter hohen Glockenturm Torre dos Clerigos hat man einen tollen Ausblick auf Porto und Gaia. Gottseidank war nur der Anblick von außen in unserem Programm enthalten: 240 Treppenstufen wären mir doch recht viel geworden.

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Der Bahnhof Porto Sao Bento ist einer der schönsten Bahnhöfe der Welt. 20.000 Azulejos (blaue Kacheln) zieren die Wände und erzählen Geschichten aus alter Zeit. Ich konnte mich kaum satt sehen an den wunderschönen Bildern. Je länger man schaute, desto mehr Details konnte man erkennen. Die Erklärungen von Rachel zeigten uns viele Zusammenhänge auf.

Eine Stunde freie Zeit bekamen wir für den Besuch der berühmten Markthalle Mercado do Bolhao. Alleine die Architektur der Überdachung ist sehenswert. Es war schön, im eigenen Tempo an den Ständen vorbei zu schlendern und zu schauen, was es so alles gibt. Frische Fische, Austern, Oliven und vieles mehr ließen mir das Wasser im Munde zusammen laufen. Wir gönnten uns einen leckeren Expresso (das ist die portugiesische Schreibweise) und Pastel de Nata.        

Zum Mittagessen wurde uns ein Lieblingsgericht der Portuenser versprochen: Francesinha – die kleine Französin – ein Sandwich aus Kochschinken, Wurst und Steak mit geschmolzenem Käse übergossen.

Wir betraten durch einen von außen sehr unscheinbaren Eingang eine festlich geschmückte Halle. Wieder einmal ein spontaner Wow-Effekt. Die Tische waren festlich gedeckt und die Bewirtung begann zügig. Was soll ich sagen, meine Vorstellung war ein Sandwich mit etwas drauf. In der Realität waren die Sandwichscheiben sehr groß und was drauf war, war mein Fleischbedarf von mindestens einer Woche. Steak, Bratwurst, etwas Frikadellen-ähnliches, viel, viel Käse und dazu Tomatensoße. Irgendwie hat es mir geschmeckt. Es lag nur ziemlich lange und schwer im Bauch.

Bei herrlichem Wetter konnten wir ein wenig freie Zeit am Douro verbringen. Das bunte und gemütliche Treiben ließ uns in das portugiesische Lebensgefühl eintauchen. Um diese Jahreszeit waren noch nicht viele Touristen da. Ich mag es sehr, wenn mehr Einheimische als Touris da sind – obwohl ich ja auch eine Touristin bin *lach.

Unser Heimweg führte uns an der Küste entlang Richtung unser Hotel in Povoa de Varzim.

Einen kurzen Stopp machten wir am Castelo do Queijo, der Käseburg. Direkt auf den Felsen gebaut bildet sie eine kleine Anhöhe, von wo aus man schöne Ausblicke auf den Atlantik und das Terminal, an dem die Kreuzfahrtschiffe anlegen, hat. Ganz Mutige wagten sich sogar mit den Füßen ins Wasser.

Als hätten wir lange nichts mehr gegessen, stürzten wir uns im Hotel ans Büfett. Ich kann mich selbst nicht verstehen*lach, zu Hause hätte ich noch einen Joghurt gegessen und der hätte gereicht….

Am dritten Tag waren wir um 8.00 Uhr mit unseren gepackten Koffern am Bus, denn für die kommenden drei Nächte hatten wir ein Hotel in Galicien. Für die bevorstehende Zeitumstellung auf Sommerzeit in Deutschland eine gute Übung: in Portugal waren wir eine Stunde zurück gegenüber Deutschland, in Spanien hatten wir wieder die gleiche Zeit wie in Deutschland und am Rest unserer Reise wieder portugiesische Zeit. Der Blick auf die Uhr erforderte also höchste Konzentration *lach.

Nach gut eineinhalb Stunden Fahrtzeit durch den stark besiedelten Norden Portugals, erreichten wir die Grenze zu Spanien. Am Fluss Rio Minho liegt auf portugiesischer Seite die Stadt Valenca und auf der spanischen Seite die Stadt Tui.

Mit interessanten Geschichten über Portugal und Spanien gestaltete Raquel die Fahrt kurzweilig. So ist z. B. im Vergleich zu Portugal die finanzielle Situation in Spanien etwas höher angesiedelt: Durchschnittsbruttolohn liegt bei 1.822€ und der Mindestlohn bei 1.134€.

Über den Dichter Luis Vaz de Camoes erfuhren wir, dass er als Nationaldichter verehrt wird. Sein Todestag am 10. Juni wird als portugiesischer Nationalfeiertag hoch gehalten. Eine Büste von ihm steht in Porto. Ein bemerkenswertes Werk ist wohl ein Buch über die Geschichte Portugals in Versform.

Die Legende von Pedro und Ines erzählt von einer verbotenen Liebe zwischen dem Infanten D. Pedro und der Ines de Castro, der Begleitdame seiner Gattin D. Constanca Manuel. Die Geschichte handelt von Mord, Heimtücke, Rache, Macht und allem was zu einer Liebesgeschichte dazu gehört, wenn sie Jahrhunderte überleben soll. Sie hatte übrigens kein Happy End.

Auch das politische Spanien wurde uns näher gebracht. So unterteilt sich Spanien in 17 sogenannte autonome Gemeinschaften. Sie heißen Andalusien, Aragonien, Asturien, Balearen, Baskenland, Extremadura, Galicien, Kanarische Inseln, Kantabrien, Kastilien-La-Mancha, Kastilien, Katalonien, La Rioja, Madrid, Murcia, Navarra und Valencia. Davon abgesehen, dass ich viele der Namen noch nie gehört habe, beeindruckt mich diese Anzahl von politischen Bezirken. Jede Region hat einen besonderen Charakter. Wenn man die Bewohner der einzelnen Gebiete fragt, woher sie kommen, sagen sie selten, sie seien Spanier. In aller Regel nennen sie den Landstrich oder Regierungssitz – wie immer man das korrekt nennt.

Unsere Reise ging nach Galicien. Der Ursprung ist keltisch und Galicien hat eine Größe von 29.000 qkm. Es unterteilt sich in 4 Provinzen und die Hauptstadt ist Santiago de Compostela. Man nennt es auch das Land der 1.000 Flüsse. Viele Rias gibt es, das sind überflutete Flusstäler.

Wir fuhren an der Stadt Vigo vorbei, die einen großen Hafen hat und Fisch in alle Herren Länder exportiert. Peugeot und Citroen produzieren hier einige Autotypen. Das heißt, dieser Landstrich steht wirtschaftlich gut da.

In Portugal werden 60 kg Fisch/Kopf/Jahr verzehrt, in Spanien 46 kg/Kopf/Jahr. Es wird oft diskutiert, warum Fisch so hochpreisig ist. Raquel klärte uns auf, welche Kosten ein Fischer hat: Diesel für sein Boot, Netze die ca. alle 6 Monate ersetzt werden müssen, seine Mitarbeiter, die Verkäufer usw.

Unser erstes Tagesziel war der Ria Arousa und wir machten eine Bootsfahrt mit Besichtigung einer Miesmuschelproduktionsstätte. Ich esse gerne Muscheln, habe mir aber noch nie darüber Gedanken gemacht, wo oder wie diese wachsen. Deshalb fand ich die Einblicke in die Zucht mit den Erklärungen sehr interessant.

Ich versuche, in Kurzform ein wenig Wissen weiter zu geben: Die Muschelmännchen geben ihren Samen ins Wasser ab und die Weibchen ihre Eizellen. Da die Muscheln dicht beieinander leben, finden Samen und Eizellen zueinander, befruchten sich und entwickeln sich zu Larven. In den Zuchtstätten hängen an Flößen aus Holz viele Seile, die sich im Wasser bewegen und an denen heften sich die Larven an. Die Holzflöße sind mit Ketten am Meeresboden befestigt. Die Muscheln brauchen bis zu ihrer Ernte kein zusätzliches Futter, sondern ernähren sich vom Plankton im Wasser. An einem Meter Seil können bis zu 10 kg Muscheln wachsen. Bis zur marktfähigen Größe von 8 – 10 cm wachsen sie in 9 bis 15 Monaten heran. Normalerweise haben die die Muscheln keine Bodenberührung und sind vollkommen sandfrei. Etwa 20 % der Weltproduktion wird in Galicien erzeugt. 

Bei schönem Wetter ist so ein Ausflug auf dem Ria Arousa super. Die Kunst ist, es auch super zu finden, wenn das Wetter nicht so toll ist. Wir hatten ziemlich starken Wind und Helmut und viele andere Mitreisende entschieden sich gleich, die Tour im geschützten Innenbereich des Schiffes zu erleben. Wenn schon Schifffahrt, dann will ich draußen sein und den Wind spüren…

Wir sollten Muscheln zum Probieren bekommen und so saßen Hildegard, Karin und ich an einem Tisch und genossen die Reise. Eine Flasche Wein und Becher sowie eine große Schale mit frischen Muscheln wurden uns gereicht. Ich war hin und hergerissen zwischen Begeisterung und Vernunft. Morgens um 10 Uhr Wein zu trinken bin ich überhaupt nicht gewohnt. Ich habe die Begeisterung gewinnen lassen und ließ mir Muscheln und Wein schmecken. Frische Muscheln …. Ich kann das Wort nur auf der Zunge zergehen lassen, den Geschmack kann man nicht beschreiben.

Blöd war, dass zu dem starken Wind auch noch Regen kam. Ich hatte ein Regencape dabei und fand, dass man es damit auch gut aushalten kann *lach. Mit zunehmendem Regen verschwanden zunächst Hildegard und kurz danach auch Karin in die trockenen unteren Räume des Schiffes. Als ich mich umschaute, waren nur noch wenige Robuste an einem windgeschützten Unterstand. Ich gesellte mich dazu und wir hatten schöne Musik und unseren Spaß *lach.

Nach der wirklich feuchtfröhlichen Bootsfahrt hatten wir freie Zeit und waren ziemlich dringend der Meinung, dass wir etwas essen sollten um aus dem Kicher-Karussell wieder aussteigen zu können. Es war gar nicht so einfach etwas zu finden, denn wir waren noch sehr früh im Jahr und die meisten Lokale hatten zu. Wir fanden eine Eisdiele und mangels ausreichender Sprachkenntnisse auf beiden Seiten ließen wir uns überraschen, was wir bestellt hatten. Es kamen frisch gebackene Waffeln und das war ok.

Unsere Fahrt führte uns weiter zu der kleinen Insel Illa da Toxa, die über eine Brücke mit der Halbinsel O Grove verbunden ist. Durch eine kleine Geschichte, die uns Raquel erzählte, verstanden wir, wie vor langer Zeit die heilende Wirkung des Thermalschlammes und der Heilwasserquellen entdeckt wurde: Ein Pfarrer musste auf Reisen gehen. Er hatte einen alten, kranken Esel, den er auf der Insel zurück ließ und war sich sicher, dass dieser bei seiner Rückkehr gestorben sei. Bei seiner Rückkehr war der Esel jedoch wieder putzmunter und der Pfarrer glaubte, dass dieses nur von dem Schlamm, in dem der Esel sich gewälzt hatte, kommen konnte. Im Garten neben einer Kirche steht eine Skulptur des Esels und die Außenfassade der Kirche ist komplett mit Muscheln verkleidet. Ein sehr beindruckender Ort mit schöner Parkanlage und heute noch ein bekannter Heilkurort in Galicien.

