Als ein Prospekt mit der Reise „Auf Rosamunde Pilchers Spuren“ ins Haus flatterte, waren die Landschaften unser Motiv, diese Reise zu buchen. Aus gemachten Erfahrungen ist der August als Hauptreisezeit mit dem Wohnmobil nicht nach unserem Geschmack und deshalb wählten wir diesen Reisezeitraum für die Englandreise.
Ich reise ja wirklich sehr, sehr gerne. Jede Reise hat aber etwas, was wirklich nervend ist: a) packen und b) in diesem Fall die frühe Flugzeit. Schon um 3 Uhr klingelte der Wecker, damit wir pünktlich um 5:30 Uhr am Flughafen sein konnten. Um 7:40 Uhr sollte es losgehen und um 8:20 Uhr starteten wir dann wirklich.
Kurz vor dem Boarding gab es einen kleinen Schrecksekunde: ein Teenie kollabierte, wenn ich es richtig beobachtete. Die kleine Schwester war total hysterisch und die Mutter kümmerte sich um beide. Der Vater hütete das Gepäck. Was mich sehr beeindruckte war, wie schnell das Flughafenpersonal reagierte. Eine der ersten Fragen war nach den Koffern. „Wie viele Koffer haben Sie aufgegeben“. Sanitäter waren super schnell zur Stelle und kümmerten sich um das Mädel. Sie war ziemlich schnell wieder fit und konnte mitfliegen. Wäre das Mädel nicht flugtauglich gewesen, hätten alle Koffer wieder ausgeräumt werden müssen, um die Koffer der Familie zu finden. Es darf bekanntlich kein Koffer ohne mitfliegende Person transportiert werden. So entstehen Verspätungen…
Unser Flug verlief problemlos. Der Landeanflug auf London-Heathrow dauerte etwas länger, weil wir 3-mal über London kreisten, bis wir die Erlaubnis zur Landung bekamen. Kurz bevor wir unten waren, startete die Maschine nochmal durch (so etwas haben wir immer nur in Filmen gesehen, aber noch nie selbst erlebt) um dann endlich, nach der nächsten Schleife über London auf englischem Boden zu landen.
Das Hotel war ganz in der Nähe vom Flughafen und der Transfer ging ruckzuck. Die Zimmer konnten wir erst ab 15 Uhr beziehen und es stellte sich die Frage, was wir bis dahin machen sollten. Aufgrund der Zeitumstellung waren wir noch eine Stunde früher als zu Hause. Wir erhielten von der Reiseleitung, die uns in Empfang nahm, viele gute Tipps für leichte Unternehmungen und diverse Bahn- und Busverbindungen in die City. Eigentlich waren wir aber todmüde und nicht darauf eingestellt, uns ins englische Getümmel zu stürzen.
Wir kamen mit Doris und Gisela ins Gespräch und die beiden hatten die gleichen Ideen wie wir: ein wenig zu Fuß die Gegend erkunden und irgendwo einen Kaffee trinken. Auf diese Weise konnten wir auch die ersten vorsichtigen Schritte mit unseren Sprachkenntnissen machen.
Bei unserem Spaziergang fiel uns auf, dass offensichtlich alle Fenster nach außen aufgehen. Wie kann man die denn putzen?? Gisela hatte schon ein wenig England-Erfahrung und erklärte uns, dass regelmäßig Fensterputzer in ganzen Straßenzügen die Fenster von außen putzen. Diese Aussage wurde uns später von unserer Reiseleiterin Alex bestätigt.
Wir waren ziemlich happy, als wir nach unserer Order in einem Restaurant oder Café oder Pub (keine Ahnung, wo wir da gelandet waren) bekamen, was wir auch bestellt hatten: Kuchen und Kaffee. Yes, geht doch!! Sogar ein wenig Obst im Supermarkt konnten wir kaufen und waren froh, ein paar englische Pfund in bar dabei zu haben. Meistens konnte man auf unserer Reise zwar mit Karte bezahlen, aber ab und zu eben nicht.
Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, freuten wir uns sehr, denn wir hatten direkten Blick auf den Flughafen. Der Fluglärm war im Zimmer nicht zu hören und wir beobachteten fasziniert, wie fast im Minutentakt Flugzeuge in alle Welt starteten. London-Heathrow ist der größte britische Flughafen und mit 79 Millionen Passagieren im Jahr 2023 der größte Flughafen Europas und der Viertgrößte weltweit…. und wir saßen in der ersten Reihe am Fenster und konnten dem unglaublichen Flugverkehr zuschauen.
Wir gingen nur kurz zum Abendessen aus dem Zimmer und nahmen dann unsere Logenplätze wieder ein. Das Essen war übrigens genau nach meinem Geschmack: indische Küche in Buffetform!
Den zweiten Tag begannen wir ausgeruht und freuten uns auf die neuen Eindrücke. Das Frühstücks Büfett bot unter Anderem warme Gerichte wie Reis, Gemüse und Dal. Ich ließ mich drauf ein und es ist mir wunderbar bekommen. Vor dem original English Breakfast mit den Würstchen und Bohnen hätte mir gegraust *lach.
Unsere Gruppe war um 15 Personen reduziert: das Flugzeug aus München konnte am Vortag nicht starten, wenn ich es richtig verstanden hatte, wegen eines Unwetters. Schade für die Beteiligten! Dass sich unser Programm an diesem Tag änderte, war für die Münchner allerdings von Vorteil. Schloss Windsor hat am Mittwoch Ruhetag und deshalb wurde der Reiseplan ein wenig umgestellt.
Wir machten zunächst mit dem Bus eine Rundfahrt durch London. Das klingt wenig spektakulär. Der Londoner Straßenverkehr hat es allerdings in sich. Schon an dieser Stelle gebührt unserem Busfahrer Pit großer Respekt, wie er uns sicher und entspannt durch dieses Getümmel führte! Mein Hirn hatte sich noch nicht an den Linksverkehr gewöhnt – das allein beeindruckte mich schon sehr. Die Fülle an Autos, Bussen und Fußgängern ließ uns staunen. Trotzdem erschien es mir nicht hektisch oder aggressiv, wie ich es zu Hause manches Mal empfinde. Es waren (und sind vermutlich immer) sehr viele Touristen zu Fuß unterwegs, was der Stadt ein fröhliches und offenes Gepräge gibt.
Man kann London wie eine Dartscheibe betrachten. Die City ist in der Mitte und folglich sind alles andere die Außenbezirke. In der City leben ca. 9 Millionen Einwohner und in den Außenbezirken 12 Millionen. Dazu kommen Millionen von Touristen. London ist eine der ältesten Städte der Welt und hat ihren Ursprung schon in der Zeit der Römerzeit.
Wenn man in die Nähe der City kommt, fällt auf, dass es keine großen Werbeflächen und Werbeplakate mehr gibt – außer an Piccadilly Circus. Man befindet sich im Hoheitsgebiet des Königshauses und dort ist das nicht gewünscht.
Das Thema Müll finde ich interessant. In Great Britain gibt es keine Mülltonnen, wie wir das von Deutschland kennen. Man hat Plastikbehälter oder Mülltüten und stellt diese vor das Haus, hängt sie an den Zaun oder an einen Baum. Da das mit den Terminen zur Müllentleerung nicht funktioniert (ich vermute, aufgrund der Verkehrslage ist da nichts berechenbar), fährt die Müllabfuhr 24/7. Das Thema Mülltrennung wird ganz langsam bekannt und umgesetzt … London in der City fand ich sehr sauber. Auf unserem Spaziergang am Vortag rund um das Hotel hatte ich diesen Eindruck nicht.
Vermieter werden übrigens Landlady oder Landlord genannt *lach.
Unsere Reiseleiterin Alex erzählte uns auf ansprechende und humorvolle Weise was es links und rechts der Straße Interessantes zu sehen gab.
So wies sie uns auf die vielen Schornsteine auf den Häusern hin. Nachdem im Jahre 1666 4/5tel von London abgebrannt waren (bekannt unter „The great fire“), wurde ein Feuerschutzgesetz erlassen, das besagt, dass jede Feuerstelle im Haus einen Schornstein haben muss. Das bedeutete: viele Schornsteine = viele Feuerstellen und man konnte so seinen Wohlstand präsentieren. Schornsteine sind also ein Statussymbol und es dauerte nicht lange, bis die eine und andere Attrappe auf den Dächern ihren Platz fand.
