Ende Mai bis Anfang Juni 2019 fand in Düsseldorf der Internationale Jugendtag, kurz: IJT statt. Da wir normalerweise aus verständlichen Altersgründen keine Möglichkeit mehr haben, an einem Jugendtag teilzunehmen, nutzten wir die Gelegenheit, als wir den Aufruf nach ehrenamtlichen Helfern vernahmen. Super, eine riesige Veranstaltung mit 30.000 jungen Christen versprach eine sehr interessante Zeit mit viel Spaß. Wir machten keine Einschränkungen bei der Auswahl der Tätigkeiten und ließen uns überraschen.
Wir wurden in einer Schlafhalle, genauer in Halle 15 eingeteilt. Die Aufgabe war, als Ansprechpartner für die Jugendlichen da zu sein und darauf zu achten, dass kein Unbefugter in die Halle kommen konnte. Wer schon einmal in Düsseldorf auf einer Messe war, kann sich die Dimension der Größe der Hallen vielleicht vorstellen: Es gab alleine sieben Schlafhallen, in denen die Jugendlichen wie im Matratzenlager in Reihen nebeneinander in ihren Schlafsäcken nächtigten. Da uns jegliche Festival-Erfahrung oder ähnliches fehlt, war alleine dieser Anblick für uns schon ein Erlebnis.
Die Hallen wurden rund um die Uhr von verschiedenen Schichten mit je 8 freiwilligen Helfern „bewacht“. Die Aufgabe war durchaus ernst zu nehmen; wir wurden immer wieder von der Messeleitung kontrolliert und auf die Wichtigkeit hingewiesen. So eine Mammutveranstaltung soll ja ein schönes Event sein und auch bleiben. Deshalb war Wachsamkeit in allen Bereichen notwendig.
Die Schichten wechselten alle 8 Stunden und so kam jeder einmal zu jeder Schicht dran. Wenn tagsüber ein wenig Zeit war, konnte man sich in das muntere Treiben stürzen und auch den einen oder anderen Programmpunkt mitnehmen.
Schon ab dem 2. Tag waren wir nur noch müde. Wir wollten uns in einer Pause eine Halle anschauen, von der wir wussten, dass dort viel Interessantes aus aller Welt geboten wird. Schnell merkten wir, dass wir überhaupt nicht mehr aufnahmefähig waren und in einer sogenannten Chill-Ecke war ein Riesensitzsack für Zwei frei – ein Blick zur Verständigung genügte und wir ließen uns niedersinken und schliefen sofort ein…. in einer Halle in der es laut und geschäftig zu geht – das war davor für mich undenkbar.
Wir waren mit dem Wohnmobil angereist. Der Stellplatz am Messegelände bietet alles was man braucht. Was man wissen sollte ist, dass er in der Einflugschneise des Flughafens Düsseldorf liegt. Ab 6 Uhr morgens war an Schlaf nicht mehr zu denken, erst abends ab 23 Uhr war Ruhe. Es ist durchaus sehr interessant, sich aus der Nähe die großen Flugzeuge von unten zu betrachten – man konnte wirklich fast das Profil der Reifen erkennen (ich übertreibe – aber nur ein bisschen!). Nur tagsüber schlafen, das kann man vergessen – und genau das hätten wir in diesen Tagen gebraucht.
In der dritten und letzten Nacht hatten wir den Nachtdienst und sind eigentlich ein bisschen stolz, dass wir das so gut hinbekommen haben. Wir sind die ganze Nacht in der Halle herumgelaufen und haben den Schlaf der jungen Menschen bewacht. Irgendwann kommt die Phase, bei mir wenigstens, da finde ich alles nur noch lustig… in der Phase war ich in dieser Nacht… Am anderen Morgen war in der Arena der große Abschlussgottesdienst vorgesehen und nachdem unser Dienst zu Ende war, konnten wir zeitlich gesehen daran teilnehmen. Physisch gesehen, standen wir ziemlich neben uns. Auf die Idee, dass wir ins Wohnmobil gehen und schlafen könnten, kamen wir nicht. Ich leide manchmal an Verpassens-Angst – die Angst etwas zu verpassen…
Als der Gottesdienst vorbei war – mir wurde später erzählt, das er schön war – ich hatte nur zu kämpfen, dass ich nicht schlafend vom Stuhl falle – sollten wir noch mithelfen, die Schlafhalle zu räumen, damit sie besenrein an die Messeleitung übergeben werden konnte. Eine Dankesrede der Verantwortlichen nahmen wir auch noch mit und wankten schließlich zu unserem Wohnmobil. Die Womo-Nachbarn warteten schon auf uns und wollten besprechen, was wir – evtl. gemeinsam – vorhaben: schlafen…. sonst nix!!!
