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2022.06._Fränkische Seenplatte und Altmühltal

Schon oft hörten wir von Urlaubern, die im Altmühltal waren: „da ist es sooo schön!“ Sie hatten Recht!

Davon überzeugten wir uns jetzt mit eigenen Sinnen. 4 Wochen hatten wir Zeit und diese Zeit erschien uns in der Vorschau endlos lang.

Der erste Weg führte uns zum Stellplatz Surfzentrum Altmühltal Schlungenhof. Wir fühlten uns schnell wohl. Mit dem Fahrrad kann man den See relativ zügig umrunden, eine Strecke von ca. 13 km. In Gunzenhausen gibt es alles was man braucht um einzukaufen, sogar einen schönen Bioladen fanden wir. Ein Marktplatz mit viel unterschiedlicher Gastronomie lädt zum Verweilen ein und viele schöne Details, welche die Stadt schmücken, sieht man erst, wenn man sich mit Ruhe umschaut.

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Schönes Gunzenhausen

Auf Wohnmobilstellplätzen liegt es in der Natur der Sache, dass man meistens außer einem kurzen Smalltalk mit den Wohnmobil-Nachbarn relativ wenig zu tun hat. Auf diesem Stellplatz war das anders, denn wir lernten Menschen kennen, die uns sehr beeindruckten. Ralf hat eine unheilbare, fortschreitende Krankheit und ist überwiegend mit dem Rollstuhl unterwegs. Andrea meistert alle Arbeit, die beim Camping anfällt alleine. Die beiden strahlten Ruhe und Freude aus und wir verbrachten lustige Abende zwischen unseren Wohnmobilen. Wie oft wünschen wir uns Gegebenheiten im Leben anders und beklagen uns – von den Beiden haben wir eine große Lektion fürs Leben gelernt. Danke dafür und für die Zukunft alle Kraft, die Ihr braucht!

Eine Radtour zum Brombachsee können wir sehr empfehlen. Das Radwegnetz ist super ausgebaut und beschildert. 50 km muss man rechnen, wenn man den Brombachsee umrunden will und am Stellplatz Surfzentrum Altmühlsee Schlungenhof startet. Die Strecke geht zum Teil durch den Wald auf gut ausgeschilderten Radwegen und ist überwiegend eben. Das Fränkische Seenland, wie dieser Landstrich auch genannt wird, ist eine in den 70-er Jahren künstlich angelegte Seenlandschaft. Auf der Vogelinsel im Altmühlsee, kann man die Entstehung anhand von Fotos verfolgen. Ich versuchte mir vorzustellen, wie groß die Empörung damals in der Bevölkerung war als Visionäre ihre Idee von zwei relativ großen Badeseen, Naturschutzgebiet und Förderung des Tourismus kund taten – im Rückschauen war es das Beste was man für diese Region machen konnte.

Als nächstes stand Cham auf unserem Wunschzettel – eine kleine Stadt in der Oberpfalz in Ostbayern. Der kleine Stellplatz am Regen war einfach nur super. Gegen Abend landeten Kanuten mit ihren Booten, bauten ihre Zelte auf und verbrachten die Nacht auf der angrenzenden Wiese. Es war interessant zu beobachten, was zu dieser Art Aktivurlaub so dazugehört. Für mich habe ich entschieden: Kanufahren ja, im Zelt auf einem schönen Platz übernachten nein *lach. Ein weiterer Pluspunkt für diesen Stellplatz ist die Tatsache, dass aufgrund des Kanu-Zeltplatzes die Toiletten und Duschen immer geöffnet waren. Normalerweise braucht das der Wohnmobilist nicht. Wenn aber alles so blitzblank sauber ist, erfreue sogar ich mich an diesem Luxus.

Der Grund Cham anzufahren war, dass wir unsere neu kennengelernten Freunde von unserem Istanbul-Abenteuer besuchen wollten. Groß war die Freude, diesmal unter ganz entspannten Umständen ein paar sehr schöne Tage miteinander zu verbringen. Marianne verwöhnte uns kulinarisch und wandernd konnten wir ein paar schöne Eindrücke dieser herrlichen Landschaft sammeln. Da es in diesen Tagen sehr heiß war, genossen wir auch entspannte Stunden plaudernd im Garten unter einem Apfelbaum.

Die weitere Reise führte uns nach Donaustauf. Diesen Ortsnamen hatte ich vorher noch nie gehört. Des Rätsels Lösung ist ganz einfach: Regensburg hat keinen Stellplatz und Donaustauf liegt in der Nähe. Wenn man autark stehen kann, ist das ein schöner Platz für 1-2 Tage. Die Walhalla ist in wenigen Minuten mit dem Fahrrad erreichbar. Sie hatte ich schon so oft aus der Ferne von der Autobahn aus gesehen und natürlich jedes Mal gedacht: da will ich mal hin! Nicht nur der herrliche Ausblick sondern das ganze wunderschön angelegte Areal ist einen Ausflug wert!

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Ein beeindruckender Bau: Walhalla

Mit dem Fahrrad ist man von Donaustauf in ca. 30 Minuten in Regensburg. Das Radnetz ist super ausgebaut und beschildert. Auch in Regensburg ist man mit dem Fahrrad besser bedient als mit dem Auto. Wir schauten uns die Innenstadt an und aßen natürlich in der historischen Wurstküche neben der Steinernen Brücke ein paar Bratwürstl mit Sauerkraut.