Wir fuhren durch den Stadtteil Kensington und man konnte schon an den Fassaden erkennen, dass es sich um die teuerste Wohngegend Londons handelt. Natürlich standen auch entsprechende Fahrzeuge vor den Häusern. Für eine kleine Wohnung bezahlt man ca. 3.000 englische Pfund (entspricht ca. 3.500€) pro Woche – kalt, versteht sich. Das Thema Mieten und Lebenshaltungskosten greife ich später noch einmal auf.
Vom Kensington Palast konnten wir beim Vorbei fahren einen Blick auf den Garten erhaschen. Der Garten ist öffentlich zugänglich und kann besichtigt werden. An der Royal Albert Hall machten wir einen Fotostopp. Es finden dort von Symphonie- und Popkonzerten bis hin zu Sportveranstaltungen wie Boxkämpfen alle möglichen Veranstaltungen statt. Das Gebäude erinnert an ein römisches Amphitheater und kann besichtigt werden. Wir staunten über eine Gedenkstätte, die zu Ehren von Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, dem Gemahl von Königin Victoria errichtet wurde. Sie steht gegenüber der Royal Albert Hall im Kensington Garden.
Auch den Hidepark konnten wir nur kurz beim Vorbeifahren auf dem Weg zum Buckingham Palast wahrnehmen. Leider wurde kurz vor unserer Ankunft am Buckingham Palast die Straße gesperrt. Wir erfuhren von Alex, dass dies in London normal sei. Es kann sein, dass ein hoher Politiker anreist, dann wird einfach kurzfristig alles gesperrt.
Wenn allerdings eine Eskorte mit 6 Motorrädern einen Wagen begleitet, weiß man, dass Mitglieder der Königlichen Familie darin unterwegs sind. Sind es nur 4 Motorräder, dann ist es „nur“ der Premierminister.
Wir drehten unsere London-Bustour also weiter und Alex gab uns wissenswerte Informationen:
Staatliche Galerien sind in Großbritannien kostenfrei zu besuchen. Ausgenommen sind natürlich Sonderausstellungen.
Vorherrschende Religion ist der anglikanische Glaube, der seit dem 15. Jahrhundert als Church of England selbständig ist. Die Anglikaner sind zugleich katholisch und evangelisch geprägt.
Ab und zu fielen uns große Tore auf, in denen Pferde und Reiter Wache hielten. Die sogenannten Horsegards stehen 1 Stunde mit ihren Pferden am zuständigen Ort und werden dann ausgewechselt. Eigentlich bewachen sie den königlichen Trakt von Gebäuden. Obwohl heute sehr viel frei zugänglich ist, wird die schöne Tradition aufrechterhalten. Den Touristen gefällt es – und den Londonern bestimmt auch.
Dank des hohen Verkehrsaufkommens konnten wir den Trafalgar Square langsam passieren und einen Eindruck bekommen. Trafalgar Square gilt als die Mitte der Stadt. Die 51 m hohe Nelson Säule wurde 1842 erbaut und dem Admiral Nelson gewidmet, der sich in der Schlacht von Trafalgar (1805) verdient gemacht hat. Die 51 m hohe Säule ist so hoch wie Nelsons Schiff, die HMS Victory, vom Kiel bis zur Mastspitze war.
Alle möglichen Standbilder von wichtigen Leuten stehen an Straßenecken und erinnern an Menschen, die sich um die Stadt und das Land verdient gemacht haben.
Auf und um den Platz gilt übrigens seit 2000 ein strenges Fütterungsverbot von Tauben. Die Ausscheidungen der Tauben beschädigen die historischen Gebäude.
Mehr als einmal an diesem Tag nahm ich mir vor, London im Rahmen einer Städtetour auf eigene Faust zu besuchen und zu Fuß und mit Ruhe alles anzuschauen!
Gegen Mittag machten wir eine Bootsfahrt auf der Themse. Vom Wasser aus das „Eye of London“, Big Ben und die vielfältige Architektur zu bewundern machte Spaß. Leider waren die offensichtlich humorvollen Ausführungen und Erklärungen eines Mitarbeiters an Bord auf Englisch und für mich leider nur sehr unvollständig zu verstehen. Trotzdem war die Bootstour ein tolles Erlebnis!
Dem Tower of London von der Wasserseite aus näher zu kommen war schön. Wir hatten nach dem Ausstieg ausreichend Zeit, uns verpflegungstechnisch zu versorgen und auch – natürlich – die Tower Bridge zu besuchen. Kurz zusammen gefasst kann man sagen: viele, viele Autos, Busse und Touristen aus aller Welt mit und ohne Selfie-Stangen in der Hand wollten die Brücke passieren, fotografieren und nervten sich gegenseitig. Ich war froh, dass wir vom Wasser aus einen tollen und entspannten Eindruck dieses geschichtsträchtigen Bauwerkes genießen konnten.
Mitten in der City war unser Treffpunkt und wir staunten, als wir sahen, dass es ein unterirdisches Parkhaus nur für Busse gibt. Die Fahrkünste der Busfahrer waren gefordert, aus diesem engen Parkhaus ohne Schrammen herauszukommen. Viele schwarze Streifen an den Wänden zeigten, dass nicht alle Fahrer so gut wie unser Pit waren *lach.
Wenn man übrigens in England nach einem Bus fragt, wird man zu den roten Bussen des öffentlichen Nahverkehrs verwiesen. Wir als Gruppe waren mit einem Coach-Bus unterwegs. Das war wichtig zu wissen, wenn man den vereinbarten Treffpunkt nicht gleich findet und nach dem Weg fragen muss…
Da das Programm umgestellt wurde, machen wir uns auf den Weg nach Oxford. Wenn man unsere Reise nicht an einem Dienstag (mittwochs Ruhetag Schloss Windsor) beginnt, dann spart man sich einiges an Kilometern im Bus (ca. 2 x 100 km). Gottseidank hatte Alex viele Informationen bereit und so war auch diese Fahrt kurzweilig.
In Großbritannien werden Entfernungen nicht in Kilometern sondern in Meilen gemessen. Eine Meile sind 1,6 Kilometer. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt auch auf Autobahnen und Schnellstraßen 70 Meilen, was 112 Kilometern entspricht. Das heißt, dass der normale Engländer nie schneller fahren darf/kann. In englischen Reiseführern für Deutschland steht deshalb oft die Empfehlung: mietet euch in Deutschland ein schnelles Auto und brettert mal über die Autobahnen. Ich musste lachen: wo kann man in Deutschland über die Autobahn brettern – ich kenne fast nur Stau …
Handwerker in Großbritannien sind nicht gut ausgebildet. Eine Lehre wie bei uns gibt es nicht. Wenn einer etwas weiß und kann, lernt er einen anderen an. Wenn man also nach UK auswandern will, hat man beruflich als ausgebildeter Handwerker oder gar als Meister super Chancen. Alex erzählte von einer persönlichen Begebenheit: sie brauchte Hilfe und rief bei 5 Handwerkern an, 3 riefen zurück und 1 kam vorbei, konnte aber nicht wirklich helfen. Wenn ihr Ehemann aus Deutschland sie besucht, kommen die Nachbarn mit vielen großen und kleinen Bitten um Hilfe bei Reparaturen.
Nach ca. 100 km erreichten wir Oxford (156.000 Einwohner) und spürten schnell den Spirit der vielen berühmten Menschen die in Oxford studierten, so z. B. Bill Clinton, Indira Gandhi, Oskar Wilde, Stephen Hawking usw. Bis dato haben 6 Könige, 5 Staatspräsidenten und 46 Nobelpreisträger in Oxford ihre Studienzeit verbracht.
Mit 41 Colleges trägt es den Namen Universitätsstadt zu Recht. Die Geschichte der ältesten Colleges kann man bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Colleges haben verschiedene Charaktere: so ist z. B. das Balliol College bekannt dafür unkonventioneller zu sein als die anderen. Es wird kein Latein unterrichtet, es gibt keine Roben und auch Arbeiterkinder können es sich leisten, hier zu studieren. Im All Souls College wird nur geforscht, weil eigentlich alle Studenten schon alles wissen.
In der Bodleian Library, einer Bücherei steht von jedem in Great Britain erschienenen Buch ein Exemplar.
Die harmonische Architektur spricht einen an und man kann verstehen, warum viele Filme hier gedreht wurden, so z. B. Harry Potter, Inspektor Morris, Rosamunde Pilcher uvm.