Kein Reisebericht ohne Toilettenabenteuer: wir waren mit 2 Bussen auf der gleichen Route unterwegs. Die Abfahrtszeit der beiden Busse rückte näher und einige der Mitreisenden suchten eine Toilette. Wir fanden diese auch: 1 Toilette für ca. 100 Menschen… das dauert… Neben dem Toilettenhaus war ein Geschäft und wir kamen mit der Verkäuferin ins Gespräch… normalerweise sind hier 5 Toiletten offen, aber der Herr, der diese reinigt und bewacht, machte gerade Pause. Sie versuchte ihn telefonisch zu erreichen. Er kam dann auch, als fast alle fertig waren…. Gottseidank warteten unsere Busse.

Unser Hotel für die kommenden drei Nächte war in Santiago de Compostela. Nach einem ausgiebigen und leckeren Abendessen verzogen wir uns in unsere Zimmer um ausgeruht in den kommenden vierten Tag starten zu können.

Passend zum Sonntag stand Santiago de Compostela auf dem Programm. Nach nur 10-minütiger Fahrt vom Hotel ins Zentrum machten wir mit Raquel einen Rundgang. Ihre Erläuterungen erleichterten es, uns in der anschließenden Freizeit gut zurecht zu finden. Ausnahmsweise war kein gemeinsames Ende der freien Zeit angesetzt, sondern um 17 Uhr ein Treffpunkt am Bus und wer da war, konnte mit dem Bus nach Hause fahren. Es war auch kein Problem, zu Fuß ins Hotel zu gelangen. Auch eine Taxifahrt war möglich und nicht teuer. Also ein Tag mit freier Zeiteinteilung, ganz nach unserem Geschmack.

Das Ende des Rundganges mit Raquel war im Paradores de Santiago de Compostela, einer prunkvollen Herberge direkt an der Kathedrale, welches heute zu den Parador-Hotels gehört. Mit einer Auswahl an leckeren Kuchen und Kaffee genossen wir das edle Ambiente. So würde mir pilgern auch gefallen.

Gestärkt von den Leckereien schlenderten wir durch die Gassen und mussten uns sputen, um an der 12-Uhr-Messe teilzunehmen. Wir gehören nicht dem katholischen Glauben an, und alles war für uns hoch interessant. Katholische Mitreisende erklärten uns später, dass die Liturgie gleich wie zu Hause war. Uns gefiel die gelebte Spiritualität und fühlten uns sehr wohl. Wenn der Geist die Sprache nicht versteht, dann muss die Seele etwas mehr Stimmung aufnehmen.

Die Kirche war bis auf den letzten Platz belegt und ich konnte mir nicht vorstellen, wie das zur Hochsaison aussieht. Im Fernsehen sahen wir einmal, dass nach der Messe der Weihrauchkessel durch die Kirche geschwenkt wird…. das war bei dieser Messe leider nicht der Fall. Einige unserer Mitreisenden hatten sich auch darauf gefreut.

Nach der Messe besichtigten wir ausgiebig diese tolle Kirche mit ihrem ganz besonderen Spirit. Im vergangenen Jahr machten wir u. a. einen Besuch in Fatima. Im Vergleich zu Santiago de Compostela fanden wir in Fatima die Energie wesentlich schwerer. Santiago de Compostela fühlte sich für uns leichter an.

Santiago de Compostela ist die Hauptstadt von Galicien und hat etwa 100.000 Einwohner. Davon sind 28.000 Studenten. Jährlich kommen circa 3 Millionen Besucher. Viele kommen als Pilger auf den beiden bekanntesten Pilgerwegen. Der berühmteste ist der französische Pilgerweg mit 760 km Länge. Der portugiesische Weg ist nur 250 km lang und angenehmer zu gehen. Es gibt klare Regeln, über die man sich im Vorfeld informieren sollte, wenn man sich mit dem Gedanken trägt, den Jakobsweg gehen zu wollen. Raquel erzählte uns einige davon, die ich aber vergessen habe. Wenn ich denn den Weg gehe, informiere ich mich *lach.

Überall in der Gegend um Santiago de Compostela findet man das Zeichen der Muschel. Die Muschel hat mehrere Bedeutungen, eine davon gefällt mir besonders: sie symolisiert eine offene Hand, die gibt.  

Besondere Tiefe an diesem besonderen Ort gab uns ein Gespräch mit Heinz. Heinz verlor im Jahr 2022 seine Tochter im Alter von erst 43 Jahren. Um diesen Schicksalsschlag irgendwie zu verarbeiten, fuhr er alleine mit dem Fahrrad 2357 km von seinem Heimatort nach Santiago de Compostela. In der Kapelle des Heiligen Franziskus versteckte er eine kleine Muschel für seine Tochter. Unsere gemeinsame Reise machte er unter anderem, um seiner Frau vieles zu zeigen, was ihn auf seiner Reise und an diesem Ort prägte und um nach der versteckten Muschel zu schauen.

Wir begleiteten die Beiden gerne um mit ihnen diesen intensiven Moment zu erleben. Die Muschel war nicht mehr auffindbar. Das war zu erwarten. Trotzdem hatten wir den Eindruck, dass Heinz an diesem Ort sehr stark mit seiner Tochter verbunden war und ihm dieser Besuch gut tat.

Es setzte leider Regen ein und wir machten uns gemeinsam auf die Suche nach etwas Essbaren. Ein Schild, das Tapas versprach, erweckte unsere Aufmerksamkeit. Wir waren in einem Lokal gelandet, das von der üblichen Norm abwich, „100 Montaditos“ – falls es mal jemand sucht. Auf jedem Tisch lagen Zettel mit über 100 verschiedenen Gerichten. In englischer Sprache bekamen wir eine kleine Einweisung von einem Gast am Nebentisch: auf dem Zettel aussuchen, dann Zettel abgeben, dann warten bis der Name ausgerufen wird und dann genießen.

Wir wurstelten uns mit Handyübersetzer und nach dem Ausschlussverfahren durch und waren am Ende satt, ein bisschen stolz * lach – und lecker war es auch!

Wir bummelten noch ein wenig durch die Gassen dieser wirklich besonderen Stadt und ließen uns zum Abschluss nochmals in der Kathedrale nieder. Ein guter Ort um diesen intensiven Tag zu reflektieren.

Der fünfte Tag führte uns in den Norden Galiciens und war somit mit einigen Kilometern im Bus verbunden. Raquel verstand es wieder sehr gut, die Zeit im Bus interessant zu gestalten und uns einiges nahe zu bringen, über das wir uns noch nie Gedanken gemacht hatten.

Zum Beispiel die Geschichte Spaniens hat mich noch nie interessiert, aber wenn man so durch die Lande fährt und das eine und andere erzählt bekommt, finde ich es schön, Zusammenhänge zu sehen und zu verstehen. Geschichte zählte nie zu meinen Lieblingsfächern in der Schule. Mittlerweile bin ich in einem Alter, in dem ich selbst schon Geschichte erlebt habe und deshalb verstehe ich manche Zusammenhänge besser als früher. Besser spät als nie! Ich versuche mal wieder eine verständliche Kurzversion von hunderten von Jahren zu schreiben:

Griechen, Kelten, Iberer und Römer versuchten sich die Halbinsel zu Eigen zu machen. Eine Zeitlang hatten die Römer die Oberhand, dann wieder die Westgoten und danach auch muslimische Heere. Danach waren die Mauren an der Macht und danach gewannen die Christen. Wenn man das so Revue passieren lässt, kann man sich vorstellen, dass jede Kultur Spuren hinterlassen hat.

1492 entdeckte Kolumbus Amerika. Zu dieser Zeit wollte man aus Spanien heraus ein einheitliches katholisches Reich bilden. Das Land war auch hundert Jahre später noch in Kriege mit Frankreich, den Niederlanden, England und auch dem Reich der Osmanen verwickelt.

Um 1700 wütete ein Krieg in weiten Teilen Westeuropas. Napoleon eroberte Spanien und setzte seinen Bruder als König ein. Aus dem Untergrund wurde dies bekämpft. Napoleon verlor und Ferdinand VII. wurde als König von Spanien eingesetzt. Seine Tochter Isabella II. folgte ihm auf den Thron.

Nach der Revolution von 1868 entstand die spanische Republik. Die Unruhen blieben und die Kämpfe zwischen den katalonischen Anarchisten und der republikanischen Regierung führten 1936 bis 1939 zu einem Bürgerkrieg. Die Nationalisten unter Franco setzten sich durch.

Aus dem zweiten Weltkrieg hielten sich die Spanier heraus. Durch die Diktatur geriet das Land allerdings in eine politische und wirtschaftliche Isolation. Nachdem 1975 Franco verstarb konnte sich einiges verändern. Es entstand eine Monarchie unter Juan Carlos I., der dafür sorgte, dass es keine Diktatur mehr gab. Unter Ministerpräsidenten Adolfo Suarez wurden die nötigen Reformen eingeführt, die letztendlich zur Einführung einer Demokratie führten. Seit 1985 ist Spanien Mitglied der NATO und gehört seit 1986 zur Europäischen Gemeinschaft. Juan Carlos I. dankte im Jahr 2014 ab und sein Sohn Felipe VI. wurde Nachfolger.

Puh, das ist geballte Geschichte, die noch vieles mehr beinhaltet, ich weiß. Das würde den Rahmen dieses Reiseblogs allerdings sprengen. Wieviel Leid und Elend mag es gegeben haben – unfassbar! Wenn ich heute auf so manche Nachricht aus Spanien achte, dann verstehe ich mehr und hoffe, dass dieses von Kriegen gebeutelte Land Frieden behalten kann.

… so fährt man durch die Lande und merkt gar nicht, wie viele Kilometer man schon geschafft hat *lach.

Ein erstes Ziel an diesem fünften Tag war der Wasserfall Fervenza do Ezaro. Der Rio Xallas fällt ca. 30 Meter tief in den Atlantik in einer atemberaubend schönen Gegend. Über einen langen Holzsteg kann man ziemlich dicht an den Wasserfall kommen und wir konnten tolle Fotos machen. Die Realität kann ein Foto allerdings leider nicht einfangen. Der Wasserfall dient auch der Stromversorgung der Region.

Ans Ende der Welt wollte ich immer schon mal – ohne zu wissen, wo das war *lach. Kap Finisterre ist die Lösung. Es liegt etwa 60 km westlich von Santiago de Compostela. Pilger, für die Santiago de Compostela noch nicht das Endziel bedeutet, gehen bis hier her. Hier befindet sich der Nullpunkt des Pilgerweges.

Über viele Jahrhunderte glaubte man, dass hier die Welt endet und sich dahinter nur Abgrund und Wasser befindet. Der Ort wird auch „Tor zum Jenseits“ genannt und ich fand, er hat wirklich etwas Mystisches. Der steile Abhang, das wilde Meer lassen einen verstehen, warum diese Küste auch Todesküste genannt wird.

Hier werden auch Entenmuscheln geerntet. Eine höchst riskante Arbeit. Ein Kilogramm der Muscheln kostet etwa 200 €. Ich sah mal eine Dokumentation über die Ernte und mein Respekt wächst mit den Eindrücken vor Ort.

Der Öltanker „Prestige“ verunglückte 2002 vor dieser Küste und 64.000 Tonnen Schweröl flossen ins Meer. Man las davon in den Zeitungen…

Auf dem Weg nach A Coruna erfuhren wir wieder einige Vergleiche zwischen Spanien und Portugal. So dauert z. B. die Schulpflicht in Portugal 12 Jahre, von 6 bis 18 Jahren. In Spanien dauert sie nur 10 Jahre, von 6 bis 16 Jahre. In beiden Ländern ist es üblich, die Kinder ab 3 Jahren in einen Vorschule zu schicken. In Portugal lernen die Kleinen ab der 3. Klasse bereits Englisch. In Spanien lernen sie ab 6. Jahren die Sprache der Region in dem sie wohnen, also galizisch, baskisch etc. Englisch ist als Fremdsprache ebenfalls in der Grundschule angesagt.