Der Stellplatz Kelheim war unser nächstes Ziel. Wir hatten Glück und konnten auf dem regulären Stellplatz unterkommen. Es ist alles, was man als Wohnmobilist braucht vorhanden und das auch noch für günstiges Geld (8,50 € im Sommer 2022). Kelheim hat zusätzlich noch einen Ausweichstellplatz, der für eine Nacht auch ok ist.

Das Wetter war nicht sehr einladend und wir wollten nur einen kleinen Rundgang machen, um uns zu orientieren. Als wir am Schiffsanleger vorbei kamen, war gerade ein Schiff startklar Richtung Donaudurchbruch (die Donau hat den Durchbruch übrigens ganz alleine geschafft – hat nur gedauert…) und zum Kloster Weltenburg. Kurz entschlossen fuhren wir mit. Leider wurde das Wetter unterwegs sehr ungemütlich. Es begann zu regnen und wurde ziemlich frisch – und wir waren kleidungstechnisch überhaupt nicht drauf eingestellt. Am Ziel angekommen schauten wir uns vor Ort nur kurz um und entschlossen genauso spontan, wie wir die Schifffahrt machten, dass wir mit dem gleichen Schiff wieder mit zurück wollten. Wir können also sagen: wir waren im Kloster Weltenburg, auch in der Asam-Kirche – aber ehrlicherweise haben wir nichts gesehen. Ein weiterer Grund nochmal in diese Region zu fahren *lach.

Der nächste Tag entschädigte uns wettertechnisch wieder und wir machten eine Radtour zur Befreiungshalle, die über Kelheim thront. Wie die Walhalle bei Regensburg ein sehr beeindruckender Ort.

Beeindruckend auf ganz andere Art war eine weitere Radtour zum Zusammenfluss vom Main-Donau-Kanal und der Donau. Viel Natur und Ruhe taten uns gut. Abends genossen wir in einem der vielen Biergärten in der Region typische Leckereien der Region.

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Hmmm, lecker…Obatzter, Wurstsalat und Radler

Wenn man so lange unterwegs ist, Hochsommer und Hitze herrschen, braucht man irgendwann ein Plätzchen zum Wäsche waschen. Deshalb steuerten wir den Campingplatz Felbermühle in Neustadt an der Donau an – ein kleiner aber sehr feiner Stellplatz. Der Stellplatz ist von Wasser umgeben (kleiner Bach) deshalb ist mit kleinen Kindern Vorsicht geboten. Sehr angenehm fanden wir, dass auf der Hälfte des Platzes Hunde willkommen sind und auf der anderen Seite nicht. Beide Teile sind naturgemäß durch einen Bachlauf getrennt. Das sei auch für Hundebesitzer entspannend wurde mir von einer Hundebesitzerin berichtet.

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… da braucht man keine Wimpel mehr

Im Internet las ich etwas von einem Wochenmarkt in Bad Gögging, einem Ortsteil von Neustadt an der Donau. Das fand ich eine gute Gelegenheit unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Leider war das ein Mini-Mini-Markt und wir fanden nichts, was wir gebraucht hätten. Gottseidank gibt es Lebensmittelmärkte.

Da wir in Bad Gögging die Limes-Therme besuchen wollten wechselten wir vom Campingplatz Felbermühle auf den Stellplatz Bad Gögging an der Therme. Im Sommer ist das Erlebnis Sauna und Therme ein anderes als im Winter, wir mögen das auch … und … ein Honigpeeling im Dampfbad tut zu jeder Jahreszeit gut.

Porentief rein und tiefenentspannt radelten wir am nächsten Morgen nach Abensberg. Das ist ein sehr nettes Städtchen und hat unter anderem die touristischen Magnete: Hundertwasserturm und Kuchlbauer Brauerei. Während einer Besichtigung erfuhren wir interessante Hintergründe. Die Werke des Künstlers Hundertwasser stehen an vielen Orten und beeindrucken durch ihre Vielfältigkeit, Farbenpracht und Genialität. Der Turm in der Brauerei Kuchlbauer soll das letzte Werk des Künstlers sein. Übrigens schmeckte uns sogar das Bier dort, obwohl wir keine Biertrinker sind. Ehrlicherweise haben wir nur eine Sorte probiert: das Sportbier mit 2,8 % – Biertrinker lächeln vermutlich jetzt nur müde.

Nun wollten wir aber unseren ursprünglichen Plan, das Altmühltal zu bereisen wieder aufgreifen. Der Stellplatz Riedenburg war deshalb unser nächstes Ziel. Der Stellplatz hat alles was man braucht in bester Lage an der Altmühl.