Wegen der Menge an Studenten DÜRFEN! Studenten nur Fahrrad fahren. Selbst wenn der reiche Papa seinem Sohnemann ein tolles Auto hinstellen wollte, dürfte er das nicht. .. Finde ich irgendwie gut *lach
Apropos reich und teuer: wohnen ist in Oxford sehr teuer und reiche Menschen kaufen ihren Kindern lieber Häuser, während diese dort studieren, als für wenige Quadratmeter Wohnfläche zur Miete Unsummen zu bezahlen.
Bekannt sind die Rennen der Rudermannschaften von Oxford und Cambridge, deren Tradition bis ins Jahr 1872 zurückführt. Auch Fußball und Motorradsport sind beliebte Sportarten, die man mit Oxford und die Rivalität zu Cambridge in Verbindung bringt.
Oxford ist auch eine Industriestadt. 1840 kam die Eisenbahn nach Oxford.
Anfang des 20. Jahrhunderts gründete William Morris seine Morris Motor Company und die Firma produziert dort heute noch die Minis. Auch Druckereien und Verlagshäuser siedelten sich an und die Stadt erlebte einen großen Aufschwung. Zum Glück blieb Oxford im Zweiten Weltkrieg vor Angriffen durch die deutsche Luftwaffe verschont.
Beim Durchschlendern von Oxford´s Gassen in eigenem Tempo spürten wir den Geist der vergangenen Zeiten gepaart mit der Leichtigkeit des heutigen Studentenlebens. Nach Alex´s Erzählungen ist es nicht ungewöhnlich prominente Menschen in Oxford zu treffen, die dort ihre Sprösslinge besuchen. Da mir das Gen der Menschenerkennung fehlt, würde ich es vermutlich nicht einmal bemerken *lach.
Das war wirklich ein schöner Ausflug in eine ganz andere Welt!!
Die Heimreise, zurück ins Hotel in London-Heathrow wurde uns wieder von Alex´s Erzählungen versüßt:
In UK sind viele Elektro-Autos unterwegs, die allerdings nicht gekennzeichnet sind. Manchmal ist links am Nummernschild ein grüner Balken, das ist aber keine Pflicht.
Autos haben vorne weiße Kennzeichen (reflektierend) und hinten Gelbe (reflektieren nicht). Geblitzt wird in UK von hinten und bezahlen muss immer der Fahrzeughalter.
Übrigens behalten Fahrzeuge immer das gleiche Nummernschild – ihr ganzes Autoleben lang. Man kann sich Kennzeichen auch selbst zusammenstellen nach allen Möglichkeiten, die es gibt und diese dann kaufen. Normale Kennzeichen haben 2 Buchstaben, 2 Zahlen und 3 Buchstaben. Alle anderen sind gekauft und haben oft einen persönlichen Bezug zum Fahrzeughalter – zumindest zum ersten Fahrzeughalter.
Die Parksituation in London ist naturgemäß sehr angespannt. Deshalb gibt es seit 2006 eine sog. Staugebühr. Von Montag bis Sonntag wird diese über ein automatisches Bezahlsystem eingezogen und beträgt 15 Pfund/Tag (ca. 18 €).
Dazu kommen Parkgebühren von 10 Pfund/Stunde (12 €) oder auf einem Dauerparkplatz von 30/40 Pfund/Tag (36/48 €). Wenn man das auf den Monat hochrechnet, ergibt das eine ziemliche Summe.
Es gibt die Möglichkeit, kostenlos auf P+R-Parkplätzen in den Vororten zu parken und mit der U-Bahn in die City zu fahren. Das wird rege genutzt und man sieht oft Menschen in schicken Kleidern und bequemen Schuhen auf dem Weg zur Arbeit.
Gehälter in London liegen im Durchschnitt für einen Buchhalter bei 36.000 Pfund/Jahr (43.200 €) und für einen Lehrer bei 29.000 Pfund/Jahr (34.800 €). Außerhalb von London sind die Gehälter niedriger, in Manchester z. B. kann man ca. 10.000 Pfund weniger rechnen. Dort sind die Lebenshaltungskosten und Wohnen allerdings preiswerter.
Interessant finde ich auch, dass man sich in UK Wohnungen teilt, grundsätzlich nach dem Prinzip einer WG. Allerdings teilt man sich oft auch ein Zimmer, wenn man nicht immer dort wohnt. Am Beispiel von Reiseleitern kann man es gut erklären: solange sie mit einer Gruppe unterwegs sind, bewohnt ein Anderer/eine Andere ihr Zimmer. So kann man die sehr hohen Mietkosten reduzieren. Es erfordert eine exakte Planung, um das pannenfrei über die Bühne zu bringen.
Preise berechnen sich nicht nach Quadratmetern, sondern nach Schlafzimmern. Ein Single-Zimmer ist z. B. mit einem Schrank unter der Treppe einfach miniklein.
Übrigens werden in Great Britain die meisten Wohnungen möbliert vermietet. Da ist ein Umzug in aller Regel nicht sehr aufwändig.
Am Donnerstag ging die Reise mit gepackten Koffern weiter. Die Gruppe war nun vollständig, denn die Münchner Gäste waren alle angekommen.
Als erstes Ziel stand Windsor Castle auf dem Programm, das größte, durchgängig bewohnte Schloss der Welt. Wenn die Flagge gehisst ist, bedeutet dies, dass der König oder die Königin anwesend sind.
Während unseres Besuches waren sie nicht da – vermutlich hätten wir sie sowieso nicht zu Gesicht bekommen *lach. Obwohl – Alex hatte einmal das Vergnügen, dem König, damals noch Prinz, zu begegnen und ein paar Worte mit ihm zu wechseln.
In 2023 besuchten 1,37 Millionen Personen das Schloss… Ich habe ja auch gerne Besuch … aber was für eine Zahl…*lach. Wir konnten mit dem Audioguide im Ohr auf eigene Faust die der Öffentlichkeit zugänglichen Räumlichkeiten besichtigen und waren sehr beeindruckt von der Größe und Schönheit des Schlosses.
Fotografieren in den Räumlichkeiten war übrigens nicht erlaubt, was ich auch in Ordnung finde!!
Manches kam mir bekannt vor, weil ich es im TV bei irgendwelchen Gelegenheiten schon gesehen hatte: die Plätze in der Kirche z.B., oder der lange Weg im Park, von wo aus man erwartungsvoll zum Schloss schaut, ob sich schon der erste Wagen zeigt. Der Wachwechsel ist auch immer wieder sehenswert.
Man ist während des Besuches in einer ganz anderen Welt und ich kann wirklich jedem, auch denen, die mit Monarchie und Co nichts am Hut haben, einen Besuch dort empfehlen! Es war schon ein besonderes Gefühl, sich dort zu bewegen, wo die Königsfamilie einen großen Teil des Jahres wohnt und die Prinzen groß geworden sind. – Irgendwie verfolge ich es doch in der Presse…
Im Anschluss an den Besuch im Schloss mussten wir uns entscheiden, ob wir Eton oder das Städtchen Windsor besichtigen wollten. Beides ging aus Zeitgründen nicht. Wir entschieden uns für Windsor und fanden es wirklich sehr ansprechend: ein Städtchen zum Wohlfühlen.
Eton wäre auch interessant gewesen: mit mehr Zeit kann man dort eine Führung im College machen. Es ist eine Privatschule und kostet 63.000 Pfund/Jahr (75.000 €) zuzüglich Kosten für Musik- und Sportunterricht sowie die entsprechende Kleidung… edel, edel …
Unsere Reise ging weiter nach Stonehenge. Wir hatten die Möglichkeit, vom Busparkplatz aus zu den Steinen zu laufen oder mit einem Pendelbus diese Sehenswürdigkeit zu besuchen. Wir trafen die gute Entscheidung mit dem Bus zu fahren, denn der Weg dorthin zieht sich ziemlich in die Länge und es begann ein leichter Nieselregen.
Auf der berühmten Anhöhe angekommen, staunten wir über die Größe und Anordnung der riesigen Felsbrocken. Warum die dort stehen und wie sie dort hinkamen ist bis heute nicht bekannt. Es gibt viele Hypothesen, die sich z. T. ergänzen, aber zum anderen Teil widersprechen. Übereinstimmung gibt es in allen Hypothesen darüber, dass es eine Ausrichtung exakt auf den Sonnenaufgang am Tag der Sommerwende gibt.
