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2024.03._Nordportugal und Galicien

Der Norden Portugals und auch Galicien waren uns gänzlich unbekannt und so kam die angebotene geführte Busrundreise gerade recht. Eine für uns sehr angenehme Abflugzeit um 13.50 Uhr versprach einen entspannten Anreisetag. Das Boarding verzögerte sich um ein paar Minuten – aber das ist ja meistens so… Unüblich war allerdings dass, nachdem die ersten Passagiere schon im Flugzeug waren, diese wieder aussteigen mussten. Es wurde uns mitgeteilt, dass das Flugzeug auf dem Hinweg eine Kollision mit einem Vogel hatte und dieses erst genauer untersucht werden muss. Wir hatten ein flugzeugnahes Gate und konnten den Mechanikern bei der Arbeit zuschauen. Mich faszinieren bei solchen Gelegenheiten immer die Menschen, die hinter der Scheibe fachkundige Ratschläge geben *lach.

Eine Mitreisende hatte eine App der Fluggesellschaft auf dem Handy und verkündete sehr laut und stolz wie Bolle jede kleinste Veränderung, die auf der App sichtbar war. Wir verließen uns lieber auf die Aussagen der Crew, die uns in regelmäßigen Abständen informierte. Ich mache es kurz: es stand die Überlegung im Raum, ob wir ein anderes Flugzeug bekommen oder ob der Schaden repariert werden sollte. Irgendwann war klar, dass wir mit einem anderen Flugzeug gen Portugal starten. Also wurde das Gate gewechselt und wieder ging die Warterei los. Ich dachte an so manches Bild im Fernsehen, in dem Familien mit Kindern in solchen Situationen waren und fand jede Meckerei von Erwachsenen absolut überflüssig.

Nach 2 Stunden bekamen wir einen Verzehrgutschein über 10 € und alle wartenden Leute waren eine Weile beschäftigt, diesen in irgendetwas Ess- oder Trinkbares einzutauschen.

Schön war, dass wir uns schon am Flughafen mit einigen Mitreisenden bekannt machen konnten. Aus einer Reisegruppe aus dem Jahr 2023 trafen wir sogar 2 Mitreisende wieder und freuten uns sehr. Wir hatten sie von damals in sehr angenehmer Erinnerung.

Nach etwas mehr als 3 Stunden Verspätung konnten wir endlich starten. Eine super freundliche Stewardess klärte uns darüber auf, dass, wenn ein Vogel ins Triebwerk gerät die Federn verbrennen und dieser Duft in die Lüftung des Flugzeugs gelangt. Mit diesem Duft nach verbrannten Federn wollten wir vermutlich alle nicht fliegen. Außerdem erfuhren wir, dass es immer Personal in Bereitschaft gibt. Diese Menschen müssen innerhalb einer Stunde am Flughafen sein, wenn z. B. ein Fall wie der unsrige eintritt. Da die Arbeitszeiten genau geregelt sind, war klar, dass die Crew des geplanten Fluges mit der Verspätung außerhalb des gesetzlichen Rahmens gewesen wäre und deshalb kam die Ersatzmannschaft zum Einsatz und deshalb entstand die lange Verspätung.

Mit diesen Erklärungen war ich zufrieden.

Anstatt nach unserer Ankunft in Porto noch einen schönen Strandspaziergang zu machen, gingen wir sofort nach der Ankunft im Hotel zum Abendessen. Während des Abendessens ging mehrere Male das Licht aus und wir saßen im Dunkeln. Erst musste ich lachen, erinnerte ich mich doch an unsere letztjährige Reise. In einem anderen Hotel in Porto ging auch mehrmals das Licht aus und sogar der Feuermelder an…. Vielleicht ist das in Porto normal??

Nach dem Essen verzogen wir uns ziemlich schnell auf unser Zimmer. Die nun doch lange Reise steckte uns spürbar in den Knochen. Im Zimmer war es dunkel = kein Strom. Mich begann es zu nerven: müde und k. o. im fremden Zimmer ohne Licht, Handy fast leer, Koffer noch nicht auf…. Ich kann ganz schön schimpfen *lach. Vermutlich hat das Schimpfen geholfen: irgendwann funktionierte alles wieder und wir sanken todmüde in die Kissen.

Über Portugals Geschichte, Kork und Portwein werde ich in diesem Bericht nicht viel schreiben, sondern ich verweise zu diesen Themen auf den Bericht von 2023, in dem ich dazu ausführlich berichtete.

Der zweite Tag begann zu einer entspannten Uhrzeit. Um 8.30 Uhr wurden wir zu einer Panoramafahrt durch Porto abgeholt. Unsere Reiseleiterin Raquel stellte sich vor und war uns gleich sympathisch. Mit viel Wissen über Land, Leute und Geschichte, gewürzt mit einer angenehmen Portion Humor begleitete sie uns durch unsere Urlaubwoche.

Wir wurden mit vielen Zahlen, Daten und Fakten versorgt, die ich zum Teil nachstehend aufführe. Vollständig ist diese Aufführung nicht und der Reihe nach ebenfalls nicht *lach.  

Porto ist mit 220.000 Einwohnern nach Lissabon die größte Stadt des Landes.

Porto und Lissabon stehen seit alter Zeit in Rivalität. Dies äußert sich in Sätzen wie:

Portugal ist Lissabon, der Rest ist Landschaft.

Das Beste an Porto ist die Autobahn nach Lissabon.

Spitzname für die Einwohner Portos ist Tripeiros = Kuttelesser. Das stammt aus einer Zeit, als sie die Seefahrer mit gepökeltem Fleisch versorgten und selber die Innereien der Tiere aßen. Man kann aus dieser kleinen Geschichte schon erahnen, das Portugal ein armes Land war. Auch heute sieht man, dass wenig Geld für nötige Sanierungen der alten Häuser vorhanden ist. Viele Häuser sind in schlechtem Zustand. Als Tourist lässt man das Flair auf sich wirken, wenn man aber einmal genauer hin schaut, fragt man sich schon, wo das hin führen soll. Das besondere Flair wird unterstrichen durch den verbauten dunklen Granit und die bergige Landschaft. Das historische Zentrum Portos zählt zum UNESCO-Welterbe.

Für manche Sachen ist dann aber doch Geld da: so wird z. B. derzeit an der U-Bahn gebaut und es gibt viele Baustellen.

Auf der einen Seite des Flusses Douro liegt Porto, auf der anderen Seite Gaia. In Gaia leben 300.000 Einwohner. Die Mieten sind dort erheblich günstiger als in Porto. Das Bruttodurchschnittsgehalt in Portugal liegt bei 1.300 €, der Mindestlohn bei 820 €. Sozialabgaben gehen natürlich auch noch ab. Für eine kleine Wohnung in Porto bezahlt man ca. 800 €.

Der Douro entspringt in der spanischen Provinz Soria und mündet nach etwa 897 Kilometern bei Porto in den Atlantik. An der Mündung des Douro ist es wunderschön und deshalb auch teuer. Grundstücke kosten etwa dreimal so viel wie im Zentrum von Porto.

Einer der größten Häfen des Landes liegt in Porto. Er heißt Porto de Leixoes und ist größter Arbeitgeber in Nordportugal. Es werden viele Waren exportiert, z. B. Hüte aus Filz (in vielen Filmen zu bewundern, z. B. Dallas), Kork, Granit und Marmor, Schuhe, Holz für Papierverarbeitung, Wein (z. B. Vinho Verde), Portwein, Kiwis uvm.

Für Touristen ist Porto durchaus sehr sehenswert. Allerdings schrecken circa 150 Regentage im Jahr Sonnenanbeter ab. Oft ist es vormittags nebelig und trübe und klart erst mittags auf.

Deshalb machen die Bewohner des Nordens Portugals meistens an der Algarve Urlaub. Dort scheint die Sonne im Jahr etwa 3.000 Stunden und das Wasser ist warm. Der Atlantik ist nach Meinung unserer Reiseleiterin sowieso nicht für Menschen, sondern eher für Pinguine zum Baden gedacht.

Die durchschnittliche Temperatur im Norden beträgt 13 Grad, im Süden 18 Grad. Unter 0 Grad ist es allerdings selten.

Etwa 800.000 Ausländer leben im Land Portugal und etwa 5 Millionen Portugiesen leben im Ausland.

Ein Thema, welches in Porto sehr wichtig ist, sind die 6 Brücken von Porto über den Douro nach Gaia. Die Namen der Brücken lauten:

  • Ponte Dom Luis I, ist die am häufigsten fotografierte Brücke und hatte den größten Brückenbogen aus Schmiedeeisen, als sie 1886 gebaut wurde. Seit 2003 fährt die Metro auf dem Oberdeck und auf dem Unterdeck öffentliche Verkehrsmittel wie Busse und Taxis.
  • Ponte Infante D Henrique, dem Namen von Heinrich dem Seefahrer, mit 4 Fahrbahnen, mit einem 280 m langen Stützbogen, der weltweit für viele Brücken als Vorbild dient. Sie wurde im Jahr 2003 erbaut und ist somit die jüngste unter den Brücken.
  • Ponte Donna Maria Pia, ist eine seit 1991 stillgelegte Eisenbahnbrücke, entworfen von Gustave Eiffel (dem Architekten des Eifelturms). 
  • Ponte de Soa Joao, eine eingleisige Eisenbahnbrücke mit minimalistischer Architektur.
  • Ponte da Arrabida, bei dieser Brücke mündet der Douro ins Meer, die Autobahn A1 verläuft darüber, in den Säulen befinden sich Aufzüge, eine Treppe führt über 262 Stufen auf 65 Meter Höhe über dem Flussbett.
  • Ponte do Freixo, wurde 1995 eröffnet, 4 Fahrbahnen werden täglich von ca. 100.000 Autos genutzt. Eigentlich sind es 2 Brücken, denn sie sind in der Mitte um 10 Zentimeter voneinander getrennt.

Auf unserer Rundfahrt durch Porto kamen wir am Haus der Musik „Casa da Musica“ vorbei. Für dieses Kunstwerk begann die Planungsphase bereits 1999, 2005 wurde es mit 4 Jahren Verspätung eingeweiht. Der Architekt Rem Koolhaas hat es entworfen und er bekam dafür einen Architekturpreis. Auf allen 1.300 Plätzen hat man das gleiche Klangerlebnis. Die Idee des Architekten war: „Ein weißer Meteorit fällt vom Himmel“… Ich bin wirklich kein Kunstkenner. Wenn Raquel uns nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, was sich Großartiges hinter diesem großen Betonklotz verbirgt, hätte ich es nicht als wertvoll erkannt.

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weißer Meteorit, der vom Himmel fällt

Eine große Menschenschlange erregte unsere Aufmerksamkeit. Die Menschen standen an, um in „Livraria Lello“, einen der schönsten Buchläden Europas zu kommen. Es wird der Buchhandlung ein Zusammenhang zu Harry-Potter-Geschichten nachgesagt. Die Autorin der Bücher lebte eine Zeitlang in Porto und soll sich gerne in der Buchhandlung Lello aufgehalten haben. Ein Grund für Harry-Potter-Fans, sich in die Warteschlange zu stellen.

Vom 75 Meter hohen Glockenturm Torre dos Clerigos hat man einen tollen Ausblick auf Porto und Gaia. Gottseidank war nur der Anblick von außen in unserem Programm enthalten: 240 Treppenstufen wären mir doch recht viel geworden.

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Der Bahnhof Porto Sao Bento ist einer der schönsten Bahnhöfe der Welt. 20.000 Azulejos (blaue Kacheln) zieren die Wände und erzählen Geschichten aus alter Zeit. Ich konnte mich kaum satt sehen an den wunderschönen Bildern. Je länger man schaute, desto mehr Details konnte man erkennen. Die Erklärungen von Rachel zeigten uns viele Zusammenhänge auf.

Eine Stunde freie Zeit bekamen wir für den Besuch der berühmten Markthalle Mercado do Bolhao. Alleine die Architektur der Überdachung ist sehenswert. Es war schön, im eigenen Tempo an den Ständen vorbei zu schlendern und zu schauen, was es so alles gibt. Frische Fische, Austern, Oliven und vieles mehr ließen mir das Wasser im Munde zusammen laufen. Wir gönnten uns einen leckeren Expresso (das ist die portugiesische Schreibweise) und Pastel de Nata.        