Gut in Erinnerung ist mir bis heute der Hahn, der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang krähte. Gegen Abend klang er schon ziemlich erschöpft – armer Kerl…

Da der Stellplatz direkt am Radweg liegt, kann man sich gut orientieren: wir fuhren einen Tag Richtung Kelheim bis Essing und am anderen Tag nach Dietfurt. Beide Wege sind landschaftlich wunderschön. Am Anfang fand ich es irritierend, dass die Altmühl einmal ein richtiger Fluss und dann wieder ein stilles Gewässer war. Wer reist, lernt was: Ab Dietfurt läuft der Main-Donau-Kanal in ihrem Bett und deshalb ist Schifffahrt möglich. Es gibt immer wieder links und rechts des Kanals ruhige Seitenarme die das Naturerlebnis unterstreichen. Die Altmühl ist auch als Bootswanderfluss bekannt und wir fanden es schön, immer wieder die Kanus in der zum Teil sehr ursprünglichen Natur zu sehen.

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Das sieht sehr entspannt aus!

Das nächste Ziel war der Stellplatz in Eichstätt eine vielschichte Stadt an der Altmühl. Kreisstadt, Bischofssitz, Hauptsitz der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt – hier ist viel geboten. Für uns interessant war das Altstadtfest. Seit der Pandemie waren wir eigentlich nicht mehr auf Festen unterwegs – es gab ja auch keine. Hier freuten wir uns auf bayrische Küche und urige bayrische Atmosphäre und wurden nicht enttäuscht.

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Fahrrad von Eichstätt nach Dollnstein. Das war wieder eine wunderschöne Strecke. Unterwegs versorgten wir uns mit Lebensmitteln, die zu einem guten Picknick gehören und begeisterten uns für die herrliche Landschaft, schauten Kletterern zu, wie sie die zum Teil steilen Felsen erklommen und freuten uns wieder einmal darüber, wie gut es uns geht. 

Als nächstes stand Weißenburg auf unserem Plan. Für eine Stadtbesichtigung war das kein guter Plan, denn es war viel zu heiß dafür. Auch der Stellplatz sagte uns wenig zu (er liegt auf einem Parkplatz am Freibad und ist abends und nachts ziemlich laut) und so blieben wir nur eine Nacht und fuhren dann weiter nach Treuchtlingen auf den Wohnmobilstellplatz. Dort war es zwar auch heiß, aber näher an der Natur ließ sich das besser ertragen.

Der Stellplatz in Treuchtlingen am Kurpark darf auch den Namen „TOP-Platz“ tragen und das wirklich zurecht. Von dort aus konnten wir unsere Altmühl-Fahrradtour fortführen und entschieden uns für die Richtung nach Dollnstein.

Endlich wissen wir auch, wo die Pappenheimer herkommen, nämlich aus Pappenheim. Mit einem Schmunzeln im Gesicht wurde ich diesen Satz nicht mehr los. Dort gibt es unter anderem eine wunderschöne Weidenkirche mit einer tollen Atmosphäre. ein schöner Platz zum Innehalten.

Kurz vor Dollnstein beschlossen wir nach einem Fußbad in einem extra angelegten Kneipp-Becken in der Altmühl umzukehren, weil wir Hunger bekamen. Wie wir feststellten, waren wir hier doch ziemlich abgelegen und kein Biergarten o. ä. wie auf den anderen Strecken war in Sicht.

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In Solnhofen wurden wir fündig und bekamen im Klosterbrot Museums-Cafe eine sehr urige fränkische Brotzeit. Alleine dafür würde ich nochmal dorthin fahren. Danach hatten wir auch wieder Augen und Sinne für die schöne Landschaft. Die Felsformation „die 12 Apostel“ fanden wir beeindruckend. Sie ist wohl eine sehr oft fotografierte Felsformation und wir fragen uns immer noch, wie man auf die Idee kommt, 12 Felsen 12 Apostel zu nennen.

Am nächsten Tag sollte sich ein Kreis auf unserer Reise schließen und wir wollten mit dem Rad Richtung Gunzenhausen fahren. In Markt Berolzheim hatten wir ein nettes Gespräch und erfuhren, dass es dort keinen Lebensmittelmarkt mehr gibt und ein paar Menschen der Dorfgemeinschaft aktuell einen SB-Laden auf Vertrauensbasis eröffnet haben. Dort gibt es fast alle Dinge für den täglichen Gebrauch und eine Kasse, bei der man selbst eingibt, was man gekauft hat und dann per EC-Karte bezahlt. Wir wünschen den Bürgern, dass der mutige Schritt funktioniert!!

Es war wieder drückend heiß und der Fahrtwind tat gut. Sobald man stehen blieb, machte der Ausflug keinen Spaß. Deshalb bogen wir in Markt Berolzheim ab in Richtung Weißenburg und belohnten uns dort mit einem leckeren Eis.

Vielleicht aufgrund der Hitze, vielleicht aufgrund verwirrender Schilder – wir hatten Mühe, den Fahrradweg in die richtige Himmelsrichtung Richtung Heimat-Stellplatz zu finden. Ich fragte einen Fahrradfahrer danach und er fuhr ca. 1 km mit uns, bis er uns auf dem richtigen Weg wusste. Es gibt schon supernette Menschen!!!

Unser Urlaub neigte sich dem Ende zu und wir wollten dort, wo alles begann auch den Abschluss machen. Deshalb fuhren wir nochmal zum Stellplatz Surfzentrum Altmühltal Schlungenhof. Am Wasser sitzend, den Kite-Surfern und den Surfkurs-Teilnehmern zuschauend konnten wir die vielen Eindrücke, schönen Landschaften, intensiven Begegnungen an unserem inneren Auge vorbei ziehen lassen und ein wenig verarbeiten. Es war soo schön!