Viel Mystik liegt an diesem Ort in der Luft und man kann sich einer gewissen Faszination nicht entziehen. Ein Stein wiegt bis zu 70 Tonnen und sie stammen nachgewiesener Weise aus Wales und Irland – wie kamen sie nach Stonehenge? Wer hat sie wie transportieren können? In vielen Sagen ist von dieser Steinformation die Rede. Seit 1.500 Jahren werden dort zur Sonnwende Rituale ausgeübt. Manche sagen Stonehenge bedeutet Totenreich und Woodhenge Lebensreich. Wer weiß es? Es gibt so viele ungeklärte Dinge zwischen Himmel und Erde: Stonehenge gehört definitiv dazu.
Seit 1918 gehört dieses Monument dem englischen Staat, der es auch touristisch erschlossen hat mit Hilfe vom English Heritage. Seit 1986 ist es Weltkulturerbe. In 2023 besuchten 1,33 Millionen Menschen Stonehenge. Ein Besucherzentrum gibt interessante Einblicke in die Forschungsarbeit bis zur Stunde.
Man darf die Monumente leider nur mit einem gewissen Abstand besichtigen. Sonderbare Zeitgenossen machten sich mit Hammer und Meißel daran, Steine als Andenken herauszuklopfen… Wenn das jeder machen würde, wäre das auf der Welt Einmalige bereits verschwunden. Manchmal will man gar nicht glauben, was man hört ….
Die Strecke zu unserem nächsten Übernachtungsdomizil war von der Länge her überschaubar. Ein Stau änderte unseren Zeitplan allerdings ziemlich. Unser Busfahrer war nicht für Fahren im Stau geboren. Mit dem „Mahnah Mahnah-Song“ bekannt aus der „Sesamstraße“ versuchte er seine Nerven zu beruhigen und pflanzte damit einen Ohrwurm in unsere Gehörknöchlein *lach. Die Zeit drängte, da unser Abendessen im Hotel bestellt war und zeitlich nur wenig nach hinten geschoben werden konnte.
Irgendwann entschied Pit – mit dem Argument: ich kenne mich hier aus – die staugeplagte Strecke zu verlassen, um auf Nebenstraßen unser Ziel zu erreichen.
Tja – eigentlich eine gute Idee – nur sind die Nebenstraßen ziemlich eng und links und rechts von bewachsenen Trockensteinmauern begrenzt – und wir mit einem großen Bus unterwegs. Ich fand es spannend und hatte feuchte Hände, wenn uns wieder einmal ein Auto entgegenkam und entweder rückwärts die nächste Parkbucht ansteuerte oder in die Hecken fuhr.
Anwohner standen z. T. kopfschüttelnd am Straßenrand und meinten, dass wir definitiv nicht durch kommen würden. Da hatten sie die Rechnung aber ohne unseren Pit gemacht, der zeigte, dass er seinen Bus beherrschte und offensichtlich millimetergenau die Abmessungen kannte.
Normalerweise unterhielt uns Alex während der Fahrt mit interessanten Geschichten – sie war still und im Bus war es ebenfalls mucksmäuschenstill, um Pit ja nicht in seiner Konzentration zu stören. Als wir die Bundesstraße wieder erreichten, bekam Pit mächtigen Beifall!!
Ich mag Abenteuer, muss aber ehrlicherweise auch schreiben, dass die Meinungen über diese Aktion im Bus auseinander gingen. Ich weiß aber auch nicht, wie die gleichen Mitreisenden, die das nicht gut fanden, reagiert hätten, wenn unser Abendessen kalt gewesen wäre – also lieber so wie es war – und ich habe Grund, diese Begebenheit zu beschreiben *lach.
Müde von den Eindrücken an diesem Tag erreichten wir unser nächstes Hotel in Newton Abbot in der Grafschaft Devon. Das erste Abendessen gab es im urigen Pub des Hotels und war lecker. Das Hotel war schon ein wenig in die Jahre gekommen, strahlte aber einen gewissen Charme aus und es war sauber. Was will man mehr.
Am Freitag lagen wieder einige Kilometer vor uns, deshalb war bereits um 8.00 Uhr die Abfahrt. In dem Newton Abbot Hotel war es üblich, das Abendessen vorzubestellen. Also las uns Alex im Bus die Speisekarte vor und gab dann eine Liste herum, auf der jeder eintragen sollte, was er abends zum Essen möchte. Ich fand es schwierig mir Gedanken über das Abendessen zu machen, wenn ich noch satt vom Frühstück war. Vorsichtshalber schrieb ich immer auf, was wir gewählt hatten – die Zeit bis zum Abendessen war lang und prall gefüllt mit Eindrücken…
Wir näherten uns der Grenze zu Cornwall und Alex kam ins Schwärmen über diesen schönen Landstrich. Der Fluss Tamar trennt die Grafschaften Devon und Cornwall.
Cornwall ist recht dünn besiedelt und es gibt wenig Industrie. Im 18. und 19. Jahrhundert war es europaweit führend im Bergbau. Die Arbeitsbedingungen mögen an wenigen Eckdaten erkennbar sein: 12 Stunden-Schichten an 6 Tagen in der Woche. Der Auf- und Abstieg in die Grube zählten nicht als Arbeitszeit. Dass bereits Kinder mitarbeiten mussten, war normal. Die Lebenserwartung eines Bergmannes betrug ca. 25 Jahre.
Es wurden Zinn und Kupfer abgebaut. Nach dem zweiten Weltkrieg sanken die Preise, da in anderen Teilen der Welt preisgünstiger abgebaut werden konnte. 1998 wurde das letzte Bergwerk geschlossen. Ganz aktuell werden 2 Bergwerke wieder aktiviert und mit neuer Technologie ausgerüstet. Das gibt wieder Arbeitsplätze in diesem schönen aber armen Landstrich.
Arbeitsplätze bietet die Cornish Pasty-Herstellung. Dieses typische Gericht gibt es in Cornwall an jeder Ecke zu kaufen und ist wirklich lecker. Natürlich gibt es dazu auch wieder eine Geschichte: Ungefähr im 13. Jahrhundert packten die Frauen der Bergleute das Essen für ihre Männer in Teigtaschen. Diese wurden mit Initialen versehen, damit sie nicht verwechselt werden konnten. Gefüllt wurden sie mit allen möglichen Zutaten. Man kann es kurz beschreiben als einen Eintopf, der in die Hand genommen werden kann.
Man konnte und kann Pasty´s warm und kalt und einfach aus der Hand essen. Heute werden sie mit Rind, Lamm und verschiedenem Gemüse gefüllt.
Im Frühling werden in Cornwall Narzissen angebaut. Bestimmt hatte mancher, der im März Osterglocken kauft Produkte aus Cornwall in der Vase.
In den weiten, dünn besiedelten Landschaften gibt es Wildpferde und Ponys. Die typischen Trockensteinmauern, die viele Straßen und Grundstücke begrenzen dienen dem Naturschutz für Insekten und allerlei kleinem Getier. Naturschutz ist ein großes und wichtiges Thema in Cornwall. An anderer Stelle will ich darüber mehr berichten.
Unser erstes Ziel an diesem Tag war St. Ives, welches früher vom Fischfang lebte. Irgendwann gab es zu wenige Sardinen und Krabben und die Fischer zogen weg. Künstler und Maler erkannten die Schönheit dieses kleinen Ortes und machten ihn berühmt. Die am Meer gelegene Galerie Tate St. Ives bietet wechselnde moderne Kunstausstellungen. In dieser Künstlerkolonie leben ca. 11.000 Menschen und gehen ihrem Kunsthandwerk nach: töpfern, Glaskünstler, Bildhauer, Maler… Rosamunde Pilcher wurde übrigens in der Nähe von St. Ives geboren – um den Titel unserer Reise aufzunehmen.
In einer ausgiebigen Mittagspause konnten wir uns einen Eindruck von diesem schönen Ort verschaffen und – natürlich ein leckeres Cornish-Pasty verspeisen – auf einer Bank am Wasser, im Sonnenschein…
In Sichtweite nach St. Michael´s Mount, in Pensence machten wir einen kurzen Fotostopp. St. Michael´s Mount ist eine Gezeiteninsel an der Südwestspitze Englands, also am „Eingang“ zum Ärmelkanal. Der Atlantik ist in Sichtweite. Bei Niedrigwasser kann man über einen Damm zu Fuß auf die Insel gelangen. Seit dem 17. Jahrhundert verwaltet die Familie St. Aubyn die Insel. Der Hausherr macht ab und zu Führungen oder sitzt im Garten und beobachtet seine Gäste. Im Jahr 2023 waren etwa 400.000 Menschen auf der Insel um dieses Kleinod in Cornwall zu besichtigen. Schade, dass es für uns nicht möglich war.
