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2022.08_Skandinavien

Schon seit geraumer Zeit liebäugelte ich mit einer Reise nach Skandinavien. Gerne wollte ich die Länder mit dem Wohnmobil bis ans Nordkap bereisen und mit viel Zeit die Schönheiten dieser Länder genießen. Meinem lieben Mann grauste vor den vielen Kilometern, die gefahren werden müssten. So drehten sich unsere Gespräche immer im Kreis – bis eines Tages ein Newsletter ins E-Mail-Postfach flatterte und eine Reise angeboten wurde: mit dem Bus in 12 Tagen ans Nordkap und zurück. Da war er, der Kompromiss, der für uns beide gangbar war!

In der Vorbereitung lasen wir einiges und beschäftigten uns mit der Reise. Die vielen Kilometer innerhalb sehr kurzer Zeit waren uns bewusst und die Vorfreude enthielt deshalb eine gewisse Spannung. Macht das der Rücken mit? Wird das langweilig? Man kann sich ja verrückt machen, wenn man das möchte.

Endlich ging es los. Um 2.55 Uhr aufzustehen ist grundsätzlich gegen meinen Biorhythmus und bis dahin zu schlafen war mir nicht möglich. Das konnte ja heiter werden: so eine Reise völlig unausgeschlafen anzutreten. Wir wurden in Pforzheim mit dem Bus abgeholt. Noch 2 weitere Paare stiegen zu. Wie sich später herausstellte, waren darunter die ältesten Teilnehmer der Gruppe mit 82 und 84 Jahren. Zunächst waren wir erst mal mit uns selbst beschäftigt. bzw. ich mit mir. Zeit zum Schlafen im Bus wäre gewesen, aber wir waren viel zu neugierig auf das was kommt. In den kommenden Stopps stiegen Mitreisende zu und in Darmstadt war der Bus voll. Ich hatte mir das ziemlich blöd vorgestellt, in jedem Dorf zu halten und Leute einsteigen zu lassen. Das war es definitiv nicht. Die 6 Stopps waren gut verteilt und die Reise zu unserer ersten Übernachtung nach Hamburg konnte unkompliziert weiter gehen.

unser Bus
Unser Bus und Hauptaufenthaltsort für die nächsten 12 Tage

In Hamburg wurden wir bereits vom Reiseleiter unseres Reiseveranstalters erwartet. Wir erfuhren, dass 2 Busse die gleiche Tour machten. Der andere Bus sammelte die Leute von Freiburg bis Karlsruhe ein. Ab und zu gäbe es Berührungspunkte der beiden Busse, aber normalerweise sei jeder Bus eine eigenständige Gruppe. Es gab Informationen über die Reise und Dinge, die beachtet werden sollten, wie z. B. dass es in Skandinavien Diebstahl ist, wenn man etwas vom Frühstücksbüfett mitnimmt. In aller Regel kommt die Polizei und man bekommt eine Anzeige und eine Geldstrafe wird fällig (unsere Reiseleiterin erlebte so eine Situation schon einmal auf einer früheren Reise). Auch an die Pünktlichkeit wurde appelliert, da die Reise zeitlich straff geplant sei. Wir lernten unsere Reiseleiterin Bärbel kennen und nach einem leckeren Abendessen vom Bufett und einem kleinen Spaziergang rund um das Hotel fielen wir ziemlich k. o. ins Bett.

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Tag 2 fing ziemlich früh an: ab 5.30 gab es Frühstück im Hotel und die Abfahrt war auf 7 Uhr fest gelegt. Unser Busfahrer gab uns die Order, jeden Morgen 10 Minuten VOR Busabfahrt am Bus zu sein, da er Zeit brauchte, die Koffer einzuladen. Mein Gefühl war, dass die Zeit langsamer läuft. Ruckzuck waren wir in Puttgarden und fuhren mit der Fähre nach Rödby in Dänemark. Auf unserer Fahrt durch Dänemark erhielten wir immer wieder interessante Informationen von unserer Reiseleiterin. Die Fahrt über die Insel Lolland, durch den Guldborgtunnel zur Insel Falster und über die größte dänische Insel Zealand war sehenswert. Ich wusste schon, dass es in Dänemark viele Inseln gibt, aber in meinem Kopf war Dänemark der Zipfel oberhalb von Flensburg. Schon jetzt war mir klar, dass sich die Reise lohnt, denn ich war es zu diesem Zeitpunkt und bin es immer noch: sehr begeistert von den schönen Landschaften Dänemarks.

Kurz vor Kopenhagen machten wir Mittagspause und sollten vom Busfahrer versorgt werden. Dieses erste Mittagessen ging ziemlich in die Hose (Name: Nudelsuppe, Fakt: braunes Wasser ohne alles – und geschmeckt hat es auch nicht wurde uns berichtet). Helmut und ich merkten es gottseidank noch rechtzeitig und versorgten uns an der Rastplatz-Gastronomie mit einem leckeren Baguette. Der Busfahrer Eberhard entschuldigte sich später für die missglückte Kulinarik. OK, so etwas passiert, aber wir waren wachsam. Lecker Essen gehört zu einer gelungenen Reise dazu und wir waren gespannt, wie das weiter geht.

Als nächstes machten wir eine Stadtrundfahrt in Kopenhagen. In den knapp 2 Stunden erfuhren wir sehr viel über die Geschichte Kopenhagens, das Königshaus und Hygge, die dänische Gemütlichkeit. Wir standen vor Schloss Amalienburg, bewunderten die kleine Meerjungfrau, sahen die Börse, den Tivoli und das neue Opernhaus. Mich begeisterten die ausgebauten Fahrradwege und die Möglichkeiten, die Fahrradfahrern geboten sind. Neben den Radwegen gibt es extra abgetrennte Bereiche für Fußgänger. Mit meiner Begeisterung konnte ich leider nicht anstecken, denn wir wurden mehrfach darauf hingewiesen, wie gefährlich man als Fußgänger lebt. Die Radler seien ziemlich rücksichtslos unterwegs. Gegenseitige Rücksichtnahme ist vermutlich überall auf der Erde ein Thema. Um mir ein eigenes Bild zu machen, fehlte leider die Zeit – ein Grund, noch einmal herzukommen. 

Auf der Küstenstraße fuhren wir den Öresund entlang nach Helsingör um mit der Fähre nach Helsingborg in Schweden überzusetzen. Die Fähre fährt an Schloss Kronborg vorbei. Dort soll Shakespeare zur Handlung in Hamlet inspiriert worden sein. Man nennt es deshalb auch das Hamlet-Schloss.