Picasso lebte in jungen Jahren in A Coruna und erlebte viele prägende Momente in dieser Stadt. Auch seine Liebe zur Kunst hat hier ihre Wurzeln.

Der Künstler Salvadore Dali wollte übrigens Mitte der Siebziger mit John Lennon und 100 Hippies den Jakobsweg gehen und daraus einer Art Happening machen. Leider kam es nicht mehr dazu. Seine Schwester ist den Weg in seinem Gedenken gegangen.

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A Coruna Ist eine Hafenstadt auf einer Landzunge im Nordwesten Spaniens. Viele Häuser haben vorgebaute Glasbalkone, sog. Galerias. Das gibt der Stadt einen besonderen Charme und auch den Beinamen „Stadt aus Glas“. In A Coruna leben ca. 21.000 Studenten. Sie haben die Möglichkeit unter 20 verschiedenen Studienzweigen zu wählen. Bevorzugt wird Architektur gelehrt. Kein Wunder, wenn man sich die prächtigen Bauten der Stadt anschaut. Die mittelalterliche Altstadt ist ansprechend und wir freuten uns über freie Zeit. Den kleinen Hunger zwischendurch zu stillen war nicht einfach, da wir außerhalb der Mittagszeit waren und es noch früh im Jahr waren. Wir fanden mit Heinz und Brigitte eine nette Pizzeria und ließen uns die italienische Spezialität in Spanien schmecken.

Zur verabredeten Zeit fanden wir uns wieder am Bus ein, bis auf 2 Personen. Wir warteten und warteten – ca. 20 Minuten lang, dann kamen die Beiden ziemlich aufgelöst mit einem Taxi und entschuldigten sich sehr: sie hatten sich verlaufen…

Mir hat es wieder gezeigt, dass es durchaus Sinn macht, sich gleich am ersten Tag einer solchen Rundreise die Kontaktdaten, die immer bekannt gegeben werden, ins Handy zu speichern oder mitzunehmen. Wir hatten sie auch nicht dabei…. Buh-Rufe im Bus fand ich mehr als unpassend.

Eine kurze Fahrt führte uns zum Herkulesturm, einem römischen Leuchtturm mit Panoramablick auf die Küste in einer schönen, großzügigen Parkanlage. Wir sollten 1 Stunde Zeit bekommen, um uns auf eigene Faust umsehen zu können.

DER notorische Motzer im Bus (er wusste wirklich zu fast allem etwas – Negatives natürlich) beschwerte sich, was wir denn eine Stunde lang dort machen sollten… Gottseidank reagierte Raquel sehr souverän und ließ abstimmen. Alle anderen Mitreisenden wollten gerne diese eine Stunde haben und im Nachgang kann ich sagen, 2 Stunden hätten wir auch sehr gut dort verbringen können!!!

Im Park war ein Skulpturenpark angelegt und wir hätten durchrasen müssen, um einen Eindruck zu bekommen. So konzentrierten wir uns auf die herrliche Aussicht und den Turm. Er gilt als ältestes aktives Sichtzeichen der Seeschifffahrt und ist seit 2009 UNESCO-Welterbe.

Wie wir es schon öfter mitbekamen, ranken viele Geschichten um solche Orte. Eine davon ist, dass der Legende nach der Turm auf einem Felsen entstand auf dem Herkules und der Riese Geryon drei Tage und drei Nächte gekämpft haben sollen. Herkules gewann und aus Dankbarkeit wurde der Leuchtturm auf den Felsen gebaut.

Müde und voll von Eindrücken gingen wir gleich nach dem Abendessen schlafen. So viele Eindrücke müssen verdaut werden. Ich könnte unmöglich am Ende eines solchen Tages Reise-Blog schreiben. Ein paar Notizen und Fotos genügen allerdings, um zu Hause die Emotionen und Eindrücke wieder zu wecken und aufzuschreiben.

Am sechsten Tag packten wir morgens unsere Koffer und die Reise ging wieder Richtung Portugal.

Ein ganz besonderes Schmankerl war ein Stopp in Combarro. Ein super idyllisches kleines Dorf mit 1.600 Einwohnern, direkt am Meer. Wir schlenderten mit unserm Knopf im Ohr hindurch und lauschten den Erklärungen von Raquel. Kleine wunderschöne Gassen, Lokale direkt am Wasser und eine sehr entspannte Stimmung zogen uns ganz in ihren Bann.

Eine Besonderheit in diesem Landstrich sind die Getreidespeicher. Kleine Häuser stehen auf Stelzen und es werden heute noch Vorräte darin aufbewahrt. Der Aufbau der Häuser ist so gut durchdacht, dass keine Mäuse oder sonstiges Ungeziefer hinein kommen können, gute Durchlüftung dafür sorgt, dass nichts schlecht wird oder schimmelt und dazu sieht es wirklich sehr apart aus.

Wir freuten uns über die Informationen und darüber, dass uns Raquel auch auf Details aufmerksam machte. Als wir wieder im Bus waren, schaute ich sofort in meiner Wohnmobil-Stellplatz-App nach, ob es hier eine Möglichkeit zur Übernachtung gibt: es gibt *lach. Wenn uns einmal der Weg mit dem Wohnmobil in diese Gegend führt, will ich auf alle Fälle hier einige Zeit verbringen!!

Der Motzer fiel mir wieder unangenehm auf. Der Satz: „Wer glaubt denn sowas“, wenn man etwas erklärt bekommt was man nicht kennt, macht mich sprachlos. Solche Leute sollten nicht in Gruppenreisen unterwegs sein. Gottseidank saß er im Bus nicht so nah bei uns, dass ich alle dämlichen Kommentare hören musste *lach

Weiter ging die Fahrt Richtung Portugal. Schon auf dem Hinweg hörten wir einiges über die beiden Städte Tui (auf spanischer Seite) und Valenca (auf portugiesischer Seite) am Grenzfluss Minho. Zwei Brücken verbinden die beiden Städte: die Autobahnbrücke und eine 318 Meter lange Gitterträgerbrücke. Sie wurde 1885 erbaut und dient bis heute dem Straßen- und dem Eisenbahnverkehr.

Wir machten einen Halt in Valenca und staunten über die wunderschöne Altstadt, die unter Denkmalschutz steht. Der gesamte Ort ist von einer Festungsmauer umgeben. Wir hatten von dort einen herrlichen Blick zurück nach Galicien. Viele Spanier kommen nach Valenca zum Einkaufen, weil es preisgünstiger ist. Entsprechend sind die Souvenirläden ausgestattet. Wir hatten ausreichend Zeit, das Städtlein zu erkunden und sogar, einen portugiesischen Expresso in der Sonne zu genießen.

Beide Busse hatten eine ähnliche Abfahrtszeit ausgemacht und die Parksituation für Busse war auf diesem öffentlichen Parkplatz etwas schwierig. Deshalb war Pünktlichkeit angesagt, was auch gut klappte. Wenn natürlich ca. 100 Personen in 2 Busse einsteigen wollen, dauert das eine Weile.

Es näherte sich ein kleines Auto und fuhr langsam aber ständig auf unsere Gruppe zu. Der Ruf „Auto kommt“ ließ uns wohl zusammen rücken, aber irgendwann ging nicht mehr. Ich sah wie in Zeitlupe, wie der vordere Autoreifen auf die Sohlen (also hinten auf die Sohlen) von Karin´s Schuhen fuhr. Sie merkte, dass ihr das Auto zu nahe kam, wollte ausweichen, konnte aber die Füße nicht weg bewegen, da das Auto auf den Sohlen stand. Karin verlor den Halt, wollte sich instinktiv an jemandem festhalten, diese Frau stürzte mit ihr zu Boden und schubste noch eine Weitere mit. Puh, was für eine Aufregung.

Ich will den Spannungsbogen nicht weiter ausdehnen: es ist gottseidank nichts wirklich Schlimmes passiert. Was uns allen sehr leid tat war, dass die Letzte die umgeschubst wurde ausgerechnet eine unserer ältesten Mitreisenden war, die sich tapfer mit Gehwägelchen und Stöcken (je nach Bedarf) auf allen schwierigen Pfaden geschlagen hatte. Sie hatte eine Platzwunde am Kopf und war ziemlich unter Schock. Unter Schock standen die beiden anderen und die „Zuschauer“ ebenfalls. Die beiden Busfahrer und Reiseleiterinnen kümmerten sich hervorragend um alles. Unser Bus fuhr weiter, denn die Beteiligten waren aus dem anderen Bus. Es kamen noch Polizei und Krankenwagen, aber alle konnten die Reise fortsetzen.

Auf dem Weg nach Braga, was als nächstes Ziel für diesen Tag vorgesehen war, erzählte uns Raquel einiges über Religionen. Der Spruch: „In Braga betet man, in Coimbra studiert man, in Porto arbeitet man und in Lissabon amüsiert man sich“, sagt einiges über die „Qualität“ dieser Orte aus.

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Braga, eine weitläufige und quirlige Stadt

Man hat in Portugal für jede Lebenssituation, jedes Problem einen Heiligen: gegen Augenprobleme Luzia, gegen Bauchschmerzen Anna, gegen Kopfschmerzen Stefan, wenn die jungen Damen einen Traummann suchen Anthonius, wenn ältere Damen einen Traummann suchen Gonzalo, auf Reisen Ulrich von Augsburg, gegen Schlaflosigkeit Hubertus von Lüttich, und so weiter. Hier kann man für und gegen fast Alles einen passenden Heiligen finden.

Um das zu verstehen, muss man in die Geschichte von Staat und Kirche in Portugal einsteigen. Etwa 80 % der Portugiesen gehören dem römisch-katholischen Glauben an und ca. 14 % keiner Kirche. Wallfahrtsorte und die Schutzheiligen spielen eine wichtige Rolle im alltäglichen Leben. Bis ins Jahr 1911 waren Staat und Kirche eine Institution und schrieben die Art, wie Religion zu leben war, vor. Erst im Jahr 2001 wurde die Religionsfreiheit in der Verfassung verankert.

Die Zahlen in Spanien sind ähnlich wie in Portugal, mit 60 % Katholiken. Die Trennung von Staat und Kirche und die Einführung der Religionsfreiheit waren dort bereits im Jahr 1978.

Wenn ein großer Teil der Bevölkerung diese Religiosität lebt, dann fällt es dem Einzelnen bestimmt leichter, „mit dem Strom zu schwimmen“. Ich höre manchmal die Frage, warum sich fremde Religionen bei uns so breit machen können und stelle gerne die Gegenfrage, warum wir nicht unserer Christentum öffentlicher leben und bekennen…

Zurück zur Stadt Braga (ca. 190.000 Einwohner), eines der wichtigsten religiösen Zentren Portugals mit herausragenden religiösen Festen. Die Osterprozession, die nachts stattfindet, ist weit über die Grenzen hinaus bekannt. Die interessante Mischung aus Antik und Modern zieht einen rasch in den Bann. Seit 2017 hat Braga die UNESCO-Auszeichnung City of Media Arts. Über 30 Kirchen befinden sich in der Stadt. Die älteste Kathedrale Portugals, die Se de Braga und die bedeutende Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte möchte ich an dieser Stelle nennen.

Bekannt ist Braga unter anderem für seine filigrane Handarbeiten und den filigranen Schmuck. Auch dazu gibt es viele Geschichten. So tragen neugeborene Mädchen ab dem 4. Tag bereits Ohrringe und bekommen diese in aller Regel von der Patin. Witwen tragen tropfenförmige Ohrringe. In vielen Schaufenstern kann man die Kunst bewundern. Die Handwerkskunst der Glockengießerei ist ebenfalls in Braga zu Hause. Die Glocke von Notre Dame in Paris z. B. wurde hier gegossen.