Mein persönliches Highlight an diesem Tag war Land´s End, der westlichste Punkt Great Britains. Der Blick auf das weite Meer und die schroffen, bis zu 60 m hohen Klippen zogen mich ganz in ihren Bann. Wenn ich jetzt, beim Schreiben, die Augen schließe, kann ich die Landschaft vor meinem inneren Auge sehen, das Meer riechen und das Gefühl von Weite spüren.
Im einzigen Hotel vor Ort konnten wir den berühmten Cream Tea mit Blick auf diese herrliche Landschaft genießen. Ich glaube, daran könnte ich mich gewöhnen: nachmittags einen leckeren Tee, Scones, Clotted Cream (oder weniger authentisch, Schlagsahne) und Marmelade.
Man kann auf den Klippen herrliche Wanderungen machen und die Natur auf sich wirken lassen.
Manche Landschaften kamen mir bekannt vor: ja, ich habe schon den einen und anderen Rosamunde Pilcher-Film gesehen* lach. Auf Land´s End wurden einige Filme bzw. Szenen gedreht.
Wie im Flug vergingen die 2 ½ Stunden auf Land´s End.
Die Fahrt zurück zum Hotel wurde uns im Bus mit dem Rosamunde Pilcher Film: „Wenn das Herz zerbricht“ versüßt?/versauert? – je nach Geschmack. Auf alle Fälle hatte beim Happy End mindestens die Hälfte aller Businsassen feuchte Augen *lach.
Alex machte es sich zur Aufgabe, uns jeden Tag auf der Rückfahrt ins Hotel die Geschichte von Heinrich VIII und seinen 6 Ehefrauen nahe zu bringen. 6 Ehefrauen – 6 Reisetage … als wäre es so geplant gewesen. Ich möchte in diesem Reisebericht die zum Teil gruseligen Geschichten nicht berichten. Eine Kurzfassung davon mag genügen:
Heinrich VIII. (1491-1547) war von 1509 bis 1547 König von England und ab 1541 auch König von Irland. Als jüngerer Sohn von König Heinrich VII. und Elizabeth von York wurde er nach dem frühen Tod seines älteren Bruders Arthur im Jahr 1502 Thronerbe. Seine Krönung im Juni 1509 war nach den englischen Rosenkriegen die erste friedliche Thronbesteigung seit beinahe 100 Jahren. Als erster humanistisch gebildeter König von England war Heinrich ein typischer Renaissancefürst: Er sprach mehrere Sprachen, verfasste Gedichte, komponierte und zeigte großes Interesse an religiösen Themen. In seiner Jugend war er ein athletischer, charismatischer Mann, dessen Herrschaftsantritt freudig begrüßt wurde, in späteren Jahren jedoch war er fettleibig, chronisch krank und galt bei Vielen als Tyrann. Eigentlich war Heinrich VIII. Katholik, überwarf sich allerdings mit dem Papst und ebnete dem Protestantismus in England den Weg. Er förderte den Druck einer englischsprachigen Bibel.
- Seine erste Ehefrau war Katharina von Aragon (1485-1536). Sie heirateten 1509 und die Ehe wurde annulliert, da sie ihm nur Mädchen, aber keinen Thronfolger schenkte. Die Tochter Mary überlebte und wurde später als Bloody Mary bekannt.
- Die zweite Ehefrau war Anne Boleyn (1501-1536) – die Hofdame Katharinas. Sie heirateten 1533 und sie wurde aus dem gleichen Grund hingerichtet – sie gebar nur Mädchen. Sie weigerte sich allerdings in eine Scheidung einzuwilligen. Ihre Tochter Elisabeth wurde später Königin Elisabeth I.
- Die dritte Ehefrau war Jane Seymour (1507-1537). Sie heirateten 1536 – 2 Wochen nach der Hinrichtung von Anne. Sie starb nach der Geburt des lang ersehnten Thronfolgers Edward (1537- 1553).
- Die vierte Ehefrau war Anna von Kleve (1515-1557). Sie heirateten 1540 aus politischen Gründen. Heinrich kannte sie nur von einem gemalten und offensichtlich geschönten Bild und konnte so gar nichts mit ihr anfangen. Er ließ die Ehe schnell wieder annullieren.
- Die fünfte Ehefrau war Catherine Howard (1525-1542). Sie heirateten 1540. Sie genoss das Leben und ihr alter Ehemann konnte nicht mehr mithalten. Da sie keine Kinder bekam und irgendwann das Leben ohne ihren Mann zu sehr genoss, wurde sie hingerichtet.
- Die sechste Ehefrau war Catherine Parr (1512-1548). Sie heirateten 1543 und sie überlebte Heinrich. Sie kümmerte sich auch um die „Stiefkinder“ und bekam den Titel Königin von England und von Irland. Sie heiratete kurz nach Heinrichs Tod ihre große Liebe Thomas Seymour und verlor damit ihre Titel wieder.
Nach Heinrichs Tod fiel die Krone nacheinander an seine drei überlebenden Kinder: zunächst an seinen neunjährigen Sohn Eduard, der früh, mit 16 Jahren, verstarb, dann an die älteste Tochter Maria und schließlich an seine Tochter Elisabeth. In der Populärkultur ist Heinrich VIII. vor allem für seine sechs Ehen bekannt.
*lach, das war die Kurzversion! Schaurige Zeiten, schaurige Sitten – aber auch das gehört zur Geschichte Englands und war interessant zu hören.
Als wir im Hotel in Newton Abbot ankamen war dort Hochbetrieb. Es fand die Hochzeit von Christine & Charlie statt (stand auf einem Schild) und wir fragten uns, wie die Nacht wohl werden würde… man weiß, dass die Engländer feiern können (siehe Bericht über die Irlandreise)… Wir hatten eine ruhige Nacht – gottseidank *lach.
Am 5. Tag, dem Samstag begrüßten wir zuallererst ein Geburtstagskind im Bus mit dem obligatorischen Geburtstagsständchen. Mit nun 81 Jahren diese Tour zu machen, zeigt, dass sie noch ziemlich fit war (und hoffentlich noch ist)!
Unsere Fahrt führte uns an diesem Tag über Plymouth und die Tamar-Brücke nach Polperro. Unterwegs erfuhren wir wieder interessante Tatsachen.
So werden aus dieser Gegend Englands Töpfereien mit Lehm versorgt, der hier abgebaut wird.
Gräber bleiben in England immer bestehen und werden nach einer gewissen Zeit nicht abgebaut/weg gemacht – oder wie immer man das nennen mag. Irgendwann sieht man auf einer Grasfläche nur noch die verwitterten Steine stehen.
Man bezahlt im Vereinigten Königreich keine Kirchensteuer. Kirchen finanzieren sich durch Erbschaften, Gönner, Cafés usw.
Im Vereinigten Königreich wird sehr auf Naturschutz geachtet. King Charles ist z. B. der Schirmherr von „The National Trust“. Dieser Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, besondere Orte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Verarmte Adelige überlassen ab und zu dem Staat ihre Herrenhäuser und Parks, der es dann dem National Trust übergibt. Die ehemaligen Besitzer behalten oft ihr Wohnrecht.
Die Instandhaltung wird über Eintrittsgelder finanziert. Mit einer Mitgliedschaft kann man diesen Verein unterstützen. Die Kosten von 60/70 Pfund/Jahr (72-84€) sind überschaubar. Man hat dann den Vorteil, dass Eintritte vergünstigt sind, Parkgebühren entfallen und man Informationen über das Anwesen und den Verein bekommt. Mit ca. 6 Mio. Mitgliedern kann der Verein viel Gutes für die Natur bewirken. So werden z. B. die Küstenlandschaften besonders geschützt und darauf geachtet, dass sie nicht verbaut werden. Feriengäste sind willkommen, übernachten aber nicht in Bettenburgen, sondern in den Herrenhäusern.
Übrigens sind die Engländer sehr hundefreundlich. Nach dieser Information fiel uns erst auf, dass wirklich viele Menschen mit Hunden unterwegs waren.
