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2019.06. Warum in die Ferne schweifen

Kennt ihr auch den Widerspruch in euch? Man ist noch kaputt von der letzten Tour und hat so viele Eindrücke zu verarbeiten, aber man will trotzdem wieder mit dem Wohnmobil los … Genau so erging es uns und wir beschlossen, ein wenig in der Umgebung zu bleiben und das Nützliche mit dem Entspannten zu verbinden oder besser gesagt, das Entspannte mit dem Nützlichen.

Die Himmelsrichtung gab die Südwesse in Villingen-Schwenningen vor, auf der wir uns für ein Projekt in unserer Wohnung umschauen wollten. Ja, eine Wohnung gibt es auch und auch sie braucht ab und zu etwas Pflege und Optimierung.

Gemütlich treiben lassen, das war unser Plan. Auf dem Stellplatz in Haigerloch machten wir für einen Tag Station.

Haigerloch
Vorbildlich beschriftet für Wohnmobilisten zur Orientierung.
Danke Haigerloch!

Der Stellplatz liegt in der Nähe einer Schule und auf einem Erkundungsspaziergang entdeckten wir Tischtennisplatten auf dem Schulhof. Es waren Ferien und wir störten niemanden. Flugs holten wir unsere Tischtennisschläger im Womo und tobten uns an der Tischtennisplatte aus. Wir sind keine Tischtennisprofis, spielen aber sehr gerne, sobald sich Gelegenheiten bieten.

Abends saßen wir noch eine Weile vor dem Wohnmobil und kamen mit unseren Nachbarn ins Gespräch. Ihr Wohnmobil war sehr betagt und die beiden Insassen ebenfalls. Sie hatten schon die halbe Welt bereist und erzählten gerne davon – in breitestem Schwäbisch und sehr laut, da der Chef am Steuer nicht mehr so gut hörte. Auf unsere Frage nach Fremdsprachen und Verständigungsmöglichkeiten lernten wir, dass man die halbe Welt bereisen kann, wenn man nur Schwäbisch spricht. Man zeige mit dem Finger auf etwas was man möchte, was zu bezahlen ist, stünde auf dem Display an der Kasse – mehr braucht es nicht! Alle Achtung! Dieser Mut fehlt uns.

Der nächste Stopp war auf dem Stellplatz in Mössingen.

Moessingen
Manche Städte wissen wie es geht.
Auch hier: Danke Mössingen für die Info´s.

Mit dem Fahrrad erkundeten wir das Städtchen, gönnten uns ein Eis und verbrachten wieder einen entspannten Abend vor dem Wohnmobil. Da es recht warm war, wollten wir endlich einmal unsere Außendusche ausprobieren. Auf dem Stellplatz hatten wir einen Randplatz, außerdem war der Platz nicht sehr voll und es drängte sich nahezu auf, draußen, hinter dem Womo zu duschen. Wir versuchten eine Weile einen Sichtschutz zu basteln mit offenen Türen von Garage und Gasflaschenfach und Handtüchern. Irgendwann gaben wir es auf: es kam sowieso niemand hier vorbei. Wie Gott uns schuf brausten wir uns ab und fanden, dass wir mit dem Kauf der Außendusche eine gute Entscheidung getroffen hatten.

Schreck lass nach: wir waren gerade in unsere Handtücher gewickelt, als 2 halbwüchsige Mädels einen Trampelpfad direkt hinter dem Wohnmobil entlang gingen. Den Trampelpfad konnten wir vorher nicht sehen … wären die Mädels sehr wenige Minuten früher hier entlang gekommen, hätten wir erheblich Ärger bekommen können. Puh – Glück gehabt.

Wenn man schon in der Gegend ist, sollte man unbedingt einen Abstecher zu Ritter Sport in Waldenbuch machen wurde uns erzählt. Stimmt!! Man erfährt viel über Kakao und Schokolade, kann nach Anmeldung seine eigene Schokolade kreieren und im Shop natürlich gnadenlos zuschlagen *lach. Auch für und mit Kindern ein unvergessliches Erlebnis und sehr empfehlenswert.

Ritter Sport
Herz, was begehrst du?