Ein typisches Gebäck in Braga ist die Tibia de Braga und wir konnten diese Spezialität probieren. Ich vermute, dass es ein Brandteig, der mit Pudding gefüllt ist, war. Lecker war´s!!

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Mit der ältesten funktionstüchtigen Wasserballastbahn der Welt fuhren wir hinauf zur Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte. Einer unserer Mitreisenden hatte aufgrund Höhenangst Bedenken sich in die Bahn zu setzen. Raquel nahm sich seiner an und er fand es nach den 3 Minuten Fahrt dann gar nicht so schlimm wie befürchtet. Die Geräusche der Bahn konnten einem auch ohne Höhenangst Bange machen *lach. Übrigens hat ein Schüler von Herrn Eifel, dem Erbauer des Eifelturmes, diese Bahn im Jahr 1882 gebaut.

Über 116 Meter Höhenunterschied führen barocke Monumentaltreppen mit 581 Stufen hinauf zu diesem Wallfahrtsort. Eine sehr gepflegte Parkanlage und die beeindruckende Kirche ließen uns staunen und genießen. Bereits im 17. Jahrhundert wurde die Kirche errichtet und unter den verschiedenen Bischöfen und Herrschern erweitert und ausgebaut. Man hat einen herrlichen Blick über Braga. Wen wundert es, dass wir schon wieder einmal mitten in einem UNESCO-Kulturerbe standen.

Dieser Tag war wieder einmal prall gefüllt mit Erlebnissen, Eindrücken und Informationen. Redlich müde ließen wir den Abend ausklingen.

Der siebte Tag begann etwas früher, denn wir hatten einige Kilometer im Bus vor uns. Schon ab 6.30 Uhr gab es Frühstück und um 7.45 Uhr war Abfahrt mit dem Bus in Richtung Dourotal.

Der weltweit berühmte Portwein wird im Dourotal produziert. Schon im Jahr 1703 gab es einen Vertrag zwischen Portugal und England, in dem festgelegt wurde, dass Textilien gegen Portwein getauscht wurde.

Ein paar Jahre später, in 1756 veranlasste die Regierung die strenge Abgrenzung des Portweingebietes mit Namen Alto Douro. Wenn ich es richtig verstanden habe, darf nur Wein mit Trauben aus diesem Gebiet sich Portwein nennen. Es gibt roten und weißen Portwein und viele verschiedene Qualitätsstufen. Mehr zu dem Thema habe ich bereits letztes Jahr beschrieben und ist hier zu finden.

Als besondere und aktuelle Leckerei hat uns Raquel auf ein Getränk namens „Port Tonic“ hingewiesen: weißer Portwein mit Tonic und Minze. Leider habe ich es irgendwie nie probiert – ein Grund, dort nochmal hin zu fahren.

Der Douro entspringt in der spanischen Provinz Soria und mündet nach etwa 897 Kilometern bei Porto in den Atlantik. Viele Schleusen ermöglichen auf dem portugiesischen Teil des Douro auf ca. 213 km Länge die Schifffahrt. In Spanien gibt es keine Schleusen. Auf 112 km Länge bildet er die natürliche Grenze zwischen den beiden Ländern.

Der Nordosten Portugals ist dünn besiedelt mit 46 Einwohnern pro qkm. 9 Monate im Jahr sind Winter und 3 Monate im Jahr ist es super heiß mit 40 Grad. Die typische Lebensart sind solidarische Gemeinschaften. So hat z. B. einer einen großen Backofen und die anderen nutzen den mit. Jeder macht etwas für jeden mit allen Rechten und Pflichten. In solch karger Landschaft macht das Sinn.

Für kleine Winzer wird es wirtschaftlich schwierig zu überleben. Sie bekommen ca. 25 ct. pro Kilo Trauben für die Produktion von tafelwein und 1,20 € für die Produktion von Portwein. Davon können sie nicht leben. Deshalb verkaufen viele kleine Winzer ihre Weinberge und so entsteht Stück für Stück ein Monopol i. S. Portwein. Das Problem Erntehelfer zu finden kennen wir in Deutschland auch. Hier in Portugal helfen Menschen aus aller Welt bei der Traubenlese mit.

Die Douro-Boys sind ein Zusammenschluss von Winzern, die sich miteinander organisieren, in neue Technologien investieren und auf Messen die Vermarktung optimieren. Die Douro-Kids ist schon die nächste Generation, die diese aufgeschlossenen Wege beschreitet.

Übrigens trinkt man in Portugal 56 Liter Wein/Kopf und Jahr. Das kam mir ziemlich viel vor, bis ich es ausgerechnet hatte … 153 ml/Tag würde sogar ich schaffen *lach.

Im Dourotal dürfen die Weinberge normalerweise nicht bewässert werden. Nur wenn die Temperaturen zu hoch liegen darf mit Genehmigung eines Prüfinstitutes eine Ausnahme gemacht werden. Der Grund liegt nicht, wie ich annahm am Wassermangel, nein: wenn die Trauben gegossen werden, werden sie nicht so süß. Diese Süße ist für den Portwein sehr wichtig.

Sehr imposant anzusehen sind die Steilhänge, an denen der Wein angebaut wird. Oft sind die Hänge durch Mauern gestützt. An vielen Stellen sieht man Schilder, auf denen „Quinta“ steht. Quinta heißt Weingut.

Im Dourotal wachsen nicht nur Trauben, sondern auch Oliven, Kork, Mispel, Mandeln, Zitronen, Rosmarin usw.

Durch landschaftlich sehr interessante Gegenden führte uns der Weg nach Pinhao, von wo aus unsere zweistündige Schifffahrt auf dem Douro startete. Es war schon sehr beeindruckend diese herrliche Landschaft zu genießen. Das Wetter war schön und wir bekamen eine Kostprobe des leckeren Portweines. Ich kann von mir sagen, dass ich rundherum zufrieden war. *lach

Zum Mittagessen fuhren wir nach Favaios auf die Quinta Da Avessada. Dieses Weingut ist auf viel Besuch mit vielen Bussen eingestellt. Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl als Massentourist abgefertigt zu werden. Alles war super und liebevoll organisiert.

Die Quinta liegt etwa 600 Meter über dem Meeresspiegel und dort wird der Muskatellerwein angebaut. Wir wurden mit Akkordeon-Musik begrüßt, vermutlich um uns gleich ein wenig in Stimmung zu versetzen. Ein Gläschen Muskatellerwein tat das Seine für die gute Stimmung. Das Essen war traditionelle Kost und jeder Gang wurde mit einer netten Geschichte im Vorfeld angekündigt. Mir hat es geschmeckt und gefallen. Den liebevoll gestalteten Garten konnten wir nach dem Essen noch eine Weile genießen bevor wir gegen 16 Uhr die Fahrt ins Hotel antraten.

Raquel brachte uns wieder ein paar Geschichten nahe, der volle Bauch und der Alkohol ließen den Großteil der Businsassen allerdings in einen Döse-Zustand verfallen. Mit einem freundlichen „Kuckuck liebe Gäste“ weckte sie uns sanft kurz vor dem Hotel wieder auf.

Der achte Tag war der Abreisetag. Unser Transfer zum Flughafen war für 13 Uhr angesetzt und so hatten wir ausreichend Zeit, gemütlich zu frühstücken und früher Abreisenden nachzuwinken. Ein letzter portugiesischer Expresso in einem typisch portugiesischen Café und ein kleiner Spaziergang am Strand machten diesen Tag rund.

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Wir lernten auf dieser Reise wieder super nette Menschen kennen und nehmen viele beeindruckende Bilder und Geschichten mit. Ein Dank an Raquel, die ihre Begeisterung für Geschichte und die Liebe zu ihrem Land sehr ansprechend vermittelte. … und für´s Korrektur lesen ein Extradank!!

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2022.08_Skandinavien

Schon seit geraumer Zeit liebäugelte ich mit einer Reise nach Skandinavien. Gerne wollte ich die Länder mit dem Wohnmobil bis ans Nordkap bereisen und mit viel Zeit die Schönheiten dieser Länder genießen. Meinem lieben Mann grauste vor den vielen Kilometern, die gefahren werden müssten. So drehten sich unsere Gespräche immer im Kreis – bis eines Tages ein Newsletter ins E-Mail-Postfach flatterte und eine Reise angeboten wurde: mit dem Bus in 12 Tagen ans Nordkap und zurück. Da war er, der Kompromiss, der für uns beide gangbar war!

In der Vorbereitung lasen wir einiges und beschäftigten uns mit der Reise. Die vielen Kilometer innerhalb sehr kurzer Zeit waren uns bewusst und die Vorfreude enthielt deshalb eine gewisse Spannung. Macht das der Rücken mit? Wird das langweilig? Man kann sich ja verrückt machen, wenn man das möchte.

Endlich ging es los. Um 2.55 Uhr aufzustehen ist grundsätzlich gegen meinen Biorhythmus und bis dahin zu schlafen war mir nicht möglich. Das konnte ja heiter werden: so eine Reise völlig unausgeschlafen anzutreten. Wir wurden in Pforzheim mit dem Bus abgeholt. Noch 2 weitere Paare stiegen zu. Wie sich später herausstellte, waren darunter die ältesten Teilnehmer der Gruppe mit 82 und 84 Jahren. Zunächst waren wir erst mal mit uns selbst beschäftigt. bzw. ich mit mir. Zeit zum Schlafen im Bus wäre gewesen, aber wir waren viel zu neugierig auf das was kommt. In den kommenden Stopps stiegen Mitreisende zu und in Darmstadt war der Bus voll. Ich hatte mir das ziemlich blöd vorgestellt, in jedem Dorf zu halten und Leute einsteigen zu lassen. Das war es definitiv nicht. Die 6 Stopps waren gut verteilt und die Reise zu unserer ersten Übernachtung nach Hamburg konnte unkompliziert weiter gehen.

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Unser Bus und Hauptaufenthaltsort für die nächsten 12 Tage

In Hamburg wurden wir bereits vom Reiseleiter unseres Reiseveranstalters erwartet. Wir erfuhren, dass 2 Busse die gleiche Tour machten. Der andere Bus sammelte die Leute von Freiburg bis Karlsruhe ein. Ab und zu gäbe es Berührungspunkte der beiden Busse, aber normalerweise sei jeder Bus eine eigenständige Gruppe. Es gab Informationen über die Reise und Dinge, die beachtet werden sollten, wie z. B. dass es in Skandinavien Diebstahl ist, wenn man etwas vom Frühstücksbüfett mitnimmt. In aller Regel kommt die Polizei und man bekommt eine Anzeige und eine Geldstrafe wird fällig (unsere Reiseleiterin erlebte so eine Situation schon einmal auf einer früheren Reise). Auch an die Pünktlichkeit wurde appelliert, da die Reise zeitlich straff geplant sei. Wir lernten unsere Reiseleiterin Bärbel kennen und nach einem leckeren Abendessen vom Bufett und einem kleinen Spaziergang rund um das Hotel fielen wir ziemlich k. o. ins Bett.

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Tag 2 fing ziemlich früh an: ab 5.30 gab es Frühstück im Hotel und die Abfahrt war auf 7 Uhr fest gelegt. Unser Busfahrer gab uns die Order, jeden Morgen 10 Minuten VOR Busabfahrt am Bus zu sein, da er Zeit brauchte, die Koffer einzuladen. Mein Gefühl war, dass die Zeit langsamer läuft. Ruckzuck waren wir in Puttgarden und fuhren mit der Fähre nach Rödby in Dänemark. Auf unserer Fahrt durch Dänemark erhielten wir immer wieder interessante Informationen von unserer Reiseleiterin. Die Fahrt über die Insel Lolland, durch den Guldborgtunnel zur Insel Falster und über die größte dänische Insel Zealand war sehenswert. Ich wusste schon, dass es in Dänemark viele Inseln gibt, aber in meinem Kopf war Dänemark der Zipfel oberhalb von Flensburg. Schon jetzt war mir klar, dass sich die Reise lohnt, denn ich war es zu diesem Zeitpunkt und bin es immer noch: sehr begeistert von den schönen Landschaften Dänemarks.