Plymouth sahen wir nur vom Bus aus, erfuhren aber von Alex, dass es eine der wichtigsten Hafenstädte England ist. Berühmte Personen wie Sir Francis Drake, James Cook und Charles Darvin starteten von hier aus auf ihre abenteuerlichen Reisen in die große, weite Welt.
Der Fluss Plym bildet die Stadtgrenzen.
Ein lustiges Kuriosum ist das Plymouth Ski Centre, wo man das ganze Jahr über Ski fahren und Ski-Kurse besuchen kann. Eine Werbefigur des Ski Centres ist Eddie the Eagle, der 1986-1988 die Skisprungwelt als schlechtester Skispringer aller Zeiten beschäftigte.
Unser erstes Ziel, Polperro hat den Ruf, eines der schönsten Fischerdörfer Cornwalls zu sein. Der Bus parkte etwas außerhalb, da das Städtchen a) ziemlich eng und b) größtenteils verkehrsfrei war. Die Straße ins Dorf hinab war angenehm zu laufen. Links und rechts konnten idyllische Häuser, schöne Gärten, weißgetünchte Fischerhütten und Geschäfte bewundert werden. Kunsthandwerk und Süßwaren, Backwaren und Fisch wurden angeboten.
Bei unserer Ankunft war Ebbe und ich fand es besonders reizvoll zu sehen, wie die Boote im Schlick aufsaßen. Der Tidehub beträgt übrigens 3,5 m im Hafenbecken, das finde ich ganz schön viel!
An manchen Straßen fielen uns über die Straße gespannte Drähte auf. Diese dienen dazu, Fledermäuse zu ihrem Schutz „umzuleiten“.
Zum Thema Fisch bekamen wir einen Tipp von Alex: bei „Kitti“, einer Fischbude gäbe es den besten frischen Fisch, Rollmöpse, Austern, Hummer und Fischbrötchen. Was soll ich sagen: mir fehlte der Vergleich zu anderen Geschäften, aber bei Kitti war es einfach nur lecker!!! Ich glaube, dass jeder aus unserem Bus bei Kitti zum Essen war *lach. Kitti spricht übrigens auch ein wenig deutsch.
Die Geschichte Polperro´s spiegelt sich an manchen Stellen wieder und ein wichtiger Bestandteil dieser Geschichte war: Schmuggel. Die Lage bot sich dazu an. Der Hafen liegt gut versteckt hinter hohen Felsformationen mit einer schmalen Zufahrt vom Wasser aus. Ein Schmugglermuseum lud ein, sich in diese Zeit versetzen zu lassen.
Da man bei so einem kurzen Ausflug nicht alles sehen kann, entschieden wir uns gegen das Museum und für die herrliche Natur. Wir spazierten bis ans Meer und genossen die schmalen Pfade, die auf die Felsen führten. Sie wurden übrigens vom National Trust angelegt und gepflegt.
Wir konnten uns lebhaft vorstellen, wie Schiffe von Irrlichtern irritiert wurden und auf Grund liefen. Sie waren dann ein leichte Opfer für Polperro´s Bewohner, die sich damit ihren Lebensunterhalt verdienten. Ein Lehrer war übrigens der „Chef“ der Schmuggler. Er war bekannt als der „Pate von Polperro“. Nachdem die Zeit der Schmuggelei vorbei war, starb dieser friedlich und ehrenwert.
Polperro ist wirklich einen Ausflug wert und man kann sich dort durchaus einen ganzen Tag aufhalten, ohne dass einem langweilig würde.
Der nächste Besuch führte uns nach Lanhydrock House einem Herrenhaus mit riesigem und wunderschön angelegtem Landschaftspark. Viele Teile des Hauses stammen aus einer Zeit um 1550. Es war damals ein klösterlicher Bauernhof und ging später in Privatbesitz über. Die vielen Familien, die es in diesen Jahren besaßen, will ich gar nicht erwähnen.
Nachweislich begann im Jahr 1621 der damalige Eigentümer das Herrenhaus in dem Stil zu erbauen, den es heute noch hat. Im Laufe der Zeit wurden immer neue Flügel angebaut. Zu manchen Zeiten war der Garten eingezäunt und es wurde dort Rotwild gehalten. Zwischenzeitlich war das Haus komplett heruntergekommen, und es wurde in Erwägung gezogen, es abzureißen. Doch immer wieder fanden sich Menschen, die dem Charme dieses Gemäuers erlagen und auch die nötigen finanziellen Mittel hatten, um es wieder schön herzurichten.
Im April 1881 zerstörte ein Großbrand einen großen Teil von Lanhydrock House. Die Bewohner blieben unverletzt, verstarben aber kurz danach. Der Erbe, Thomas Charles, ließ das Herrenhaus wieder aufbauen. 1954 wurden die ersten 6 Zimmer des Herrenhauses der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Besucherzahlen stiegen beständig an und erreichten im Jahr 2023 die stolze Zahl von 179.000 Personen. Lanhydrock House war Filmkulisse in manchen Filmen, natürlich auch in Rosamunde Pilcher Filmen *lach.
Wir wandelten durch die geschichtsträchtigen Räumlichkeiten. Mit massivem Holz und großen schweren Möbeln drückte man damals vermutlich seinen Wohlstand aus. Besonders hat mir die riesengroße Küche gefallen und ich konnte mir gut vorstellen, wie dort köstliche Leckereien gezaubert wurden. Wenn man bedenkt, dass dort ca. 80 Personen als Personal 12 Bewohner*innen bedienten, war das bestimmt ein ziemliches Gewusel.
Bei einem Spaziergang durch den Garten konnten wir wunderschöne Pflanzen sehen. Ich kenne mich leider in der Botanik nicht gut aus. Einige Pflanzen sahen für mich aber so aus, als ob sie nicht in jedem englischen Garten wachsen.
Super gepflegte Rasenflächen mit Hecken und Bäumen luden dazu ein, betreten zu werden! Ja, liebe Leser*innen, da standen Schilder, dass Kinder spielen dürfen und man sich auf dem Rasen bewegen darf – nicht wie ich es von Deutschland kenne: „Betreten verboten!“ Abnutzungsspuren habe ich übrigens nicht gesehen *lach.
An diesem Abend waren wir etwas früher als sonst im Hotel und vor dem Abendessen war sogar Zeit für einen Saunagang, eine Runde Schwimmen und um im Whirlpool zu entspannen.
Am 6. Tag fuhren wir in die Nähe von Torrington zum RHS Garden Rosemoor. RHS ist ein Verein, der zum Ziel hat, Gartenkunst zu fördern. Seit mehr als 200 Jahren gibt es diesen Verein schon und in 5 Gärten, die im Vereinigten Königreis verteilt sind, lassen sich jährlich mehr als 3 Millionen Gäste von den Arrangements verzaubern. Alex legte Wert darauf, früh genug dort zu sein, damit wir ganz entspannt dieses 26 Hektar umfassende Paradies genießen konnten.
Mit Worten ist das eigentlich nicht zu beschreiben, deshalb will ich an dieser Stelle nur ein paar Bilder sprechen lassen und die Empfehlung aussprechen: wer sich – auch nur ein wenig – für Blumen, Pflanzen und Natur interessiert, soll Gelegenheiten wahrnehmen, einen RHS-Garden zu besuchen.
Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel an diesem Tag, Tintagel, erzählte uns Alex wieder einiges Wissenswertes über Land und Leute:
Wenn man genügend Geld hat, ist es in Cornwall bezaubernd. Leider haben das nicht Viele. In der Regel hat man 2-3 Jobs, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Rente alleine reicht normalerweise nicht zum Leben und die alten Menschen verdienen sich noch etwas hinzu oder müssen von der Familie unterstützt werden.
Der Brexit wurde sehr einseitig propagiert. Die Vorteile der EU wurden nicht offen gelegt und so wurden die Folgen des Brexit´s beim normalen Volk unterschätzt.
Junge Menschen wandern in die Städte ab, weil sie dort Arbeit finden. 30 % des Bruttoinlandproduktes macht der Tourismus aus. Im Sommer liegt die Arbeitslosigkeit bei 1 % und im Winter bei 30 %. Rentner mögen das milde Klima in Cornwall und deshalb sind ca. 22 % der Einwohner Cornwalls Rentner.
Das durchschnittliche Jahreseinkommen in Cornwall beträgt 15.000 Pfund, das sind ca. 18.000 €.