Zum Mittagessen wurde uns ein Lieblingsgericht der Portuenser versprochen: Francesinha – die kleine Französin – ein Sandwich aus Kochschinken, Wurst und Steak mit geschmolzenem Käse übergossen.

Wir betraten durch einen von außen sehr unscheinbaren Eingang eine festlich geschmückte Halle. Wieder einmal ein spontaner Wow-Effekt. Die Tische waren festlich gedeckt und die Bewirtung begann zügig. Was soll ich sagen, meine Vorstellung war ein Sandwich mit etwas drauf. In der Realität waren die Sandwichscheiben sehr groß und was drauf war, war mein Fleischbedarf von mindestens einer Woche. Steak, Bratwurst, etwas Frikadellen-ähnliches, viel, viel Käse und dazu Tomatensoße. Irgendwie hat es mir geschmeckt. Es lag nur ziemlich lange und schwer im Bauch.

Bei herrlichem Wetter konnten wir ein wenig freie Zeit am Douro verbringen. Das bunte und gemütliche Treiben ließ uns in das portugiesische Lebensgefühl eintauchen. Um diese Jahreszeit waren noch nicht viele Touristen da. Ich mag es sehr, wenn mehr Einheimische als Touris da sind – obwohl ich ja auch eine Touristin bin *lach.

Unser Heimweg führte uns an der Küste entlang Richtung unser Hotel in Povoa de Varzim.

Einen kurzen Stopp machten wir am Castelo do Queijo, der Käseburg. Direkt auf den Felsen gebaut bildet sie eine kleine Anhöhe, von wo aus man schöne Ausblicke auf den Atlantik und das Terminal, an dem die Kreuzfahrtschiffe anlegen, hat. Ganz Mutige wagten sich sogar mit den Füßen ins Wasser.

Als hätten wir lange nichts mehr gegessen, stürzten wir uns im Hotel ans Büfett. Ich kann mich selbst nicht verstehen*lach, zu Hause hätte ich noch einen Joghurt gegessen und der hätte gereicht….

Am dritten Tag waren wir um 8.00 Uhr mit unseren gepackten Koffern am Bus, denn für die kommenden drei Nächte hatten wir ein Hotel in Galicien. Für die bevorstehende Zeitumstellung auf Sommerzeit in Deutschland eine gute Übung: in Portugal waren wir eine Stunde zurück gegenüber Deutschland, in Spanien hatten wir wieder die gleiche Zeit wie in Deutschland und am Rest unserer Reise wieder portugiesische Zeit. Der Blick auf die Uhr erforderte also höchste Konzentration *lach.

Nach gut eineinhalb Stunden Fahrtzeit durch den stark besiedelten Norden Portugals, erreichten wir die Grenze zu Spanien. Am Fluss Rio Minho liegt auf portugiesischer Seite die Stadt Valenca und auf der spanischen Seite die Stadt Tui.

Mit interessanten Geschichten über Portugal und Spanien gestaltete Raquel die Fahrt kurzweilig. So ist z. B. im Vergleich zu Portugal die finanzielle Situation in Spanien etwas höher angesiedelt: Durchschnittsbruttolohn liegt bei 1.822€ und der Mindestlohn bei 1.134€.

Über den Dichter Luis Vaz de Camoes erfuhren wir, dass er als Nationaldichter verehrt wird. Sein Todestag am 10. Juni wird als portugiesischer Nationalfeiertag hoch gehalten. Eine Büste von ihm steht in Porto. Ein bemerkenswertes Werk ist wohl ein Buch über die Geschichte Portugals in Versform.

Die Legende von Pedro und Ines erzählt von einer verbotenen Liebe zwischen dem Infanten D. Pedro und der Ines de Castro, der Begleitdame seiner Gattin D. Constanca Manuel. Die Geschichte handelt von Mord, Heimtücke, Rache, Macht und allem was zu einer Liebesgeschichte dazu gehört, wenn sie Jahrhunderte überleben soll. Sie hatte übrigens kein Happy End.

Auch das politische Spanien wurde uns näher gebracht. So unterteilt sich Spanien in 17 sogenannte autonome Gemeinschaften. Sie heißen Andalusien, Aragonien, Asturien, Balearen, Baskenland, Extremadura, Galicien, Kanarische Inseln, Kantabrien, Kastilien-La-Mancha, Kastilien, Katalonien, La Rioja, Madrid, Murcia, Navarra und Valencia. Davon abgesehen, dass ich viele der Namen noch nie gehört habe, beeindruckt mich diese Anzahl von politischen Bezirken. Jede Region hat einen besonderen Charakter. Wenn man die Bewohner der einzelnen Gebiete fragt, woher sie kommen, sagen sie selten, sie seien Spanier. In aller Regel nennen sie den Landstrich oder Regierungssitz – wie immer man das korrekt nennt.

Unsere Reise ging nach Galicien. Der Ursprung ist keltisch und Galicien hat eine Größe von 29.000 qkm. Es unterteilt sich in 4 Provinzen und die Hauptstadt ist Santiago de Compostela. Man nennt es auch das Land der 1.000 Flüsse. Viele Rias gibt es, das sind überflutete Flusstäler.

Wir fuhren an der Stadt Vigo vorbei, die einen großen Hafen hat und Fisch in alle Herren Länder exportiert. Peugeot und Citroen produzieren hier einige Autotypen. Das heißt, dieser Landstrich steht wirtschaftlich gut da.

In Portugal werden 60 kg Fisch/Kopf/Jahr verzehrt, in Spanien 46 kg/Kopf/Jahr. Es wird oft diskutiert, warum Fisch so hochpreisig ist. Raquel klärte uns auf, welche Kosten ein Fischer hat: Diesel für sein Boot, Netze die ca. alle 6 Monate ersetzt werden müssen, seine Mitarbeiter, die Verkäufer usw.

Unser erstes Tagesziel war der Ria Arousa und wir machten eine Bootsfahrt mit Besichtigung einer Miesmuschelproduktionsstätte. Ich esse gerne Muscheln, habe mir aber noch nie darüber Gedanken gemacht, wo oder wie diese wachsen. Deshalb fand ich die Einblicke in die Zucht mit den Erklärungen sehr interessant.

Ich versuche, in Kurzform ein wenig Wissen weiter zu geben: Die Muschelmännchen geben ihren Samen ins Wasser ab und die Weibchen ihre Eizellen. Da die Muscheln dicht beieinander leben, finden Samen und Eizellen zueinander, befruchten sich und entwickeln sich zu Larven. In den Zuchtstätten hängen an Flößen aus Holz viele Seile, die sich im Wasser bewegen und an denen heften sich die Larven an. Die Holzflöße sind mit Ketten am Meeresboden befestigt. Die Muscheln brauchen bis zu ihrer Ernte kein zusätzliches Futter, sondern ernähren sich vom Plankton im Wasser. An einem Meter Seil können bis zu 10 kg Muscheln wachsen. Bis zur marktfähigen Größe von 8 – 10 cm wachsen sie in 9 bis 15 Monaten heran. Normalerweise haben die die Muscheln keine Bodenberührung und sind vollkommen sandfrei. Etwa 20 % der Weltproduktion wird in Galicien erzeugt. 

Bei schönem Wetter ist so ein Ausflug auf dem Ria Arousa super. Die Kunst ist, es auch super zu finden, wenn das Wetter nicht so toll ist. Wir hatten ziemlich starken Wind und Helmut und viele andere Mitreisende entschieden sich gleich, die Tour im geschützten Innenbereich des Schiffes zu erleben. Wenn schon Schifffahrt, dann will ich draußen sein und den Wind spüren…

Wir sollten Muscheln zum Probieren bekommen und so saßen Hildegard, Karin und ich an einem Tisch und genossen die Reise. Eine Flasche Wein und Becher sowie eine große Schale mit frischen Muscheln wurden uns gereicht. Ich war hin und hergerissen zwischen Begeisterung und Vernunft. Morgens um 10 Uhr Wein zu trinken bin ich überhaupt nicht gewohnt. Ich habe die Begeisterung gewinnen lassen und ließ mir Muscheln und Wein schmecken. Frische Muscheln …. Ich kann das Wort nur auf der Zunge zergehen lassen, den Geschmack kann man nicht beschreiben.

Blöd war, dass zu dem starken Wind auch noch Regen kam. Ich hatte ein Regencape dabei und fand, dass man es damit auch gut aushalten kann *lach. Mit zunehmendem Regen verschwanden zunächst Hildegard und kurz danach auch Karin in die trockenen unteren Räume des Schiffes. Als ich mich umschaute, waren nur noch wenige Robuste an einem windgeschützten Unterstand. Ich gesellte mich dazu und wir hatten schöne Musik und unseren Spaß *lach.

Nach der wirklich feuchtfröhlichen Bootsfahrt hatten wir freie Zeit und waren ziemlich dringend der Meinung, dass wir etwas essen sollten um aus dem Kicher-Karussell wieder aussteigen zu können. Es war gar nicht so einfach etwas zu finden, denn wir waren noch sehr früh im Jahr und die meisten Lokale hatten zu. Wir fanden eine Eisdiele und mangels ausreichender Sprachkenntnisse auf beiden Seiten ließen wir uns überraschen, was wir bestellt hatten. Es kamen frisch gebackene Waffeln und das war ok.

Unsere Fahrt führte uns weiter zu der kleinen Insel Illa da Toxa, die über eine Brücke mit der Halbinsel O Grove verbunden ist. Durch eine kleine Geschichte, die uns Raquel erzählte, verstanden wir, wie vor langer Zeit die heilende Wirkung des Thermalschlammes und der Heilwasserquellen entdeckt wurde: Ein Pfarrer musste auf Reisen gehen. Er hatte einen alten, kranken Esel, den er auf der Insel zurück ließ und war sich sicher, dass dieser bei seiner Rückkehr gestorben sei. Bei seiner Rückkehr war der Esel jedoch wieder putzmunter und der Pfarrer glaubte, dass dieses nur von dem Schlamm, in dem der Esel sich gewälzt hatte, kommen konnte. Im Garten neben einer Kirche steht eine Skulptur des Esels und die Außenfassade der Kirche ist komplett mit Muscheln verkleidet. Ein sehr beindruckender Ort mit schöner Parkanlage und heute noch ein bekannter Heilkurort in Galicien.

Kein Reisebericht ohne Toilettenabenteuer: wir waren mit 2 Bussen auf der gleichen Route unterwegs. Die Abfahrtszeit der beiden Busse rückte näher und einige der Mitreisenden suchten eine Toilette. Wir fanden diese auch: 1 Toilette für ca. 100 Menschen… das dauert… Neben dem Toilettenhaus war ein Geschäft und wir kamen mit der Verkäuferin ins Gespräch… normalerweise sind hier 5 Toiletten offen, aber der Herr, der diese reinigt und bewacht, machte gerade Pause. Sie versuchte ihn telefonisch zu erreichen. Er kam dann auch, als fast alle fertig waren…. Gottseidank warteten unsere Busse.

Unser Hotel für die kommenden drei Nächte war in Santiago de Compostela. Nach einem ausgiebigen und leckeren Abendessen verzogen wir uns in unsere Zimmer um ausgeruht in den kommenden vierten Tag starten zu können.

Passend zum Sonntag stand Santiago de Compostela auf dem Programm. Nach nur 10-minütiger Fahrt vom Hotel ins Zentrum machten wir mit Raquel einen Rundgang. Ihre Erläuterungen erleichterten es, uns in der anschließenden Freizeit gut zurecht zu finden. Ausnahmsweise war kein gemeinsames Ende der freien Zeit angesetzt, sondern um 17 Uhr ein Treffpunkt am Bus und wer da war, konnte mit dem Bus nach Hause fahren. Es war auch kein Problem, zu Fuß ins Hotel zu gelangen. Auch eine Taxifahrt war möglich und nicht teuer. Also ein Tag mit freier Zeiteinteilung, ganz nach unserem Geschmack.

Das Ende des Rundganges mit Raquel war im Paradores de Santiago de Compostela, einer prunkvollen Herberge direkt an der Kathedrale, welches heute zu den Parador-Hotels gehört. Mit einer Auswahl an leckeren Kuchen und Kaffee genossen wir das edle Ambiente. So würde mir pilgern auch gefallen.