Kurz vor Kopenhagen machten wir Mittagspause und sollten vom Busfahrer versorgt werden. Dieses erste Mittagessen ging ziemlich in die Hose (Name: Nudelsuppe, Fakt: braunes Wasser ohne alles – und geschmeckt hat es auch nicht wurde uns berichtet). Helmut und ich merkten es gottseidank noch rechtzeitig und versorgten uns an der Rastplatz-Gastronomie mit einem leckeren Baguette. Der Busfahrer Eberhard entschuldigte sich später für die missglückte Kulinarik. OK, so etwas passiert, aber wir waren wachsam. Lecker Essen gehört zu einer gelungenen Reise dazu und wir waren gespannt, wie das weiter geht.

Als nächstes machten wir eine Stadtrundfahrt in Kopenhagen. In den knapp 2 Stunden erfuhren wir sehr viel über die Geschichte Kopenhagens, das Königshaus und Hygge, die dänische Gemütlichkeit. Wir standen vor Schloss Amalienburg, bewunderten die kleine Meerjungfrau, sahen die Börse, den Tivoli und das neue Opernhaus. Mich begeisterten die ausgebauten Fahrradwege und die Möglichkeiten, die Fahrradfahrern geboten sind. Neben den Radwegen gibt es extra abgetrennte Bereiche für Fußgänger. Mit meiner Begeisterung konnte ich leider nicht anstecken, denn wir wurden mehrfach darauf hingewiesen, wie gefährlich man als Fußgänger lebt. Die Radler seien ziemlich rücksichtslos unterwegs. Gegenseitige Rücksichtnahme ist vermutlich überall auf der Erde ein Thema. Um mir ein eigenes Bild zu machen, fehlte leider die Zeit – ein Grund, noch einmal herzukommen. 

Auf der Küstenstraße fuhren wir den Öresund entlang nach Helsingör um mit der Fähre nach Helsingborg in Schweden überzusetzen. Die Fähre fährt an Schloss Kronborg vorbei. Dort soll Shakespeare zur Handlung in Hamlet inspiriert worden sein. Man nennt es deshalb auch das Hamlet-Schloss.

In der Region Smaland in Alvesta übernachteten wir in einem kleinen gemütlichen Hotel. Das Abendessen war lecker und mit den vielen Eindrücken in uns hatten wir keine Einschlafschwierigkeiten.

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Tag 3 fing auch wieder früh an: ab 6 Uhr Frühstück, Abfahrt 7 Uhr. Von den 3 Paaren, die in Pforzheim zugestiegen waren, verstanden wir uns von Anfang an sehr gut mit Manuela und Ingo. Sie saßen auf den Plätzen vor uns im Bus und wir teilen u. a. den gleichen Humor. Ingo und Helmut frühstücken gerne lang und ausgiebig. Die beiden waren von der kurzen Frühstückszeit etwas gestresst: musste doch in relativ kurzer Zeit ziemlich viel an Nahrung aufgenommen werden, damit es bis zur Mittagspause reichte. Zwar waren wir mit Keksen etc. versorgt, aber das war nicht wirklich zufriedenstellend.

Wir fuhren den Vätternsee entlang, der ca. 3,5 x so groß wie der Bodensee ist. In Gränna hielten wir bei einer Zuckerfabrik und ich brauchte viel Disziplin, meinen Einkauf in Grenzen zu halten. Da wir vorher von Bärbel schon die Geschichte der Zuckerfabrik erfahren hatten, schauten wir mit anderen Augen darauf. Nur in Kurzform: aus der Not geboren von einer Mama, die ihre Kinder irgendwie durchbringen wollte und vom Erfolg der Geschäftsidee überrascht war. Ein jeder kennt bestimmt die rot-weißen Zuckerstangen, die man z. B. an den Weihnachtsbaum hängen kann…. Die kommen hier her!

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Apropos Einkauf, außer in Finnland konnte man nirgendwo mit Euro bezahlen, aber mit EC-Karte. Selbst kleinste Beträge waren kein Problem mit der Karte. Wir brauchten in keinem Land Geld umtauschen.

Die Mittagspause verbrachten wir in Berg am Götakanal. Darüber hatte ich wenige Wochen zuvor eine tolle Dokumentation im TV gesehen und stellte fest: in echt ist es noch viel schöner!!! Ein Wohnmobilstellplatz neben unserem Bus-Parkplatz ließ mir ein wenig das Herz bluten…. Der Götakanal ist 190 km lang und hat einen Höhenunterschied von 91 Metern, der mit 57 Schleusen ausgeglichen wird. Ein geschichtsträchtiges Bauwerk in herrlicher Landschaft.

Mit Hackbällchen, Soße und Brötchen versöhnte uns Eberhard übrigens mit dem missglückten Mittagessen vom Vortag.

Wer meint, das wäre alles nicht zu toppen, der hat noch keine Stadtführung in Stockholm gemacht. Als Überschrift kann man setzen: eine tolle Stadt. Eine Stadt, die auf 14 Inseln liegt, die durch mehr als 50 Brücken verbunden sind. Wir konnten die Wachablösung am Schloss erleben (muss man gesehen haben, auch wenn ich eigentlich drüber lachen muss, weil es so aus der Zeit gefallen wirkt), durch die Altstadt gehen und einen Eindruck vom Flair der Stadt mitnehmen. Quirlig, traditionell, architektonisch interessant und vieles mehr trifft auf Stockholm zu. Auch der Begriff teuer passt: Grundstücke kosten wohl zwischen 8.000 und 12.000€/qm.

In Stockholm aßen wir zu Abend, da wir um 19 Uhr über Nacht mit der Fähre durch das Schärenmeer nach Turku in Finnland fahren wollten. Vor dieser Überfahrt war mir ein wenig bange, da Innenkabinen gebucht waren und ich unter Platzangst leide. Gottseidank konnte ich es aus meinen Gedanken ausblenden, wo sich die Kabinen befanden und hatte sogar einen angenehmen Schlaf in der minikleinen Kabine.

Den Abend verbrachten wir an Deck bei herrlichem Wetter und später erhaschten wir noch einen Blick auf den fast vollen Mond. Diese Bilder haben sich mir ganz tief eingeprägt – soo schön!! Man merkte übrigens bereits, dass es später dunkel wurde, weil wir schon ziemlich weit im Norden waren und wir musste den Tag aus Vernunftgründen nach der Uhr beenden.

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Der vierte Tag begann richtig gut! Frühstück auf der MS Galaxy am Panoramafenster bei der Einfahrt in den Hafen von Turku, der ältesten Stadt in Suoni – das heißt Finnland. Das Frühstücks Bufett ließ keinen Wunsch offen, das Ambiente war traumhaft – auch dieser Tag konnte nur super werden! Über die Uhrzeit des Frühstücks reden wir gar nicht mehr: 6 Uhr und um 7 Uhr war Abfahrt. Der Bus wartete außerhalb der Fähre auf uns, da im Bauch der Fähre kein Platz zum Ein- und Aussteigen war.

Angeberwissen: Finnland hat etwa die Größe von Deutschland, allerdings mit 5,5 Mio. Einwohnern. Diese leben überwiegend im Süden des Landes. Im Norden leben ca. 0,5 Einwohner auf einem Quadratkilometer. Man nennt Finnland auch das Land der tausend Seen. Als See darf sich allerdings erst eine Wasserfläche von 5a nennen. Ca. 86 % Finnlands sind Waldfläche und ab September ist mit Schnee zu rechnen.

Um kurz nach 10 Uhr erreichten wir bereits Helsinki. Wieder stieg eine sehr nette Stadtführerin zu und brachte uns ihren Lebensraum nahe. Mittelpunkt in Helsinki ist der schneeweiße Dom mit seinen türkisenen Kuppeln. Viele Künstler verwirklichten sich hier und geben der Stadt ein schönes Bild. Wir machten am Fußballstadion eine kurze Pause, und stellten fest, dass am Abend vorher ein Fußballspiel von Eintracht Frankfurt gegen Real Madrid stattgefunden hatte. Die Fußball-Interessierten waren ziemlich elektrisiert. Wir fuhren am Opernhaus vorbei, standen am Denkmal von Paavo Nurmi, einer Läuferlegende und bewunderten eine Skulptur von Passio Musicae, der 1967 verstarb. Lustig ist auch die Idee, in einem Riesenrad eine Saunakabine zu installieren, die man buchen kann. Ein kleiner Sprachkurs in finnischer Sprache kam im Bus sehr gut an und wir übten fleißig ein paar einfache Worte, z. B. Bussikuski für Busfahrer oder yksi (eins), kaksi (zwei), kolme (drei), kippis (Prost) und natürlich kiitos (danke).

Mich beeindruckten die Ausführungen der Stadtführerin zur finnischen Lebensart. Auf dem Glücksatlas steht Finnland auf Platz 1. Sie nannte als Grund dafür, dass die Finnen ein zufriedenes Volk sind und sich als Gemeinschaft empfinden. So weiß jemand, wenn er Müll in die Landschaft wirft, dass ein anderer aus seiner Gemeinschaft diesen wegräumen muss und unterlässt es. Man ist zufrieden mit der Regierung und den Gegebenheiten, die das Leben mit sich bringt. Was geändert werden sollte wird diskutiert und dann findet man eine Lösung, mit der wieder alle zufrieden sind. Ich finde, daran kann man sich eine große Scheibe abschneiden, besonders, wenn man aus einem Land kommt, in dem Nörgeln und Besserwissen chic sind.

Die Mittagspause war ebenfalls nach unserem Geschmack: eine ganze Stunde Zeit auf einem Markt am Hafen von Helsinki und man konnte finnische Leckereien probieren. Wir sahen einige Frankfurt-Fans mit ihren Koffern. Sie nutzten den Ausflug zu ihrem Verein auch dazu, ein wenig von der Stadt zu sehen. Der Platz, an dem die Helsinkier feiern liegt ebenfalls am Hafen. Mitten auf dem Platz steht ein Brunnen mit einer nackten Dame als Bronzestatue. Wir hörten einige lustige Begebenheiten zu dieser Statue und rund um den Brunnen.

Weniger lustig ist die Tatsache, dass im Hafen einige große Schiffe als Eisbrecher bereit stehen. Da Finnland nichts vom Golfstrom abbekommt, frieren die Wasserstraßen recht schnell zu.

Zur Kaffeezeit erreichten wir Lahti, eine durch den Wintersport sehr bekannte Stadt. Im Sommer ist der Auslauf der großen Schanze ein großes Freibad. Doppelte Nutzung ist eine gute Idee!! Überhaupt ist Lahti eine heimliche grüne Hauptstadt, weil schon sehr früh wirtschaftliches Wachstum mit Umweltschutz verbunden wurde. Wieder etwas, von dem andere Länder lernen können.

In Finnland werden übrigens viele Rastplätze an der Autobahn bzw. Hauptverkehrsstraßen mit Supermärkten bereichert. Wir fanden das super, denn so konnten wir uns immer wieder mit frischem Obst und Keksen o. ä. eindecken.

Eine Weile genossen wir noch die Fahrt durch die finnische Seenplatte und übernachteten in einem tollen Sport & SpaHotel in Leppävirta.