In der Region Smaland in Alvesta übernachteten wir in einem kleinen gemütlichen Hotel. Das Abendessen war lecker und mit den vielen Eindrücken in uns hatten wir keine Einschlafschwierigkeiten.

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Tag 3 fing auch wieder früh an: ab 6 Uhr Frühstück, Abfahrt 7 Uhr. Von den 3 Paaren, die in Pforzheim zugestiegen waren, verstanden wir uns von Anfang an sehr gut mit Manuela und Ingo. Sie saßen auf den Plätzen vor uns im Bus und wir teilen u. a. den gleichen Humor. Ingo und Helmut frühstücken gerne lang und ausgiebig. Die beiden waren von der kurzen Frühstückszeit etwas gestresst: musste doch in relativ kurzer Zeit ziemlich viel an Nahrung aufgenommen werden, damit es bis zur Mittagspause reichte. Zwar waren wir mit Keksen etc. versorgt, aber das war nicht wirklich zufriedenstellend.

Wir fuhren den Vätternsee entlang, der ca. 3,5 x so groß wie der Bodensee ist. In Gränna hielten wir bei einer Zuckerfabrik und ich brauchte viel Disziplin, meinen Einkauf in Grenzen zu halten. Da wir vorher von Bärbel schon die Geschichte der Zuckerfabrik erfahren hatten, schauten wir mit anderen Augen darauf. Nur in Kurzform: aus der Not geboren von einer Mama, die ihre Kinder irgendwie durchbringen wollte und vom Erfolg der Geschäftsidee überrascht war. Ein jeder kennt bestimmt die rot-weißen Zuckerstangen, die man z. B. an den Weihnachtsbaum hängen kann…. Die kommen hier her!

Zuckerfabrik in Graenna scaled e1667652545838

Apropos Einkauf, außer in Finnland konnte man nirgendwo mit Euro bezahlen, aber mit EC-Karte. Selbst kleinste Beträge waren kein Problem mit der Karte. Wir brauchten in keinem Land Geld umtauschen.

Die Mittagspause verbrachten wir in Berg am Götakanal. Darüber hatte ich wenige Wochen zuvor eine tolle Dokumentation im TV gesehen und stellte fest: in echt ist es noch viel schöner!!! Ein Wohnmobilstellplatz neben unserem Bus-Parkplatz ließ mir ein wenig das Herz bluten…. Der Götakanal ist 190 km lang und hat einen Höhenunterschied von 91 Metern, der mit 57 Schleusen ausgeglichen wird. Ein geschichtsträchtiges Bauwerk in herrlicher Landschaft.

Mit Hackbällchen, Soße und Brötchen versöhnte uns Eberhard übrigens mit dem missglückten Mittagessen vom Vortag.

Wer meint, das wäre alles nicht zu toppen, der hat noch keine Stadtführung in Stockholm gemacht. Als Überschrift kann man setzen: eine tolle Stadt. Eine Stadt, die auf 14 Inseln liegt, die durch mehr als 50 Brücken verbunden sind. Wir konnten die Wachablösung am Schloss erleben (muss man gesehen haben, auch wenn ich eigentlich drüber lachen muss, weil es so aus der Zeit gefallen wirkt), durch die Altstadt gehen und einen Eindruck vom Flair der Stadt mitnehmen. Quirlig, traditionell, architektonisch interessant und vieles mehr trifft auf Stockholm zu. Auch der Begriff teuer passt: Grundstücke kosten wohl zwischen 8.000 und 12.000€/qm.

In Stockholm aßen wir zu Abend, da wir um 19 Uhr über Nacht mit der Fähre durch das Schärenmeer nach Turku in Finnland fahren wollten. Vor dieser Überfahrt war mir ein wenig bange, da Innenkabinen gebucht waren und ich unter Platzangst leide. Gottseidank konnte ich es aus meinen Gedanken ausblenden, wo sich die Kabinen befanden und hatte sogar einen angenehmen Schlaf in der minikleinen Kabine.

Den Abend verbrachten wir an Deck bei herrlichem Wetter und später erhaschten wir noch einen Blick auf den fast vollen Mond. Diese Bilder haben sich mir ganz tief eingeprägt – soo schön!! Man merkte übrigens bereits, dass es später dunkel wurde, weil wir schon ziemlich weit im Norden waren und wir musste den Tag aus Vernunftgründen nach der Uhr beenden.

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Der vierte Tag begann richtig gut! Frühstück auf der MS Galaxy am Panoramafenster bei der Einfahrt in den Hafen von Turku, der ältesten Stadt in Suoni – das heißt Finnland. Das Frühstücks Bufett ließ keinen Wunsch offen, das Ambiente war traumhaft – auch dieser Tag konnte nur super werden! Über die Uhrzeit des Frühstücks reden wir gar nicht mehr: 6 Uhr und um 7 Uhr war Abfahrt. Der Bus wartete außerhalb der Fähre auf uns, da im Bauch der Fähre kein Platz zum Ein- und Aussteigen war.

Angeberwissen: Finnland hat etwa die Größe von Deutschland, allerdings mit 5,5 Mio. Einwohnern. Diese leben überwiegend im Süden des Landes. Im Norden leben ca. 0,5 Einwohner auf einem Quadratkilometer. Man nennt Finnland auch das Land der tausend Seen. Als See darf sich allerdings erst eine Wasserfläche von 5a nennen. Ca. 86 % Finnlands sind Waldfläche und ab September ist mit Schnee zu rechnen.

Um kurz nach 10 Uhr erreichten wir bereits Helsinki. Wieder stieg eine sehr nette Stadtführerin zu und brachte uns ihren Lebensraum nahe. Mittelpunkt in Helsinki ist der schneeweiße Dom mit seinen türkisenen Kuppeln. Viele Künstler verwirklichten sich hier und geben der Stadt ein schönes Bild. Wir machten am Fußballstadion eine kurze Pause, und stellten fest, dass am Abend vorher ein Fußballspiel von Eintracht Frankfurt gegen Real Madrid stattgefunden hatte. Die Fußball-Interessierten waren ziemlich elektrisiert. Wir fuhren am Opernhaus vorbei, standen am Denkmal von Paavo Nurmi, einer Läuferlegende und bewunderten eine Skulptur von Passio Musicae, der 1967 verstarb. Lustig ist auch die Idee, in einem Riesenrad eine Saunakabine zu installieren, die man buchen kann. Ein kleiner Sprachkurs in finnischer Sprache kam im Bus sehr gut an und wir übten fleißig ein paar einfache Worte, z. B. Bussikuski für Busfahrer oder yksi (eins), kaksi (zwei), kolme (drei), kippis (Prost) und natürlich kiitos (danke).