Gestärkt von den Leckereien schlenderten wir durch die Gassen und mussten uns sputen, um an der 12-Uhr-Messe teilzunehmen. Wir gehören nicht dem katholischen Glauben an, und alles war für uns hoch interessant. Katholische Mitreisende erklärten uns später, dass die Liturgie gleich wie zu Hause war. Uns gefiel die gelebte Spiritualität und fühlten uns sehr wohl. Wenn der Geist die Sprache nicht versteht, dann muss die Seele etwas mehr Stimmung aufnehmen.

Die Kirche war bis auf den letzten Platz belegt und ich konnte mir nicht vorstellen, wie das zur Hochsaison aussieht. Im Fernsehen sahen wir einmal, dass nach der Messe der Weihrauchkessel durch die Kirche geschwenkt wird…. das war bei dieser Messe leider nicht der Fall. Einige unserer Mitreisenden hatten sich auch darauf gefreut.

Nach der Messe besichtigten wir ausgiebig diese tolle Kirche mit ihrem ganz besonderen Spirit. Im vergangenen Jahr machten wir u. a. einen Besuch in Fatima. Im Vergleich zu Santiago de Compostela fanden wir in Fatima die Energie wesentlich schwerer. Santiago de Compostela fühlte sich für uns leichter an.

Santiago de Compostela ist die Hauptstadt von Galicien und hat etwa 100.000 Einwohner. Davon sind 28.000 Studenten. Jährlich kommen circa 3 Millionen Besucher. Viele kommen als Pilger auf den beiden bekanntesten Pilgerwegen. Der berühmteste ist der französische Pilgerweg mit 760 km Länge. Der portugiesische Weg ist nur 250 km lang und angenehmer zu gehen. Es gibt klare Regeln, über die man sich im Vorfeld informieren sollte, wenn man sich mit dem Gedanken trägt, den Jakobsweg gehen zu wollen. Raquel erzählte uns einige davon, die ich aber vergessen habe. Wenn ich denn den Weg gehe, informiere ich mich *lach.

Überall in der Gegend um Santiago de Compostela findet man das Zeichen der Muschel. Die Muschel hat mehrere Bedeutungen, eine davon gefällt mir besonders: sie symolisiert eine offene Hand, die gibt.  

Besondere Tiefe an diesem besonderen Ort gab uns ein Gespräch mit Heinz. Heinz verlor im Jahr 2022 seine Tochter im Alter von erst 43 Jahren. Um diesen Schicksalsschlag irgendwie zu verarbeiten, fuhr er alleine mit dem Fahrrad 2357 km von seinem Heimatort nach Santiago de Compostela. In der Kapelle des Heiligen Franziskus versteckte er eine kleine Muschel für seine Tochter. Unsere gemeinsame Reise machte er unter anderem, um seiner Frau vieles zu zeigen, was ihn auf seiner Reise und an diesem Ort prägte und um nach der versteckten Muschel zu schauen.

Wir begleiteten die Beiden gerne um mit ihnen diesen intensiven Moment zu erleben. Die Muschel war nicht mehr auffindbar. Das war zu erwarten. Trotzdem hatten wir den Eindruck, dass Heinz an diesem Ort sehr stark mit seiner Tochter verbunden war und ihm dieser Besuch gut tat.

Es setzte leider Regen ein und wir machten uns gemeinsam auf die Suche nach etwas Essbaren. Ein Schild, das Tapas versprach, erweckte unsere Aufmerksamkeit. Wir waren in einem Lokal gelandet, das von der üblichen Norm abwich, „100 Montaditos“ – falls es mal jemand sucht. Auf jedem Tisch lagen Zettel mit über 100 verschiedenen Gerichten. In englischer Sprache bekamen wir eine kleine Einweisung von einem Gast am Nebentisch: auf dem Zettel aussuchen, dann Zettel abgeben, dann warten bis der Name ausgerufen wird und dann genießen.

Wir wurstelten uns mit Handyübersetzer und nach dem Ausschlussverfahren durch und waren am Ende satt, ein bisschen stolz * lach – und lecker war es auch!

Wir bummelten noch ein wenig durch die Gassen dieser wirklich besonderen Stadt und ließen uns zum Abschluss nochmals in der Kathedrale nieder. Ein guter Ort um diesen intensiven Tag zu reflektieren.

Der fünfte Tag führte uns in den Norden Galiciens und war somit mit einigen Kilometern im Bus verbunden. Raquel verstand es wieder sehr gut, die Zeit im Bus interessant zu gestalten und uns einiges nahe zu bringen, über das wir uns noch nie Gedanken gemacht hatten.

Zum Beispiel die Geschichte Spaniens hat mich noch nie interessiert, aber wenn man so durch die Lande fährt und das eine und andere erzählt bekommt, finde ich es schön, Zusammenhänge zu sehen und zu verstehen. Geschichte zählte nie zu meinen Lieblingsfächern in der Schule. Mittlerweile bin ich in einem Alter, in dem ich selbst schon Geschichte erlebt habe und deshalb verstehe ich manche Zusammenhänge besser als früher. Besser spät als nie! Ich versuche mal wieder eine verständliche Kurzversion von hunderten von Jahren zu schreiben:

Griechen, Kelten, Iberer und Römer versuchten sich die Halbinsel zu Eigen zu machen. Eine Zeitlang hatten die Römer die Oberhand, dann wieder die Westgoten und danach auch muslimische Heere. Danach waren die Mauren an der Macht und danach gewannen die Christen. Wenn man das so Revue passieren lässt, kann man sich vorstellen, dass jede Kultur Spuren hinterlassen hat.

1492 entdeckte Kolumbus Amerika. Zu dieser Zeit wollte man aus Spanien heraus ein einheitliches katholisches Reich bilden. Das Land war auch hundert Jahre später noch in Kriege mit Frankreich, den Niederlanden, England und auch dem Reich der Osmanen verwickelt.

Um 1700 wütete ein Krieg in weiten Teilen Westeuropas. Napoleon eroberte Spanien und setzte seinen Bruder als König ein. Aus dem Untergrund wurde dies bekämpft. Napoleon verlor und Ferdinand VII. wurde als König von Spanien eingesetzt. Seine Tochter Isabella II. folgte ihm auf den Thron.

Nach der Revolution von 1868 entstand die spanische Republik. Die Unruhen blieben und die Kämpfe zwischen den katalonischen Anarchisten und der republikanischen Regierung führten 1936 bis 1939 zu einem Bürgerkrieg. Die Nationalisten unter Franco setzten sich durch.

Aus dem zweiten Weltkrieg hielten sich die Spanier heraus. Durch die Diktatur geriet das Land allerdings in eine politische und wirtschaftliche Isolation. Nachdem 1975 Franco verstarb konnte sich einiges verändern. Es entstand eine Monarchie unter Juan Carlos I., der dafür sorgte, dass es keine Diktatur mehr gab. Unter Ministerpräsidenten Adolfo Suarez wurden die nötigen Reformen eingeführt, die letztendlich zur Einführung einer Demokratie führten. Seit 1985 ist Spanien Mitglied der NATO und gehört seit 1986 zur Europäischen Gemeinschaft. Juan Carlos I. dankte im Jahr 2014 ab und sein Sohn Felipe VI. wurde Nachfolger.

Puh, das ist geballte Geschichte, die noch vieles mehr beinhaltet, ich weiß. Das würde den Rahmen dieses Reiseblogs allerdings sprengen. Wieviel Leid und Elend mag es gegeben haben – unfassbar! Wenn ich heute auf so manche Nachricht aus Spanien achte, dann verstehe ich mehr und hoffe, dass dieses von Kriegen gebeutelte Land Frieden behalten kann.

… so fährt man durch die Lande und merkt gar nicht, wie viele Kilometer man schon geschafft hat *lach.

Ein erstes Ziel an diesem fünften Tag war der Wasserfall Fervenza do Ezaro. Der Rio Xallas fällt ca. 30 Meter tief in den Atlantik in einer atemberaubend schönen Gegend. Über einen langen Holzsteg kann man ziemlich dicht an den Wasserfall kommen und wir konnten tolle Fotos machen. Die Realität kann ein Foto allerdings leider nicht einfangen. Der Wasserfall dient auch der Stromversorgung der Region.

Ans Ende der Welt wollte ich immer schon mal – ohne zu wissen, wo das war *lach. Kap Finisterre ist die Lösung. Es liegt etwa 60 km westlich von Santiago de Compostela. Pilger, für die Santiago de Compostela noch nicht das Endziel bedeutet, gehen bis hier her. Hier befindet sich der Nullpunkt des Pilgerweges.

Über viele Jahrhunderte glaubte man, dass hier die Welt endet und sich dahinter nur Abgrund und Wasser befindet. Der Ort wird auch „Tor zum Jenseits“ genannt und ich fand, er hat wirklich etwas Mystisches. Der steile Abhang, das wilde Meer lassen einen verstehen, warum diese Küste auch Todesküste genannt wird.

Hier werden auch Entenmuscheln geerntet. Eine höchst riskante Arbeit. Ein Kilogramm der Muscheln kostet etwa 200 €. Ich sah mal eine Dokumentation über die Ernte und mein Respekt wächst mit den Eindrücken vor Ort.

Der Öltanker „Prestige“ verunglückte 2002 vor dieser Küste und 64.000 Tonnen Schweröl flossen ins Meer. Man las davon in den Zeitungen…

Auf dem Weg nach A Coruna erfuhren wir wieder einige Vergleiche zwischen Spanien und Portugal. So dauert z. B. die Schulpflicht in Portugal 12 Jahre, von 6 bis 18 Jahren. In Spanien dauert sie nur 10 Jahre, von 6 bis 16 Jahre. In beiden Ländern ist es üblich, die Kinder ab 3 Jahren in einen Vorschule zu schicken. In Portugal lernen die Kleinen ab der 3. Klasse bereits Englisch. In Spanien lernen sie ab 6. Jahren die Sprache der Region in dem sie wohnen, also galizisch, baskisch etc. Englisch ist als Fremdsprache ebenfalls in der Grundschule angesagt.

Picasso lebte in jungen Jahren in A Coruna und erlebte viele prägende Momente in dieser Stadt. Auch seine Liebe zur Kunst hat hier ihre Wurzeln.

Der Künstler Salvadore Dali wollte übrigens Mitte der Siebziger mit John Lennon und 100 Hippies den Jakobsweg gehen und daraus einer Art Happening machen. Leider kam es nicht mehr dazu. Seine Schwester ist den Weg in seinem Gedenken gegangen.

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A Coruna Ist eine Hafenstadt auf einer Landzunge im Nordwesten Spaniens. Viele Häuser haben vorgebaute Glasbalkone, sog. Galerias. Das gibt der Stadt einen besonderen Charme und auch den Beinamen „Stadt aus Glas“. In A Coruna leben ca. 21.000 Studenten. Sie haben die Möglichkeit unter 20 verschiedenen Studienzweigen zu wählen. Bevorzugt wird Architektur gelehrt. Kein Wunder, wenn man sich die prächtigen Bauten der Stadt anschaut. Die mittelalterliche Altstadt ist ansprechend und wir freuten uns über freie Zeit. Den kleinen Hunger zwischendurch zu stillen war nicht einfach, da wir außerhalb der Mittagszeit waren und es noch früh im Jahr waren. Wir fanden mit Heinz und Brigitte eine nette Pizzeria und ließen uns die italienische Spezialität in Spanien schmecken.

Zur verabredeten Zeit fanden wir uns wieder am Bus ein, bis auf 2 Personen. Wir warteten und warteten – ca. 20 Minuten lang, dann kamen die Beiden ziemlich aufgelöst mit einem Taxi und entschuldigten sich sehr: sie hatten sich verlaufen…

Mir hat es wieder gezeigt, dass es durchaus Sinn macht, sich gleich am ersten Tag einer solchen Rundreise die Kontaktdaten, die immer bekannt gegeben werden, ins Handy zu speichern oder mitzunehmen. Wir hatten sie auch nicht dabei…. Buh-Rufe im Bus fand ich mehr als unpassend.

Eine kurze Fahrt führte uns zum Herkulesturm, einem römischen Leuchtturm mit Panoramablick auf die Küste in einer schönen, großzügigen Parkanlage. Wir sollten 1 Stunde Zeit bekommen, um uns auf eigene Faust umsehen zu können.