Eine durchschnittliche Miete liegt bei 700 Pfund = ca. 850 €/Monat.
Die Immobilienpreise sind in den vergangenen Jahren explodiert. Hat jemand vor 12 Jahren ein Haus für 200.000 Pfund gekauft, verkauft er es derzeit für 2,5 Mio. Pfund. Die Banken geben hohe Kredite, auch an Rentner. Oft läuft das dann unter Immobilienrente, was heißt, dass Rentner eine WG bilden und so die Miete bezahlen. Eine Schufa wie bei uns gibt es nicht. Die Banken haben aber einen Score, bei dem das Verhältnis der Einnahmen und Ausgaben ausschlaggebend für die Kreditvergabe sind.
Im Badeort Newquay leben im Sommer 5-mal mehr Personen als im Winter. Viele Wohnungen werden an reiche Londoner verkauft. Diese sind meist über den Sommer in ihrem Feriendomizil. Im Winter sind die Badeorte wie ausgestorben und sogar die Supermärkte haben geschlossen.
Das Gesundheitssystem ist auch ganz anders als in Deutschland, nämlich seit 1948 kostenlos.
Gesundheit ist ein Grundbedürfnis, soll kostenlos sein und medizinisch notwendig. Es finanziert sich über Steuern und diverse Abgaben. Auch Touristen werden kostenlos behandelt. Wer im Gesundheitssystem arbeitet, ist bei einem Top Arbeitgeber beschäftigt. Es wird dafür gesorgt, dass die Versorgung mit Allgemeinärzten und Apotheken gewährleistet ist. Allgemeinärzte behandeln alles, auch Arbeitsunfälle, chronische Erkrankungen und sind zuständig für Bescheinigungen aller Art. Es gibt nur wenige Fachärzte und derzeit herrscht ein akuter Mangel an Zahnärzten, denn da geht ein Allgemeinmediziner nicht dran *lach. Freie Arztwahl gibt es nicht. Jeder Arzt hat einen bestimmten Bereich zu betreuen und da muss man hin.
Mit diesen Informationen beantwortete Alex viele Fragen, die von Mitreisenden gestellt wurden. Sie sind für mich auch ein Grund, warum ich die geführten Gruppenreisen so mag! Die Zeit verging wie im Fluge und unser Ziel, Tintagel war in Sicht.
Tintagel ist vor allen Dingen für seine Burg Tintagel Castle bekannt. Eng verbunden ist dieser Ort auch mit der Sage von König Arthus, da Arthus am Strand angespült worden sein soll und vom Zauberer Merlin in dessen Höhle aufgezogen wurde. Tintagel gilt als eines der beliebtesten Reiseziele in England und entsprechend voll kann es werden.
Die Ortschaft selbst hat einen gewissen Charme, die Häuser aus Schieferstein geben Tintagel eine ganz besondere Note. Schiefer wird dort in der Gegend abgebaut und man findet wirklich jedes Mäuerchen und viele Häuser (vor allen Dingen die älteren Häuser) mit Schiefergestein erbaut.
Die spektakuläre Landschaft unterstreicht die mystischen Geschichten um die Sage um König Artus. In vielen Geschäften, Cafés und Restaurants kann man regionale Gerichte probieren. Ich habe auf unserer Reise schnell gelernt, dass es Sinn macht, sich auf Alex´s Empfehlungen zu verlassen. So pries sie uns einen Straßenverkaufs-Imbiss als sehr gute Adresse für fish & chips an. Was soll ich sagen: sie hatte mal wieder Recht. Sogar die Empfehlung, zu zweit nur eine Portion zu nehmen hat sich bewährt *lach.
Schon im Bus bekamen wir Vorschläge von Alex, was wir in unserer freien Zeit dort machen könnten. Wer gut zu Fuß war, konnte sich die Burg anschauen. Wer das nicht wollte, dem standen Geschäftebummel oder ein Hotel gegenüber der Burg mit schöner Aussicht und einem Café zur Auswahl. Ich hatte ausnahmsweise keine Lust auf marschieren und besichtigen und so steuerten wir das Hotel an. Wow, da hatten wir für uns eine gute Wahl getroffen: einzigartige Lage, mit feudaler Einrichtung und von der Terrasse aus ein unbeschreiblicher Ausblick auf die Burg und die gigantische Brücke dort hin.
Ich war dort übrigens auf der edelsten Toilette, die ich bisher gesehen hatte….
Mitreisende, die sich für die Burg entschieden berichteten später, dass es für die Zeit, die wir zur Verfügung hatten zu weit war und der Eintrittspreis für die Burg sich deshalb nicht rentierte.
Auf dem Weg zurück zum Bus fand ich eine Kreditkarte auf dem Boden liegend. Nach kurzer Beratung mit ein paar Mitreisenden gab ich die Karte im fish & chips-Laden ab. Am Bus erzählten wir von unserem Fund und – siehe da – die Karte gehörte einer Mitreisenden. Puh, da wäre die Aufregung groß gewesen, hätte sie den Verlust erst später bemerkt.
Für Autos gibt es in England übrigens keine TÜV. Die Hauptuntersuchung heißt MoT Test und ist seit 1960 einmal jährlich Pflicht. Oldtimer sind frei.
Betreuung für Kinder, die noch nicht in der Schule sind, steckt noch in den Kinderschuhen. Die wenigen Plätze sind rar und man regelt die Beaufsichtigung der Kinder mit Au-pairs oder Nannis. Kinder kommen mit 5 Jahren in die Schule und der Unterricht geht bis 15.30 Uhr. Teure Privatinternate nehmen Kinder ab 3 Jahren auf und bis zum Abitur mit 18 Jahren können sie dort bleiben. Ein Jugendamt gibt es nicht.
Auch Mutterschutz und Co. gibt es nicht. 3 Monate nach der Entbindung muss die Mutter wieder arbeiten und die Lücke wird mit einer privaten Nanni geschlossen. Wie kann es anders sein: Kindergarten ist sehr teuer. 19.000 Pfund (fast 23.000€) kostet für ein 1-jähriges Kind 1 Jahr Kinderbetreuung. In London ist es noch teurer.
Bei London gibt es eine einzige deutsche Schule. Kinder haben meist ein falsches Bild von Deutschland. Sauerkraut, Lederhose, Dirndl verbinden sie mit Deutschland und sie glauben tatsächlich, dass Adolf Hitler noch lebt und man sich mit ausgestrecktem Arm begrüßt. Mann, Mann, Mann, da fällt mir nichts mehr ein …
Mit vielen Gedanken im Kopf kamen wir im Hotel an und bereiteten nach dem Abendessen unsere Koffer für den kommenden Morgen vor, weil uns die Reise wieder Richtung London führte.
Schon um 8 Uhr war Abfahrt Richtung Bath. Bath mit seinen ca. 86.000 Einwohnern war für mich erst Liebe auf den zweiten Blick. Die Farbe der Häuser war honigfarben und gefiel mir zunächst überhaupt nicht. Ich hatte die weißen Fischerhütten im Kopf und brauchte einen Moment, um mich an diesen Farbton einer Stadt zu gewöhnen *lach. Alex hatte uns im Bus vorbereitet, aber ich konnte es mir nicht vorstellen. Prag nennt man z. B. die goldene Stadt und Bath nennt man die gelbe Stadt, da die Häuser mit dem gelben Sandstein, der in dieser Gegend abgebaut wird, erbaut wurden. Architektonisch ist Bath mit seinen historischen Gebäuden sehr interessant und imposant.
Die natürlichen Thermalquellen – die einzigen heißen Quellen Englands – machten Bath zu einem Heil- und Kurort für den reichen Teil der Bevölkerung. Eine Geschichte dazu gibt es auch: Ein Königssohn erkrankte an einer Hautkrankheit die niemand heilen konnte und er wurde vom Königshof verbannt. Er arbeitete dann als Schweinehirte und beobachtete, dass die Schweine sich im Schlamm und den heißen Quellen suhlten und deren Wunden heilten. So tat es der Königssohn ihnen gleich, wurde gesund und durfte an den Königshof zurückkehren.
Wenn viele reiche Menschen dort Urlaub machen bzw. dort leben, gibt es natürlich auch Schulen für die Kinder. So ist die Durham University ein College, welches Kinder wohlhabender Eltern im Alter von 3-18 Jahren aufnimmt. Es ist die drittälteste Universität Englands und es wird viel Forschungsarbeit dort betrieben.