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Den Wassersportlern kann man stundenlang zuschauen.

…aber auch noch nicht ganz zu Ende, denn Helmut traf zufällig 2 Bekannte aus früheren Zeiten, die mit ihrem Wohnmobil auf dem Stellplatz in Muhr standen, nur 15 Minuten von uns entfernt. Die Freude war auf beiden Seiten riesengroß und wir verbrachten ein paar schöne Stunden miteinander.

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Nächtliche Heimfahrt vom Treffen mit Freunden.
Dieses Bild hätten wir sonst verschlafen…

Auf dem Heimweg stoppten wir in Leutershausen: auch hier schloss sich ein Kreis. An unserem ersten Tag auf dem Stellplatz Surfzentrum Altmühltal erzählten uns Wohnmobilnachbarn von der Gerberei Georg Oechslen GmbH in 91578 Leutershausen (eine Webseite gibt es leider nicht) , die dort biologisch arbeiten, Schaffelle aus der Gegend bekommen und dazu noch ziemlich preiswert sind. Sie hatten damals ein Schaffell gekauft und ich konnte mich von der Qualität überzeugen. Da ich schon lange ein solches Schaffell haben möchte, lag es nicht nur auf der Hand, sondern auch auf dem Heimweg…. Wir haben nun auch Schaffelle und einiges an Wissen über Pflege und Handhabung derselben.

Zu Hause brauchten wir ein paar Tage länger als sonst zum Einleben und Verarbeiten, aber wer uns kennt, weiß, dass schon wieder neue Reisepläne im Gespräch sind und ich kann dem geneigten Leser versprechen: die nächste Reise wird gaaaaanz anders aber bestimmt auch super interessant: Mit einer Reisegesellschaft im Bus nach Skandinavien bis ans Nordkap….

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2019.06. Warum in die Ferne schweifen

Kennt ihr auch den Widerspruch in euch? Man ist noch kaputt von der letzten Tour und hat so viele Eindrücke zu verarbeiten, aber man will trotzdem wieder mit dem Wohnmobil los … Genau so erging es uns und wir beschlossen, ein wenig in der Umgebung zu bleiben und das Nützliche mit dem Entspannten zu verbinden oder besser gesagt, das Entspannte mit dem Nützlichen.

Die Himmelsrichtung gab die Südwesse in Villingen-Schwenningen vor, auf der wir uns für ein Projekt in unserer Wohnung umschauen wollten. Ja, eine Wohnung gibt es auch und auch sie braucht ab und zu etwas Pflege und Optimierung.

Gemütlich treiben lassen, das war unser Plan. Auf dem Stellplatz in Haigerloch machten wir für einen Tag Station.

Haigerloch
Vorbildlich beschriftet für Wohnmobilisten zur Orientierung.
Danke Haigerloch!

Der Stellplatz liegt in der Nähe einer Schule und auf einem Erkundungsspaziergang entdeckten wir Tischtennisplatten auf dem Schulhof. Es waren Ferien und wir störten niemanden. Flugs holten wir unsere Tischtennisschläger im Womo und tobten uns an der Tischtennisplatte aus. Wir sind keine Tischtennisprofis, spielen aber sehr gerne, sobald sich Gelegenheiten bieten.

Abends saßen wir noch eine Weile vor dem Wohnmobil und kamen mit unseren Nachbarn ins Gespräch. Ihr Wohnmobil war sehr betagt und die beiden Insassen ebenfalls. Sie hatten schon die halbe Welt bereist und erzählten gerne davon – in breitestem Schwäbisch und sehr laut, da der Chef am Steuer nicht mehr so gut hörte. Auf unsere Frage nach Fremdsprachen und Verständigungsmöglichkeiten lernten wir, dass man die halbe Welt bereisen kann, wenn man nur Schwäbisch spricht. Man zeige mit dem Finger auf etwas was man möchte, was zu bezahlen ist, stünde auf dem Display an der Kasse – mehr braucht es nicht! Alle Achtung! Dieser Mut fehlt uns.

Der nächste Stopp war auf dem Stellplatz in Mössingen.

Moessingen
Manche Städte wissen wie es geht.
Auch hier: Danke Mössingen für die Info´s.

Mit dem Fahrrad erkundeten wir das Städtchen, gönnten uns ein Eis und verbrachten wieder einen entspannten Abend vor dem Wohnmobil. Da es recht warm war, wollten wir endlich einmal unsere Außendusche ausprobieren. Auf dem Stellplatz hatten wir einen Randplatz, außerdem war der Platz nicht sehr voll und es drängte sich nahezu auf, draußen, hinter dem Womo zu duschen. Wir versuchten eine Weile einen Sichtschutz zu basteln mit offenen Türen von Garage und Gasflaschenfach und Handtüchern. Irgendwann gaben wir es auf: es kam sowieso niemand hier vorbei. Wie Gott uns schuf brausten wir uns ab und fanden, dass wir mit dem Kauf der Außendusche eine gute Entscheidung getroffen hatten.