DER notorische Motzer im Bus (er wusste wirklich zu fast allem etwas – Negatives natürlich) beschwerte sich, was wir denn eine Stunde lang dort machen sollten… Gottseidank reagierte Raquel sehr souverän und ließ abstimmen. Alle anderen Mitreisenden wollten gerne diese eine Stunde haben und im Nachgang kann ich sagen, 2 Stunden hätten wir auch sehr gut dort verbringen können!!!

Im Park war ein Skulpturenpark angelegt und wir hätten durchrasen müssen, um einen Eindruck zu bekommen. So konzentrierten wir uns auf die herrliche Aussicht und den Turm. Er gilt als ältestes aktives Sichtzeichen der Seeschifffahrt und ist seit 2009 UNESCO-Welterbe.

Wie wir es schon öfter mitbekamen, ranken viele Geschichten um solche Orte. Eine davon ist, dass der Legende nach der Turm auf einem Felsen entstand auf dem Herkules und der Riese Geryon drei Tage und drei Nächte gekämpft haben sollen. Herkules gewann und aus Dankbarkeit wurde der Leuchtturm auf den Felsen gebaut.

Müde und voll von Eindrücken gingen wir gleich nach dem Abendessen schlafen. So viele Eindrücke müssen verdaut werden. Ich könnte unmöglich am Ende eines solchen Tages Reise-Blog schreiben. Ein paar Notizen und Fotos genügen allerdings, um zu Hause die Emotionen und Eindrücke wieder zu wecken und aufzuschreiben.

Am sechsten Tag packten wir morgens unsere Koffer und die Reise ging wieder Richtung Portugal.

Ein ganz besonderes Schmankerl war ein Stopp in Combarro. Ein super idyllisches kleines Dorf mit 1.600 Einwohnern, direkt am Meer. Wir schlenderten mit unserm Knopf im Ohr hindurch und lauschten den Erklärungen von Raquel. Kleine wunderschöne Gassen, Lokale direkt am Wasser und eine sehr entspannte Stimmung zogen uns ganz in ihren Bann.

Eine Besonderheit in diesem Landstrich sind die Getreidespeicher. Kleine Häuser stehen auf Stelzen und es werden heute noch Vorräte darin aufbewahrt. Der Aufbau der Häuser ist so gut durchdacht, dass keine Mäuse oder sonstiges Ungeziefer hinein kommen können, gute Durchlüftung dafür sorgt, dass nichts schlecht wird oder schimmelt und dazu sieht es wirklich sehr apart aus.

Wir freuten uns über die Informationen und darüber, dass uns Raquel auch auf Details aufmerksam machte. Als wir wieder im Bus waren, schaute ich sofort in meiner Wohnmobil-Stellplatz-App nach, ob es hier eine Möglichkeit zur Übernachtung gibt: es gibt *lach. Wenn uns einmal der Weg mit dem Wohnmobil in diese Gegend führt, will ich auf alle Fälle hier einige Zeit verbringen!!

Der Motzer fiel mir wieder unangenehm auf. Der Satz: „Wer glaubt denn sowas“, wenn man etwas erklärt bekommt was man nicht kennt, macht mich sprachlos. Solche Leute sollten nicht in Gruppenreisen unterwegs sein. Gottseidank saß er im Bus nicht so nah bei uns, dass ich alle dämlichen Kommentare hören musste *lach

Weiter ging die Fahrt Richtung Portugal. Schon auf dem Hinweg hörten wir einiges über die beiden Städte Tui (auf spanischer Seite) und Valenca (auf portugiesischer Seite) am Grenzfluss Minho. Zwei Brücken verbinden die beiden Städte: die Autobahnbrücke und eine 318 Meter lange Gitterträgerbrücke. Sie wurde 1885 erbaut und dient bis heute dem Straßen- und dem Eisenbahnverkehr.

Wir machten einen Halt in Valenca und staunten über die wunderschöne Altstadt, die unter Denkmalschutz steht. Der gesamte Ort ist von einer Festungsmauer umgeben. Wir hatten von dort einen herrlichen Blick zurück nach Galicien. Viele Spanier kommen nach Valenca zum Einkaufen, weil es preisgünstiger ist. Entsprechend sind die Souvenirläden ausgestattet. Wir hatten ausreichend Zeit, das Städtlein zu erkunden und sogar, einen portugiesischen Expresso in der Sonne zu genießen.

Beide Busse hatten eine ähnliche Abfahrtszeit ausgemacht und die Parksituation für Busse war auf diesem öffentlichen Parkplatz etwas schwierig. Deshalb war Pünktlichkeit angesagt, was auch gut klappte. Wenn natürlich ca. 100 Personen in 2 Busse einsteigen wollen, dauert das eine Weile.

Es näherte sich ein kleines Auto und fuhr langsam aber ständig auf unsere Gruppe zu. Der Ruf „Auto kommt“ ließ uns wohl zusammen rücken, aber irgendwann ging nicht mehr. Ich sah wie in Zeitlupe, wie der vordere Autoreifen auf die Sohlen (also hinten auf die Sohlen) von Karin´s Schuhen fuhr. Sie merkte, dass ihr das Auto zu nahe kam, wollte ausweichen, konnte aber die Füße nicht weg bewegen, da das Auto auf den Sohlen stand. Karin verlor den Halt, wollte sich instinktiv an jemandem festhalten, diese Frau stürzte mit ihr zu Boden und schubste noch eine Weitere mit. Puh, was für eine Aufregung.

Ich will den Spannungsbogen nicht weiter ausdehnen: es ist gottseidank nichts wirklich Schlimmes passiert. Was uns allen sehr leid tat war, dass die Letzte die umgeschubst wurde ausgerechnet eine unserer ältesten Mitreisenden war, die sich tapfer mit Gehwägelchen und Stöcken (je nach Bedarf) auf allen schwierigen Pfaden geschlagen hatte. Sie hatte eine Platzwunde am Kopf und war ziemlich unter Schock. Unter Schock standen die beiden anderen und die „Zuschauer“ ebenfalls. Die beiden Busfahrer und Reiseleiterinnen kümmerten sich hervorragend um alles. Unser Bus fuhr weiter, denn die Beteiligten waren aus dem anderen Bus. Es kamen noch Polizei und Krankenwagen, aber alle konnten die Reise fortsetzen.

Auf dem Weg nach Braga, was als nächstes Ziel für diesen Tag vorgesehen war, erzählte uns Raquel einiges über Religionen. Der Spruch: „In Braga betet man, in Coimbra studiert man, in Porto arbeitet man und in Lissabon amüsiert man sich“, sagt einiges über die „Qualität“ dieser Orte aus.

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Braga, eine weitläufige und quirlige Stadt

Man hat in Portugal für jede Lebenssituation, jedes Problem einen Heiligen: gegen Augenprobleme Luzia, gegen Bauchschmerzen Anna, gegen Kopfschmerzen Stefan, wenn die jungen Damen einen Traummann suchen Anthonius, wenn ältere Damen einen Traummann suchen Gonzalo, auf Reisen Ulrich von Augsburg, gegen Schlaflosigkeit Hubertus von Lüttich, und so weiter. Hier kann man für und gegen fast Alles einen passenden Heiligen finden.

Um das zu verstehen, muss man in die Geschichte von Staat und Kirche in Portugal einsteigen. Etwa 80 % der Portugiesen gehören dem römisch-katholischen Glauben an und ca. 14 % keiner Kirche. Wallfahrtsorte und die Schutzheiligen spielen eine wichtige Rolle im alltäglichen Leben. Bis ins Jahr 1911 waren Staat und Kirche eine Institution und schrieben die Art, wie Religion zu leben war, vor. Erst im Jahr 2001 wurde die Religionsfreiheit in der Verfassung verankert.

Die Zahlen in Spanien sind ähnlich wie in Portugal, mit 60 % Katholiken. Die Trennung von Staat und Kirche und die Einführung der Religionsfreiheit waren dort bereits im Jahr 1978.

Wenn ein großer Teil der Bevölkerung diese Religiosität lebt, dann fällt es dem Einzelnen bestimmt leichter, „mit dem Strom zu schwimmen“. Ich höre manchmal die Frage, warum sich fremde Religionen bei uns so breit machen können und stelle gerne die Gegenfrage, warum wir nicht unserer Christentum öffentlicher leben und bekennen…

Zurück zur Stadt Braga (ca. 190.000 Einwohner), eines der wichtigsten religiösen Zentren Portugals mit herausragenden religiösen Festen. Die Osterprozession, die nachts stattfindet, ist weit über die Grenzen hinaus bekannt. Die interessante Mischung aus Antik und Modern zieht einen rasch in den Bann. Seit 2017 hat Braga die UNESCO-Auszeichnung City of Media Arts. Über 30 Kirchen befinden sich in der Stadt. Die älteste Kathedrale Portugals, die Se de Braga und die bedeutende Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte möchte ich an dieser Stelle nennen.

Bekannt ist Braga unter anderem für seine filigrane Handarbeiten und den filigranen Schmuck. Auch dazu gibt es viele Geschichten. So tragen neugeborene Mädchen ab dem 4. Tag bereits Ohrringe und bekommen diese in aller Regel von der Patin. Witwen tragen tropfenförmige Ohrringe. In vielen Schaufenstern kann man die Kunst bewundern. Die Handwerkskunst der Glockengießerei ist ebenfalls in Braga zu Hause. Die Glocke von Notre Dame in Paris z. B. wurde hier gegossen.

Ein typisches Gebäck in Braga ist die Tibia de Braga und wir konnten diese Spezialität probieren. Ich vermute, dass es ein Brandteig, der mit Pudding gefüllt ist, war. Lecker war´s!!

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Mit der ältesten funktionstüchtigen Wasserballastbahn der Welt fuhren wir hinauf zur Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte. Einer unserer Mitreisenden hatte aufgrund Höhenangst Bedenken sich in die Bahn zu setzen. Raquel nahm sich seiner an und er fand es nach den 3 Minuten Fahrt dann gar nicht so schlimm wie befürchtet. Die Geräusche der Bahn konnten einem auch ohne Höhenangst Bange machen *lach. Übrigens hat ein Schüler von Herrn Eifel, dem Erbauer des Eifelturmes, diese Bahn im Jahr 1882 gebaut.

Über 116 Meter Höhenunterschied führen barocke Monumentaltreppen mit 581 Stufen hinauf zu diesem Wallfahrtsort. Eine sehr gepflegte Parkanlage und die beeindruckende Kirche ließen uns staunen und genießen. Bereits im 17. Jahrhundert wurde die Kirche errichtet und unter den verschiedenen Bischöfen und Herrschern erweitert und ausgebaut. Man hat einen herrlichen Blick über Braga. Wen wundert es, dass wir schon wieder einmal mitten in einem UNESCO-Kulturerbe standen.

Dieser Tag war wieder einmal prall gefüllt mit Erlebnissen, Eindrücken und Informationen. Redlich müde ließen wir den Abend ausklingen.

Der siebte Tag begann etwas früher, denn wir hatten einige Kilometer im Bus vor uns. Schon ab 6.30 Uhr gab es Frühstück und um 7.45 Uhr war Abfahrt mit dem Bus in Richtung Dourotal.

Der weltweit berühmte Portwein wird im Dourotal produziert. Schon im Jahr 1703 gab es einen Vertrag zwischen Portugal und England, in dem festgelegt wurde, dass Textilien gegen Portwein getauscht wurde.

Ein paar Jahre später, in 1756 veranlasste die Regierung die strenge Abgrenzung des Portweingebietes mit Namen Alto Douro. Wenn ich es richtig verstanden habe, darf nur Wein mit Trauben aus diesem Gebiet sich Portwein nennen. Es gibt roten und weißen Portwein und viele verschiedene Qualitätsstufen. Mehr zu dem Thema habe ich bereits letztes Jahr beschrieben und ist hier zu finden.

Als besondere und aktuelle Leckerei hat uns Raquel auf ein Getränk namens „Port Tonic“ hingewiesen: weißer Portwein mit Tonic und Minze. Leider habe ich es irgendwie nie probiert – ein Grund, dort nochmal hin zu fahren.

Der Douro entspringt in der spanischen Provinz Soria und mündet nach etwa 897 Kilometern bei Porto in den Atlantik. Viele Schleusen ermöglichen auf dem portugiesischen Teil des Douro auf ca. 213 km Länge die Schifffahrt. In Spanien gibt es keine Schleusen. Auf 112 km Länge bildet er die natürliche Grenze zwischen den beiden Ländern.