Das konnten wir dann ab ca. 15 Uhr trotz Flugzeugen die in kurzen zeitlichen Abständen über unser Wohnmobil flogen. Am anderen Morgen gegen 9 Uhr wurden wir wach… die Flugzeuge ab 6 Uhr störten uns bis dahin überhaupt nicht…. Nachts soll ein heftiges Gewitter die Mitcamper in Angst und Schrecken versetzt haben – wir hörten nichts.
Also hier ein Tipp für diesen Stellplatz: entweder ausgeruht sein und zwischen 23 Uhr und 6 Uhr schlafen, oder soooo übermüdet, dass einen nichts mehr stört.
Ziemlich gestärkt von dem langen Schlaf schlossen wir uns den Nachbarn an und fuhren gen Holland nach Zoutelande auf einen wunderschönen Campingplatz direkt am Meer. Dort wollten wir die vielen Eindrücke der vergangenen Tage verarbeiten und nachklingen lassen.
Leider bekam Helmut in der Nacht Magen-/Darmprobleme mit hohem Fieber. Das ist unter normalen Umständen schon nicht schön, im Wohnmobil aber noch weniger…. Ich möchte hier nicht auf Einzelheiten eingehen. Wer Wohnmobile und die Bäder, bzw. Nasszellen ist die korrekte Bezeichnung und trifft es genauer, wer die von innen kennt, kann sich vorstellen, was ich meine. Für mich bedeutete die Auszeit Ruhe und Erholung. Helmut holte sich die, indem er nur schlief, nachdem sich die Situation im Magen-Darmtrakt beruhigt hatte.
Eine neue Herausforderung hatte diese Situation allerdings für mich und ich schob sie den ganzen Tag vor mir her – wissend: ich muss es tun: die Campingtoilette ausleeren… Es hatte sich seit Beginn unseres Camperlebens so ergeben, dass sich eine gewisse Aufgabenverteilung einschlich. Toilette leeren war Helmuts Teil. Ich wusste schon in der Theorie Bescheid, habe aber nie nach der Praxis verlangt. Das holte mich nun ein. Irgendwann war der Füllstandsanzeiger so rot, roter ging nicht und ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und marschierte mit der vollen Toilettenkassette Richtung Entsorgungsanlage. Tschaka, ich schaffe das!!! So schlimm, wie es mir vorstellte, war es gar nicht und ich war wieder mal ein bisschen stolz, eine Herausforderung gemeistert zu haben. Ein bisschen grinsen musste ich auch, denn jeden Tag tun das Menschen und stellen sich nicht so an….
Helmut war am nächsten Morgen wieder gesund und wir machten uns noch einen gemütlichen Tag mit Strandspaziergang und viel Ruhe im schönen Zoutelande.
Für den Heimweg wählten wir eine Route über Luxemburg und machten Halt auf dem Stellplatz in Vianden. Der liegt an einem herrlich idyllischen Bach mit Blick auf Schloss Vianden.
Wir besichtigten das Schloss und waren hellauf begeistert, wie leicht eingängig die Geschichte des Schlosses und der Stadt erklärt wurden. Licht-Animationen ließen uns Ritter bei ihrem Rundgang beobachten und technische Finessen zeigten uns im Zeitraffer Jahrhunderte lange dauernde Bauabschnitte und Veränderungen. Das Schloss ist eine klare Besuchsempfehlung, auch mit Kindern!
Der Campingplatz Luxemburg Kockelscheuer war unser nächstes Ziel. Aus Erzählungen hatten wir schon einiges vom wunderschönen Flair der Stadt Luxemburg gehört und wollten uns das anschauen. Organisatorisch war es perfekt gelöst, denn man konnte direkt vom Platz aus mit dem Bus in die Stadt fahren. Laut unserer Information war/ist es geplant, dass man ab dem Jahr 2020 sogar kostenfrei mit Bus und Bahn unterwegs sein kann. Luxemburg Land und Stadt sind definitiv eine Reise wert und wir werden dort bestimmt wieder einmal einen Stopp einlegen – auch für ein paar Tage länger als dieses Mal.
Auf dem Heimweg machten wir – mal wieder – einen Besuch bei der Familie und freuten uns danach auf ein paar ruhige Tage zu Hause. Diese Reise hatte es in sich und brauchte Zeit zum Nachsinnen und Erholen.
…aber keine Bange, der nächste Reisebericht ist schon in Arbeit!!
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