Schreck lass nach: wir waren gerade in unsere Handtücher gewickelt, als 2 halbwüchsige Mädels einen Trampelpfad direkt hinter dem Wohnmobil entlang gingen. Den Trampelpfad konnten wir vorher nicht sehen … wären die Mädels sehr wenige Minuten früher hier entlang gekommen, hätten wir erheblich Ärger bekommen können. Puh – Glück gehabt.

Wenn man schon in der Gegend ist, sollte man unbedingt einen Abstecher zu Ritter Sport in Waldenbuch machen wurde uns erzählt. Stimmt!! Man erfährt viel über Kakao und Schokolade, kann nach Anmeldung seine eigene Schokolade kreieren und im Shop natürlich gnadenlos zuschlagen *lach. Auch für und mit Kindern ein unvergessliches Erlebnis und sehr empfehlenswert.

Ritter Sport
Herz, was begehrst du?

Da uns der Stellplatz in der Nähe von Waldenbuch nicht gefiel, fragten wir nach, ob wir auf dem Parkplatz von Ritter Sport die Nacht verbringen dürften. Cool: wir durften! Offensichtlich war die Security-Mannschaft eingeweiht und wir haben vermutlich noch niemals so gut bewacht geschlafen. Bei jeder Runde um das Gebäude war unser Womo mit im Blick. Ich hoffe, dass jetzt nicht jeden Tag dort Wohnmobile nächtigen möchten und sich auf diesen Beitrag beziehen *lach.

Am kommenden Tag besuchten wir wie geplant die Südwest Messe in Villingen-Schwenningen und konnten unser Wissen zu dem Vorhaben zu Hause erweitern. Unsere platten Füße ließen wir abends auf dem Stellplatz Herrenberg ausruhen. Das ist ein neuer und sehr schöner Stellplatz in der Nähe der Autobahn. Nach unserer Meinung zeigt hier die Stadt Herrenberg positiv, wie es gehen kann mit den Stellplätzen. Einziger, für uns erkennbarer Nachteil ist, dass nachts öfters Martinshorn zu hören ist, da ein Krankenhaus in der Nähe liegt. Aber damit können wir umgehen.

Ein paar Termine zu Hause ließen uns eine kurze Womo-Pause einlegen aber dann ging es gleich wieder weiter. Die Bundesgartenschau in Heilbronn lockte und wieder wollten wir ohne Stress und gemütlich unser Ziel erreichen. Zu Hause hatte ich auf der Stellplatz-App von Promobil „Stellplatz-Radar“ einen Platz in Mühlacker herausgesucht. Zur Abendessenszeit kamen wir dort an, fühlten uns aber nicht wohl. Manches Mal hat man ein Gefühl und kann es nicht erklären…

Wir fuhren deshalb weiter nach Bietigheim-Bissingen und fanden auf dem riesigen Stellplatz einen Platz. Schöner war der Stellplatz in Mühlacker schon, das muss man ehrlich sagen, aber wie geschrieben – das Gefühl sagte etwas anderes, warum auch immer… Der Stellplatz in Bietigheim ist eigentlich nur ein großer Parkplatz mit einem markierten Teil für Wohnmobile. Ver- und Entsorgung ist möglich und nachts ist es erstaunlich ruhig, trotz der belebten Straße, die daran vorbei führt.

Die Altstadt von Bietigheim-Bissingen ist fußläufig zu erreichen und sehr sehenswert. Wir blieben gleich zwei Nächte, weil wir uns in dem Städtchen sehr wohl fühlten. Samstagvormittags besuchten wir den Wochenmarkt (ich liebe es) und kauften verschiedene regionale Produkte für ein Festmahl am Wohnmobil.

Essen im Wohnmobil ist auch so ein Thema, an dem sich die Geister scheiden. Wir beobachten viele Wohnmobilisten, welche die Gastronomie unterstützen und essen gehen. Da ich sehr gerne koche, bereiten wir meistens unser Essen im bzw. am Wohnmobil zu. Ja, es muss anschließend gespült werden, aber das geht zu zweit ruckzuck und macht uns meistens nichts aus. Das gemütliche Essen vor dem Womo entschädigt uns für das bisschen Arbeit mehrfach.

Abends fuhren wir weiter nach Heilbronn zur Bundesgartenschau. Die Stadt Heilbronn hatte für Wohnmobilisten einen Stellplatz an der Theresienwiese eingerichtet (keine Ahnung, ob der außerhalb der Veranstaltung auch existiert) und wir fanden alles super organisiert um mit dem Bus die BUGA zu erreichen.

BUGA Zwerge
Niedliche Begrüßung durch die BUGA-Zwerge

Am kommenden Tag spazierten wir durch die wunderschön hergerichtete Anlage, hörten interessante Vorträge und genossen einen sehr inspirierenden Tag. Es wurden wechselnde Abendveranstaltungen angeboten und wir schauten uns im Open Air-Kino von Abba „We do it again“ an. Vermutlich wären wir für den Film nie in irgendein Kino gegangen, aber die schöne Atmosphäre unter freiem Himmel und bei herrlichem Wetter bescherte uns einen besonders schönen Abend, der noch lange in uns nachklang.