Ein ganz spezielles Thema möchte ich nur kurz anreißen: Pippi-Pausen. Alle 2 – 2,5 Std. gab es einen Stopp zu diesem Thema mit klaren Hinweisen, wo sich die Toiletten befanden. Für dringende Notfälle stand uns die Toilette im Bus zur Verfügung. Aus Erfahrung kann ich sagen, das funktioniert auch! In Deutschland sind die Toiletten kostenpflichtig in den anderen Ländern nicht! Wir fanden immer saubere Örtchen vor – geht also auch ohne Kosten….

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Der fünfte Tag hatte wieder ein pralles Programm und versprach in der Vorschau Höhepunkte der Reise.

Zunächst war „ausschlafen“ angesagt: Abfahrt war erst um 7.30 Uhr – man wird bescheiden.

Ein erster Stopp im Glockenmuseum in Pyhäjärvi ließ uns über die Menge der ausgestellten Glocken in allen Größen staunen. Natürlich ließen wir die eine und andere Glocke erklingen und hatten unseren Spaß dabei.

Vorbei an Oulu, der größten Stadt Nordfinnlands mit 200.000 Einwohnern wurden wir an den östlichsten Punkt der Ostsee, im Bottnischen Meeresbusen in Finnland gefahren.

Herrliche ursprüngliche Landschaft und ein rauer Wind begeisterten uns und wir ließen uns das „Dreigangmenü“ Brötchen, Wurst, Senf zur Mittagszeit schmecken. Mit einem Blick auf die Landkarte wurde das Staunen immer größer, denn wir waren schon ganz schön weit im Norden unterwegs.

Die Zeit drängte und so ging es zeitnah weiter Richtung Polarkreis und der Heimat des Weihnachtsmannes in Rovaniermi. Ja, alles ist touristisch aufgezogen, aber trotzdem kam das Kind in den meisten hervor. Die Taufe zur Polarfrau bzw. zum Polarmann war lustig und ein Besuch beim Weihnachtsmann weckte Gefühle aus frühen Kindheitstagen. Den Auswirkungen der Pandemie war es geschuldet, dass viele Geschäfte früh schlossen, da einfach noch nicht viele Kunden da waren. Unsere Portemonnaies waren dankbar. Bestimmt hätte man einiges für Weihnachtsdeko ausgeben können.

Mit weihnachtlichen Melodien im Ohr legten wir das letzte Stück Wegs für den heutigen Tag zurück. Wir übernachteten im Skigebiet Levi, das den Wintersportfans bestimmt bekannt ist. Levi liegt in einer traumhaften Landschaft und wenn wir nicht so hungrig und müde gewesen wären, hätten wir gerne noch einen Spaziergang gemacht. Beim Einchecken ins Hotelzimmer funktionierte unsere Karte nicht. Helmut machte sich auf den Weg zur Rezeption, um den Fehler zu melden. Die Karte wurde neu aufgeladen und voller Freude auf ein leckeres Abendessen wollte er die Zimmertüre öffnen – funktionierte wieder nicht. Etwas knurrig ging er wieder zur Rezeption, ich sang ein beständiges Ommmmm vor mich hin und bewachte unsere Koffer. Die sehr nette Rezeptionistin kam dieses Mal mit, um nach dem Fehler zu schauen, denn das konnte sie sich nicht erklären. Auweia, wie peinlich: wir standen am falschen Zimmer. Die vielen Eindrücke erschöpfen und Helmut hat sich bei der Übergabe der Zimmerkarten irritieren lassen und sich die falsche Nummer gemerkt. Auf den Zimmerkarten stand keine Zimmernummer drauf…. Ich bin bei dem Thema sowieso draußen, den Zahlen sind normalerweise Helmuts Welt *lach.

Endlich konnten auch wir uns dem Abendessen widmen und waren begeistert von dem leckeren Essen vom Buffet.

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Der sechste Tag begann mit einer abenteuerlichen Fahrt durch Lappland. Etwa 40 km ungeteerte Straße verlangsamten unsere Reise. Es kam uns ungefähr pro halbe Stunde ein Auto entgegen, ab und zu sahen wir Rentiere links und rechts der Straße und ab und zu auch auf der Straße.

Wir erfuhren einiges Interessantes über Lappland und ihre Einwohner. In meiner Erinnerung an lange zurückliegenden Schulunterricht heißen die Einwohner von Lappland Lappen. Das empfinden diese allerdings als Schimpfwort. Die Einwohner von Lappland sind die Samen. Es leben wenige Menschen in diesen Regionen. Unsere Reiseleiterin legte eine CD mit traditioneller Musik von den Samen auf und wir genossen die Landschaft, die an uns vorüberzog. Typische Holzhäuser standen ab und zu in Sichtweite zur Straße zum Teil von Bäumen verdeckt. Bären leben hier auch – leider (oder gottseidank?!) hat sich uns keiner gezeigt.

Unter dem Eindruck dieser ganz besonderen Musik und Landschaften verlor ich mein Herz an Lappland. Jetzt, da ich Monate später diese Zeilen schreibe, kann ich noch den Emotionen und Eindrücken der Weite, der Ursprünglichkeit und der Lebensfreude nachspüren.

Am Inarisee (Inarijärvi), dem drittgrößten See Finnlands machten wir eine schöne Pause und staunten wieder über die Gegensätze, die dieses Land zu bieten hat. Auf dem See schaukelten große Yachten, Motorboote und Wasserflugzeuge. Wasserspiele auf dem See erzeugten ein Gefühl von Urlaub und Entspannung. Shopping durfte natürlich auch nicht zu kurz kommen und in den kleinen aber feinen Geschäften konnte man sich mit Kleider aller Art für den kommenden Winter eindecken. Hier weiß man, was gut gegen Kälte ist *lach.

In Gesprächen in der Gruppe kam die Frage auf, wie es sich bei einem medizinischen Notfall in dieser einsamen Gegend verhält. Wir kamen oft an Hubschrauberlandeplätzen vorbei, am Inarisee standen die Wasserflugzeuge und man hat wirklich überall Handyempfang. Sorgen braucht man sich meines Erachtens nicht zu machen. In Deutschland steht der Notarzt auch nicht sofort am gewünschten Ort.

Kurz nach dem Inariesee sahen wir den ersten Wegweiser zum Nordkapp: noch 343 km. Gegen Mittag überquerten wir die Grenze nach Norwegen und fuhren den Porsanger Fjord entlang Richtung Nordkapp. Der Porsanger Fjord ist der viertlängste Fjord in Norwegen und zum Teil 310 m tief. Dass man bei Fjorden auch Ebbe und Flut in großer Deutlichkeit sieht, überraschte mich. Die Dimension der Landschaft in seiner Größe und Weite beeindruckten uns sehr.

Die Mittagspause am Fjord bei Ebbe ermöglichte es, weit in den Fjord hinein zu gehen. Wieder gab es „Dreigangmenü“ mit Brötchen, Wurst und Senf. Brötchen wurden frisch aufgebacken, Wurst gibt es mit Abstand bessere. Einmal auf dieser Reise hätte gereicht. Eine Ausweichmöglichkeit gab es nicht. Apropos Essen, in dieser Gegend, so hoch im Norden wächst die Moltebeere. Sie ist eine gute Vitamin C-Quelle für die Menschen, die hier leben. Die Natur ist schon sehr klug!

Wir fuhren den Porsanger Fjord entlang, machten in Olderfjord nochmal eine kleine Pause und freuten uns auf das Ziel unserer Reise: das Nordkapp. Schon die Anfahrt machte uns sprachlos ob der unbeschreiblichen Natur. Die Dimension der Landschaft sprach ich schon an und ich könnte es immer wieder tun…. man kommt sich vor wie ein kleines Krümelchen auf dieser Erde und kann nur staunen.

Abenteuerlich waren die vielen engen und nur mäßig gut ausgebauten Tunnels. Da doch erstaunlich viele Menschen das Nordkapp mit dem Fahrrad anfahren (ich weiß nicht, wie ich dazu stehen soll…) ist die Situation auf den Straßen noch mehr angespannt. Die Tunnel sind selten beleuchtet, Fahrradwege gibt es nicht und in den Tunnels kommen 2 große Autos (z. B. Bus, LKW, Wohnmobil) gerade so aneinander vorbei.

Es ist also höchste Konzentration vom Fahrer gefragt. An dieser Stelle ein dickes Lob und Dankeschön an unsere beiden Busfahrer, die uns immer das Gefühl der Sicherheit vermittelten. Dieses Lob und Dankeschön gehörte eigentlich an den Abschluss eines jeden Tages!!! Wenn wir uns beim Essen labten und dann müde unsere Zimmer bezogen, sorgten sie für Sauberkeit und Ordnung im Bus, bereiteten mit Bärbel zusammen die exakte Route für den kommenden Tag vor usw. Wenn uns unterwegs einmal die Augen zufielen waren sie entspannt und trotzdem hochkonzentriert am Steuer.

Eberhards Frueh und Spaetsport Danke
Busfahrer Eberhards Sportprogramm: morgens Einladen und abends wieder Ausladen

Endlich waren wir am Ziel dieser Reise! Man kann darüber auf verschiedene Arten berichten: Es regnete, war kalt und stürmisch und man sah nicht viel… und zu Hause waren 34 Grad. Schade, wenn man das so empfindet.

Ich hatte so meine Vorstellungen vom Nordkapp… man fährt durch den Tunnel und ist dann auf der Insel und am Nordkapp…. jo, nicht falsch, aber eigentlich überhaupt nicht richtig. Dass die Insel 925,7 qkm hat ist der erste Punkt, den ich mir nicht vorstellen konnte. Es sind fast 50 km auf recht engen Straßen durch einsame schroffe Natur und unendlicher Weite vom Nordkapptunnel bis ans Nordkapp zu fahren. „Das Nordkapp ist der nördlichste vom Festland aus auf dem Straßenweg erreichbare Punkt Europas“, sagt Wikipedia.

Ich war tief beeindruckt und sog jede Kleinigkeit in mich auf. An der Kugel zu stehen war für mich ein Erlebnis, das ich vermutlich nur in diesem einen Zeitfenster von 2 Stunden in meinem Leben hatte. Der Regen störte mich nicht, er gehört in diesen Breitengraden dazu, genauso wie der Wind. Im Museum wurden uns in einem Film Eindrücke über das Leben auf der Nordkapp-Insel gezeigt und unser Staunen wurde immer größer. Hier leben ca. 3000 Menschen mit der Natur und der sehr rauen Witterung.

Unser Hotel befand sich in Kamoyvaer auf der Nordkapp-Insel und war urig und gemütlich. Es gab die eine und andere negative Stimme dazu – uns gefiel es. Es war blitzsauber und unser Bad war renoviert. Ich versuchte mir vorzustellen, wie man hier in monatelanger Dunkelheit bei Wind und Wetter und jeder Menge Schnee leben kann.

Nach dem Abendessen hatten wir die Gelegenheit bei der Künstlerin Eva Schmutterer einen Besuch zu machen. Dieses Angebot nahmen wir gerne an: super, mit jemandem reden zu können, der hier wirklich lebt!! Sie kam vor vielen Jahren der Liebe wegen von Deutschland in diese Region. Gerne beantwortete sie unsere Fragen und wir erfuhren vieles über das alltägliche Leben auf dieser Insel. Eine Situation, die in unseren Breitengraden unvorstellbar wäre ist z. B. die, dass man sich im Winter zum Einkaufen verabredet, hinter dem Schneepflug im Konvoi in die nächste Stadt nach Honningsvag fährt und genauso auch wieder zurück. Wenn die Bewohner von Kamoyvaer im Winter einmal einige Zeit von der Außenwelt ganz abschnitten sind, schicken sie dem Bürgermeister per Mail ihre Einkaufslisten und sobald es irgendwie möglich ist, werden die Waren per Boot angeliefert. Das ist jedes Mal ein Fest im Ort und wer es möglich machen kann steht an dem kleinen Hafen und bejubelt die Ankunft des Bootes.