Mich beeindruckten die Ausführungen der Stadtführerin zur finnischen Lebensart. Auf dem Glücksatlas steht Finnland auf Platz 1. Sie nannte als Grund dafür, dass die Finnen ein zufriedenes Volk sind und sich als Gemeinschaft empfinden. So weiß jemand, wenn er Müll in die Landschaft wirft, dass ein anderer aus seiner Gemeinschaft diesen wegräumen muss und unterlässt es. Man ist zufrieden mit der Regierung und den Gegebenheiten, die das Leben mit sich bringt. Was geändert werden sollte wird diskutiert und dann findet man eine Lösung, mit der wieder alle zufrieden sind. Ich finde, daran kann man sich eine große Scheibe abschneiden, besonders, wenn man aus einem Land kommt, in dem Nörgeln und Besserwissen chic sind.

Die Mittagspause war ebenfalls nach unserem Geschmack: eine ganze Stunde Zeit auf einem Markt am Hafen von Helsinki und man konnte finnische Leckereien probieren. Wir sahen einige Frankfurt-Fans mit ihren Koffern. Sie nutzten den Ausflug zu ihrem Verein auch dazu, ein wenig von der Stadt zu sehen. Der Platz, an dem die Helsinkier feiern liegt ebenfalls am Hafen. Mitten auf dem Platz steht ein Brunnen mit einer nackten Dame als Bronzestatue. Wir hörten einige lustige Begebenheiten zu dieser Statue und rund um den Brunnen.

Weniger lustig ist die Tatsache, dass im Hafen einige große Schiffe als Eisbrecher bereit stehen. Da Finnland nichts vom Golfstrom abbekommt, frieren die Wasserstraßen recht schnell zu.

Zur Kaffeezeit erreichten wir Lahti, eine durch den Wintersport sehr bekannte Stadt. Im Sommer ist der Auslauf der großen Schanze ein großes Freibad. Doppelte Nutzung ist eine gute Idee!! Überhaupt ist Lahti eine heimliche grüne Hauptstadt, weil schon sehr früh wirtschaftliches Wachstum mit Umweltschutz verbunden wurde. Wieder etwas, von dem andere Länder lernen können.

In Finnland werden übrigens viele Rastplätze an der Autobahn bzw. Hauptverkehrsstraßen mit Supermärkten bereichert. Wir fanden das super, denn so konnten wir uns immer wieder mit frischem Obst und Keksen o. ä. eindecken.

Eine Weile genossen wir noch die Fahrt durch die finnische Seenplatte und übernachteten in einem tollen Sport & SpaHotel in Leppävirta.

Ein ganz spezielles Thema möchte ich nur kurz anreißen: Pippi-Pausen. Alle 2 – 2,5 Std. gab es einen Stopp zu diesem Thema mit klaren Hinweisen, wo sich die Toiletten befanden. Für dringende Notfälle stand uns die Toilette im Bus zur Verfügung. Aus Erfahrung kann ich sagen, das funktioniert auch! In Deutschland sind die Toiletten kostenpflichtig in den anderen Ländern nicht! Wir fanden immer saubere Örtchen vor – geht also auch ohne Kosten….

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Der fünfte Tag hatte wieder ein pralles Programm und versprach in der Vorschau Höhepunkte der Reise.

Zunächst war „ausschlafen“ angesagt: Abfahrt war erst um 7.30 Uhr – man wird bescheiden.

Ein erster Stopp im Glockenmuseum in Pyhäjärvi ließ uns über die Menge der ausgestellten Glocken in allen Größen staunen. Natürlich ließen wir die eine und andere Glocke erklingen und hatten unseren Spaß dabei.

Vorbei an Oulu, der größten Stadt Nordfinnlands mit 200.000 Einwohnern wurden wir an den östlichsten Punkt der Ostsee, im Bottnischen Meeresbusen in Finnland gefahren.

Herrliche ursprüngliche Landschaft und ein rauer Wind begeisterten uns und wir ließen uns das „Dreigangmenü“ Brötchen, Wurst, Senf zur Mittagszeit schmecken. Mit einem Blick auf die Landkarte wurde das Staunen immer größer, denn wir waren schon ganz schön weit im Norden unterwegs.

Die Zeit drängte und so ging es zeitnah weiter Richtung Polarkreis und der Heimat des Weihnachtsmannes in Rovaniermi. Ja, alles ist touristisch aufgezogen, aber trotzdem kam das Kind in den meisten hervor. Die Taufe zur Polarfrau bzw. zum Polarmann war lustig und ein Besuch beim Weihnachtsmann weckte Gefühle aus frühen Kindheitstagen. Den Auswirkungen der Pandemie war es geschuldet, dass viele Geschäfte früh schlossen, da einfach noch nicht viele Kunden da waren. Unsere Portemonnaies waren dankbar. Bestimmt hätte man einiges für Weihnachtsdeko ausgeben können.

Mit weihnachtlichen Melodien im Ohr legten wir das letzte Stück Wegs für den heutigen Tag zurück. Wir übernachteten im Skigebiet Levi, das den Wintersportfans bestimmt bekannt ist. Levi liegt in einer traumhaften Landschaft und wenn wir nicht so hungrig und müde gewesen wären, hätten wir gerne noch einen Spaziergang gemacht. Beim Einchecken ins Hotelzimmer funktionierte unsere Karte nicht. Helmut machte sich auf den Weg zur Rezeption, um den Fehler zu melden. Die Karte wurde neu aufgeladen und voller Freude auf ein leckeres Abendessen wollte er die Zimmertüre öffnen – funktionierte wieder nicht. Etwas knurrig ging er wieder zur Rezeption, ich sang ein beständiges Ommmmm vor mich hin und bewachte unsere Koffer. Die sehr nette Rezeptionistin kam dieses Mal mit, um nach dem Fehler zu schauen, denn das konnte sie sich nicht erklären. Auweia, wie peinlich: wir standen am falschen Zimmer. Die vielen Eindrücke erschöpfen und Helmut hat sich bei der Übergabe der Zimmerkarten irritieren lassen und sich die falsche Nummer gemerkt. Auf den Zimmerkarten stand keine Zimmernummer drauf…. Ich bin bei dem Thema sowieso draußen, den Zahlen sind normalerweise Helmuts Welt *lach.