Am anderen Tag bummelten wir noch durch Heilbronns Innenstadt und ließen das fröhliche Treiben auf uns wirken, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten.

Immer wieder wurde uns bewusst, wie gut es uns geht, dass wir die schönen Seiten des Lebens genießen können.

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2019.06. Grenzerfahrungen

Ende Mai bis Anfang Juni 2019 fand in Düsseldorf der Internationale Jugendtag, kurz: IJT statt. Da wir normalerweise aus verständlichen Altersgründen keine Möglichkeit mehr haben, an einem Jugendtag teilzunehmen, nutzten wir die Gelegenheit, als wir den Aufruf nach ehrenamtlichen Helfern vernahmen. Super, eine riesige Veranstaltung mit 30.000 jungen Christen versprach eine sehr interessante Zeit mit viel Spaß. Wir machten keine Einschränkungen bei der Auswahl der Tätigkeiten und ließen uns überraschen.

Wir wurden in einer Schlafhalle, genauer in Halle 15 eingeteilt. Die Aufgabe war, als Ansprechpartner für die Jugendlichen da zu sein und darauf zu achten, dass kein Unbefugter in die Halle kommen konnte. Wer schon einmal in Düsseldorf auf einer Messe war, kann sich die Dimension der Größe der Hallen vielleicht vorstellen: Es gab alleine sieben Schlafhallen, in denen die Jugendlichen wie im Matratzenlager in Reihen nebeneinander in ihren Schlafsäcken nächtigten. Da uns jegliche Festival-Erfahrung oder ähnliches fehlt, war alleine dieser Anblick für uns schon ein Erlebnis.

Die Hallen wurden rund um die Uhr von verschiedenen Schichten mit je 8 freiwilligen Helfern „bewacht“. Die Aufgabe war durchaus ernst zu nehmen; wir wurden immer wieder von der Messeleitung kontrolliert und auf die Wichtigkeit hingewiesen. So eine Mammutveranstaltung soll ja ein schönes Event sein und auch bleiben. Deshalb war Wachsamkeit in allen Bereichen notwendig.

Die Schichten wechselten alle 8 Stunden und so kam jeder einmal zu jeder Schicht dran. Wenn tagsüber ein wenig Zeit war, konnte man sich in das muntere Treiben stürzen und auch den einen oder anderen Programmpunkt mitnehmen.

Schon ab dem 2. Tag waren wir nur noch müde. Wir wollten uns in einer Pause eine Halle anschauen, von der wir wussten, dass dort viel Interessantes aus aller Welt geboten wird. Schnell merkten wir, dass wir überhaupt nicht mehr aufnahmefähig waren und in einer sogenannten Chill-Ecke war ein Riesensitzsack für Zwei frei – ein Blick zur Verständigung genügte und wir ließen uns niedersinken und schliefen sofort ein…. in einer Halle in der es laut und geschäftig zu geht – das war davor für mich undenkbar.

Schlaf Sitzsack
Wenn man müde genug ist, schläft man sehr gut darauf 🙂

Wir waren mit dem Wohnmobil angereist. Der Stellplatz am Messegelände bietet alles was man braucht. Was man wissen sollte ist, dass er in der Einflugschneise des Flughafens Düsseldorf liegt. Ab 6 Uhr morgens war an Schlaf nicht mehr zu denken, erst abends ab 23 Uhr war Ruhe. Es ist durchaus sehr interessant, sich aus der Nähe die großen Flugzeuge von unten zu betrachten – man konnte wirklich fast das Profil der Reifen erkennen (ich übertreibe – aber nur ein bisschen!). Nur tagsüber schlafen, das kann man vergessen – und genau das hätten wir in diesen Tagen gebraucht.

In der dritten und letzten Nacht hatten wir den Nachtdienst und sind eigentlich ein bisschen stolz, dass wir das so gut hinbekommen haben. Wir sind die ganze Nacht in der Halle herumgelaufen und haben den Schlaf der jungen Menschen bewacht. Irgendwann kommt die Phase, bei mir wenigstens, da finde ich alles nur noch lustig… in der Phase war ich in dieser Nacht… Am anderen Morgen war in der Arena der große Abschlussgottesdienst vorgesehen und nachdem unser Dienst zu Ende war, konnten wir zeitlich gesehen daran teilnehmen. Physisch gesehen, standen wir ziemlich neben uns. Auf die Idee, dass wir ins Wohnmobil gehen und schlafen könnten, kamen wir nicht. Ich leide manchmal an Verpassens-Angst – die Angst etwas zu verpassen…

Gottesdienst
Gottesdienst einmal anders als gewohnt

Als der Gottesdienst vorbei war – mir wurde später erzählt, das er schön war – ich hatte nur zu kämpfen, dass ich nicht schlafend vom Stuhl falle – sollten wir noch mithelfen, die Schlafhalle zu räumen, damit sie besenrein an die Messeleitung übergeben werden konnte. Eine Dankesrede der Verantwortlichen nahmen wir auch noch mit und wankten schließlich zu unserem Wohnmobil. Die Womo-Nachbarn warteten schon auf uns und wollten besprechen, was wir – evtl. gemeinsam – vorhaben: schlafen…. sonst nix!!!

