Schon oft schaute ich den vorbeifahrenden Wohnmobilen nach und träumte, dass es bestimmt ein schönes, freies Gefühl ist, in so einem Ungetüm Urlaub zu machen. Ich verspürte immer mehr den Wunsch, dieses einmal zu erleben. Familieninterne Vorschläge stießen bei meinem Mann zunächst auf blankes Entsetzen: „so ein Zigeunerleben ist gar nichts für mich….“ war sein Kommentar dazu. Wie wir Frauen halt so sind, brachte ich dieses Thema immer wieder ins Gespräch und nach langer Zeit (Jahren) gab er nach, allerdings unter der Bedingung: „Nur kurz! Auf keinen Fall eine ganze Woche lang!“ Ok, ich nenne so etwas Kompromiss und suchte nach einem Vermieter von Wohnmobilen, der diese für einen Zeitraum von 3 Tagen vermietete (normalerweise wird wochenweise vermietet). Endlich hatte meine Suche Erfolg und wir konnten im Juli 2010 einen allerersten Trip mit einem kleinen Camper Van, dessen Fabrikat ich nicht mehr weiß, machen und das heiß ersehnte Freiheitsgefühl genießen. Sorgfältig plante ich eine kleine Route, die gar nicht weit entfernt von uns war.
Nach der Einweisung durch den Vermieter in die Technik des Wohnmobiles hatten wir eigentlich mehr Fragen als Antworten, denn wir hatten wirklich keine Ahnung, was alles in einem Camperleben normal ist. Trotzdem wurde frohen Mutes gepackt – wir bekommen das schon hin – und los ging´s.
Einen kleinen Parkplatz direkt am Rhein hatte ich mir auf der Landkarte ausgesucht und das Abendessen zu Hause schon ein wenig vorbereitet. Hach, wie stellte ich mir das sooo romantisch vor: Vater Rhein zieht gemächlich an uns vorüber und freut sich über so viel Idylle, die Sonne geht unter, wir sitzen vor dem Camper und genießen den Abend und der Weg ins eigene Bett ist auch nicht weit… ja, so stellte ich mir das vor. Einiges davon erfüllte sich auch, denn Vater Rhein zog gemächlich an uns vorüber, die Sonne ging auch unter, aber unzählige Schnaken fanden diesen Platz und uns ebenfalls ganz idyllisch… Ganz ohne Übung hatten wir ruckzuck alles eingepackt und ergriffen die Flucht. Mit viel Durchzug versuchten wir während der Fahrt die meisten Schnaken zur Freiheit zu animieren – der Rest hat es nicht überlebt… Auf einem öffentlichen Parkplatz mitten in einem kleinen Ort in der Nähe (weit weg vom Wasser) fanden wir ein Plätzchen und legten uns nach diesen Aufregungen zur Ruhe. An erholsamen Schlaf war nicht wirklich zu denken, denn der ungewöhnliche Schlafplatz ließ uns immer wieder hoch schrecken und aus dem Fenster schauen um zu sehen, was denn draußen vor sich ging (nichts Besonderes eigentlich). Großer Vorteil war: direkt um die Ecke war ein Bäcker und Helmut holte morgens sehr früh frische Brötchen. Damit war der Traum von Freiheit wieder etwas realistischer geworden und wir konnten uns köstlich über die Aktion vom Vorabend amüsieren. Gottseidank auch mein lieber Mann!
Für den zweiten Tag nahmen wir uns vor ein wenig durch die Gegend der Ortenau zu fahren. Bodersweier und Endingen waren nette kleine Ortschaften. Das Wetter war herrlich und wir genossen den Tag und die Unabhängigkeit. Wir sahen ein Schild am Straßenrand mit dem Hinweis auf eine schöne Aussicht und schon bogen wir ab. Die Strecke führte durch die Weinberge auf eine Anhöhe. Wir stellten das Wohnmobil ab, kochten Kaffee, stellten Stühle raus und waren einfach nur happy. Gegen Abend fuhren wir weiter und überlegten, wo wir die kommende Nacht verbringen wollten. Ohne Schnaken, ruhig und sicher sollte es sein. Ich hatte über sogenannte „Stellplätze“ gelesen und siehe da, ein kleines Schild mit einem schwarzen Wohnmobil drauf schien auf so einen Stellplatz hinzuweisen. Der „Womopark Ortenau“ war ein herrlicher Platz, ganz neu hergerichtet und wir die einzigen Urlauber dort. Das gefiel uns sehr. Wieder freuten wir uns auf einen gemütlichen Abend und machten nach dem Essen noch einen Spaziergang über die Wiesen. Ganz in der Nähe war ein See – wir waren ganz überwältigt von der Schönheit der Natur und der Situation. In der Dämmerung schlenderten wir gemütlich über die Wiese zurück zum Wohnmobil als auf einmal von überall her große schwarze Brummtiere flogen. Der geneigte Leser wird es bereits erkannt haben: wir sind nicht so auf Tiere eingestellt… Es sah so aus, als ob sie aus der Erde kamen. Erdhummeln? Keine Ahnung! Wir spurteten die letzten 100 Meter zum Wohnmobil um dieses für uns ungewöhnliche Naturschauspiel von drinnen aus zu beobachten. Mittlerweile war noch ein weiteres Wohnmobil angekommen und wir fühlten uns sicher und einer ungestörten Nachtruhe stand nichts im Wege – theoretisch – denn es war tagsüber und auch nachts sehr warm. Aus Angst vor Schnaken und sonstigem Getier trauten wir uns kaum die Fenster zu öffnen und waren am anderen Morgen ziemlich gerädert.