Endlich konnten auch wir uns dem Abendessen widmen und waren begeistert von dem leckeren Essen vom Buffet.

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Der sechste Tag begann mit einer abenteuerlichen Fahrt durch Lappland. Etwa 40 km ungeteerte Straße verlangsamten unsere Reise. Es kam uns ungefähr pro halbe Stunde ein Auto entgegen, ab und zu sahen wir Rentiere links und rechts der Straße und ab und zu auch auf der Straße.

Wir erfuhren einiges Interessantes über Lappland und ihre Einwohner. In meiner Erinnerung an lange zurückliegenden Schulunterricht heißen die Einwohner von Lappland Lappen. Das empfinden diese allerdings als Schimpfwort. Die Einwohner von Lappland sind die Samen. Es leben wenige Menschen in diesen Regionen. Unsere Reiseleiterin legte eine CD mit traditioneller Musik von den Samen auf und wir genossen die Landschaft, die an uns vorüberzog. Typische Holzhäuser standen ab und zu in Sichtweite zur Straße zum Teil von Bäumen verdeckt. Bären leben hier auch – leider (oder gottseidank?!) hat sich uns keiner gezeigt.

Unter dem Eindruck dieser ganz besonderen Musik und Landschaften verlor ich mein Herz an Lappland. Jetzt, da ich Monate später diese Zeilen schreibe, kann ich noch den Emotionen und Eindrücken der Weite, der Ursprünglichkeit und der Lebensfreude nachspüren.

Am Inarisee (Inarijärvi), dem drittgrößten See Finnlands machten wir eine schöne Pause und staunten wieder über die Gegensätze, die dieses Land zu bieten hat. Auf dem See schaukelten große Yachten, Motorboote und Wasserflugzeuge. Wasserspiele auf dem See erzeugten ein Gefühl von Urlaub und Entspannung. Shopping durfte natürlich auch nicht zu kurz kommen und in den kleinen aber feinen Geschäften konnte man sich mit Kleider aller Art für den kommenden Winter eindecken. Hier weiß man, was gut gegen Kälte ist *lach.

In Gesprächen in der Gruppe kam die Frage auf, wie es sich bei einem medizinischen Notfall in dieser einsamen Gegend verhält. Wir kamen oft an Hubschrauberlandeplätzen vorbei, am Inarisee standen die Wasserflugzeuge und man hat wirklich überall Handyempfang. Sorgen braucht man sich meines Erachtens nicht zu machen. In Deutschland steht der Notarzt auch nicht sofort am gewünschten Ort.

Kurz nach dem Inariesee sahen wir den ersten Wegweiser zum Nordkapp: noch 343 km. Gegen Mittag überquerten wir die Grenze nach Norwegen und fuhren den Porsanger Fjord entlang Richtung Nordkapp. Der Porsanger Fjord ist der viertlängste Fjord in Norwegen und zum Teil 310 m tief. Dass man bei Fjorden auch Ebbe und Flut in großer Deutlichkeit sieht, überraschte mich. Die Dimension der Landschaft in seiner Größe und Weite beeindruckten uns sehr.

Die Mittagspause am Fjord bei Ebbe ermöglichte es, weit in den Fjord hinein zu gehen. Wieder gab es „Dreigangmenü“ mit Brötchen, Wurst und Senf. Brötchen wurden frisch aufgebacken, Wurst gibt es mit Abstand bessere. Einmal auf dieser Reise hätte gereicht. Eine Ausweichmöglichkeit gab es nicht. Apropos Essen, in dieser Gegend, so hoch im Norden wächst die Moltebeere. Sie ist eine gute Vitamin C-Quelle für die Menschen, die hier leben. Die Natur ist schon sehr klug!

Wir fuhren den Porsanger Fjord entlang, machten in Olderfjord nochmal eine kleine Pause und freuten uns auf das Ziel unserer Reise: das Nordkapp. Schon die Anfahrt machte uns sprachlos ob der unbeschreiblichen Natur. Die Dimension der Landschaft sprach ich schon an und ich könnte es immer wieder tun…. man kommt sich vor wie ein kleines Krümelchen auf dieser Erde und kann nur staunen.

Abenteuerlich waren die vielen engen und nur mäßig gut ausgebauten Tunnels. Da doch erstaunlich viele Menschen das Nordkapp mit dem Fahrrad anfahren (ich weiß nicht, wie ich dazu stehen soll…) ist die Situation auf den Straßen noch mehr angespannt. Die Tunnel sind selten beleuchtet, Fahrradwege gibt es nicht und in den Tunnels kommen 2 große Autos (z. B. Bus, LKW, Wohnmobil) gerade so aneinander vorbei.

Es ist also höchste Konzentration vom Fahrer gefragt. An dieser Stelle ein dickes Lob und Dankeschön an unsere beiden Busfahrer, die uns immer das Gefühl der Sicherheit vermittelten. Dieses Lob und Dankeschön gehörte eigentlich an den Abschluss eines jeden Tages!!! Wenn wir uns beim Essen labten und dann müde unsere Zimmer bezogen, sorgten sie für Sauberkeit und Ordnung im Bus, bereiteten mit Bärbel zusammen die exakte Route für den kommenden Tag vor usw. Wenn uns unterwegs einmal die Augen zufielen waren sie entspannt und trotzdem hochkonzentriert am Steuer.

Eberhards Frueh und Spaetsport Danke
Busfahrer Eberhards Sportprogramm: morgens Einladen und abends wieder Ausladen

Endlich waren wir am Ziel dieser Reise! Man kann darüber auf verschiedene Arten berichten: Es regnete, war kalt und stürmisch und man sah nicht viel… und zu Hause waren 34 Grad. Schade, wenn man das so empfindet.

Ich hatte so meine Vorstellungen vom Nordkapp… man fährt durch den Tunnel und ist dann auf der Insel und am Nordkapp…. jo, nicht falsch, aber eigentlich überhaupt nicht richtig. Dass die Insel 925,7 qkm hat ist der erste Punkt, den ich mir nicht vorstellen konnte. Es sind fast 50 km auf recht engen Straßen durch einsame schroffe Natur und unendlicher Weite vom Nordkapptunnel bis ans Nordkapp zu fahren. „Das Nordkapp ist der nördlichste vom Festland aus auf dem Straßenweg erreichbare Punkt Europas“, sagt Wikipedia.