Mit speziellen Lichtlampen gleichen sie den Mangel an Licht aus und sogar die Haustiere haben jeden Tag ihre Zeit, unter der Lichtlampe ihre Serotonin-Depots aufzufüllen. Die Häuser sind im Boden verankert, damit ihnen der Sturm nichts anhaben kann. Spezielles Fensterglas kann sich nach innen wölben und so dem Wetter trutzen. So eine ganz andere Welt, andere Gegebenheiten, extreme klimatische Verhältnisse usw. beeindrucken mich zutiefst und ich habe großen Respekt vor Menschen, die sich dort zurechtfinden und sogar wohl fühlen.

Wir erfuhren übrigens im Nachgang, dass am Tag vor und am Tag nach unserem Besuch am Nordkapp dieses wegen Orkan gesperrt war. Wohnmobile können direkt am Nordkapp stehen und bei dem Orkan seien einige umgefallen…. das erste Mal, dass ich richtig froh war, mit dem Bus dort zu sein.

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Das Frühstück am siebten Tag war wie zu Hause nur mit Blick auf einen kleinen Hafen und mit mehr Menschen. Es gab kein Buffet, sondern alles stand auf dem Tisch. Ich fand es gemütlich und passend für diese Gegend. Die Rezeption muss man sich wie ein großes Wohnzimmer vorstellen, auf mich wirkte alles sehr heimelig. Die Frau, die strickend in dem überdimensionalen Sessel saß, verstärkte diesen Eindruck noch. Ich wäre gerne noch geblieben…

Das Nordkapp verabschiedete sich von uns mit einem herrlichen Regenbogen. Die Fahrt ging Richtung Vesteralen und Lofoten. Ich war froh, dass ich die Landschaft vom Bus aus auf mich wirken lassen konnte und wenig intensives Programm geplant war.

Eine Pause machten wir an der Nordlicht-Kathedrale in Alta und eine weitere auf dem Gildetun Rastplatz, von wo aus wir einen herrlichen Blick auf die grandiose Landschaft hatten. Interessant war auch, im Fjord die kreisrunden Lachsbecken zu sehen. Ich weiß nicht, wie sie korrekt heißen.

Unser nächstes Hotel war in Tromsö am Hafen und nach dem Abendessen erkundeten wir noch auf eigene Faust die Gegend. Im Sommer kann es hier 20 Grad werden. Da der Golfstrom hier vorbeikommt, ist das Klima angenehm. Tromsö hat einen Flughafen und einen Hausberg, auf den man mit einer Seilbahn hinauf fahren kann. Das wäre doch auch nochmal eine Reise wert.

Einen Absatz widme ich den lieben Mitreisenden und meinen Beobachtungen dazu. Man wächst schnell zu einer Zweckgemeinschaft zusammen und jeder respektiert den Freiraum des Anderen. So hatten wir nicht den Eindruck, irgendwelche Gespräche aufgedrückt zu bekommen. Gemeinsames Interesse waren die vielen unglaublichen Eindrücke dieser Reise. Mit einem Schmunzeln denke ich an unsere beiden Senioren, die offensichtlich nicht wissen, dass eine Warteschlange hinten beginnt *lach. Auch die beiden Damen, die weite Strecken einfach verschlafen haben, störten niemanden. Ganz interessant finde ich immer noch die Geschichte der beiden Frauen mit dem gleichen Nachnamen. Warum das so ist? Sie waren beide einmal mit dem gleichen Mann verheiratet. Familien-geschichten können auch friedlich und schön enden. Auch die Mitreisende mit der lauten Stimme störte mich nicht – aber nur, weil ich ziemlich vorne im Bus saß und sie ziemlich hinten. Verwundert habe ich ab dem 5./6. Tag Gespräche mitbekommen, wo man sich ernsthaft Gedanken darüber machte, ob das Taxi für die Heimfahrt bestellt ist und ob man sich darauf verlassen könnte. Es ist schon interessant, was für unterschiedliche Menschen in einem Bus zusammengewürfelt sind. Einige Kontakte haben sich bis heute gehalten und ich freue mich, wenn ich von dem einem oder anderen etwas höre oder sehe.

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Der achte Tag versprach wieder interessante Eindrücke. Die erste Pause machten wir an einem Samenzelt, wo die Samen warme Schuhe, Jacken, Mützen, Trolle uvm. verkauften. Urig fand ich das offene Lagerfeuer mitten im Zelt. Von der knapp bemessenen Pausenzeit verloren wir wertvolle Minuten an der Hightech-Toilette. Natürlich stand wieder eine Schlange an und wir freuten uns, dass wir vor dem nächsten Bus angekommen waren. Das Problem war, dass die Türen immer wieder aufgingen und niemand sich die Zeit nahm, die Technik zu verstehen und das Wissen dann weiterzugeben. So war helle Aufregung, wer wem die Türe zuhält. Ganz besondere Herausforderungen auf so einer Reise *lach. Die Gegensätze Hightech-Toilette und Verkaufszelt der Ureinwohner beeindruckten mich wieder einmal.

Auf der weiteren Reise erfuhren wir geschichtliche Hintergründe, denn Bardufoss, wo wir vorbei fuhren, ist heute ein wichtiger Standort militärischer Einrichtungen und die meisten der 2500 Einwohner sind wirtschaftlich direkt oder indirekt davon abhängig. Der Flugplatz war im 2. Weltkrieg strategisch wichtig. Vor Narvik gab es 1940 ein großes Seegefecht – ein unschönes Kapitel deutscher Geschichte.

Ab Narvik fuhren wir den 80 km langen Ofotfjord entlang, der 550 m tief ist und von 1700 m hohen Bergen umgeben ist. Hier sind wir wieder beim Thema Dimensionen.

Zum Mittagessen gab es nun zum 3. Mal Brötchen, Wurst und Senf. Nur der Hunger trieb es rein und ein leckeres Softeis musste den Frust stillen. Das hat das Eis auch geschafft!!! Eis in Skandinavien ist lecker und obwohl die Temperaturen frisch sind, wird unendlich viel Eis gegessen. An jeder sinnvollen Möglichkeit steht ein Geschäft oder ein Stand mit Softeis. Das Softeis ist übrigens mit dem, was wir in Deutschland kennen nicht vergleichbar.

Wieder ein wenig Angeberwissen:

Über die Tjeldsundbrücke kamen wir auf die Vesteralen, eine Inselgruppe, die den Lofoten vorgelagert ist. Man kann den Unterschied leicht erkennen: die Vesteralen haben runde Bergkuppen, da in der Eiszeit der Eispanzer darüber gegangen ist. Die Lofoten haben spitze und zackige Berggipfel – sie schauten aus dem Eispanzer heraus. Endlich habe ich verstanden, was ich vor vielen Jahren in der Schule lernen sollte….

Auf Verkehrsschildern stand eine Ortschaft mit Namen A i Lofoten, ein Tipp fürs Kreuzworträtsel.

In dieser Gegend leben die Menschen in erster Linie vom Fischfang. Kabeljau wird zu Stockfisch verarbeitet und in alle Welt verkauft. Erst an zweiter Stelle kommt der Tourismus.

Es gibt sogenannte submarine Tunnel, die als Ersatz für Fähren unter dem Wasser durchführen. Man kann es spüren, denn zunächst fährt man leicht bergab und dann wieder bergauf.

Das größte Tier auf den Lofoten ist der Fuchs.

Eine schöne Fotopause machten wir in der Nähe von Sildpollnes am Austnesfjord in der Gemeinde Vagan. Eine Kirche steht auf einer Landzunge, dazu wieder die Dimension der Landschaft – diese Schönheit lässt wirklich den Atem stocken. Wir hatten herrliches Wetter mit strahlend blauem Himmel und angenehmen Temperaturen. Genauso hatte ich mir das vorgestellt. Bärbel wies uns immer wieder darauf hin, dass wir großes Glück mit dem Wetter hatten. Sooo wunderschön zeigen sich selbst die Lofoten nicht immer.

Die größte norwegische Holzkirche, auch Lofoten Kathedrale genannt, steht in Kabelvag und hat 1200 Sitzplätze. Wenn ich über die Bevölkerungsdichte nachdenke, ist das eine riesengroße Kirche. Die Holzbauweise vermittelt eine schöne Atmosphäre und schafft architektonische Möglichkeiten, die bei uns nicht bekannt sind.

Ein besonderes Schmankerl war eine Bootsfahrt von Svolvaer aus und die Möglichkeit die Lofoten und Vesteralen vom Wasser aus zu bewundern. Der Bootsführer lockte Möwen mit Futter an und automatisch auch Seeadler. Wer wollte, durfte sich an der Fütterung beteiligen. Mir war es zu riskant, mit der Verdauung der Möwen konfrontiert zu werden – und das war auch gut so.

Im Hotel in Sortland kamen wir recht spät an und nach einem leckeren Abendessen sanken wir todmüde in die Kissen. Ach ja, nachts wurden wir durch leise Geräusche geweckt: von unserem Hotelfenster aus konnten wir sehen, wie die berühmten Hurtigruten anlegten.

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Ein Blick auf den Reiseverlauf und die Landkarte machte uns klar, dass viele Kilometer Heimweg vor uns lagen und wir viel weniger Zeit als für den Hinweg hatten. Der neunte Tag begann mit der Fährüberfahrt von den Lofoten zurück aufs Festland nach Bognes. Die Überfahrt dauerte etwa 1 Stunde und es wehte ein laues Lüftchen bei 22 Grad. Das waren Temperaturen, die wir lange nicht mehr hatten. Im Wandergebiet Steigen zeigte uns die Reiseführerin Bärbel eine tolle Flusslandschaft und wir staunten wieder über die Kraft und Schönheit der Natur. In der Nähe von Sorfold machten wir einen kurzen Stopp an einem Wasserfall, dem Kobbelv Vertshus, der von einem Troll bewacht wird.

Wir fuhren dort vorbei, wo der in aller Welt berühmte Marmor in den Farben rosa, weiß und hellgrau abgebaut wird. Sogar das UNO-Hauptquartier in New York hat den Marmor aus dieser Gegend verbaut. Die Mittagspause durften wir in einem Einkaufszentrum individuell gestalten. Im Hotel wurde morgens gegen Gebühr ein Lunchpaket angeboten und das hatten wir gekauft. Also war unsere Mittagspause sowieso gerettet. Diese Idee will ich im Hinterkopf behalten, denn auf Nachfrage gibt es das bestimmt in den meisten Hotels.

Kurz vor der Grenze nach Schweden überraschte uns Reiseleiterin Bärbel mit einer „Belohnung“ für unsere Pünktlichkeit: über eine Hängebrücke gelangte man zu einem schönen Fleckchen Erde an einem Fluss. Diesen Stopp kann sie nur einlegen, wenn die Gruppe gut in der Zeit ist. An dieser Stelle kann deshalb gerne ein Dank an die ganze Gruppe stehen, dass wirklich jeder die angegebenen Zeitfenster eingehalten hat. Es ist ärgerlich, wenn ein Teilnehmer zu spät kommt und die ganze Gruppe darunter leiden muss, weil der Tag nun mal nur 24 Stunden hat und die Zeit stramm getaktet ist.  

Ungefähr ab der Grenze zu Schweden führte unsere Straße über die Skanden, die bis zu 2400 m hoch sind. Bereits ab 800 m gibt es keine Vegetation mehr und die Landschaft sieht wie glattgeschliffen aus. Große runde Findlinge liegen überall herum. Das waren schöne Eindrücke und wieder ganz anders als alles bisher gesehene.

Mit einem großen Schild ist der Polarkreis auf dieser Strecke ganz unspektakulär gekennzeichnet. Wir machten eine Pause für ein Gruppenfoto.