Der Nordosten Portugals ist dünn besiedelt mit 46 Einwohnern pro qkm. 9 Monate im Jahr sind Winter und 3 Monate im Jahr ist es super heiß mit 40 Grad. Die typische Lebensart sind solidarische Gemeinschaften. So hat z. B. einer einen großen Backofen und die anderen nutzen den mit. Jeder macht etwas für jeden mit allen Rechten und Pflichten. In solch karger Landschaft macht das Sinn.

Für kleine Winzer wird es wirtschaftlich schwierig zu überleben. Sie bekommen ca. 25 ct. pro Kilo Trauben für die Produktion von tafelwein und 1,20 € für die Produktion von Portwein. Davon können sie nicht leben. Deshalb verkaufen viele kleine Winzer ihre Weinberge und so entsteht Stück für Stück ein Monopol i. S. Portwein. Das Problem Erntehelfer zu finden kennen wir in Deutschland auch. Hier in Portugal helfen Menschen aus aller Welt bei der Traubenlese mit.

Die Douro-Boys sind ein Zusammenschluss von Winzern, die sich miteinander organisieren, in neue Technologien investieren und auf Messen die Vermarktung optimieren. Die Douro-Kids ist schon die nächste Generation, die diese aufgeschlossenen Wege beschreitet.

Übrigens trinkt man in Portugal 56 Liter Wein/Kopf und Jahr. Das kam mir ziemlich viel vor, bis ich es ausgerechnet hatte … 153 ml/Tag würde sogar ich schaffen *lach.

Im Dourotal dürfen die Weinberge normalerweise nicht bewässert werden. Nur wenn die Temperaturen zu hoch liegen darf mit Genehmigung eines Prüfinstitutes eine Ausnahme gemacht werden. Der Grund liegt nicht, wie ich annahm am Wassermangel, nein: wenn die Trauben gegossen werden, werden sie nicht so süß. Diese Süße ist für den Portwein sehr wichtig.

Sehr imposant anzusehen sind die Steilhänge, an denen der Wein angebaut wird. Oft sind die Hänge durch Mauern gestützt. An vielen Stellen sieht man Schilder, auf denen „Quinta“ steht. Quinta heißt Weingut.

Im Dourotal wachsen nicht nur Trauben, sondern auch Oliven, Kork, Mispel, Mandeln, Zitronen, Rosmarin usw.

Durch landschaftlich sehr interessante Gegenden führte uns der Weg nach Pinhao, von wo aus unsere zweistündige Schifffahrt auf dem Douro startete. Es war schon sehr beeindruckend diese herrliche Landschaft zu genießen. Das Wetter war schön und wir bekamen eine Kostprobe des leckeren Portweines. Ich kann von mir sagen, dass ich rundherum zufrieden war. *lach

Zum Mittagessen fuhren wir nach Favaios auf die Quinta Da Avessada. Dieses Weingut ist auf viel Besuch mit vielen Bussen eingestellt. Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl als Massentourist abgefertigt zu werden. Alles war super und liebevoll organisiert.

Die Quinta liegt etwa 600 Meter über dem Meeresspiegel und dort wird der Muskatellerwein angebaut. Wir wurden mit Akkordeon-Musik begrüßt, vermutlich um uns gleich ein wenig in Stimmung zu versetzen. Ein Gläschen Muskatellerwein tat das Seine für die gute Stimmung. Das Essen war traditionelle Kost und jeder Gang wurde mit einer netten Geschichte im Vorfeld angekündigt. Mir hat es geschmeckt und gefallen. Den liebevoll gestalteten Garten konnten wir nach dem Essen noch eine Weile genießen bevor wir gegen 16 Uhr die Fahrt ins Hotel antraten.

Raquel brachte uns wieder ein paar Geschichten nahe, der volle Bauch und der Alkohol ließen den Großteil der Businsassen allerdings in einen Döse-Zustand verfallen. Mit einem freundlichen „Kuckuck liebe Gäste“ weckte sie uns sanft kurz vor dem Hotel wieder auf.

Der achte Tag war der Abreisetag. Unser Transfer zum Flughafen war für 13 Uhr angesetzt und so hatten wir ausreichend Zeit, gemütlich zu frühstücken und früher Abreisenden nachzuwinken. Ein letzter portugiesischer Expresso in einem typisch portugiesischen Café und ein kleiner Spaziergang am Strand machten diesen Tag rund.

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Wir lernten auf dieser Reise wieder super nette Menschen kennen und nehmen viele beeindruckende Bilder und Geschichten mit. Ein Dank an Raquel, die ihre Begeisterung für Geschichte und die Liebe zu ihrem Land sehr ansprechend vermittelte. … und für´s Korrektur lesen ein Extradank!!

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2023.03._Rundreise durch Portugal mit vielen Highlights

Wir waren schon oft in Portugal und die Lebensart gefällt uns. Eigentlich wissen wir aber über Kultur, Geschichte und viele interessante Themen sehr wenig. So kam uns eine Rundreise gerade recht, die genau die Punkte abdeckte, die uns interessierten. Terminlich entschieden wir uns für die erste mögliche Reise Anfang März. Die Erwartungen an das Wetter waren realistisch: etwas wärmer als zu Hause und wenn wir Glück haben, schon ein paar Sonnenstunden. Nach dieser Reise erhöhen sich auch zu Hause die Chancen auf angenehmere Temperaturen und dann lockt das Wohnmobil…

Am ersten Tag war wieder frühes Aufstehen angesagt, um den Flughafen in Frankfurt rechtzeitig zu erreichen. Koffer packen und diese frühe Anreise sind für mich schon ziemlich nervig… ohne geht es halt nicht – und es ist Klagen auf hohem Niveau *lach.

Flug, Abholung vom Flughafen durch den Reiseveranstalter und Fahrt zum Hotel nach Ericeira klappten wie am Schnürchen. Das Hotel liegt direkt am Meer, ist schon etwas in die Jahre gekommen, hat aber einen ganz besonderen Charme. Wir kamen uns vor wie die Träumer: im eigenen Bett aufgewacht und einige Stunden später das Meer mit seinen Wellen und sogar schon einigen Windsurfern zu bestaunen. Wir erkundeten das überschaubare Städtlein auf eigene Faust und spätestens als wir einen Espresso mit einem Pastel de Nata in der Sonne genossen, fiel alle Reiseanspannung von uns ab und die portugiesische Lebensart erreichte unsere Herzen.

Abends erhielten wir von der Reiseleitung einige Informationen über unsere Reise und nach dem vorzüglichen und vielfältigen Abendessen vom Büfett freuten wir uns noch mehr auf die vor uns liegenden Tage.

Am zweiten Tag fuhr der Bus um 8.15 Uhr vom Hotel ab nach Lissabon. Wir fanden das eine zivile Zeit (wir hatten andere Vergleiche – siehe Skandinavien-Reise). Um diese Uhrzeit war, wie fast überall auf der Welt, relativ viel Berufsverkehr. Lissabon hat ca. 500.000 Einwohner, in der Metropolregion leben etwa 2.800.000 Menschen. Die Straßen sind gut ausgebaut.

Unsere Reiseleiterin Teresa nutze die Zeit, um uns viel Interessantes über die Region zu erzählen. Im Herzen Lissabons, dem Praca de Dom Pedro IV, begann unser Stadtspaziergang. Der Platz ist von schönen Gebäuden umgeben und hat eine entspannte und doch quirlige Atmosphäre. Besonders gefiel mir das wellenförmig verlegte Mosaik auf dem Boden. Da noch nicht sehr viele Touristen unterwegs waren, konnte man dieses Kunstwerk uneingeschränkt genießen.

Eine Kaffeepause machten wir in einem der vielen Cafés und natürlich durfte ein Pastel de Nata nicht fehlen. Man konnte bei der Herstellung zuschauen – dann schmeckt es mir nochmal so gut *lach.

Ich finde eigentlich gar nicht die richtigen Worte, um das Gefühl in dieser tollen Stadt zu beschreiben: quirlig, beschaulich, alt, neu… Mit großen Augen marschierten wir hinter Teresa her – unseren Knopf im Ohr um ihren Erzählungen zu lauschen und immer ihren orangenen Schirm im Blick, damit wir sie ja nicht aus den Augen verloren.

Der Unterschied zwischen dem auffälligen ALT und NEU führt zurück zu dem schlimmen Erdbeben zusammen mit einem Großbrand und Tsunami am 1. November 1755. Es zählt zu einer der verheerendsten Naturkatastrophen europäischer Geschichte mit unzählbar vielen Todesopfern. Bis an die Algarve hinunter blieb fast kein Stein auf dem anderen. Nur die Oberstadt und ein alter, maurischer Stadtteil Lissabons (Alfama), blieben fast völlig verschont. Die Altstadt Alfama liegt zwischen dem Castelo S. Jorge und dem Flussufer des Tejo und Touristen lieben es heute noch durch die romantischen, engen Gassen zu schlendern.

Mit diesem Wissen schaut man noch ehrfürchtiger auf die Stadt und das ganze Land und lernt zu verstehen, warum viele alte Gebäude so gehegt und gepflegt werden und auch Ruinen Anziehungspunkte für geschichtsinteressierte Menschen sind.

Die Besichtigung der Catedral Sé Patriarcal aus dem 12. Jahrhundert war sehr interessant. Beeindruckende Fliesenbilder machten die Geschichte lebendig. Wir waren froh, so früh im Jahr hier zu sein, denn es bedurfte wenig Fantasie, sich diesen Platz im Sommer vorzustellen, wenn viele Menschen Urlaub machen.

Teresa wies uns eindringlich auf „Taschendiebe“ hin und darauf, unsere Taschen und Rucksäcke vor dem Körper zu tragen. Trotzdem wurden tatsächlich bei zwei Mitreisenden die Rucksäcke geöffnet. Gottseidank ohne Schaden, da wir gegenseitig aufeinander aufpassten und sich keine Wertsachen in den Rucksäcken befanden. Wir waren trotzdem ein wenig schockiert, wie schnell und unbemerkt das geht. Teresa erklärte uns, dass arme Menschen aus vielen verschiedenen Ländern sich solche Orte, an denen viele Menschen aufeinander treffen, aussuchen um sich widerrechtlich zu bereichern. Man kennt das ja auch aus anderen Ländern. Also immer, wenn es eng wurde, war die Aufforderung Taschen und Wertsachen vor dem Körper zu tragen.

Nach der „offiziellen“ Führung hatten wir ca. 2 Stunden Zeit für individuelle Mittagspause und/oder Besichtigungen auf eigene Faust. Wir wollten unbedingt mit der ältesten Standseilbahn, der Ascensor do Lavra fahren. Gegen eine kleine Gebühr kann man die Strecke von 182 Metern mit einer Höhendifferenz von 43 Metern zurücklegen. In jeder Dokumentation über Lissabon kann man sie sehen und mich freut es: ich bin damit gefahren und es hat mir sehr gefallen *lach. Aus Zeitgründen sind wir hoch und hinunter gefahren. Man kann auch nur eine Richtung buchen und dann in der Oberstadt spazieren gehen. Wir haben es vorgezogen, zu Fuß durch verwinkelte Gassen die Oberstadt zu erreichen und die vielen kleinen Lokale und Geschäfte zu bewundern.

In der Oberstadt hielten wir uns Richtung Elevador de Santa Justa, ein 45 m hoher, kunstvoll gestalteter Aufzug der die Ober- mit der Unterstadt verbindet und im Jahr 1902 gebaut wurde. Man hat einen herrlichen Ausblick auf Lissabon und den Tejo. Da wir bei einem früheren Besuch Lissabons bereits mit dem Aufzug gefahren waren, zogen wir es vor, zu Fuß Richtung Treffpunkt zu gehen und unterwegs eine Pasteis de Bacalhau – eine portugiesiche Stockfisch-Pastete auf die Hand mitzunehmen. Stockfisch und Kartoffelpüree als Nocken geformt in Öl ausgebacken – sie schmecken uns warm und kalt.