Ich war tief beeindruckt und sog jede Kleinigkeit in mich auf. An der Kugel zu stehen war für mich ein Erlebnis, das ich vermutlich nur in diesem einen Zeitfenster von 2 Stunden in meinem Leben hatte. Der Regen störte mich nicht, er gehört in diesen Breitengraden dazu, genauso wie der Wind. Im Museum wurden uns in einem Film Eindrücke über das Leben auf der Nordkapp-Insel gezeigt und unser Staunen wurde immer größer. Hier leben ca. 3000 Menschen mit der Natur und der sehr rauen Witterung.

Unser Hotel befand sich in Kamoyvaer auf der Nordkapp-Insel und war urig und gemütlich. Es gab die eine und andere negative Stimme dazu – uns gefiel es. Es war blitzsauber und unser Bad war renoviert. Ich versuchte mir vorzustellen, wie man hier in monatelanger Dunkelheit bei Wind und Wetter und jeder Menge Schnee leben kann.

Nach dem Abendessen hatten wir die Gelegenheit bei der Künstlerin Eva Schmutterer einen Besuch zu machen. Dieses Angebot nahmen wir gerne an: super, mit jemandem reden zu können, der hier wirklich lebt!! Sie kam vor vielen Jahren der Liebe wegen von Deutschland in diese Region. Gerne beantwortete sie unsere Fragen und wir erfuhren vieles über das alltägliche Leben auf dieser Insel. Eine Situation, die in unseren Breitengraden unvorstellbar wäre ist z. B. die, dass man sich im Winter zum Einkaufen verabredet, hinter dem Schneepflug im Konvoi in die nächste Stadt nach Honningsvag fährt und genauso auch wieder zurück. Wenn die Bewohner von Kamoyvaer im Winter einmal einige Zeit von der Außenwelt ganz abschnitten sind, schicken sie dem Bürgermeister per Mail ihre Einkaufslisten und sobald es irgendwie möglich ist, werden die Waren per Boot angeliefert. Das ist jedes Mal ein Fest im Ort und wer es möglich machen kann steht an dem kleinen Hafen und bejubelt die Ankunft des Bootes.

Mit speziellen Lichtlampen gleichen sie den Mangel an Licht aus und sogar die Haustiere haben jeden Tag ihre Zeit, unter der Lichtlampe ihre Serotonin-Depots aufzufüllen. Die Häuser sind im Boden verankert, damit ihnen der Sturm nichts anhaben kann. Spezielles Fensterglas kann sich nach innen wölben und so dem Wetter trutzen. So eine ganz andere Welt, andere Gegebenheiten, extreme klimatische Verhältnisse usw. beeindrucken mich zutiefst und ich habe großen Respekt vor Menschen, die sich dort zurechtfinden und sogar wohl fühlen.

Wir erfuhren übrigens im Nachgang, dass am Tag vor und am Tag nach unserem Besuch am Nordkapp dieses wegen Orkan gesperrt war. Wohnmobile können direkt am Nordkapp stehen und bei dem Orkan seien einige umgefallen…. das erste Mal, dass ich richtig froh war, mit dem Bus dort zu sein.

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Das Frühstück am siebten Tag war wie zu Hause nur mit Blick auf einen kleinen Hafen und mit mehr Menschen. Es gab kein Buffet, sondern alles stand auf dem Tisch. Ich fand es gemütlich und passend für diese Gegend. Die Rezeption muss man sich wie ein großes Wohnzimmer vorstellen, auf mich wirkte alles sehr heimelig. Die Frau, die strickend in dem überdimensionalen Sessel saß, verstärkte diesen Eindruck noch. Ich wäre gerne noch geblieben…

Das Nordkapp verabschiedete sich von uns mit einem herrlichen Regenbogen. Die Fahrt ging Richtung Vesteralen und Lofoten. Ich war froh, dass ich die Landschaft vom Bus aus auf mich wirken lassen konnte und wenig intensives Programm geplant war.

Eine Pause machten wir an der Nordlicht-Kathedrale in Alta und eine weitere auf dem Gildetun Rastplatz, von wo aus wir einen herrlichen Blick auf die grandiose Landschaft hatten. Interessant war auch, im Fjord die kreisrunden Lachsbecken zu sehen. Ich weiß nicht, wie sie korrekt heißen.

Unser nächstes Hotel war in Tromsö am Hafen und nach dem Abendessen erkundeten wir noch auf eigene Faust die Gegend. Im Sommer kann es hier 20 Grad werden. Da der Golfstrom hier vorbeikommt, ist das Klima angenehm. Tromsö hat einen Flughafen und einen Hausberg, auf den man mit einer Seilbahn hinauf fahren kann. Das wäre doch auch nochmal eine Reise wert.

Einen Absatz widme ich den lieben Mitreisenden und meinen Beobachtungen dazu. Man wächst schnell zu einer Zweckgemeinschaft zusammen und jeder respektiert den Freiraum des Anderen. So hatten wir nicht den Eindruck, irgendwelche Gespräche aufgedrückt zu bekommen. Gemeinsames Interesse waren die vielen unglaublichen Eindrücke dieser Reise. Mit einem Schmunzeln denke ich an unsere beiden Senioren, die offensichtlich nicht wissen, dass eine Warteschlange hinten beginnt *lach. Auch die beiden Damen, die weite Strecken einfach verschlafen haben, störten niemanden. Ganz interessant finde ich immer noch die Geschichte der beiden Frauen mit dem gleichen Nachnamen. Warum das so ist? Sie waren beide einmal mit dem gleichen Mann verheiratet. Familien-geschichten können auch friedlich und schön enden. Auch die Mitreisende mit der lauten Stimme störte mich nicht – aber nur, weil ich ziemlich vorne im Bus saß und sie ziemlich hinten. Verwundert habe ich ab dem 5./6. Tag Gespräche mitbekommen, wo man sich ernsthaft Gedanken darüber machte, ob das Taxi für die Heimfahrt bestellt ist und ob man sich darauf verlassen könnte. Es ist schon interessant, was für unterschiedliche Menschen in einem Bus zusammengewürfelt sind. Einige Kontakte haben sich bis heute gehalten und ich freue mich, wenn ich von dem einem oder anderen etwas höre oder sehe.