Da uns der Stellplatz in der Nähe von Waldenbuch nicht gefiel, fragten wir nach, ob wir auf dem Parkplatz von Ritter Sport die Nacht verbringen dürften. Cool: wir durften! Offensichtlich war die Security-Mannschaft eingeweiht und wir haben vermutlich noch niemals so gut bewacht geschlafen. Bei jeder Runde um das Gebäude war unser Womo mit im Blick. Ich hoffe, dass jetzt nicht jeden Tag dort Wohnmobile nächtigen möchten und sich auf diesen Beitrag beziehen *lach.

Am kommenden Tag besuchten wir wie geplant die Südwest Messe in Villingen-Schwenningen und konnten unser Wissen zu dem Vorhaben zu Hause erweitern. Unsere platten Füße ließen wir abends auf dem Stellplatz Herrenberg ausruhen. Das ist ein neuer und sehr schöner Stellplatz in der Nähe der Autobahn. Nach unserer Meinung zeigt hier die Stadt Herrenberg positiv, wie es gehen kann mit den Stellplätzen. Einziger, für uns erkennbarer Nachteil ist, dass nachts öfters Martinshorn zu hören ist, da ein Krankenhaus in der Nähe liegt. Aber damit können wir umgehen.

Ein paar Termine zu Hause ließen uns eine kurze Womo-Pause einlegen aber dann ging es gleich wieder weiter. Die Bundesgartenschau in Heilbronn lockte und wieder wollten wir ohne Stress und gemütlich unser Ziel erreichen. Zu Hause hatte ich auf der Stellplatz-App von Promobil „Stellplatz-Radar“ einen Platz in Mühlacker herausgesucht. Zur Abendessenszeit kamen wir dort an, fühlten uns aber nicht wohl. Manches Mal hat man ein Gefühl und kann es nicht erklären…

Wir fuhren deshalb weiter nach Bietigheim-Bissingen und fanden auf dem riesigen Stellplatz einen Platz. Schöner war der Stellplatz in Mühlacker schon, das muss man ehrlich sagen, aber wie geschrieben – das Gefühl sagte etwas anderes, warum auch immer… Der Stellplatz in Bietigheim ist eigentlich nur ein großer Parkplatz mit einem markierten Teil für Wohnmobile. Ver- und Entsorgung ist möglich und nachts ist es erstaunlich ruhig, trotz der belebten Straße, die daran vorbei führt.

Die Altstadt von Bietigheim-Bissingen ist fußläufig zu erreichen und sehr sehenswert. Wir blieben gleich zwei Nächte, weil wir uns in dem Städtchen sehr wohl fühlten. Samstagvormittags besuchten wir den Wochenmarkt (ich liebe es) und kauften verschiedene regionale Produkte für ein Festmahl am Wohnmobil.

Essen im Wohnmobil ist auch so ein Thema, an dem sich die Geister scheiden. Wir beobachten viele Wohnmobilisten, welche die Gastronomie unterstützen und essen gehen. Da ich sehr gerne koche, bereiten wir meistens unser Essen im bzw. am Wohnmobil zu. Ja, es muss anschließend gespült werden, aber das geht zu zweit ruckzuck und macht uns meistens nichts aus. Das gemütliche Essen vor dem Womo entschädigt uns für das bisschen Arbeit mehrfach.

Abends fuhren wir weiter nach Heilbronn zur Bundesgartenschau. Die Stadt Heilbronn hatte für Wohnmobilisten einen Stellplatz an der Theresienwiese eingerichtet (keine Ahnung, ob der außerhalb der Veranstaltung auch existiert) und wir fanden alles super organisiert um mit dem Bus die BUGA zu erreichen.

BUGA Zwerge
Niedliche Begrüßung durch die BUGA-Zwerge

Am kommenden Tag spazierten wir durch die wunderschön hergerichtete Anlage, hörten interessante Vorträge und genossen einen sehr inspirierenden Tag. Es wurden wechselnde Abendveranstaltungen angeboten und wir schauten uns im Open Air-Kino von Abba „We do it again“ an. Vermutlich wären wir für den Film nie in irgendein Kino gegangen, aber die schöne Atmosphäre unter freiem Himmel und bei herrlichem Wetter bescherte uns einen besonders schönen Abend, der noch lange in uns nachklang.

Am anderen Tag bummelten wir noch durch Heilbronns Innenstadt und ließen das fröhliche Treiben auf uns wirken, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten.

Immer wieder wurde uns bewusst, wie gut es uns geht, dass wir die schönen Seiten des Lebens genießen können.