Die Besichtigung des Hieronymus-Klosters auf Portugiesisch: „Mosteiro dos Jeronimos“, seit 1982 UNESCO-Weltkulturerbe hat uns super gefallen. Das Kloster ist nicht mehr als solches aktiv, aber man kann die Spiritualität immer noch spüren. Kunstvolle Architektur, Fliesen die Geschichten erzählen, eine beeindruckende Kirche – ein Besuch lohnt sich und man kann verstehen, warum es selbst um diese frühe Jahreszeit schon Wartezeiten beim Einlass gibt.

Wenige Minuten Busfahrt brachten uns zum Torre de Sao Vicente im Stadtteil Belem. Der Turm wurde zur gleichen Zeit erbaut wie das Hieronymus-Kloster, stand aber zum Zeitpunkt seiner Erbauung mitten in der Tejo-Mündung. Heute liegt er am Ufer des Tejo.

Ein Espresso am Wasser, gemütliches Gemurmel einiger Touristen, aus der Ferne der Klang einer Geige … ein schönes Plätzchen zum Entspannen.

Ein weiterer Stopp am Seefahrerdenkmal rundete den Tag ab. Der 52 Meter hohe Bau wurde 1960, 500 Jahre nach dem Tod von Heinrich dem Seefahrer zu dessen Ehre und zu Ehren vieler Seefahrer, die Portugal den Handel mit Europa ermöglichten, errichtet. Sehenswert ist auch das große Windrosen-Mosaik auf dem Boden vor dem Denkmal. Es zeigt unter anderem eine Weltkarte, auf der die Orte und Routen portugiesischer Seereisen und Entdeckungsrouten zu sehen sind.

Voller Eindrücke freuten wir uns auf die relativ frühe Heimkehr ins Hotel und überlegten, ob wir uns eine Runde Sauna vor dem Abendessen gönnen sollten. Zeit genug war – theoretisch – denn beim Durchzählen vor der Abfahrt fehlte ein Mitreisender. Teresa telefonierte mit allen möglichen Stellen, wir fuhren zwischen den verschiedenen Treffpunkten hin und her – vielleicht hatte er ja etwas missverstanden. Irgendwann tauchte er auf. Mit einem fröhlichen „Tschuldigung“ war für ihn die Sache abgehakt. Leider habe ich Kommentare aufgeschnappt, die in die Richtung „die Gruppe solle sich nicht so anstellen“ gingen. Solche Menschen eignen sich wirklich nicht für eine Reise in einer Reisegruppe!!

Nach einem wieder sehr vorzüglichen Abendessen (leider ohne vorherigen Saunagang) verzogen wir uns auf die Zimmer um früh schlafen zu gehen.

Die Geschichte Portugals begegnete uns immer wieder und ich muss gestehen, dass ich mir nicht merken konnte, wann welcher König welche Kirche oder welches Kloster erbaut hat und deshalb ein Denkmal bekam. Während der Erzählungen von Teresa war es sehr interessant, aber die Fülle der Informationen war letztendlich zu einem Brei in meiner Erinnerung geworden. Da ich den Anspruch an mich habe, dem Leser auch ein wenig dieser Informationen weiter zu geben, bediente ich mich des Internets und will an dieser Stelle in einfacher Kurzform die Geschichte darstellen.

  • Portugal wurde im 12. Jahrhundert als unabhängiges Königreich gegründet.
  • Im 15. Jahrhundert führte Portugal unter der Führung von Heinrich dem Seefahrer zahlreiche Entdeckungsreisen durch, die zur Entdeckung neuer Gebiete und zur Gründung von Kolonien in Übersee führten.
  • Im 16. Jahrhundert wurde Portugal eine bedeutende Seemacht und kontrollierte ein weltweites Imperium, das von Brasilien bis nach Indien und China reichte.
  • In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchlief Portugal eine turbulente Phase mit politischen Unruhen, Diktatur und Revolutionen. Nach1974 verlor Portugal den Rest seiner Kolonien.
  • Seit dem Ende der Diktatur in den 1970er Jahren hat sich Portugal zu einer stabilen Demokratie und einer aufstrebenden Wirtschaft entwickelt.
  • Heute ist Portugal ein Mitglied der Europäischen Union mit interessanter Kultur und Geschichte.

Portugal hatte im Laufe seiner Geschichte viele Könige. Hier sind einige der bekanntesten Könige und ihre wichtigsten Leistungen:

  • König Dom Afonso Henriques: Er war Portugals erster König und gründete das Königreich Portugal im Jahr 1139. Er führte auch erfolgreiche Kämpfe gegen die Mauren, die damals in Portugal lebten.
  • König Dom João II.: Er war ein mächtiger König, der im 15. Jahrhundert regierte. Er förderte die Entdeckungsreisen und die Gründung von Kolonien in Übersee (zu dieser Zeit spricht man allerdings noch nicht von Kolonien…). Er war auch dafür bekannt, dass er seine Feinde schnell und unerbittlich bestrafte.
  • König Dom Manuel I.: Er regierte im 16. Jahrhundert und war während seiner Amtszeit ein großer Unterstützer der Entdeckungsreisen. Unter seiner Herrschaft wurde der berühmte Seefahrer Vasco da Gama zum ersten Europäer, der von Europa nach Indien segelte.
  • König Dom João V.: Er war ein mächtiger König im 18. Jahrhundert und regierte während einer Zeit des Wohlstands und der kulturellen Blüte in Portugal. Er förderte den Bau von prächtigen Palästen, Klöstern und Kirchen und unterstützte auch die Künste.
  • König Dom Pedro IV.: Nach der französischen Invasion Anfang des 19. Jahrhunderts und als sein Vater, König Portugals zurück kehrte, kämpfte er für die Unabhängigkeit Brasiliens und wurde Brasiliens 1. Kaiser. Nach dem Tod des Vaters in Portugal wurde er König Pedro IV. Als Liberaler und nach seinem Sieg über die Absolutisten gab er den Thron Portugals an seine Tochter Maria. Sie wurde Königin Maria II.

Am dritten Tag fuhren wir wieder durch den Berufsverkehr Richtung Lissabon, allerdings dieses Mal über die Vasco da Gama-Brücke, die mit 17,2 km eine der längsten Brücken Europas ist. Den Blick auf die Brücke bzw. zurück auf Lissabon fand ich sehr eindrücklich. Es war gerade Ebbe und wir konnten die Sandbänke erkennen. Bestimmt ist Schifffahrt auf dem Tejo nicht ganz einfach.

Der erste Halt war in Azeitao in einer kleinen Keramikmanufaktur. Auf sehr anschaulicher Weise zeigte uns der Inhaber die verschiedenen Arbeitsgänge, die nötig sind, bis eine kunstvolle Fliese entsteht. Über mehrere Trocknungsvorgänge schrumpft das Naturprodukt kontrolliert auf die gewünschte Größe. Die typischen Azulejos, was etwa „kleiner polierter Stein“ bedeutet, sind in Blautönen gehalten. Manches Mal sieht man auch gelbe oder grüne Bestandteile und kann Rückschlüsse auf das Jahrhundert der Herstellung schließen: blau-weiß-gelb = 17. Jahrhundert, blau-weiß = Anfang 18. Jahrhundert. Ein Highlight war natürlich, dass wir selbst Azulejos bemalen durften. Es gab verschiedene Motive zur Auswahl und wir bekamen eine ausführliche Anleitung – übrigens schon im Vorfeld im Bus von Teresa, somit waren wir bestens vorbereitet. Meine künstlerische Begabung liegt jetzt nicht wirklich im Malen. Trotzdem freue ich mich an meiner Fliese und verbinde eine sehr schöne Erinnerung damit. Fertig gebrannt bekamen wir sie am letzten Tag unserer Reise überreicht.

Der lt. Programm geplante Besuch bei der Cristo-Rei-Statue konnte leider nicht stattfinden. Wegen Bauarbeiten ist sie derzeit nicht erreichbar. Als Ersatz machten wir einen schönen Ausflug nach Cascais, einer Küstenstadt westlich von Lissabon. Cascais ist bekannt für seine schönen Strände und den Jachthafen. Mehrere bekannte Kirchen und Paläste mit wunderschönen Azulejos geben dem Ort ein schönes Flair. Wir genossen eine ausgedehnte Mittagspause mit Zeit zum Bummeln durch die Gassen.

Über die Strandstraße fuhren wir weiter nach Sintra, einem kleinen Städtlein in den Bergen. Größter Anziehungspunkt ist der Königspalast Palácio National de Sintra. Prächtige Holzdecken und wunderschöne Wandverkleidungen mit den Azulejos ließen uns den Reichtum der damaligen Zeit erahnen. Die Kegelschornsteine der großen Küche fallen schon von weitem auf.

Beim Besuch des Palastes fiel mir auf, dass wir doch einige Personen mit Handicap, sprich mit einem oder 2 Stöcken/Gehhilfen in der Gruppe hatten. Die Begehung des Palastes war mit sehr vielen Treppen, unebenen Stufen und Wegen verbunden. Nie hatte ich den Eindruck, dass jemand Rücksicht eingefordert hat. Ich ziehe meinen Hut vor so viel Mut und Disziplin!

Müde und zufrieden kamen wir am frühen Abend ins Hotel nach Ericeira zurück und genossen noch einige Augenblicke die herrliche Brandung – nur mit Augen und Ohren– damit keine Missverständnisse aufkommen *lach. Das Hotel liegt direkt am Meer und man kann sich der grandiosen Naturgewalt nur schwer entziehen. Nach dem Abendessen bereiteten wir unsere Koffer für die Weiterfahrt am nächsten Morgen vor und sanken müde in die Kissen.

Der vierte Tag begann ein wenig früher. Schon um 7.15 Uhr sollten wir unser Gepäck zum Bus bringen, damit wir pünktlich um 7.30 Uhr abfahren konnten. Auf der Fahrt zu unserem ersten Stopp in Nazare hörten wir von Teresa viel über Könige, ihre Kinder und die danach benannten Schlösser und Klöster. Es war sehr interessant zu hören – für mich allerdings nicht zu behalten. Ich habe Probleme, im näheren persönlichen Umfeld verwandtschaftliche Bande zu verstehen.

Vieles behalten kann ich allerdings, wenn es um das Thema Essen geht. So haben verschiedene Klöster ihre Geheimrezepturen zu bestimmten Backwaren. Deshalb gibt es in vielen Städten leckere Gebäcke, die es nur dort gibt. Wir wurden von Teresa darauf aufmerksam gemacht und konnten vieles probieren. Ich muss nicht betonen, dass ich alle, die ich versuchen konnte, sehr lecker fand!

Auch der soziale Aspekt des Klosterlebens hat mich beeindruckt. So konnten sich z. B. Witwen in Klöstern einkaufen und dort in Ruhe ihren Lebensabend verbringen. Zu Kriegszeiten nahmen Klöster Mädchen auf, um sie vor den Kriegsgeschehen zu schützen.

So manche Geschichte über Orte und ihre Namen wurde uns von Teresa nahe gebracht und machten die Fahrt kurzweilig.

In Nazare machten wir Pause und ließen die Landschaft auf uns wirken: ein wunderschöner, weitläufiger Sandstrand der auf einer Seite von einer über 100 Meter hohen Landzunge begrenzt wird. Die meisten Einwohner leben mittlerweile in der Strandregion. Früher war das unklug, denn der Atlantik barg viele Gefahren – nicht nur riesige Wellen, sondern auch Piraten, die leichten Zugang zur Bevölkerung gehabt hätten. Deshalb lebte man früher auf der Anhöhe. Wenn die Stürme und Wetter das Meer heute aufwühlen, verbarrikadieren die Einwohner ihre Häuser mit Brettern. Durch die Möglichkeiten der Technik kann man schon früh gefährliche Wetter erkennen. Nazare zählt zu einer sehr beliebten Urlaubsregion – auch für die Portugiesen. Die Anhöhe ist mit der Strandregion durch eine Bahn verbunden und die Strandpromenade lädt ein zu bummeln und zu genießen.

Auf der einen Seite bedrohliche Naturgewalt und auf der anderen Seite zieht genau diese Situation viele Surfer aus aller Welt an. Zwischen November und Februar gibt es die höchsten Wellen und zieht die Big Wave Surfer*innen von überall nach Nazare. Mit fast 30 Metern wurde die größte Monsterwelle gemessen. Im Februar finden die Weltmeisterschaften statt. Ich habe mir im Internet ein paar Videos angeschaut und bin im Nachgang noch sehr froh, dass sich während unseres Besuches das Meer friedlich präsentierte. Unter Stichwort: „Nazare, Monsterwellen“ kannst du es bei Google anschauen.