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Der achte Tag versprach wieder interessante Eindrücke. Die erste Pause machten wir an einem Samenzelt, wo die Samen warme Schuhe, Jacken, Mützen, Trolle uvm. verkauften. Urig fand ich das offene Lagerfeuer mitten im Zelt. Von der knapp bemessenen Pausenzeit verloren wir wertvolle Minuten an der Hightech-Toilette. Natürlich stand wieder eine Schlange an und wir freuten uns, dass wir vor dem nächsten Bus angekommen waren. Das Problem war, dass die Türen immer wieder aufgingen und niemand sich die Zeit nahm, die Technik zu verstehen und das Wissen dann weiterzugeben. So war helle Aufregung, wer wem die Türe zuhält. Ganz besondere Herausforderungen auf so einer Reise *lach. Die Gegensätze Hightech-Toilette und Verkaufszelt der Ureinwohner beeindruckten mich wieder einmal.

Auf der weiteren Reise erfuhren wir geschichtliche Hintergründe, denn Bardufoss, wo wir vorbei fuhren, ist heute ein wichtiger Standort militärischer Einrichtungen und die meisten der 2500 Einwohner sind wirtschaftlich direkt oder indirekt davon abhängig. Der Flugplatz war im 2. Weltkrieg strategisch wichtig. Vor Narvik gab es 1940 ein großes Seegefecht – ein unschönes Kapitel deutscher Geschichte.

Ab Narvik fuhren wir den 80 km langen Ofotfjord entlang, der 550 m tief ist und von 1700 m hohen Bergen umgeben ist. Hier sind wir wieder beim Thema Dimensionen.

Zum Mittagessen gab es nun zum 3. Mal Brötchen, Wurst und Senf. Nur der Hunger trieb es rein und ein leckeres Softeis musste den Frust stillen. Das hat das Eis auch geschafft!!! Eis in Skandinavien ist lecker und obwohl die Temperaturen frisch sind, wird unendlich viel Eis gegessen. An jeder sinnvollen Möglichkeit steht ein Geschäft oder ein Stand mit Softeis. Das Softeis ist übrigens mit dem, was wir in Deutschland kennen nicht vergleichbar.

Wieder ein wenig Angeberwissen:

Über die Tjeldsundbrücke kamen wir auf die Vesteralen, eine Inselgruppe, die den Lofoten vorgelagert ist. Man kann den Unterschied leicht erkennen: die Vesteralen haben runde Bergkuppen, da in der Eiszeit der Eispanzer darüber gegangen ist. Die Lofoten haben spitze und zackige Berggipfel – sie schauten aus dem Eispanzer heraus. Endlich habe ich verstanden, was ich vor vielen Jahren in der Schule lernen sollte….

Auf Verkehrsschildern stand eine Ortschaft mit Namen A i Lofoten, ein Tipp fürs Kreuzworträtsel.

In dieser Gegend leben die Menschen in erster Linie vom Fischfang. Kabeljau wird zu Stockfisch verarbeitet und in alle Welt verkauft. Erst an zweiter Stelle kommt der Tourismus.

Es gibt sogenannte submarine Tunnel, die als Ersatz für Fähren unter dem Wasser durchführen. Man kann es spüren, denn zunächst fährt man leicht bergab und dann wieder bergauf.

Das größte Tier auf den Lofoten ist der Fuchs.

Eine schöne Fotopause machten wir in der Nähe von Sildpollnes am Austnesfjord in der Gemeinde Vagan. Eine Kirche steht auf einer Landzunge, dazu wieder die Dimension der Landschaft – diese Schönheit lässt wirklich den Atem stocken. Wir hatten herrliches Wetter mit strahlend blauem Himmel und angenehmen Temperaturen. Genauso hatte ich mir das vorgestellt. Bärbel wies uns immer wieder darauf hin, dass wir großes Glück mit dem Wetter hatten. Sooo wunderschön zeigen sich selbst die Lofoten nicht immer.

Die größte norwegische Holzkirche, auch Lofoten Kathedrale genannt, steht in Kabelvag und hat 1200 Sitzplätze. Wenn ich über die Bevölkerungsdichte nachdenke, ist das eine riesengroße Kirche. Die Holzbauweise vermittelt eine schöne Atmosphäre und schafft architektonische Möglichkeiten, die bei uns nicht bekannt sind.

Ein besonderes Schmankerl war eine Bootsfahrt von Svolvaer aus und die Möglichkeit die Lofoten und Vesteralen vom Wasser aus zu bewundern. Der Bootsführer lockte Möwen mit Futter an und automatisch auch Seeadler. Wer wollte, durfte sich an der Fütterung beteiligen. Mir war es zu riskant, mit der Verdauung der Möwen konfrontiert zu werden – und das war auch gut so.

Im Hotel in Sortland kamen wir recht spät an und nach einem leckeren Abendessen sanken wir todmüde in die Kissen. Ach ja, nachts wurden wir durch leise Geräusche geweckt: von unserem Hotelfenster aus konnten wir sehen, wie die berühmten Hurtigruten anlegten.

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Ein Blick auf den Reiseverlauf und die Landkarte machte uns klar, dass viele Kilometer Heimweg vor uns lagen und wir viel weniger Zeit als für den Hinweg hatten. Der neunte Tag begann mit der Fährüberfahrt von den Lofoten zurück aufs Festland nach Bognes. Die Überfahrt dauerte etwa 1 Stunde und es wehte ein laues Lüftchen bei 22 Grad. Das waren Temperaturen, die wir lange nicht mehr hatten. Im Wandergebiet Steigen zeigte uns die Reiseführerin Bärbel eine tolle Flusslandschaft und wir staunten wieder über die Kraft und Schönheit der Natur. In der Nähe von Sorfold machten wir einen kurzen Stopp an einem Wasserfall, dem Kobbelv Vertshus, der von einem Troll bewacht wird.

Wir fuhren dort vorbei, wo der in aller Welt berühmte Marmor in den Farben rosa, weiß und hellgrau abgebaut wird. Sogar das UNO-Hauptquartier in New York hat den Marmor aus dieser Gegend verbaut. Die Mittagspause durften wir in einem Einkaufszentrum individuell gestalten. Im Hotel wurde morgens gegen Gebühr ein Lunchpaket angeboten und das hatten wir gekauft. Also war unsere Mittagspause sowieso gerettet. Diese Idee will ich im Hinterkopf behalten, denn auf Nachfrage gibt es das bestimmt in den meisten Hotels.