Das konnten wir dann ab ca. 15 Uhr trotz Flugzeugen die in kurzen zeitlichen Abständen über unser Wohnmobil flogen. Am anderen Morgen gegen 9 Uhr wurden wir wach… die Flugzeuge ab 6 Uhr störten uns bis dahin überhaupt nicht…. Nachts soll ein heftiges Gewitter die Mitcamper in Angst und Schrecken versetzt haben – wir hörten nichts.

Also hier ein Tipp für diesen Stellplatz: entweder ausgeruht sein und zwischen 23 Uhr und 6 Uhr schlafen, oder soooo übermüdet, dass einen nichts mehr stört.

Ziemlich gestärkt von dem langen Schlaf schlossen wir uns den Nachbarn an und fuhren gen Holland nach Zoutelande auf einen wunderschönen Campingplatz direkt am Meer. Dort wollten wir die vielen Eindrücke der vergangenen Tage verarbeiten und nachklingen lassen.

Strand Holland einsam 1
Ruhe und Weite, genau so wollten wir es!

Leider bekam Helmut in der Nacht Magen-/Darmprobleme mit hohem Fieber. Das ist unter normalen Umständen schon nicht schön, im Wohnmobil aber noch weniger…. Ich möchte hier nicht auf Einzelheiten eingehen. Wer Wohnmobile und die Bäder, bzw. Nasszellen ist die korrekte Bezeichnung und trifft es genauer, wer die von innen kennt, kann sich vorstellen, was ich meine. Für mich bedeutete die Auszeit Ruhe und Erholung. Helmut holte sich die, indem er nur schlief, nachdem sich die Situation im Magen-Darmtrakt beruhigt hatte.

Eine neue Herausforderung hatte diese Situation allerdings für mich und ich schob sie den ganzen Tag vor mir her – wissend: ich muss es tun: die Campingtoilette ausleeren… Es hatte sich seit Beginn unseres Camperlebens so ergeben, dass sich eine gewisse Aufgabenverteilung einschlich. Toilette leeren war Helmuts Teil. Ich wusste schon in der Theorie Bescheid, habe aber nie nach der Praxis verlangt. Das holte mich nun ein. Irgendwann war der Füllstandsanzeiger so rot, roter ging nicht und ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und marschierte mit der vollen Toilettenkassette Richtung Entsorgungsanlage. Tschaka, ich schaffe das!!! So schlimm, wie es mir vorstellte, war es gar nicht und ich war wieder mal ein bisschen stolz, eine Herausforderung gemeistert zu haben. Ein bisschen grinsen musste ich auch, denn jeden Tag tun das Menschen und stellen sich nicht so an….

Strand Holland

Helmut war am nächsten Morgen wieder gesund und wir machten uns noch einen gemütlichen Tag mit Strandspaziergang und viel Ruhe im schönen Zoutelande.

Für den Heimweg wählten wir eine Route über Luxemburg und machten Halt auf dem Stellplatz in Vianden. Der liegt an einem herrlich idyllischen Bach mit Blick auf Schloss Vianden.

Wir besichtigten das Schloss und waren hellauf begeistert, wie leicht eingängig die Geschichte des Schlosses und der Stadt erklärt wurden. Licht-Animationen ließen uns Ritter bei ihrem Rundgang beobachten und technische Finessen zeigten uns im Zeitraffer Jahrhunderte lange dauernde Bauabschnitte und Veränderungen. Das Schloss ist eine klare Besuchsempfehlung, auch mit Kindern!

Der Campingplatz Luxemburg Kockelscheuer war unser nächstes Ziel. Aus Erzählungen hatten wir schon einiges vom wunderschönen Flair der Stadt Luxemburg gehört und wollten uns das anschauen. Organisatorisch war es perfekt gelöst, denn man konnte direkt vom Platz aus mit dem Bus in die Stadt fahren. Laut unserer Information war/ist es geplant, dass man ab dem Jahr 2020 sogar kostenfrei mit Bus und Bahn unterwegs sein kann. Luxemburg Land und Stadt sind definitiv eine Reise wert und wir werden dort bestimmt wieder einmal einen Stopp einlegen – auch für ein paar Tage länger als dieses Mal.

Auf dem Heimweg machten wir – mal wieder – einen Besuch bei der Familie und freuten uns danach auf ein paar ruhige Tage zu Hause. Diese Reise hatte es in sich und brauchte Zeit zum Nachsinnen und Erholen.

…aber keine Bange, der nächste Reisebericht ist schon in Arbeit!!

Wenn dir meine Erzählungen gefallen, dann mache gerne Werbung für meinen Blog. Wenn du Fehler findest oder Verbesserungsvorschläge hast, dann nimm Kontakt mit mir auf.