Der nächste Halt war in Alcobaca, wo wir das Kloster Mosteiro de Alcobaca besuchten, welches seit 1989 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Es handelt sich um ein ehemaliges Zisterzienserkloster und gehört zu den größten, ältesten und berühmtesten Klöstern des Landes. Gefühlt mitten in der Stadt liegend prägt es diese sehr. Über 250.000 Besucher pro Jahr zeugen von der magischen Anziehungskraft. Eine Klosterbäckerei präsentierte die dortigen Spezialitäten, die so kunstvoll aussahen, dass man sie nur mit Ehrfurcht essen konnte.

Weiter ging es nach Coimbra, einer Universitätsstadt mit besonderem Flair. Rund 30.000 Studenten stillen hier ihren Wissensdurst. Die verschiedenen Studiengänge erkennt man an der Farbe der Kleidung. Die Besichtigung der Universität war ausgiebig möglich, da am Samstag keine Vorlesungen stattfanden. Die Atmosphäre von viel Geschichte und viel Wissen ließ uns ehrfurchtvoll durch die Gänge schreiten. Da die Universität in der Oberstadt liegt, hatten wir einen herrlichen Blick über die Stadt bis ins Umland hinein.

Am Rande bekamen wir einen Brauch mit, bei dem die ersten Semester eine Aufnahmeprüfung bestehen sollten. Wenn ich es richtig interpretiere, sollten die jungen Burschen in Unterhosen eine öffentliche Treppe hinunter gehen – eigentlich ziemlich harmlos und es sah aus, als hätten sie viel Spaß miteinander. Wenn man im Internet recherchiert, ist diese Universität dafür bekannt, viele studentische Traditionen zu pflegen.

In der Mittagspause schlenderten wir durch die Fußgängerzone Coimbra´s. Eine Mitreisende hatte leckeren Frischkäse entdeckt und den ließen wir uns mit einem Brötchen auf einer Parkbank schmecken. So hatten wir etwas mehr Zeit, die Stadt auf uns wirken zu lassen und natürlich die dortigen süßen Leckereien zu probieren.

Ganz anders geartet war unser nächstes Ziel. Aveiro liegt an einer Lagune mit Kanälen, die man mit farbenfrohen Booten befahren kann. Früher wurden diese zur Seetang-Ernte genutzt. Man nennt Aveiro auch das Venedig Portugals. Heute ist Salzgewinnung ein Standbein der Wirtschaft. Schöne Fliesenbilder an den Häusern erzählen Geschichten von früheren Zeiten. Eine süße Köstlichkeit ist hier ein mit einer Eigelbcreme gefülltes Blätterteigtörtchen. Die Eigelbcreme wird mit Wasser und Zucker gekocht. Super lecker und sehr hübsch anzusehen. Die Tradition stammt aus alter Klosterzeit und erfreut heute noch die Sinne. Die übrig gebliebenen Eiweiße wurden zum Stärken beim Bügeln benötigt – vermutlich war es umgekehrt, dass die Eigelbe übrig blieben und verwendet wurden.

Die nächsten beiden Nächte verbrachten wir in einem Hotel in Porto, ein Hochhaus mit 19 Stockwerken. Als wir uns für das Abendessen frisch machten, ertönte ein Feueralarmsignal. Aus vielen Türen schauten Hotelgäste auf den Flur heraus. Aus unserer Reisegruppe waren mehrere Zimmer in diesem Stockwerk belegt. Wir beratschlagten, was klugerweise zu tun ist, denn die Aufzüge funktionierten nicht mehr und telefonisch konnte man die Rezeption nicht erreichen. Wir waren in der 6. Etage untergebracht und entschieden uns, über den Notausgang nach unten zu gehen. Also schnappten wir uns Papiere, Handy und Jacke und liefen hinunter. Dort bekamen wir die Auskunft, dass eine Störung im Wellnessbereich den Feueralarm ausgelöst hätte und bereits alles wieder in Ordnung sei. Hoch konnten wir dann mit dem Aufzug fahren. Ich fand es eine interessante Erfahrung, denn so mancher Gast ließ sich von dem Alarm nicht irritieren. Beim Abendessen am 2. Abend in diesem Hotel war die gleiche Situation wieder. Wir waren allerdings schon beim Essen und ließen uns von der Gelassenheit des Personals anstecken. Wenn es einmal einen echten Notfall gibt, dann bricht Panik aus – weil mancher es aussitzt bis zum Schluss…

Am fünften Tag, einem Sonntag war es möglich, sich aus dem Vormittagsprogramm der Reisegruppe auszuklinken. Diese Möglichkeit nahmen wir gerne wahr. Gegen Mittag machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Leider war das Wetter an diesem Tag ziemlich nass und ungemütlich. Trotzdem hatten wir schöne Einblicke in das sonntägliche Porto als wir durch die schmalen Gassen Richtung Hafen gingen.

Am Nachmittag sollte eine Schifffahrt auf dem Duoro stattfinden. Darauf freute ich mich sehr, hatte aufgrund des Wetters aber gemischte Gefühle. Ich mache es kurz: wir waren froh, als die Fahrt vorbei war *lach. Gegen den Regen waren wir durch eine Plane geschützt, gegen den Wind schützten wir uns mit unseren Regenschirmen. Meinen Schirm habe ich übrigens in Porto am Hafen gekauft *lach – eine Erinnerung. Gottseidank waren wir eine kleine Gruppe, die viel Spaß hatte und die Situation mit Humor meisterte. Wenn ich heute daran zurück denke, sehe ich uns noch auf der Bank sitzen, offene Schirme so sortieren, dass uns wenig Wind erwischt und lachen.

Von den 6 berühmten Brücken und der herrlichen Landschaft links und rechts des Flusses haben wir nicht viel gesehen und es hat uns in diesem Moment auch nicht wirklich interessiert. Es muss ja Gründe geben, nochmal nach Porto zu fahren…

Passend zum Wetter hatten wir zum Abschluss der Douro-Schifffahrt einen Termin in einer Portweinkellerei mit Verkostung. Dort konnten wir uns wieder aufwärmen – innerlich und äußerlich.

Über Portwein und seine Herstellung hatte uns Teresa schon einiges erzählt. Vor Ort Einblick zu bekommen war sehr interessant. Ganz einfach zusammen gefasst ist Portwein ein Weinverschnitt aus jungen und älteren Weinen und hat 19-21 % Alkohol. Die Lagerung hat großen Einfluss auf den Geschmack. In 20.000-Liter-Fässern hat der Wein wenig Kontakt mit dem Holz, der Geschmack ist neutral und die Farbe rubinrot. In 600-Liter-Fässern, wird der Geschmack des Holzes intensiver und die Farbe wird bernsteinfarbig. Seit etwa dem 17. Jahrhundert wird Portwein hergestellt, indem nach Lese und Pressung der Gärprozess mit 80 %igem Brandwein unterbrochen wird. Dadurch bleibt der Zucker im Wein. Die Süße des Endproduktes kann mit der Länge der Gärung gesteuert werden. Ein Portwein-Institut macht Qualitätskontrollen und dokumentiert diese mit Stempeln auf der Flasche. Die beste Qualität ist „vintage“. Dieser Wein hat 10-12 Jahre Lagerung hinter sich. Es empfiehlt sich, diesen zu dekantieren, da sich Satz bildet. Wenn eine Flasche Portwein vintage geöffnet wird, sollte sie innerhalb 24 / 48 Stunden getrunken werden, da der Wein sonst oxidiert. Er eignet sich deshalb für besondere Anlässe. Der Portwein für „normale Gelegenheiten“ ist der LBV = LateBottleVintage.

Der sechsteTag begann regnerisch. Im Bus erzählte uns Teresa viel Interessantes über Portugal, die gesellschaftlichen Strukturen und Sozialabgaben. Das Durchschnitts-Einkommen liegt bei ca. 700 €/Monat. Darüber kann sich jeder selbst seine Gedanken machen. Wir waren in Geschäften und in der Gastronomie und die Preise sind etwas günstiger als bei uns – allerdings bei weitem nicht in diesem Verhältnis…

Als wir an unserem ersten Ziel, in Batalha ankamen, war es wieder trocken und wir konnten das berühmte Dominikaner-Kloster Mosteiro de Santa Maria da Vitoria innen und außen bewundern. Das Kloster ist UNESCO-Weltkulturerbe und wurde im 14. Jahrhundert aufgrund eines Gelübdes zum Dank für den Sieg Portugals über Kastilien errichtet. Über viele Jahrhunderte wurde daran gebaut und es ist bis heute nicht fertig. Was nicht fertig sein soll, hat sich meinem Auge allerdings verschlossen.

06.03.2023 Batalha Kloster
Dominikaner-Kloster Mosteiro de Santa Maria da Vitoria

Fatima war unsere nächste Station. Wir hatten genügend Zeit, diese wichtigste Pilgerstätte Portugals auf uns wirken zu lassen. Der große Platz vor der Kirche war gottseidank nicht so sehr mit Menschen gefüllt, wie man das manches Mal schon auf Fotos gesehen hat. Die Frage, ob wir Menschen gesehen haben, die auf Knien die letzten Meter zur Kirche gerutscht sind, wurde uns schon öfters gestellt: Nein, haben wir nicht gesehen. Wir konnten eine große Spiritualität wahrnehmen und waren beeindruckt wie auch junge Gläubige sehr andächtig waren. Es fällt mir schwer, diese spirituellen Momente in Worte zu fassen, was mir wieder einmal bestätigt: man kann viel lesen und erzählt bekommen – was man selbst erlebt ist etwas anderes. In der Ortschaft Fatima holt einen der touristische Kommerz schnell wieder ein. Madonnenfiguren in allen Farben und Formen werden zum Verkauf angeboten. Das sind bestimmt für die Käufer kostbare Erinnerungen an ihre Pilgertour.

Unser Weg führte uns in der Mitte des Landes vom Norden so langsam Richtung Süden. Sehr verblüfft war ich als ich an den Ufern des Tejo Reisfelder sah. Die hätte ich in Portugal wirklich nicht erwartet. Im Landesinneren sind im Sommer um die 40 Grad. Trotzdem lohnt sich in unmittelbarer Nähe zum Tejo der Anbau.

Das oberflächliche Laienauge sieht auf der Fahrt durch Portugal manches Mal Viadukte in der Nähe von historischen Städten. Teresa klärte uns auf: das sind Wasserleitungen, sogenannte Aqädukte. König Joao V. legte 1799 fest, dass Wasserleitungen auch kunstvolle Bauwerke sein könnten. Zum Teil kann man sie besichtigen.

Wasserleitungen
Äquadukt

Des Öfteren waren auch Störche die Hingucker. Auf Überlandstrom-masten oder auf Baumplantagen waren oft viele Nester zu sehen. Wir erfuhren, dass ältere Störche nicht mehr den Weg nach Afrika auf sich nehmen und in Portugal bleiben. Die Jungen fliegen noch dort hin. Wenn sie zurückkommen, müssen sie sich ein eigenes Nest bauen. Störche leben übrigens monogam.

Auf den Besuch in einer Korkeichenfabrik in Azaruja, in der Nähe von Evola freute ich mich schon im Vorfeld sehr und wurde nicht enttäuscht. Mein Staunen über dieses kostbare Naturprodukt ist noch größer geworden. Eine Korkeiche muss 25 Jahre lang wachsen. Dann wird sie zum ersten Mal geschält mit einer ganz bestimmten Technik und sehr vorsichtig, denn wenn man den Baum verletzt, stirbt er. Nach diesen ersten 25 Jahren wird der Baum alle 9 Jahre geschält. Wenn man durch die Lande fährt, sieht man große weiße Zahlen auf den Bäumen. Diese sagen aus, wann der Baum das letzte Mal geschält wurde. Eine 2 steht z. B. für 2022. Die Schälung darf nur von Mai bis August durchgeführt werden. Danach kann der Baum durch die Hitze Schaden nehmen. Der geschälte Kork wird 1 Stunde lang bei über 100 Grad gekocht um Bakterien zu eliminieren. Dann wird er nach Qualität sortiert. Nach 21 Tagen findet der gleiche Prozess von Kochen und Sortieren nochmal statt. Es wird alles verwendet. Minderwertige Ware wird zu Granulat verarbeitet und dämmt gut gegen Feuchtigkeit, Lärm und Temperatur. Im zur Korkeichenfabrik angeschlossenen Geschäft konnten wir bewundern, was man alles aus Kork machen kann.