Kurz vor der Grenze nach Schweden überraschte uns Reiseleiterin Bärbel mit einer „Belohnung“ für unsere Pünktlichkeit: über eine Hängebrücke gelangte man zu einem schönen Fleckchen Erde an einem Fluss. Diesen Stopp kann sie nur einlegen, wenn die Gruppe gut in der Zeit ist. An dieser Stelle kann deshalb gerne ein Dank an die ganze Gruppe stehen, dass wirklich jeder die angegebenen Zeitfenster eingehalten hat. Es ist ärgerlich, wenn ein Teilnehmer zu spät kommt und die ganze Gruppe darunter leiden muss, weil der Tag nun mal nur 24 Stunden hat und die Zeit stramm getaktet ist.  

Ungefähr ab der Grenze zu Schweden führte unsere Straße über die Skanden, die bis zu 2400 m hoch sind. Bereits ab 800 m gibt es keine Vegetation mehr und die Landschaft sieht wie glattgeschliffen aus. Große runde Findlinge liegen überall herum. Das waren schöne Eindrücke und wieder ganz anders als alles bisher gesehene.

Mit einem großen Schild ist der Polarkreis auf dieser Strecke ganz unspektakulär gekennzeichnet. Wir machten eine Pause für ein Gruppenfoto.

Unser Hotel lag in Arjeplog. Die Gegend ist charakterisiert von riesigen Seen. Im Winter sind diese zugefroren und bilden eine riesige Eisfläche, auf der die Autoindustrie seit 1973 Wintertests durchführt. Die Stadt hat ca. 2000 Einwohner, im Winter leben für rund 3 Monate mehr als doppelt so viele Menschen dort. Fast jede namhafte Automarke ist dort vertreten. Nach Erlkönigen dreht sich dort niemand um.

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Am 10 Tag musste ich beim Frühstück etwas schmunzeln. Nicht nur ich suchte Joghurt …. irgendwann entdeckte ich ihn: im 1 Liter-Quetschbeutel. Andere Länder andere Joghurtbehältnisse….

Um uns die Rückreise ein wenig kurzweilig zu gestalten, legte Reiseleiterin Bärbel eine Instrumental-CD von ABBA auf. Man mag zu der Musik stehen wie man will, aber wenn man durch´s ABBA-Land fährt, ist diese Musik passend (ich mag ABBA sowieso). Bei diesen beschwingten Melodien die Landschaften vorbei ziehen zu sehen machte Spaß. Zwischendurch bekamen wir immer wieder interessante Informationen, wie z. B. dass die Eisenbahn nur ungefähr bis zum Polarkreis fährt. Irgendwo ungefähr in der Mitte Schwedens machten wir eine kurze Mittagsrast und bemerkten, dass die Zivilisation schon näher kam.

Eine DVD über die Öresundbrücke war hochinteressant und eine gute Vorbereitung für den übernächsten Tag. Nur ein paar kurze Informationen an dieser Stelle: die Verbindung zwischen Nord- und Ostsee ist der Öresund. Die Verbindung besteht zwischen Kopenhagen und Malmö und ist 16 km lang. Es ist eine Kombination zwischen Brücke und Tunnel. Um das verwirklichen zu können, wurde in der Mitte auf offener See eine Insel aufgeschüttet. Würde man das gesamte Bauprojekt hochkant stellen, wäre es ein 60-stöckiges Bauwerk. Eine 4-spurige Autobahn ist im Obergeschoß und im Untergeschoß fährt die Eisenbahn auf 2 Gleisen. Der Hammer ist: nach 5 Jahren Bauzeit, genau nach dem Zeitplan, war alles fertig!!!!

Rätsel: 46 Menschen rasen im Gänsemarsch durch den Park eines wunderschönen Freilichtmuseums. Kurz vor Ende biegen die Männer nach rechts und die Frauen nach links ab und bilden von oben gesehen ein Y. Auflösung: Das Y ist uninteressant! Es handelte sich um eine Pippi Pause mit klarer Ansage wo was ist *lach.

In einer Sportarena in Östersund hatten wir Mittagspause mit einem riesigen Buffet. Da auf die Entfernung von ca. 900 km ein Termin zum Abendessen nur stressen würde, wurde die Hauptmahlzeit auf den Mittag verlegt. Uns kam das entgegen. Wir sind eher Mittagesser und ich wollte noch gar nicht wissen, was die Waage zu Hause sagt. Ungefähr die Hälfte des Tagesplanes an Kilometern war geschafft.

Mit der DVD „Michel bringt die Welt in Ordnung“ versüßte Bärbel uns die nächsten Kilometer. Im Bus breitete sich schläfrige Stimmung aus. Die Anstrengungen der letzten Tage machten sich doch bemerkbar.

In Sveg, einer 2500-Seelen-Stadt kaufte jeder individuell in einem Supermarkt für sich das Abendessen ein. Mir machte das Spaß und mit dem Übersetzer im Handy war das auch kein Problem. Wir warfen noch einen kurzen Blick auf die größte Bärenskulptur der Welt und weiter ging die Reise durch die Dalarna Provinz. Wir erfuhren, dass es hier keine Bodenschätze, Landwirtschaft oder sonstige Industrie gibt, nur Wald. Früher schnitzten die Bewohner die Dala-Pferdchen um sie zu verkaufen. Heute werden sie in Nusnäs produziert. Die Originale sind rot, grün und weiß und sind wohl überall auf der Welt bekannt (ich kannte sie nicht).

Wir fuhren an Mora am Siljansee vorbei. Mora ist bekannt durch den Wasa-Lauf. Es treffen sich jährlich am 2. März tausende Skilangläufer um eine Strecke von 90 km zu überwinden zum Gedenken an Gustav Wasa, der vor langer Zeit einmal König war und sich im Freiheitskampf Schwedens einen Namen gemacht hat. Ich kannte nur das Knäckebrot, das knäcke ich jetzt auch bewusster.

Ein Toilettenstopp irgendwo im nirgendwo kostete uns kostbare Minuten *lach. Irgendwer (die „Verursacherin“ hatte sich gleich geoutet … ) drückte auf einen Knopf in der WC-Kabine und laute Sirene und Blinklicht ließen sich nicht mehr stoppen. Alle technikbegabten Männer versuchten ihr Glück vergebens. Nach kurzer Beratung, entschieden wir (keine Ahnung, wer das entschied) dass wir trotzdem weiterfahren – und siehe da, es war wohl ein Alarm mit einem Zeitsensor, denn auf einmal war Ruhe und auch das Blinklicht erlosch. Puh, da waren wir alle mal kurz richtig wach *lach.