Unser Hotel lag in Arjeplog. Die Gegend ist charakterisiert von riesigen Seen. Im Winter sind diese zugefroren und bilden eine riesige Eisfläche, auf der die Autoindustrie seit 1973 Wintertests durchführt. Die Stadt hat ca. 2000 Einwohner, im Winter leben für rund 3 Monate mehr als doppelt so viele Menschen dort. Fast jede namhafte Automarke ist dort vertreten. Nach Erlkönigen dreht sich dort niemand um.

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Am 10 Tag musste ich beim Frühstück etwas schmunzeln. Nicht nur ich suchte Joghurt …. irgendwann entdeckte ich ihn: im 1 Liter-Quetschbeutel. Andere Länder andere Joghurtbehältnisse….

Um uns die Rückreise ein wenig kurzweilig zu gestalten, legte Reiseleiterin Bärbel eine Instrumental-CD von ABBA auf. Man mag zu der Musik stehen wie man will, aber wenn man durch´s ABBA-Land fährt, ist diese Musik passend (ich mag ABBA sowieso). Bei diesen beschwingten Melodien die Landschaften vorbei ziehen zu sehen machte Spaß. Zwischendurch bekamen wir immer wieder interessante Informationen, wie z. B. dass die Eisenbahn nur ungefähr bis zum Polarkreis fährt. Irgendwo ungefähr in der Mitte Schwedens machten wir eine kurze Mittagsrast und bemerkten, dass die Zivilisation schon näher kam.

Eine DVD über die Öresundbrücke war hochinteressant und eine gute Vorbereitung für den übernächsten Tag. Nur ein paar kurze Informationen an dieser Stelle: die Verbindung zwischen Nord- und Ostsee ist der Öresund. Die Verbindung besteht zwischen Kopenhagen und Malmö und ist 16 km lang. Es ist eine Kombination zwischen Brücke und Tunnel. Um das verwirklichen zu können, wurde in der Mitte auf offener See eine Insel aufgeschüttet. Würde man das gesamte Bauprojekt hochkant stellen, wäre es ein 60-stöckiges Bauwerk. Eine 4-spurige Autobahn ist im Obergeschoß und im Untergeschoß fährt die Eisenbahn auf 2 Gleisen. Der Hammer ist: nach 5 Jahren Bauzeit, genau nach dem Zeitplan, war alles fertig!!!!

Rätsel: 46 Menschen rasen im Gänsemarsch durch den Park eines wunderschönen Freilichtmuseums. Kurz vor Ende biegen die Männer nach rechts und die Frauen nach links ab und bilden von oben gesehen ein Y. Auflösung: Das Y ist uninteressant! Es handelte sich um eine Pippi Pause mit klarer Ansage wo was ist *lach.

In einer Sportarena in Östersund hatten wir Mittagspause mit einem riesigen Buffet. Da auf die Entfernung von ca. 900 km ein Termin zum Abendessen nur stressen würde, wurde die Hauptmahlzeit auf den Mittag verlegt. Uns kam das entgegen. Wir sind eher Mittagesser und ich wollte noch gar nicht wissen, was die Waage zu Hause sagt. Ungefähr die Hälfte des Tagesplanes an Kilometern war geschafft.

Mit der DVD „Michel bringt die Welt in Ordnung“ versüßte Bärbel uns die nächsten Kilometer. Im Bus breitete sich schläfrige Stimmung aus. Die Anstrengungen der letzten Tage machten sich doch bemerkbar.

In Sveg, einer 2500-Seelen-Stadt kaufte jeder individuell in einem Supermarkt für sich das Abendessen ein. Mir machte das Spaß und mit dem Übersetzer im Handy war das auch kein Problem. Wir warfen noch einen kurzen Blick auf die größte Bärenskulptur der Welt und weiter ging die Reise durch die Dalarna Provinz. Wir erfuhren, dass es hier keine Bodenschätze, Landwirtschaft oder sonstige Industrie gibt, nur Wald. Früher schnitzten die Bewohner die Dala-Pferdchen um sie zu verkaufen. Heute werden sie in Nusnäs produziert. Die Originale sind rot, grün und weiß und sind wohl überall auf der Welt bekannt (ich kannte sie nicht).

Wir fuhren an Mora am Siljansee vorbei. Mora ist bekannt durch den Wasa-Lauf. Es treffen sich jährlich am 2. März tausende Skilangläufer um eine Strecke von 90 km zu überwinden zum Gedenken an Gustav Wasa, der vor langer Zeit einmal König war und sich im Freiheitskampf Schwedens einen Namen gemacht hat. Ich kannte nur das Knäckebrot, das knäcke ich jetzt auch bewusster.

Ein Toilettenstopp irgendwo im nirgendwo kostete uns kostbare Minuten *lach. Irgendwer (die „Verursacherin“ hatte sich gleich geoutet … ) drückte auf einen Knopf in der WC-Kabine und laute Sirene und Blinklicht ließen sich nicht mehr stoppen. Alle technikbegabten Männer versuchten ihr Glück vergebens. Nach kurzer Beratung, entschieden wir (keine Ahnung, wer das entschied) dass wir trotzdem weiterfahren – und siehe da, es war wohl ein Alarm mit einem Zeitsensor, denn auf einmal war Ruhe und auch das Blinklicht erlosch. Puh, da waren wir alle mal kurz richtig wach *lach.

Wir waren froh, als wir nach fast 900 km unser Hotel in Borlänge erreichten und jeder zog sich auf sein Zimmer zurück und genoss es, nicht im Bus zu sitzen. Auf ein Phänomen möchte ich hinweisen: schon ab dem 3./4. Tag hatte ich ab und zu ein leichtes Schwindelgefühl, wenn ich außerhalb des Busses zur Ruhe kam. In Gesprächen zeigte sich, dass einige Mitreisende das auch bei sich bemerkten. Bärbel hatte des Rätsels Lösung: das kommt vom vielen Busfahren, denn wie ein Matrose auf See, der sich erst wieder an das Festland gewöhnen muss, muss sich unser Gleichgewicht nach vielen Stunden im schaukelnden Bus an den festen Boden gewöhnen. Der Leser mag nun nicht erschrecken: das Schaukeln im Bus war ganz normal – wir hatten einen ziemlich neuen Bus mit besten Stoßdämpfern *lach.

Tag 10 sollte ein klein wenig entspannter werden, bevor dann der Endspurt kommt, wurde uns versprochen. Geplante 600 km sind ja fast ein Klacks…. Die Temperaturen waren wieder so, dass man mit kurzen Hosen und T-Shirt ausreichend angezogen war. Im Bus war es allerdings an unserem Platz recht frisch, da die Klimaanlage den vorderen Teil des Busses ziemlich unterkühlen musste, damit der hintere Teil des Busses angenehme Temperaturen hatte. Ich hatte gottseidank eine Decke eingepackt, die mir während der ganzen Fahrt gute Dienste leistete.

Eine erste Pause machten wir in Örepro, einer Studentenstadt. Es gibt leider keine schöne Altstadt, da die gesamte Stadt früher abgebrannt war. In einem Freilichtmuseum in Wadköping konnten wir wundervolle Einblicke in das frühere Leben in diesen Gefilden nehmen.

Ein großes Stück führte uns der Weg den Vätternsee entlang und unsere Mittagspause machten wir am Schloß Vadstena, das von einem mit Wasser gefüllten Wallgraben umgeben ist und ein tolles Fotomotiv darstellt. Gustav Wasa (der aufmerksame Leser hat den Namen schon mal gelesen) ließ es 1545-1620 erbauen. Apropos Mittagspause: Ravioli gab´s – habe ich gefühlte 100 Jahre nicht mehr gegessen und hatte sie besser in Erinnerung.

Am Nachmittag besuchten wir einen Elchpark in Laganland. Vielleicht wird man durch die vielen Eindrücke leicht abgestumpft – mir gefallen Rentiere wesentlich besser. Trotzdem war es schon ein Erlebnis vor einem ausgewachsenen lebendigen Elch zu stehen. Die sind ganz schön groß!! Im Schwedenshop habe ich natürlich Elchwurst gekauft. Es gibt Dinge, die muss ich einfach probiert haben *lach.

Ein letztes Hotel bezogen wir in Helsingborg und genossen ein leckeres Abendessen.

2022 Map 19.20
Falsches Datum… ist natürlich der August

Der 11. Tag reichte bis in den 12. Tag hinein und wurde bis zum Moment der Abfahrt um 7 Uhr erfolgreich aus unseren Gedanken verdrängt. Bis zu uns nach Hause waren es 1200 km.

Ich will nur in Stichpunkten die Eindrücke dieser Stunden niederschreiben: die Fahrt am Öresund entlang nach Malmö wurde von Bärbel kurzweilig gestaltet, indem sie uns Interessantes über die Gegend und die Geschichte von Malmö nahebrachte. Die Fahrt über die Öresundbrücke und durch den Öresundtunnel war dank der Vorbereitung mit der DVD vor 2 Tagen hochinteressant und sehr beeindruckend.

Wie schon auf dem Hinweg ging es zack durch Dänemark *lach und schon um kurz nach 10 Uhr erreichten wir die Fähre von Rodby nach Puttgarden. Auf der Fähre wurden unter anderem Würstchen verkauft – der Duft in der Nase lies mir kurzfristig übel werden…

In Puttgarden verließ uns unsere Reiseleiterin Bärbel und ich muss sagen, in diesen schönen vergangenen Tagen ist sie mir sehr ans Herz gewachsen. Man merkte ihr die Begeisterung für Skandinavien an und wir profitierten vom Schatz ihrer Erfahrungen und ihres Wissens. Auch wie sie mit der Gruppe und mit Problemen Einzelner umging hat mir sehr gut gefallen. Ihre positive und fröhliche Art kam bei mir richtig gut an und deshalb an dieser Stelle 100 Punkte mit Sternchen für Bärbel!

Wieder in Deutschland hatten wir alle einen kleinen Kulturschock: sooo viele Autos und sooo viele Menschen. Alleine für die Strecke bis hinter Hamburg brauchten wir 3 Stunden. Richtige Pausen gab es nicht mehr, nur noch Toilettenpausen – aber das war auch in unserem Sinn. Jetzt wollte jeder nur noch nach Hause. Auffällig war, wie verschmutzt deutsche Rastplätze waren – boa, so etwas haben wir auf der ganzen Reise nicht gesehen.

Um 2.00 morgens kamen wir in Pforzheim an. Unser Taxi brachte uns nach Hause und wir waren müde und sehr, sehr dankbar für alles, was wir auf dieser Reise erlebt haben.

Das Schlusswort widme ich gerne noch unseren beiden Bussikuskis, die einen unglaublichen Job gemacht haben. Ingrid ist Eberhards Frau und hat den Busführerschein erst seit wenigen Jahren. Pandemiebedingt konnte sie wenig Fahrpraxis erlangen. Das hat man nie gemerkt!!! Mit ihrer Frohnatur und Eberhards Routine haben sie die 8000 km in 12 Tagen fantastisch gemeistert und für diese Leistung vergebe ich ebenfalls gerne jeweils 100 Punkte mit Sternchen.

Die Kulinarik ist in dieser Bewertung nicht enthalten und ich biete gerne meine Dienste als Beraterin an. Von Busreisenden anderer Touren bzw. Bussen wurde uns von leckeren Mahlzeiten berichtet – will heißen: es ist möglich…

Fazit:

Alle Befürchtungen bezüglich Rücken, Langeweile, Mitreisenden, jede Nacht ein anderes Hotel und vieles andere haben sich nicht erfüllt. Uns hat die Reise sehr gefallen und sie hat Lust gemacht, die Länder im hohen Norden näher kennen zu lernen.