Die Früchte der Korkeiche sind übrigens normale Eicheln. In Portugal macht man daraus u. a. Eichelmehl für Brot. Eicheln werden auch an bestimmte Schweinerassen verfüttert.

Wenn ich diesen langwierigen Prozess der Korkherstellung betrachte, dann blutet mir noch mehr das Herz, wenn ich im Sommer brennende Berghänge in Portugal sehe. Die Natur hat es so eingerichtet, dass der Baum über die Wurzeln immer wieder austreibt.

Weitere Baumbestände sind Pinienbäume. Mit ihren tiefen Wurzeln verfestigen sie den Sandboden. Pinienkerne dürfen übrigens nur Dezember bis März gesammelt werden, damit sich die Bäume gut entwickeln können. Bei dieser Fahrt, aber auch schon früher fand ich die Pinienwälder immer sehr einladend. Im Sommer im Schatten von Pinienbäumen ein Picknick zu machen stelle ich mir sehr schön vor.

Seit geraumer Zeit vermehren sich auch Eukalyptusbäume in Portugal. Diese wachsen in Monokultur und ihre Samen überleben auch bei Waldbränden ohne Probleme. Sie sind schneller in ihrem Wachstum als andere Pflanzen. Es gibt Stimmen, die behaupten, dass die Industrie mehr Vorteile im Anbau von Eukalyptus sieht, als im Anbau der traditionellen Bepflanzung mit Korkeiche und Pinien. 

Unser Hotel in Evora bot wieder alles, was das Herz begehrte und so konnten wir die Eindrücke des Tages verarbeiten und uns auf die Weiterreise vorbereiten.

Der siebte Tag begann mit mystischem Nebel in Evora, der uns anfangs auf unserem Stadtspaziergang begleitete. Mir hat diese Stimmung gefallen und sie passte auch gut zu den historischen Gebäuden, die wir betrachteten, wie den römischen Tempel von Evora. Die mittelalterliche Kathedrale von Evora ist eines der wichtigsten Denkmäler der Stadt. Mit herrlichem Innenhof und einem gotischen Kreuzgang bleibt sie in meiner Erinnerung. Die Sonne zeigte sich zum Abschied von Evora und so konnten wir fröhlich weiter zu unserem nächsten Ziel fahren.

Ab und zu hörten wir die eine und andere Stimme, die so langsam von Kirchen und Klöster satt waren. Jo, irgendwie konnte ich es verstehen und trotzdem ist jede Geschichte wieder anders und interessant. Außerdem sollte man das Programm für die Reise anschauen – genau so hatten wir es gebucht.

Gebucht hatten wir auch einen Besuch in einer Olivenölmanufaktur. Auf dem Weg dorthin sahen wir große Plantagen mit blühenden Mandelbäumen. Seit etwa 4 Jahren werden Mandelbäume angebaut, sind also ganz neu in Mode. Die Bäume blühen erst und dann kommen die Blätter – das wusste ich auch nicht. In der Pfalz in Deutschland blühen die Mandelbäume erst im Mai, an der Algarve sogar schon im Januar.

Viele Landgüter haben eine Olivenmanufaktur und gleichzeitig auch eine Weinmanufaktur. So können die Mitarbeiter das ganze Jahr beschäftigt werden.

6-7 kg Oliven ergeben etwa einen Liter Olivenöl. Nicht filtriertes Olivenöl ist intensiv grün und hat ca. 0,2 % Säure. Oliven werden von November bis Januar gelesen. Grüne Oliven sind nicht reif. Reife Oliven sind schwarz und schmecken bitter, würde man sie direkt vom Baum essen wollen. Deshalb werden sie in Wasser und Salz eingelegt.

Geerntet wird traditionell indem man Tücher unter die Bäume legt und den Baum schüttelt oder die Äste schlägt. Die herunter gefallenen Oliven können so sauber gelesen werden.

Wenn man in größerem Stil Oliven anbaut, pflanzt man die Bäume enger zusammen. Ähnlich wie im Weinanbau kann man dann die Oliven mit Maschinen ernten, indem man mit einem kleinen Traktor durch die Reihen fährt und die Oliven ansaugen lässt. Wenn die Olive keinen Kontakt mit dem Boden hat, wird eine Verunreinigung durch Erde vermieden, was eine bessere Qualität zur Folge hat. Die Oliven werden gewaschen, die Blätter entfernt und kommen dann in eine Mühle. 14.000 kg Oliven kann die Mühle in einer Stunde verarbeiten. Das Öl fließt während dieses Vorgangs schon ab und die erste Pressung ist fertig. Übrig bleiben das Fleisch und die Kerne. Diese bilden eine Paste, die in lauwarmen Wasserbad bewegt wird. Es entsteht die kalte Pressung, die in großen Stahlbehältern aufbewahrt wird.

Die restliche Paste – ohne die kleinen Kerne, die werden herausgesiebt – wird an Firmen verkauft, die sie weiter verarbeiten. Zwei bis dreimal kann noch Olivenöl herausgeholt werden, das in seiner Qualität aber nicht mehr gut ist. Als Seife, Creme, Futter, Dünger findet bis zum Schluss alles seine Verwendung. Die Kerne werden für die Heizung benutzt.

Tipps für die Aufbewahrung von Olivenöl gab’s vom Chef persönlich: im Kühlschrank flockt gutes Olivenöl aus. In Glasflaschen verändert es seine Farbe, wird gelb und schmeckt schnell ranzig. Also nicht in den Kühlschrank geben und darauf achten, dass die Flaschen aus dunklem Glas sind.

Auf einem Rundgang durch den Garten sahen wir einen Erdbeerbaum. In Portugal wird daraus Schnaps (Medronho) und Likör gemacht. Auch mit dem Verzehr der Früchte sollte man vorsichtig sein, denn sie gären im Magen und man kann davon betrunken werden.

Auch einen Pfefferbaum sahen wir. Interessant, die Pfefferkörner am Baum zu sehen. Wenn man ein Blatt reibt, riecht es wie schwarzer Pfeffer.

Die Verkostung von Olivenöl, Wein und Mandeln war sehr ansprechend gestaltet und wir fuhren fast wie Freunde vom Hofgut weiter.

Gegen 16 Uhr kamen wir an der Algarve in Lagos an und nutzen die Zeit bis zum Abendessen trotz leichtem, aber warmen Regen für einen schönen Strandspaziergang.

07.03.2023 Lagos im Regen

Das Hotel liegt direkt am Strand und ließ wieder keinen Wunsch offen. Ein Teil der Reisegruppe hatte eine Verlängerungswoche gebucht und wir freuten uns mit ihnen, dass sie es so schön hatten und auch die Wetteraussichten perfekt waren.

Bevor es an´s Abschied nehmen ging, verbrachten wir am achten Tag noch ein paar schöne Stunden miteinander. In Sao Goncalo de Lagos bewunderten wir die herrliche Aussicht an einem Aussichtpunkt und konnten einen vorsichtigen Blick auf die unter uns liegenden Grotten werfen. Einige Teilnehmer nutzten die Gelegenheit und gönnten sich am Nachmittag eine Grottenfahrt. Wir erlebten diese schon vor ein paar Jahren und schwärmen immer noch.

08.03.2023 Postkartenmotiv
Postkartenidylle

Wir fuhren an den südwestlichsten Punkt Europas, nach Sagres. Die wilde Natur, die sich den Naturgewalten stellen muss, beeindruckt mich bei jedem Besuch. Die Festung liegt 60/70 Meter über dem Meer und wurde von englischen Piraten zerstört. Die kleine Capela de Nossa Senhora da Graça (Gnaden Kapelle) blieb unversehrt. Der Altar hat wunderschöne Fliesen.

Übrigens war trotz starkem Wind, wie er an dieser Stelle der Welt wohl normal ist, die Temperatur so, dass Kurzarm angesagt war – so schnell kann das gehen *lach.

Die Reise ging weiter zum Cabo de Sao Vicente und wir sahen den lichtstärksten Leuchtturm des europäischen Festlands.

08.03.2023 Sao Vincent Leuchtturm

Auf dem Rückweg machten wir noch eine kleine Stadtführung in Lagos und bekamen von Teresa Informationen über das eine und andere Denkmal sowie Instruktionen, über Busverbindungen, öffentliche Toiletten, und einige praktische Hinweise, die besonders für die Teilnehmer, die eine Verlängerungswoche gebucht hatten, hilfreich waren.

Unser neunter und letzter Tag war wieder ein wenig verregnet. Die Fahrt Richtung Lissabon bzw. Ericeira unterbrachen wir in Monchique zu einem Spaziergang in strömendem Regen. Ich gehörte eigentlich zu der Fraktion, die im Bus bleiben wollte, bin dann aber doch kurzfristig in die Regenjacke gesprungen und habe den Spaziergang mitgemacht. Gottseidank, denn es war richtig interessant und schön. Aus dem Monchique-Gebirge kommen Heilwässer, die in ganz Portugal verkauft werden. Man kann dort auch in Thermalwasser baden. Wir sahen Johannesbrotbäume, Mispelbäume, riesige Flächen mit Kapuzinerkresse, Cistrosen, einen stattlichen Gummibaum und vieles mehr.

09.03.2023 Regenspaziergang Caldes
Es war trotzdem schön!!

Der nächste Stopp in Silves verlief trocken und wir konnten entspannt die Festung besuchen und unsere Mittagspause genießen – mit „draußen essen“ *lach. Wir waren schon öfters in Silves und hatten deshalb nicht den Anspruch vieles anzuschauen.

Am späten Nachmittag kamen wir wieder in Ericeira, unserem ersten Hotel der Rundreise an. Diesmal hatten wir ein Zimmer mit Balkon und Meerblick und wir konnten uns nicht an der Brandung satt sehen. Das Meer hatte sich zum Abschied nochmal richtig ins Zeug gelegt *freu.

Am Morgen der Heimreise klappte auch alles wie am Schnürchen, wir wurden zu ziviler Zeit am Hotel abgeholt. Am Flughafen Lissabon wartete ein netter junger Mann und brachte uns zu unseren Gates. Im Nachgang bekam ich mit, dass bei einem Teil den Teilnehmer der Verlängerungswoche Probleme mit Streiks am Flughafen in Deutschland auftraten und der Reiseveranstalter deshalb kurzerhand den Urlaub um einen Tag verlängerte, damit die Urlauber ohne widrige Umstände nach Hause kamen.

Mein persönliches Fazit ist, dass mir das Inland von Portugal sehr viel mehr gefällt als die Algarve. Ich bin nicht der Mensch, der gerne stundenlang am Strand liegt und ich finde die hübschen kleinen und größeren Städtchen, die wir besuchten sehr ansprechend. Mit dem Wohnmobil hätten wir mehr Zeit …. * lach

Ein herzlicher Dank geht an Teresa, die uns mit viel Begeisterung für Geschichte und Geschichten immer wieder gut unterhielt und informierte und auf alle Belange der Gruppe und Einzelner einging, soweit es möglich war.

Ein herzlicher Gruß geht auch an unsere Mitreisenden. Jeder konnte seinen Urlaub individuell gestalten. Erst an den letzten beiden Tagen sind wir alle – so meine Beobachtung – ein wenig „aufgetaut“ und haben uns ausgetauscht.

Sehr interessant fand ich die Möglichkeit, Einblick zu bekommen, wie es sein kann, wenn man ein halbes Doppelzimmer bucht – bei den einen sehr positiv und bei anderen sehr negativ. Ich habe des Öfteren schon die Angebote gelesen und mich gefragt, wie so etwas abläuft. Mit gutem Willen und Rücksichtnahme von beiden Seiten kann das offensichtlich gut funktionieren.

Als abschließenden Kommentar kann ich diese Reise uneingeschränkt weiterempfehlen!

Die nächste Reise steht in den Startlöchern. Als nächstes wollen wir wieder mit dem Wohnmobil schöne Erfahrungen an Orten machen, die wir noch nicht kennen… wir sind gespannt und du kannst es auch sein *lach