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2010 ein Traum beginnt: wir kaufen ein Wohnmobil

Schon oft schaute ich den vorbeifahrenden Wohnmobilen nach und träumte, dass es bestimmt ein schönes, freies Gefühl ist, in so einem Ungetüm Urlaub zu machen. Ich verspürte immer mehr den Wunsch, dieses einmal zu erleben. Familieninterne Vorschläge stießen bei meinem Mann zunächst auf blankes Entsetzen: „so ein Zigeunerleben ist gar nichts für mich….“ war sein Kommentar dazu. Wie wir Frauen halt so sind, brachte ich dieses Thema immer wieder ins Gespräch und nach langer Zeit (Jahren) gab er nach, allerdings unter der Bedingung: „Nur kurz! Auf keinen Fall eine ganze Woche lang!“ Ok, ich nenne so etwas Kompromiss und suchte nach einem Vermieter von Wohnmobilen, der diese für einen Zeitraum von 3 Tagen vermietete (normalerweise wird wochenweise vermietet). Endlich hatte meine Suche Erfolg und wir konnten im Juli 2010 einen allerersten Trip mit einem kleinen Camper Van, dessen Fabrikat ich nicht mehr weiß, machen und das heiß ersehnte Freiheitsgefühl genießen. Sorgfältig plante ich eine kleine Route, die gar nicht weit entfernt von uns war.

Nach der Einweisung durch den Vermieter in die Technik des Wohnmobiles hatten wir eigentlich mehr Fragen als Antworten, denn wir hatten wirklich keine Ahnung, was alles in einem Camperleben normal ist. Trotzdem wurde frohen Mutes gepackt – wir bekommen das schon hin – und los ging´s.

Einen kleinen Parkplatz direkt am Rhein hatte ich mir auf der Landkarte ausgesucht und das Abendessen zu Hause schon ein wenig vorbereitet. Hach, wie stellte ich mir das sooo romantisch vor: Vater Rhein zieht gemächlich an uns vorüber und freut sich über so viel Idylle, die Sonne geht unter, wir sitzen vor dem Camper und genießen den Abend und der Weg ins eigene Bett ist auch nicht weit… ja, so stellte ich mir das vor. Einiges davon erfüllte sich auch, denn Vater Rhein zog gemächlich an uns vorüber, die Sonne ging auch unter, aber unzählige Schnaken fanden diesen Platz und uns ebenfalls ganz idyllisch… Ganz ohne Übung hatten wir ruckzuck alles eingepackt und ergriffen die Flucht. Mit viel Durchzug versuchten wir während der Fahrt die meisten Schnaken zur Freiheit zu animieren – der Rest hat es nicht überlebt… Auf einem öffentlichen Parkplatz mitten in einem kleinen Ort in der Nähe (weit weg vom Wasser) fanden wir ein Plätzchen und legten uns nach diesen Aufregungen zur Ruhe. An erholsamen Schlaf war nicht wirklich zu denken, denn der ungewöhnliche Schlafplatz ließ uns immer wieder hoch schrecken und aus dem Fenster schauen um zu sehen, was denn draußen vor sich ging (nichts Besonderes eigentlich). Großer Vorteil war: direkt um die Ecke war ein Bäcker und Helmut holte morgens sehr früh frische Brötchen. Damit war der Traum von Freiheit wieder etwas realistischer geworden und wir konnten uns köstlich über die Aktion vom Vorabend amüsieren. Gottseidank auch mein lieber Mann!

2 Biere
Das haben wir uns verdient

Für den zweiten Tag nahmen wir uns vor ein wenig durch die Gegend der Ortenau zu fahren. Bodersweier und Endingen waren nette kleine Ortschaften. Das Wetter war herrlich und wir genossen den Tag und die Unabhängigkeit. Wir sahen ein Schild am Straßenrand mit dem Hinweis auf eine schöne Aussicht und schon bogen wir ab. Die Strecke führte durch die Weinberge auf eine Anhöhe. Wir stellten das Wohnmobil ab, kochten Kaffee, stellten Stühle raus und waren einfach nur happy. Gegen Abend fuhren wir weiter und überlegten, wo wir die kommende Nacht verbringen wollten. Ohne Schnaken, ruhig und sicher sollte es sein. Ich hatte über sogenannte „Stellplätze“ gelesen und siehe da, ein kleines Schild mit einem schwarzen Wohnmobil drauf schien auf so einen Stellplatz hinzuweisen. Der „Womopark Ortenau“ war ein herrlicher Platz, ganz neu hergerichtet und wir die einzigen Urlauber dort. Das gefiel uns sehr. Wieder freuten wir uns auf einen gemütlichen Abend und machten nach dem Essen noch einen Spaziergang über die Wiesen. Ganz in der Nähe war ein See – wir waren ganz überwältigt von der Schönheit der Natur und der Situation. In der Dämmerung schlenderten wir gemütlich über die Wiese zurück zum Wohnmobil als auf einmal von überall her große schwarze Brummtiere flogen. Der geneigte Leser wird es bereits erkannt haben: wir sind nicht so auf Tiere eingestellt… Es sah so aus, als ob sie aus der Erde kamen. Erdhummeln? Keine Ahnung! Wir spurteten die letzten 100 Meter zum Wohnmobil um dieses für uns ungewöhnliche Naturschauspiel von drinnen aus zu beobachten. Mittlerweile war noch ein weiteres Wohnmobil angekommen und wir fühlten uns sicher und einer ungestörten Nachtruhe stand nichts im Wege – theoretisch – denn es war tagsüber und auch nachts sehr warm. Aus Angst vor Schnaken und sonstigem Getier trauten wir uns kaum die Fenster zu öffnen und waren am anderen Morgen ziemlich gerädert.