Es gibt auch eine Militärakademie. König Charles machte dort seine Ausbildung. Prinzessin Diana sorgte dafür, dass Prinz William dieses erspart blieb. Es herrschten wohl ziemlich strenge Sitten.
Interessant fand ich „The Circus“. Die Architekten John Wood sen. & jun. verwirklichten 1754-1969 ihre Ideen und errichteten 30 Reihenhäuser aneinandergebaut in einem Halbkreis. Parken können Anwohner in einer Tiefgarage unter dem Park in der Mitte dieses Gebäudekomplexes. Alles liegt fußläufig zur Innenstadt. Manche Promis wohnen in diesen Häusern. Alex hat tatsächlich schon einmal Jonny Depp gesehen – ich Dussel würde ihn vermutlich nicht mal erkennen *lach.
Nach einem ausgiebigen Bummel durch die Stadt schlenderten wir zum vereinbarten Treffpunkt an der Abteikirche und erlebten wieder einmal einen magischen Moment auf unserer Reise: ein junger Mann spielte mit seiner Trompete auf dem Vorplatz der Kirche schöne Melodien, unter anderem „Time to say goodbye“. Uns wurde bewusst, dass wir morgen um diese Zeit schon auf dem Weg nach Hause sind und unsere schöne Reise zu Ende ist.
Beeindruckt und ein wenig melancholisch bestiegen wir unseren Bus und ließen uns von Pit zu unserem nächsten Ziel bringen.
Unterwegs beantwortete Alex wieder Fragen zum normalen Leben in England. So bezahlt man z. B. 20-45% Steuern – gestaffelt nach Einkommen. Auch die Mehrwertsteuer liegt bei 20 % mit ein paar Ausnahmen. Gewerbesteuer als Einnahmequelle für Kommunen gibt es nicht. Auch soziale Abgaben sind nicht sehr hoch (siehe Gesundheitssystem ist kostenlos).
Arbeitnehmer haben 38 Tage Urlaub, darin enthalten sind allerdings 8 gesetzliche Feiertage. Arbeitslosengeld gibt es nicht.
Rente: Frauen arbeiten bis zum 60. und Männer bis zum 65. Lebensjahr. Eine Anhebung auf 68 Jahre ist geplant. Früher in den Ruhestand zu gehen ist nicht möglich. Eine Grundrente gibt es nach 30 Beitragsjahren, diese ist allerdings niedriger als Sozialhilfe (130 Pfund/wöchentlich = 150€ für Alleinstehende und 199 Pfund/wöchentlich/Paar = 240€). Es gibt eine staatliche Zusatzrente, die sich aus dem durchschnittlichen Verdienst des Arbeitnehmers errechnet. Die betriebliche Altersversorgung (ist Pflicht in England) macht den größten Anteil, nämlich 47 % an der Rente aus. Die 4. Säule der Rente ist die Immobilienrente. Etwa 40 % der Bewohner haben Eigentum und profitieren von der Wertsteigerung. Positiv finde ich, dass ab 60 Jahren alle öffentlichen Verkehrsmittel umsonst sind.
Es gibt in jedem Land etwas was mir gefällt und etwas was ich nicht gut finde. Wenn ich mir überall die Rosinen herauspicken könnte, müsste ich mir über deren Finanzierung Gedanken machen *lach. Es ist leicht, darüber zu reden, was woanders besser ist, wenn man nur die Hälfte weiß… (mein Beitrag zum Wahlkampf *lach)
Letzte Station an diesem Tag und auf dieser Reise war Salisbury. Wieder wurden wir auf die besonderen Sehenswürdigkeiten von Alex im Bus bestens vorbereitet. Ich ertappte mich allerdings – vermutlich voll und müde von den vielen Eindrücken der vergangenen Tage – bei dem Gedanken, dass ich jetzt nichts Neues mehr sehen möchte – und schon gar keine Kirche …. Gottseidank gab ich diesem Gedanken keinen großen Raum, denn „The Cathedral Church of St Mary“ in Salisbury hat mich sehr beeindruckt und ich werde diese Bilder nie wieder vergessen!!
Bereits im Jahr 1220 wurde der Grundstein gelegt und im Jahr 1258 zur Kathedrale geweiht. 1310 wurde der herrliche Kreuzgang fertiggestellt, der in vielen Verfilmungen sichtbar ist.
Immer wieder wurde an der Kathedrale gebaut. Der Kirchturm mit seinen 123 Metern Höhe ist der höchste Kirchturm in United Kingdom. Der Eintritt zur Kathedrale kostete 12 Pfund (knapp 15€), die sich wirklich gelohnt haben!
In einem kleinen Nebenraum konnten wir die original Magna Carta besichtigen. Ich muss gestehen, dass ich bis dahin nicht wusste, was das ist. Eines der wichtigsten rechtlichen Dokumente der Entwicklung der modernen Demokratie mit seinem Ursprung im Jahr 1215 liegt hier aus und kann besichtigt werden. Erst jetzt, bei der Recherche, wird mir die Einmaligkeit dieses Dokumentes bewusst. Seit so langer Zeit kämpfte man um Demokratische Verhältnisse und ist gerade dabei sie wieder zu verlieren….
Ob die Anzahl der Säulen oder der Buntfenster – alles entspricht einer Symbolik, die ich hier nicht näher beschreiben will. Mein absoluter Höhepunkt war das Taufbecken, welches erst in 2008 neu geschaffen wurde. Es fließt stetig Wasser hinein und es hat eine vollkommen glatte Oberfläche, die wie ein Marmortisch wirkt.
Es spiegelten sich die kunstvollen Buntfenster und das Holzgebälk an der Decke im Wasser – je nachdem, aus welcher Perspektive man schaute. Sorry, dass ich nur schwärmen kann.
Alex warnte uns schon im Vorfeld, auf diesem „Tisch“ ein Handy oder eine Handtasche abzulegen. Da konnte ich mir noch gar nicht vorstellen, was sie meint…. Sie selbst hatte bei einem früheren Besuch beobachtet, wie eine Mutter ihr Baby dort ablegen wollte und im letzten Moment ein ungeplantes Vollbad des Säuglings verhindert.
Mit einem Bummel durch das Städtchen und einer kurzen Einkehr in einem Café beendeten wir unsere freie Zeit und machten uns auf den Weg zum verabredeten Treffpunkt, einem Busparkplatz. 2 unserer Mitreisenden hatten sich verlaufen und wir mussten 15 Minuten warten, bis sie bei uns eintrafen. Das war, soweit ich mich erinnern kann, die einzige verspätete Abfahrt. Für ca. 50 Mitreisende war das ein guter Schnitt!!
Bei der Abfahrt aus der wirklich engen Busparkplatz-Lücke lief eine ältere Frau ohne nach links oder rechts zu schauen über die Straße und Pit musste ziemlich stark abbremsen. Mit einem leise gemurmelten „stuped cow“ verschaffte er sich Luft und Alex kriegte sich nicht mehr ein vor lauter Lachen. Das zählt seitdem zu meinen Lieblingsschimpfworten *lach.
Unsere Reise nahm im gleichen Hotel wie am Anfang in London-Heathrow ihr Ende. Wir ließen uns ca. 1.900 km von Pit durch Englands Süden fahren und nehmen außer dem einen und anderen englischen Pfund (Achtung: Wortspiel) viele superschöne Eindrücke mit. Nette Kontakte konnten wir auch knüpfen und abends an der Bar ließen wir den Tag ausklingen.
Um 6.20 Uhr morgens wurden wir im Hotel mit einem Lunchpaket versorgt und zum Flughafen gebracht. Der Flug war problemlos und zur Mittagszeit waren wir wieder in der Heimat.
Da an diesem Tag unser Hochzeitstag war, feierten wir bei einem leckeren Essen den Hochzeitstag und die tolle Reise.
Danke, an alle, die daran mitgewirkt haben. Besonders an Alex, die uns mit viel Geduld und noch mehr Humor geführt hat und natürlich fürs Korrekturlesen. Wie so eine Reise aus der Perspektive einer Reiseleiterin aussieht, kann man übrigens lesen: „Fräulein, the Käse is out of order!“ von unserer Alex Nagel (ISBN: 425202132200×6). Ich habe es gelesen und mich köstlich amüsiert!
Einen kleinen Nachtrag habe ich noch:
so setzt sich die englische Flagge zusammen… auch interessant, einmal gesehen zu haben.