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2019.03. Irland

2019 im März

Unser erster großer Schritt aus der normalen Urlaubswelt war eine Reise nach Irland.

Ich wehrte mich bis dato vehement gegen sog. „Rudel-Reisen“. Wollte ich doch gerne individuell ein Land erkunden und Landschaften und Leute kennen lernen. Mein holder Gatte fand in einem Prospekt eine Rundreise/Pauschalreise durch Irland und war total begeistert. Nach anfänglichem Knurren und Zögern gab ich nach und wir buchten – und – ich muss es ehrlich gestehen – ich freute mich auch drauf!

Über Irland wussten wir nicht viel. Der Begriff „die grüne Insel“ und die Aussage, dass es dort viel regnet war eigentlich alles…

Der Flug verlief problemlos und am Flughafen Dublin wurden wir von unserem Reiseleiter Peter in Empfang genommen. Es wirkt schon abenteuerlich, wenn man noch nie am Linksverkehr teilgenommen hat. Wir waren selbst als Fußgänger hoch konzentriert. In Deutschland lehrt man schon den Kindern wenn sie die Straße überqueren: „schau links, schau rechts“. Bei Linksverkehr heißt das genau umgekehrt.

Was wir nicht wussten war, dass der 17.03. – unser Ankunftstag – in Irland Nationalfeiertag ist, nämlich Saint Patricks Day.

Was wir auch nicht wussten war, dass dieser Tag sehr gefeiert wird.

Und was wir auch nicht wussten war, wie die Iren feiern.

Für alle, die das auch nicht wissen hier eine kleine Beschreibung. Die Iren feiern den Namenstag des Nationalheiligen und Schutzpatrons der Grünen Insel. Die alles bestimmende Farbe ist grün. Die Kleidung, Hüte, Deko – egal was einem da einfällt ist grün. Die Farbe Grün hat in diesem Fall Symbolcharakter.

Da ich auch gerne feiere, lies ich mich gerne von der fröhlichen Stimmung anstecken und wir staunten über alles Fremde und darüber, was es so alles gibt, obwohl es gar nicht weit weg von zu Hause ist. Straßenumzüge fanden statt, vergleichbar mit Fastnachtsumzügen bei uns – nur eben in grün.

Ganz erschlagen von den vielen Eindrücken gingen wir abends ins Bett. An Schlaf war allerdings nicht zu denken, denn in Irland wird Saint Patricks Day gefeiert!!! Offensichtlich wird das auch sehr laut und sehr lange getan. Am anderen Morgen beim Frühstück saßen glückliche, grün bekleidete Iren schon oder noch im Frühstücksraum und sangen fröhliche Lieder. Wir bewunderten dieses Durchhaltevermögen.

Ein Ausflug führte uns in das verschlafene Lisdoonvarna. Wir kamen in einem sehr ursprünglichen Hotel unter. Im ersten Moment überlegte ich, ob das ein Museum war. Ach du liebe Güte – das war wirklich das Hotel… Aus unserer Reisegruppe waren ein paar Teilnehmer ganz entzückt, dass wir so original irisch nächtigen durften. Ich wollte mich nicht als Kulturbanause outen. 2 Nächte blieben wir dort. Sehr viel Plüsch, alte Bilder, schräge Treppen, vollgestopfte Räume usw. waren für mich erst auf den zweiten Blick sehr liebenswert! Ein Abend im Pub mit irischer Folklore, Ale, dem irischen Bier und Paddy, einem regionalen Whiskey rundete diese schöne Reise in die Vergangenheit ab.

Paddy Irish Whiskey 2

Lisdoonvarna hat außer ein paar kleinen Hotels, einem Pub und einem kleinen Geschäft eigentlich nichts. Nur einmal im Jahr, im September ist dort der Bär los: das Matchmaking Festival = ein Heiratsvermittlungs-Festival. Das ist ein aus einer Viehversteigerung herausgewachsener Heiratsmarkt, der Europaweit bekannt ist. 10.000 bis 15.000 bindungswillige Menschen treffen sich dort, feiern und schauen, ob sich vielleicht doch der Partner fürs Leben findet. Lisdoonvarna hat übrigens auch ein eigenes Lied, das uns vom Reiseleiter im Bus vorgespielt wurde und sich als extremer Ohrwurm einnistete.

Für den nächsten Tag konnte ein zusätzlicher Ausflug nach Kylemore Abbey gebucht werden. Da das nächste Hotel sehr abgelegen war, fuhren wir mit. Insgesamt 6 Stunden Busfahrt fanden wir im Nachhinein ganz schön lang. Kylemore Abbey wurde gerade umgebaut und wir konnten dort nur ein wenig im Park spazieren gehen.

Kylemore Abbey
Kylemore-Abbey

Sehr schön und beeindruckend war die Landschaft der Region Connemara durch die wir fuhren: weites Land mit sanften Hügeln und nach jeder Kurve sah es komplett anders aus. Das hat uns mit dem Tagesausflug versöhnt.

Einblicke in die Städte Limerick, Tralee, Burren Center, Killaney mit Muckross House, Cork und Killkenny sowie natürlich der Ring of Kerry verteilten sich auf die letzten Tage in Irland. Alles sind sehr ursprüngliche und interessante Orts- und Landschaften, die einen ganz besonderen Charme haben.

Der befürchtete irische Regen hat uns nicht gestört. Man stellt sich einfach kurz unter und schon ist der Schauer wieder vorbei. Am Anfang kramten wir rasch unsere Regenjacken aus dem Rucksack und als wir sie an hatten, brauchten wir sie nicht mehr.

Auch kulinarisch waren wir sehr angetan. Die irische Küche ist bodenständig und lecker. Das typische Frühstück mit Bacon, Rührei, gebratener Blut- und/oder Leberwurst, weißen Bohnen und Schweinswürstchen fanden wir gewöhnungsbedürftig aber es gab ja genügend Alternativen. Wir bekamen vom Reiseleiter wertvolle Tipps, wo lecker und typisch irisch gegessen werden konnte und waren immer hoch zufrieden.

Meine Bedenken in Sachen „Rudel-Reisen“ waren absolut unbegründet. Jeder hatte den Freiraum, den er brauchte und die Gespräche untereinander waren inspirierend und interessant. Auch die „Geborgenheit“ innerhalb einer Gruppe sollte nicht unterschätzt werden. Wenn wir z. B. einen Spaziergang in einem der idyllischen Städtchen machten und Gruppenteilnehmer trafen, konnten wir uns gegenseitig schöne Tipps geben und die Möglichkeiten vor Ort besser ausschöpfen.

In mir steht der Wunsch, Irland einmal mit dem Wohnmobil zu bereisen und die phantastische Natur zu genießen. Das kommt im Rahmen einer Pauschalreise ein wenig zu kurz. Man bekommt allerdings durch den Reiseleiter sehr viele Informationen über Land und Leute. Das müsste man sich als Individualreisender alles anlesen, wenn es einen interessiert.