Wir waren froh, als wir nach fast 900 km unser Hotel in Borlänge erreichten und jeder zog sich auf sein Zimmer zurück und genoss es, nicht im Bus zu sitzen. Auf ein Phänomen möchte ich hinweisen: schon ab dem 3./4. Tag hatte ich ab und zu ein leichtes Schwindelgefühl, wenn ich außerhalb des Busses zur Ruhe kam. In Gesprächen zeigte sich, dass einige Mitreisende das auch bei sich bemerkten. Bärbel hatte des Rätsels Lösung: das kommt vom vielen Busfahren, denn wie ein Matrose auf See, der sich erst wieder an das Festland gewöhnen muss, muss sich unser Gleichgewicht nach vielen Stunden im schaukelnden Bus an den festen Boden gewöhnen. Der Leser mag nun nicht erschrecken: das Schaukeln im Bus war ganz normal – wir hatten einen ziemlich neuen Bus mit besten Stoßdämpfern *lach.

Tag 10 sollte ein klein wenig entspannter werden, bevor dann der Endspurt kommt, wurde uns versprochen. Geplante 600 km sind ja fast ein Klacks…. Die Temperaturen waren wieder so, dass man mit kurzen Hosen und T-Shirt ausreichend angezogen war. Im Bus war es allerdings an unserem Platz recht frisch, da die Klimaanlage den vorderen Teil des Busses ziemlich unterkühlen musste, damit der hintere Teil des Busses angenehme Temperaturen hatte. Ich hatte gottseidank eine Decke eingepackt, die mir während der ganzen Fahrt gute Dienste leistete.

Eine erste Pause machten wir in Örepro, einer Studentenstadt. Es gibt leider keine schöne Altstadt, da die gesamte Stadt früher abgebrannt war. In einem Freilichtmuseum in Wadköping konnten wir wundervolle Einblicke in das frühere Leben in diesen Gefilden nehmen.

Ein großes Stück führte uns der Weg den Vätternsee entlang und unsere Mittagspause machten wir am Schloß Vadstena, das von einem mit Wasser gefüllten Wallgraben umgeben ist und ein tolles Fotomotiv darstellt. Gustav Wasa (der aufmerksame Leser hat den Namen schon mal gelesen) ließ es 1545-1620 erbauen. Apropos Mittagspause: Ravioli gab´s – habe ich gefühlte 100 Jahre nicht mehr gegessen und hatte sie besser in Erinnerung.

Am Nachmittag besuchten wir einen Elchpark in Laganland. Vielleicht wird man durch die vielen Eindrücke leicht abgestumpft – mir gefallen Rentiere wesentlich besser. Trotzdem war es schon ein Erlebnis vor einem ausgewachsenen lebendigen Elch zu stehen. Die sind ganz schön groß!! Im Schwedenshop habe ich natürlich Elchwurst gekauft. Es gibt Dinge, die muss ich einfach probiert haben *lach.

Ein letztes Hotel bezogen wir in Helsingborg und genossen ein leckeres Abendessen.

2022 Map 19.20
Falsches Datum… ist natürlich der August

Der 11. Tag reichte bis in den 12. Tag hinein und wurde bis zum Moment der Abfahrt um 7 Uhr erfolgreich aus unseren Gedanken verdrängt. Bis zu uns nach Hause waren es 1200 km.

Ich will nur in Stichpunkten die Eindrücke dieser Stunden niederschreiben: die Fahrt am Öresund entlang nach Malmö wurde von Bärbel kurzweilig gestaltet, indem sie uns Interessantes über die Gegend und die Geschichte von Malmö nahebrachte. Die Fahrt über die Öresundbrücke und durch den Öresundtunnel war dank der Vorbereitung mit der DVD vor 2 Tagen hochinteressant und sehr beeindruckend.

Wie schon auf dem Hinweg ging es zack durch Dänemark *lach und schon um kurz nach 10 Uhr erreichten wir die Fähre von Rodby nach Puttgarden. Auf der Fähre wurden unter anderem Würstchen verkauft – der Duft in der Nase lies mir kurzfristig übel werden…

In Puttgarden verließ uns unsere Reiseleiterin Bärbel und ich muss sagen, in diesen schönen vergangenen Tagen ist sie mir sehr ans Herz gewachsen. Man merkte ihr die Begeisterung für Skandinavien an und wir profitierten vom Schatz ihrer Erfahrungen und ihres Wissens. Auch wie sie mit der Gruppe und mit Problemen Einzelner umging hat mir sehr gut gefallen. Ihre positive und fröhliche Art kam bei mir richtig gut an und deshalb an dieser Stelle 100 Punkte mit Sternchen für Bärbel!

Wieder in Deutschland hatten wir alle einen kleinen Kulturschock: sooo viele Autos und sooo viele Menschen. Alleine für die Strecke bis hinter Hamburg brauchten wir 3 Stunden. Richtige Pausen gab es nicht mehr, nur noch Toilettenpausen – aber das war auch in unserem Sinn. Jetzt wollte jeder nur noch nach Hause. Auffällig war, wie verschmutzt deutsche Rastplätze waren – boa, so etwas haben wir auf der ganzen Reise nicht gesehen.

Um 2.00 morgens kamen wir in Pforzheim an. Unser Taxi brachte uns nach Hause und wir waren müde und sehr, sehr dankbar für alles, was wir auf dieser Reise erlebt haben.

Das Schlusswort widme ich gerne noch unseren beiden Bussikuskis, die einen unglaublichen Job gemacht haben. Ingrid ist Eberhards Frau und hat den Busführerschein erst seit wenigen Jahren. Pandemiebedingt konnte sie wenig Fahrpraxis erlangen. Das hat man nie gemerkt!!! Mit ihrer Frohnatur und Eberhards Routine haben sie die 8000 km in 12 Tagen fantastisch gemeistert und für diese Leistung vergebe ich ebenfalls gerne jeweils 100 Punkte mit Sternchen.

Die Kulinarik ist in dieser Bewertung nicht enthalten und ich biete gerne meine Dienste als Beraterin an. Von Busreisenden anderer Touren bzw. Bussen wurde uns von leckeren Mahlzeiten berichtet – will heißen: es ist möglich…

Fazit:

Alle Befürchtungen bezüglich Rücken, Langeweile, Mitreisenden, jede Nacht ein anderes Hotel und vieles andere haben sich nicht erfüllt. Uns hat die Reise sehr gefallen und sie hat Lust gemacht, die Länder im hohen Norden näher kennen zu lernen.